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»Dorian Hunter« revisited - Teil 25 - Mit dem Auge eines Kindes

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 25 - Mit dem Auge eines Kindes …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der Sohn des Zyklopen“Der Sohn des Zyklopen”
Dorian Hunter Band 75
von Ernst Vlcek
(EV: DK 74 / 20.01.76)
Zusammen mit den baskischen Sektierern macht Dorian Hunter Jagd auf den Dämon Torto, der sich auf dem Weg zu seinem Sohn Tirso befindet, um ihm den hermetischen Kreisel als Geschenk zu übergeben. Man hofft, dass der Zyklop sie direkt zu seinem Ableger führt. Der inzwischen vierjährige Tirso lebt bei seinen Zieheltern im verborgenen und verfügt bereits über magische Fähigkeiten, im Gegensatz zu seinem dämonischen Erzeuger, der diese längst verloren hat. Es gelingt dem Zyklopen, seinem Sohn den Kreisel zukommen zu lassen, der damit zu spielen beginnt und den darin gefangenen Animus entfesselt. Dieser soll ihn mittels der Zwergenfrau Dula zum Bösen erziehen, was sich jedoch als schwierig erweist, da Tirso von guter Gesinnung ist und sich nicht von dem Animus beeinflussen lässt. Als Torto ins Haus eindringt und seine Mutter bedroht, tötet er ihn, womit er für die schwarze Familie ohnehin wertlos geworden ist. Hunter hat das bereits erkannt und versucht, den Jungen vor den blindwütigen Sektierern zu  beschützen, die das Haus belagern. Erst als es ihm schließlich gelingt, den hermetischen Kreisel zu zerstören und Tirso durch die magisch manipulierte Leiche seines Erzeugers seinen Tod vortäuscht, wendet sich das Blatt. Hunter beschließt, sich um Tirso zu kümmern und ihm (und anderen magisch befähigten Wesen) eine sichere Zuflucht zu bieten, wofür sich ein leerstehendes Castillo in Andorra anbieten würde. Don Chapman beschließt derweil, sich auf die Suche nach seiner - wie er hofft - vom Bösen befreiten Gefährtin Dula zu machen.

In diesem letzten Band des “Zyklop” - Zyklus machen wir nun endlich die Bekanntschaft mit dem Dämon Torto, welcher in den Bänden zuvor immer nur erwähnt wurde, weshalb man dem ersten (und letzten) Auftritt dieser Figur mit Spannung entgegensah.

Leider entpuppt der Zyklop sich hier allerdings als ein ziemlich einfältiger Geselle und hat zudem noch seine magischen Fähigkeiten eingebüßt. Im Grunde machen Hunter und Co. also nur Jagd auf ein einäugiges Monster.

Angesichts dieser Tatsache gestaltet sich diese Jagd dann doch etwas sehr komplex und zeitraubend, zumal man sich ohnehin fragt, wie der Zyklop es überhaupt geschafft hat, so lange zu überleben.

Aber zum Glück gibt es da ja noch Tirso, der seinem Vater mit seinen vier Jahren schon um Lichtjahre voraus ist, was seine Intelligenz und sein magisches Geschick angeht, und sich vor allem wegen seiner unerschütterlich guten Gesinnung als die interessantere Figur erweist.

Zumal man sich sowieso fragt, warum seine Erziehung zum Bösen sich so extrem aufwändig und umständlich gestaltet. Da muss also zunächst einmal der hermetische Kreisel herbeigeschafft und ausgerechnet von dem debilen Erzeuger überbracht werden. In diesem Kreisel befindet sich der Animus, welcher aber auch erst einmal entfesselt werden muss, indem der Junge damit spielt, und dann benötigt man noch ein Alraunengeschöpf, das über den entfesselten Animus selbst noch den Schritt zum Bösen vollziehen muss, um den Jungen in diesem Sinne erziehen bzw. in die entsprechende Bahn lenken zu können. Alles in allem ein maßlos übertrieben komplizierter und genau deshalb zum Scheitern verurteilter Plan…

Dass Tirso seinen Erzeuger am Ende töten muss, erscheint dann ebenso wie die Zerstörung des Kreisels als eine zwar logische aber auch vorhersehbare Entwicklung der Dinge. Immerhin gelingt es Vlcek, die Ablehnung des Ziehvaters und seine Abscheu gegenüber dem “Bastard” sehr gut darzustellen. Ebenso wie Hunters Versuche, ihn über das wahre Wesen seines Sohnes aufzuklären gelungen sind.

