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Michael's Spuk und Mitternächte: 3. Der Fluch des Schwarzen Juwels

Michael's Spuk und MitternächteMichael's Spuk und Mitternächte
3. Der Fluch des Schwarzen Juwels

Wieder einmal wird die große Ideen-Truhe geöffnet, in der ich Dinge aufbewahre, die ich vor Jahren mal für Romane ausgearbeitet habe.

Ob das jetzt ein Schatz-Kästlein oder eine Motten-Truhe ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Es handelt sich hier um Konzepte für richtige Grusel-Romane.


Eigentlich werden sie für Frauen geschrieben, jedoch können sie auch von Männern gelesen werden. Ursprünglich waren sie für die Serie "Mitternachts-Roman" des Bastei-Verlages bestimmt.

Vor dem ersten dieser "Mitternachts-Expos" hatte ich einen längeren Artikel über den Werdegang dieser Romane und die Motive zur Schaffung dieser Handlungsebenen geschrieben. Wer das noch nicht kennt oder noch mal lesen möchte, der soll hier drücken.

Zum Exposé zu »Der Fluch des Schwarzen Juwels« ist - in aller Kürze - folgendes zu sagen:

England ist der Schauplatz der Handlung. Doch die Story basiert auf dem Erbe der britischen Kolonialzeit in Indien. Dieses Land mit seiner  für uns unbegreiflichen Kultur und rätselhaftem Denken der in ihrer Hindu-Religion eingebundenen Menschen hat mich mein ganzes Leben fasziniert. Die zwei Wochen, als ich in Indien die Provinz Rahjastan bereiste gehören zu den Höhepunkten meines Lebens.

Als ich das Konzept machte, kam mir allerdings erst mal das Buch "The Moonstone" in Erinnerung, das wir in der Schule im Englisch-Unterricht lesen mussten. Die Story hatte ich längst vergessen. Doch auf meinen Reisen in Dorset fand ich besonders in den alten Herrenhäusern immer wieder Hinweise auf die Kolonialherrschaft in Indien. Genau so wie in meinen Bücherregalen die "Beutestücke" meiner Reisen mit einem gewissen Stolz präsentiere so hatte seine Lordschaft in der Zeit, als der weiße Mann in Indien noch Sahib genannt wurde Dinge mitgebracht, die er aber vermutlich nicht bei Straßenhändlern oder in Andenkenläden gekauft hatte, sondern requirierte, wenn sich die Gelegenheit bot. Nur böse Zungen oder Neider reden da von Raub oder Diebstahl... für seine Lordschaft waren es eben Wilde und es war sicher im Sinn des Christentums, wenn man ihnen diese heidnischen Relikte weg nahm.

Da der "Blaue Diamant" schon zu abgedroschen war, fand ich den Begriff "Schwarzes Juwel" ganz klangvoll. So wie Inder auf der Stirn oft das Zeichen der Kaste tragen, so tragen ihre Götterstatuen in der Stirn meist sehr kostbare Steine. Von daher ist alles nicht erfunden. Und auch die Mörder-Sekte der Thugs hat es gegeben - und es gibt sie noch, wie mit mein Reiseleiter in Indien versicherte. Allerdings ist es nur eine dieser Sekten, die wie in Japan die Ninja darauf spezialisiert sind, Menschen verschwinden zu lassen.

Die Handlung der Story schwankt zwischen einem englischen Gesellschafts-Roman und einer Abenteuer-Story. Dafür ist aber der Hintergrund mit der Hindu-Religion etwas, was in früheren Jahren beim Mitternachts-Roman abgelehnt worden wäre. Kali, eine der vier Frauen des Gottes Schiwa, wird in verschiedenen Tempeln verehrt und auch heute noch werden auf ihrem Altar Opfer geschlachtet - allerdings keine Menschen mehr, sondern Hühner oder Ziegen. Kali hat ihr besonderen Vereher - alle anderen Hindus fürchten diese Gottheit und sie haben schon Angst, wenn man ihren Namen nur erwähnt.

Bleibt noch zu erwähnen, dass ein Victor Sunderland tatsächlich auf der Liste der Passagiere aus der Dritten Klasse der "Titanic" steht. Ich versuche ja immer so weit wie möglich selbst in einem erfundenen Roman tatsächlich passierte Dinge mit einzubauen.

