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Raus aus der Routine! Los! Jetzt!

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneRaus aus der Routine! Los! Jetzt!

Geben wir es doch zu: Wir alle sind in Routinen gefangen. Wir füttern alle diese kleinen Maschinen des Alltags mit Inhalten und damit das einigermaßen ohne Stress und Belastung geht verfallen wir in Routinen. Die Idee der Maschine passt ganz gut auch zu dem, was wir im Social Web so treiben. Also wir. Die wir eine Fanpage haben, ein Profil, die wir twittern, bookmarken, Inhalte verteilen, Inhalte erstellen, Dinge ins Internet schreiben aka bloggen oder die sich mit diesem Social-Media-Kram beschäftigen wollen oder müssen.


Wir füttern alle die großen oder kleinen Netzwerke mit Inhalten und machen das Tag für Tag für Tag für Tag... Jeden Morgen ein tolles Sonnenaufgangsphoto für Facebook, das mögen die Leute ja so gerne. Dann Mittags vielleicht so einen Tipp fürs Essengehen oder ein Rezept oder irgendwas Lustiges mit Katzen. Und Abends natürlich Sonnenuntergangsphotos. Smiley nicht vergessen! Jeden Tag dasselbe, jeden Tag posten wir unsere Inhalte in diese Netzwerke - und irgendwann fällt uns auf: Die Likes sind weniger geworden. Die Reaktionen auf die Posts sind nicht mehr da. Panik! Wir können ja gegenüber der Konkurrenz nicht mit weniger Likes dastehen! Das geht doch nicht! Hilfe!

Routinen nehmen uns im Alltag eine ganze Menge an Arbeit ab. Dazu sind sie ja da. Es wäre ja auch furchtbar müssten wir bestimmte Dinge immer wieder neu erlernen oder uns neu einprägen. Wir wissen: Wenn wir über die Straße gehen wollen und da ist ein Knopf an der Ampel müssen wir den drücken. Wenn wir einen Serienbrief in WORD erstellen möchten, dann gehen wir ganz bestimmte Schritte, die sind immer gleich. Wir denken da auch gar nicht mehr drüber nach. Das Gehirn mag Routinen übrigens ganz gerne. Das ist halt, sagt die Forschung, deswegen so weil das Gehirn sich dadurch Energie spart. Klar. Was einmal eingelernt und eingeprägt ist, das läuft dann halt vollautomatisch ab. Routinen sind hilfreich.

Und Routinen sind tatsächlich auch beim Arbeiten mit Social-Media-Werkzeugen hilfreich. Vermutlich haben deswegen auch die ganzen schicken jungen Youtuber, die ja so das Fernsehen ablösen sollen unkt man - ich glaube nicht so Recht daran - ja bestimmt auch ihre Sendezeiten. Weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Wenn ich weiß, dass LeFloid immer Montags ein neues Video online stellt, dann kann ich mich darauf einstellen. Sicherlich kann ich das auch nachschauen oder dann, wenn ich Lust und Zeit habe, aber im Grunde hilft ein Programmschema oder ein Redaktionsplan für das Planen von Inhalten schon sehr. Und wenn ich meine Fans dazu erzogen habe Inhalte zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwarten - prima.

Nur: Irgendwann mutiert die Routine zur Langeweile. Das Beispiel mit dem Morgengruß bei Facebook - täglich - ist gar nicht mal so übertrieben. Es gibt Fanpages, die posten immer Abends einen Todes- oder Geburtstag einer Persönlichkeit aus der Wikipedia. Nachdem sie täglich morgens dann ein Bild und mittags einen Link gepostet haben. Das ist - langweilig. Das ist Starre. Das ist vor allem das Kanal-Denken, das auch heute noch Marketing-Leute zu prägen scheint. Irgendwie müssen die im Studium gelernt haben, dass dieses Soziale Internet, dieses Web 2.0, dieses Social Web nicht anders funktioniert als alle anderen Kanäle auch. Man kippt seine Inhalte rein, macht vielleicht noch Gewinnspiele und fertig. Als wenn man bei einer Beziehung mit einem Menschen auch nur so mal fünf Minuten am Tag reinhuschen, kuscheln und dann wieder weg sein könnte. Zugegeben: Bei mancher Beziehung mag das funktionieren. Aber auf Dauer? Ich glaube nicht.

Nun könnte man zu Gute halten: Das Medium ist neu. Wir wissen alle noch lange nicht wie wir damit umgehen sollen, die Medienpädagogen hängen sowieso mit der Fachliteratur hinterher, die beschäftigen sich nicht mit StudiVZ und die Social-Media-Manager und Marketingmenschen müssen halt mal anfangen umzudenken. Aus der Routine des Üblichen auszubrechen. Kreativ zu sein. Dummerweise wußte schon Watzlawick, dass "Sei Spontan!" nicht machbar ist. Vermutlich schleichen sich deswegen die Routinen in unser Verhalten ein: Das Gewohnte ist halt so schön bequem. Das Neue macht Arbeit. Und wenn die Leute ihr Marketingstudium fertig haben gibts halt Facebook nicht mehr sondern dann muss man sich schon wieder auf ein anderes Netzwerk einstellen. Mist!

Dabei frage ich mich: Wenn das Ziel der Marke, wenn das Ziel der Person die Wahrnehmung ist - und das ist eine der wichtigsten Währungen heutzutage - warum um alles in der Welt macht man dann das, was alle machen? Nun ist das Kopieren und Nachahmen nichts Schlimmes, jeder lernt erstmal so, jeder schaut sich erstmal Dinge ab. Aber sind wir nicht allmählich über die Phase hinaus, in der wir lustige Zitate und Katzenbilder teilen? Wäre es nicht an der Zeit wenigstens mal die Größe der Kinderschuhe zu wechseln was Facebook, Twitter, Google+, Ello und alle anderen Netzwerke betrifft und aus der Komfortzone auszusteigen? Drehen wir uns im Grunde nicht ständig um Kreis? Warum verlassen wir die Routinen nicht mal, halten einfach mal an und geben uns Zeit darüber nachzudenken wie kreativ wir mit diesen neuen Medien umgehen können?

Und wenn man dabei seine Fans vor den Kopf stößt? Ja, aber wenn man wahrgenommen werden möchte braucht man doch ein Profil? Dann braucht man Inhalte, an denen man sich reiben kann, die diskutiert werden. Statt zu reagieren könnte man agieren. Die Themen selbst setzen. Die Diskussionen selber anstoßen. Sich fragen, was die Zielgruppe wirklich braucht. Und eventuell sind das keine Morgengrüße, so nett die auch sind und ja, sie sind eines dieser sozialen Bindemittel, die bisweilen nötig sind. Sie ersparen uns aber nicht das Wesentliche: Die Frage nach dem Kern unseres Wesen. Denn eigentlich geht davon alles aus. Wir stellen uns diese Frage aber gar nicht mehr, weil die Routine uns sagt: "Je mehr Bilder, desto mehr Likes!" Dass es beim Vermitteln unserer Inhalte aber gar nicht so sehr auf Quantität ankommt sondern auf Qualität wird zwar immer wieder irgendwie beschworen, aber wir vergessen das dauernd. Leider. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss noch den Follower-Friday auf Twitter vorplanen, weil das enorm viele Likes bringt...

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