Unterm Strich endet der “Zyklop” - Zyklus also mit einem nicht gänzlich enttäuschenden aber in Bezug auf die ganze, etwas krude Kreisel - Story doch eher durchwachsenen Finale.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2021-07-23 10:59
Vlcek hat häufig über Kinder geschrieben. In PR war das auch okay, im DK hat es mir nie gefallen.

Als damals jüngerer Leser wollte ich Action, Schwarze Magie und eine Prise Erotik, und bestimmt nichts über Kinder. Cocos Sohn war schon zu viel, jetzt kam der nächste? Och nöö. Ich hätte mir freiwillig auch keinen Heintje-Film angesehen :-)

Später fand ich es eine klassische dramaturgische Fehlleistung. Es war '76 völlig klar, dass Horror und Kinder in dem Format in Deutschland nicht gehen. Man konnte die Figur von vornherein nie dem Thema entsprechend einsetzen und hatte am Ende nur eine Kateileiche mehr, die der stetig wachsende Cast mitschleppen musste.

Das ist so die Phase der Serie, wie sie langsam aber stetig konzeptionell aus dem Ruder lief. Die Horrorelemente mussten zusehnds softer gemacht werden, wodurch der Plot nicht mehr richtig funktionierte.

Wenigstens ist der nächste Roman - zumindest in meiner Erinnerung, habe jahrelang nicht mehr reingelesen - ein Kracher. Bettlektüre für Arachnophobiker :lol:
#2 Toni 2021-07-23 15:40
Tirso hat mich bei meiner ersten Dämonen-Killer Reise gar nicht mal so gestört. War ein lustiger, ständig blauer (Scherz) Geselle, der das Herz auf dem richtigen Fleck hatte. Er kam mir eigentlich gar nicht so klein und jung vor. Da ging mir Cocos und Dorians Sohn mehr auf den Zeiger. Diese ständige Angst und Besorgnis konnten einen schon mal ein paar Seiten vergraulen.
#3 Cartwing 2021-07-23 17:56
Eigentlich sind Kinder ja in fast jeder Serie zu finden, auch unter den Hauptfiguren.
Bei Macabros z.B gab es mit Pepe und Jim gleich zwei Kids bzw. Teenager, wobei ich es bei Jim, dem Guuf, ähnlich wie eben Tirso einfach gelungen finde, wie die Autoren es vermittelt haben, dass man den durch ihr abschreckendes Äußeres extremen Außenseitern das Gefühl gab, nicht anders zu sein, dazu zu gehören.

Zitat:
Wenigstens ist der nächste Roman - zumindest in meiner Erinnerung, habe jahrelang nicht mehr reingelesen - ein Kracher. Bettlektüre für Arachnophobiker
Auf jeden Fall gut, aber der Nachfolgeband von Warren war noch einen Tacken besser...
#4 Andreas Decker 2021-07-23 19:34
zitiere Cartwing:
Eigentlich sind Kinder ja in fast jeder Serie zu finden, auch unter den Hauptfiguren.
Bei Macabros z.B gab es mit Pepe und Jim gleich zwei Kids bzw. Teenager, wobei ich es bei Jim, dem Guuf, ähnlich wie eben Tirso einfach gelungen finde, wie die Autoren es vermittelt haben, dass man den durch ihr abschreckendes Äußeres extremen Außenseitern das Gefühl gab, nicht anders zu sein, dazu zu gehören.


Lachweg, die beiden habe ich damals noch mehr gehasst :lol: Obwohl ich das 1977 mit dem Außenseitertum nicht so gesehen habe. aber du hast da sicher recht.

Giesa hat sich da immer erfreulicherweise zurückgehalten.
#5 Cartwing 2021-07-23 21:27
Ja, Pepe mochtest du nicht, daran erinnere ich mich noch... aber ich gebe zu, dass ich damals mit 14 auch nix mit den beiden anfangen konnte.
Die sitzen da halt am Strand von Marlos rum, spielen Gitarre und singen, sehr spannend... :D

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