Doch nun genug der Vorrede. Genießt das Exposè ...

Der Fluch des Schwarzen Juwels
Legende des Juwels und historische Tatsachen
In einem geheimen Tempel der indischen Totengöttin Kali in Benares war ein schwarzer Diamant von unschätzbarem Wert in die Stirn des Götterbildes eingelassen.

Die Geheimsekte der Thugs war im Indien des vorigen Jahrhunderts weit verbreitet. Sie waren eine Art Geheimdienst der indischen Mogulen und Radschas und ihre Mitglieder waren wie die japanischen Ninjas auf geheimen Mord spezialisiert. Meist gaben die Thugs den lautlosen Tod, indem sie ihre Opfer von hinten mit einem Tuch, in das drei Knoten geschlungen waren, erwürgten.
 
Aus dem Dunkel heraus kämpften die Thugs gegen die Engländer und die den Engländern und anderen Ausländern freundlich gesinnten Inder. Schiwa, der Zerstörer und seine Gemahlin Kali sind ihre Götter und der Tempel des schwarzen Juwels war ihre heiligste Kultstätte. Hier feierten sie ihre verbotenen Blutriten und nahmen neue Mitglieder in den Bund auf.

Im Zuge der Niederschlagung des Sapoy-Aufstandes unter Nena-Sahib (1857 - 1859) wurden auch die Thugs vom britischen Militär in Zusammenarbeit mit dem englischen Geheimdienst kompromisslos bekämpft und fast völlig ausgerottet. Dabei wurde auch der Kali-Tempel von Benares gefunden und von englischen Truppen gestürmt.  Seit jener Zeit ist das schwarze Juwel, die "Seele der Thugs" aus der Stirn der Göttin Kali verschwunden. Bis heute verschlossene Geheimdienst-Dokumente wollen wissen, dass der kommandierende Offizier, Colonel Sir Geoffery, Earl of Sunderland, den Stein an sich genommen und an einem geheimen Ort in England verborgen hat. Durch den Raub  der "Seele den Thugs" gelang es ihm, dem Geheimbund den Zusammenhalt zu nehmen und diese Mörder-Sekte so in alle Winde zu zerstreuen.

Tatsächlich hat man danach über hundert Jahre kaum etwas von den "Lautlosen" gehört. Doch obwohl sich die Zeiten geändert haben, ist die Seele Indiens immer ein Geheimnis geblieben. Und die Thugs sind weder damals noch heute tatsächlich verschwunden. Wie Schatten verschwanden sie einst in der Anonymität - aber sie existieren noch heute im Geheimen...

Am Anfang des zwanzigesten Jahrhunderts haben die Nachfahren der Thugs festgestellt, dass sich ihr Heiligtum in Sunderland-Gardens, dem Adelssitz der Sunderlands befindet. Ihr Oberpriester Mulay-Singh versuchte, mit einigen Helfern das Juwel zu stehlen. In den alten Gewölben unter dem Herrenhaus ist er jedoch mit seinen Männern von Sir Arthur of Sunderland ertappt und gefangen genommen worden.

Der Lord weiss nur zu genau, dass seine Familie niemals Ruhe haben wird, wenn er seine Gefangenen einfach verschwinden lässt. Die Thugs wissen, wo ihr Heiligtum ist und werden wiederkommen und notfalls die ganze Familie ausrotten, um das schwarze Juwel zu bekommen. Deshalb schließt Sir Arthur ein Abkommen mit den Thugs, dass vom Oberpriester durch den heiligsten Eid bei Schiwa und Kali bekräftigt wird. Diesen Eid werden auch die Thugs aller kommenden Generationen halten.
    
Das Juwel verbleibt in den unteren Gelassen von Sunderland-Gardens, wo ein geheimer Kali-Tempel eingerichtet wird. Wie in Indien ruht der Stein auch da in der Stirn von Kalis steinernen Götzenbildes. Kali wird als schwarze, tanzende Göttin mit vier Armen dargestellt. Ihr Zeichen sind der Dreizack und eine Kette auf fünfzig Menschenschädeln für jeden Buchstaben des Sanskrit.

Nach jedem sechsten Neumond wird von einem Thug heimlich ein Totenschädel aus grünem Jadestein in der Größe eines Fingernagels in den Tempel gebracht und in eine Opferschale vor den Kali-Bild gelegt. Diese Jadeschädel stammen aus dem Tempel in Indien, aus dem das Schwarze Juwel geraubt wurde. Vom Oberhaupt des Sunderland-Clans wird der kleine Schädel auf eine Kette gereiht. Diese Kette hält die Kali-Skulptur in einer ihrer vier Hände. Wenn fünfundzwanzig Jahre um sind, ist  die Kette vollständig.  Dann müssen die Sunderlands dafür sorgen, dass eine Frau aus dem Geschlecht in den Tempel geführt wird. Indem man ihr die Kette umlegt, wird sie als Opfer für Kali bezeichnet.
 
Die Thugs beobachten die Vorgänge auf Sunderland-Gardens auf ihre geheimnisvolle Art. Sie sind lautlos wie die Schatten und verstehen es, sich vorzüglich zu tarnen. Das durch die Kette bezeichnete Opfer werden sie dann fangen und in einer Neumondnacht in dem geheimen Tempel unter Sunderland-Gardens ihrer Göttin opfern. Danach verschwinden die Thugs mit den Jade-Schädeln und alles beginnt von Neuem, bis nach 25 Jahren die Kette wieder fertig ist und ein neues Opfer gefunden werden muss.

Bezeichnen die Sunderlands kein direktes Opfer, suchen sich die Thugs wahllos zehn Familienmitglieder aus (Männer und Frauen), die sie töten. Niemand in der Familie will riskieren, dass auf dieser Art der lautlose Tod umgeht und kein Sunderland am Morgen weiß, ob er den Abend erleben wird. Und so ist es bis jetzt immer wieder gelungen, Frauen aus der entfernten Verwandtschaft der Sunderlands auf den Adelssitz einzuladen, damit man sie dort den Thugs als Opfer zuspielen kann. Der Fluch des Schwarzen Juwels erlischt, wenn der Stein freiwillig den Thugs zurück gegeben wird, damit man ihn wieder nach Indien bringen kann.

Die Story:
Kathrin (Kathy) Curtis ist sehr überrascht, dass sich die hohe Verwandtschaft ihres Vaters plötzlich für sie interessiert. Denn das uralte Adelsgeschlecht der Sunderlands hatte seinerzeit ihrem Vater, Sir Charles of Sunderland, Adel und Titel abgesprochen, weil er eine Bürgerliche heiratete. So hatte Sir Charles auf das "Sir" gepfiffen, den Familiennamen seiner Frau Glenda Curtis angenommen und ein zufriedenes bürgerliches Leben und eine glückliche Ehe geführt. Da Kathys Vater aus einer Seitenlinie stammt, hat es damals keinen öffentlichen Skandal gegeben und die Angelegenheit wurde vertuscht.

Kathrin hat niemals direkten Kontakt zu den Sunderlands gehabt. Das Oberhaupt der Familie residiert auf einem hochherrschaftlichen Landsitz nahe London. Kathrin lebt seit dem Tod ihrer Eltern allein in einem Londoner Appartement und jobbt als Kellnerin. Sie ist ungefähr dreißig Jahre alt, hat mittellanges, dunkles Haar, kleidet sich gern leger und hat ein ungezwungenes Auftreten.

Mit einem Brief wird Kathrin in süßlich-freundlichem Ton gebeten, für einige Tage auf Sunderland-Gardens Urlaub zu machen. Unterzeichnet ist der Brief von Lady Mary of Sunderland, dem ältesten, noch lebenden Familienmitglied. Die alte Dame ist um die achtzig Jahre, aber noch sehr rüstig und typisch englisch - steif und unnahbar. Diese Einladung kann Kathy nicht abschlagen. Auch reizt es sie, mal in die Welt des Adels einzutauchen, die sie bisher nur aus Magazinen kennt. Kathrin ahnt nicht, dass man ihr eine tückische Falle gestellt hat und das sie dazu ausersehen wurde, als weit entfernte Blutsverwandte für die Familie zu sterben.

Vom Bahnhof holt sie ein gut aussehender Mann um die Dreißig ab, den Kathy für den Chauffeur hält. Es ist Richard Sunderland, der offiziell von Lady Mary als Kind adoptiert wurde und deshalb keinen Titel führt. Niemand weiß, dass Richard tatsächlich der Sohn der alten Lady Mary ist und aus einer geheim gehaltenen Liebesbeziehung mit einem Bürgerlichen stammt. Auch Richard weiß nichts von seiner wahren Herkunft. Für ihn ist Lady Mary die gütige Frau, die ihn als Baby aus dem Waisenhaus holte. Und so ahnt er nicht, dass er nach dem Recht der Geburt der Alleinerbe Lady Marys ist.

Mit Kathy sind auch noch einige andere Mitglieder des engsten Familienkreises zur "Großen Gesellschaft", wie man das alljährliche Familientreffen nennt, eingeladen und anwesend. Da es keinen offiziellen Erben gibt, überlegt natürlich jeder, wie hoch sein Anteil sein wird, wenn Lady Mary (für die liebe Familie hoffentlich bald) mal das Zeitliche segnet und das Vermögen nach der gesetzlichen Erbfolge aufgeteilt werden muss. Um so größer ist der Schock für alle anwesenden Familienmitglieder, als Lady Mary beim ersten großen Abendessen in einer Tischrede erklärt, dass es nach ihrem Tode nur einen Alleinerben geben wird.

Diskret verschweigt Lady Mary ihr bestgehütetes Geheimnis. Das Erbe der Sunderlands ist nämlich ein unermesslicher Schuldenberg, der das Barvermögen und die Liegenschaften bei Weitem übersteigt. Die miserable Haushaltsführung der Familien-Oberhäupter aus den Tagen, an denen der Hochadel noch durch einen angemessenen, aber überaus kostspieligen Lebensstil zeigen musste, dass man sich hoch über dem gemeinen Volk erhob, sorgte dafür, dass die Einnahmen gerade die Schuldzinsen decken und ansonsten nur für das Notwendigste ausreichen. Wenn sie alleine mit Richard und der Dienerschaft ist, lebt die alte Lady recht bürgerlich. Doch zur "Großen Gesellschaft" muss natürrlich das Tafelsilber auf den Tisch und es wird drei Tage so gelebt wie in den Tagen der seligen Queen Victoria.

Die Banken halten eigentlich nur still, weil die Zinsen regelmäßig gezahlt werden und weil das Schwarze Juwel im Keller des Hauses als Sicherheit gilt. Die Bankdirektoren sind darüber informiert, dass die Thugs zuschlagen, wenn das Juwel aus dem geheimen Tempel im Keller entfernt und in die Tresore der Bank gebracht wird. Sie wissen, dass die Thugs dann sie und ihre Familie für den Frevel töten und  es der Mörder-Sekte außerdem gelingen könnte, das Kleinod aus dem Tresor der Bank zu stehlen.

In Sunderland-Gardens besteht keine Gefahr, dass das Juwel verschwindet. Dennoch kommt einer der Bankdirektoren alle halbe Jahre und überzeugt sich, ob der schwarze Diamant noch da ist. Muss das Vermögen der Sunderlands tatsächlich einmal liquidiert werden, wird es an die britische Krone verkauft, um die Schulden zu decken. Dann kommt es zu den Kronjuwelen im Tower und was die Rache der Thugs angeht - das ist dann das Problem der Windsors.
 
Bisher ist im Roman weder das Schwarze Juwel noch die Thugs erwähnt worden. Nur aus dunklen Andeutungen Lady Marys ist zu entnehmen, dass die Zeit bevorsteht, wo wieder eine Frau für den ganzen Clan geopfert werden müsse.

Von Lady Ysabel wurden Kathrin heimliche Andeutungen gemacht, dass im Hause ein Gespenst umgeht und sie in der Nacht ihr Zimmer nicht verlassen soll. Eine Verfluchte soll hier wandeln und eine Menschenseele suchen, die ihr hilft, Erlösung zu finden. Aber bisher hatte noch niemand den Mut, dem Gespenst zu folgen. Kathy glaubt, dass dies der Fluch ist, von dem Lady Mary geredet hat und hofft, dem Gespenst zu begegnen. Dann will sie versuchen, die Verfluchte zu erlösen und die Gefahr von der Familie Sunderland zu nehmen.

In der Nacht erwacht Kathrin als sie hört, wie mit leiser, melodischer Stimme ihr Name gerufen wird. Natürlich öffnet sie die Tür und sieht auf dem Gang eine weiße Gestalt. Dass es Lady Carlotta ist, die sie hinunter in den Tempel locken will, weiß Kathy nicht. Denn die Zeit ist erfüllt und die Spitze des Sunderland-Clans muss zusehen, dass Kathrin durch das Angelegen der Kette als Opfer gezeichnet wird.

Schon hat man überall im Haus die geheimen Zeichen der Thugs gefunden. Die lautlosen Schatten sind überall und jederzeit bereit, zuzuschlagen. Niemand weiß, wen Lady Mary als Opfer ausersehen hat. Auch  Carlotta und ihre Schwestern Ysabel und Amanda könnten dazu bestimmt sein.     

Die alte Dame ist unberechenbar. Obwohl sie Kathrin zum ersten Mal gesehen hat, stellten alle fest, dass sie dieser entfernten Verwandten impulsiv eine unglaubliche Zuneigung entgegen bringt. Von den drei Schwestern aber musste sie sich in den letzten Jahren einige Gemeinheiten gefallen lassen. Also muss man etwas nachhelfen, damit Kathrin das Opfer wird.

Carlotta of Sunderland führt Kathy als Gespenst in die Kellergewölbe. Die Verfluchte hat hier einst ihr neugeborenes Kind getötet, das von einem Mann aus dem Volke stammt. Und nun ist sie verdammt, einen der Lebenden zu der Stelle zu führen, wo sie den kleinen Leichnam vor über dreihundert Jahren unter einer Steinplatte verborgen hat. Wenn er in geweihter Erde bestattet wird, findet auch das Gespenst Ruhe.

Das Gespenst öffnet die Tür zum geheimen Tempel und verschwindet durch eine Tapetentür, bevor Kathy den Raum betreten kann. Hier in einer verborgenen Kammer haben sich noch Ysabel und Amanda als Gespenster kostümiert versteckt. Die drei Frauen (ein richtiges Hexen-Trio infamer Bosheit) wollen Kathrin festhalten und ihr die verhängnisvolle Kette umlegen, damit die Thugs in ihrem geheimen Versteck sehen, wer sterben soll. Das ganze soll bei der Demaskierung als Streich ausgelegt werden, mit dem man Kathrin erschrecken wollte.

Aber die Situation entwickelt sich viel romantischer. Kathrin ist fasziniert von dem exotischen Tempel. Sie glaubt, dass auch hier irgendwo unter dem Fußboden das tote Kind verborgen ist, von dem niemand etwas wusste, als der Tempel angelegt wurde.

Dass Geofferey of Sunderland als Soldat in Indien war und dort im Namen der britischen Krone Heldentaten verrichtete, weiß Kathy aus Erzählungen ihres Vaters. Und so wundert es sie nicht, hier einen echt indischen Tempel zu finden. Alle Engläder haben irgendwie einen Spleen. Was es mit dem Götterbild jedoch auf sich hat, weiß Kathy nicht. Sie hat von indischer Mystik und der Götterwelt der Hindus keine Ahnung.

Das Bild der Kali mit der Kette fasziniert sie. Die kleinen Jade-Schädel hält sie erst für Perlen. Den kleinen Schädel in der Opferschale vor der Skulptur fügt sie der Kette bei und macht sie damit vollständig. Weibliche Neugier zwingen sie, die Kette aus der Hand der Göttin zu nehmen und sich selbst um den Hals zu legen.

Kathy erschrickt, weil sie sich plötzlich beobachtet fühlt. Es Rama-Singh, der Hohepriester der Thugs, der mit seinen dunklen Augen alles beobachtet hat. Das Opfer hat sich selbst durch das Anlegen der Kette bezeichnet. Es wird freiwillig in den Tod gehen. Rama-Singh ist hocherfreut. So eine Opferzeremonie wird Kali besonders gnädig stimmen.

Lady Mary ist gar nicht erfreut, als ihr Lady Carlotta erzählt, dass Kathrin das Opfer werden wird. Zwar hatte sie auch ursprünglich daran gedacht, die Angelegenheit durch das Preisgeben einer ihr bisher unbekannten Verwandten für die nächsten 25 Jahre aus der Welt zu schaffen, aber nun kommen ihr Gewissensbisse. Trotz der kurzen Zeit hat die alte Dame Kathrin sehr lieb gewonnen. Und sie hat erkannt, dass ihr Sohn Richard in sie verliebt ist. Also will sie jetzt versuchen, Kathrin zu retten. Aber sie kann das Juwel nicht einfach den Thug überlassen, weil die Sunderlands bankrott sind, wenn die Bankdirektoren den Stein bei ihrer nächsten Visite nicht mehr vorfinden.
In einer Zwischenepisode reiten Kathrin und Richard über Land und gestehen sich ihre Liebe. Kathrin ist die ganze Situation auf Sunderland-Gardens samt der lieben Verwandtschaft (vor allem die drei Hexen) unangenehm und sie will sofort wieder abreisen. Richard will auf die "Große Gesellschaft" verzichten und Kathy nach London folgen - auch wenn er Lady Mary damit verärgert.
    
Während Richard seine Sachen packt, ahnen Carlotta und ihre Schwestern, dass Kathrin verschwinden will. Ysabel redet mit Kathrin über das Gespenst und das toten Kind im Keller, wo sich jetzt der Tempel befindet. Ein dreimaliges "Vater-Unser" in dem Raum, wo der Leichnam des Kindes unter den Steinen liegt, könnte den Ort zum Geweihten Boden machen und das Gespenst erlösen. Kathrin (und auch die Leserin) wissen immer noch nichts vom Geheimnis des Juwels.

Es ist heller Tag und Kathrin wird hingehen, um die Gebete zu sprechen. Im Tempel jedoch wird sie von Carlotta, Ysabel und Amanda ergriffen und auf den Altar gefesselt. Außer dunklen Andeutungen erfährt sie auch jetzt noch nichts und ist allein mit ihrer Angst.

Richard erzählen die drei Schwester auf seine Fragen, Kathrin sei grußlos abgereist. Er fährt nach London, erfährt jedoch von Kathrins Wohnungsnachbarin, dass sie noch nicht gekommen sei. Ein böser Verdacht keimt in Richard auf. Er nimmt an, dass man Kathrin beiseite geschafft hat, weil auch die drei Schwestern jede für sich schon versucht haben, den gutaussehenden Richard als Ehemann zu gewinnen. So schnell er kann fährt er zurück.

Langsam senkt sich der Abend über Sunderland-Gardens. Die anderen Familienmitglieder sind schon im Tempel. Nur Lady Mary ist in der Halle. Richard gesteht ihr, dass er Kathrin liebt und auf den ihm durch die Adoption zustehenden Titel und das Erbe verzichten will, wenn er nur Kathrin heiraten kann. Die alte Frau erkennt, dass Geld und Gut Richard nichts bedeutet - nur Kathrin.

Dann ist es auch nicht notwendig, das Erbe der Sunderlands zu bewahren. Lady Mary klärt Richard über den Fluch des Juwels auf (der nach vielen Andeutungen im Roman hier erst geschildert wird). Durch den Garten huschen die Schatten der Thugs. Telefondrähte sind durchgeschnitten, Handys lahmgelegt und die Autos fahruntüchtig gemacht. Keine Chance, die Polizei zu Hilfe zu holen. Richard und Lady Mary eilen in den Keller, um im Tempel das Schlimmste zu verhüten.

Die Zeremonie ist bereits in vollen Gang. Der Tempel ist voller Thugs und auch die Familie ist anwesend. Kathrin liegt gefesselt auf einem Altar. Ihr Körper wird von verschleierten Frauen (die drei Hexen mit schwarzer Farbe und seltsamen Ornamenten bemalt, die Kali heilig sind. Lady Mary wirft sich dazwischen. Sie bitten Rama-Singh, auf das Opfer zu verzichten und das Schwarze Juwel wieder nach Indien zu bringen. Dann spricht sie die Formel, mit der sie den Eid, der Sir Arthur geschworen wurde, aufhebt.

Rama-Singh erklärt jedoch, die Zeit für das Opfer wäre da und man werde Kali erzürnen, wenn man es ihr diesmal verweigert. Lady Mary bietet sich selbst als Opfer an. Doch das akzeptiert der Oberpriester nicht. Kathrin hat die Kette Kalis getragen und sich damit freiwillig als Opfer angeboten. Damit ist sie wie eine Sathi, eine Witwe, die in alten Zeiten freiwillig ihrem toten Gemahl auf den Scheiterhaufen folgte.

Richard wird von den Thugs festgehalten als er versucht hat, Kathrin vom Altar zu befreien. Weitere Vorbereitungen mit Gesang und Tanz. Kathrin wird zwischen zwei Säulen gefesselt. Sie soll mit der heiligen Kette Kalis erdrosselt werden. Als Rama-Singh die Kette zuzieht, reißt sich Richard los und schneidet die Kette mit einem Gurkha-Dolch durch. Rasch zerschlägt er die Kette, dass die Jadeschädel durch den Tempel rollen. Da die Thugs darauf ausgleiten, kann er sich einige Zeit wehren. Bevor Richard überwältigt wird, schleudert er den Dolch auf Kalis Standbild. Die Spitze trifft das Juwel, das wie der Kopf der Skulptur in tausend Stücke zerspringt. Entsetzt fliehen die Thugs und auch die Familie. Nur Rama-Singh bleibt zurück. Einen echten Diamanten hätte das Messer nicht einmal angekratzt. Nachdenklich betrachtet er die Bruchstücke und stellt fest, dass es sich um eine Imitation aus schwarzem Glas handelt.

Da rückt Lady Mary mit ihrem letzten Geheimnis heraus, dass ihr Sir Arthur, ihr Vater, auf dem Totenbett anvertraut hat. Sir Arthurs Neffe Victor war ein Spieler und Glücksritter. Er kannte den Tempel und als er sich in die USA absetzte, um dort seinen Gläubigern zu entwischen, stahl er das Schwarze Juwel, um sich von dem Erlös in Amerika eine neue Existenz aufzubauen. Doch er fuhr mit der "Titanic" getarnt als 3.-Klasse-Passagier. Und tatsächlich ist ein Victor Sunderland auf der Liste der Ertrunkenen.

Heimlich ließ Sir Arthur ein Duplikat des Steins anfertigen und es gelang ihm, die Thugs und die Bankdirektoren zu täuschen. Der echte Stein ist für alle Zeiten im Inneren des Wracks der "Titanic" verschwunden.

Rama-Singh erkennt, dass hier Brahma, der Herr des Lebens, selbst eingegriffen hat. Er wird nach Indien zurück kehren und die Sunderlands vergessen. Dass die Göttin Richard so viel Stärke gegeben hat, dass er sich gegen den Ansturm der Thugs erwehren konnte zeigt dem Priester, dass Kali ihm und Kathrin wohlgesonnen ist und auf das Opfer verzichtet. Brahma, Schiwa und Wischnu sollen ihnen gnädig sein.

Das Sunderland-Vermögen wird nun zwar liquidiert, doch es bleibt so viel übrig, dass  Richard und Kathrin ein kleines Haus auf dem Land kaufen können, wo Richard eine Autowerkstatt einrichtet. Denn Richard hat ohne Wissen von Lady Mary eine Ausbildung als Kfz.-Meister gemacht , die ausreichende Einkommen garantiert. Lady Mary wird bis zum Ende ihrer Tage bei ihnen wohnen.

Eine Variationsmöglichkeit, das Sunderland-Vermögen durch gerade aufgedeckte dunkle Machenschaften innerhalb des Bankdirektion  zu erhalten, besteht möglicherweise auch.

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Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2013-08-11 12:04
Wer näheres zur erwähnte Episode mit der Titanic lesen will sollte unter www.zauberspiegel-online.de/index.php/romane-mainmenu-210/627-das-meer-wird-dein-leichentuch nachlesen. :)
#2 Alter Hahn 2013-08-11 13:54
Und wem das "Topfgucken" bei den ungeschriebenen "Mitternächten" gefällt und wer auch den Titanic-Roman "Das Meer wird dein Leichentuch" gelesen hat - und bedauert, das er davon nicht mehr zu lesen bekommt, für den habe ich eine freundige Botschaft.

Ich habe der Zauberspiegel-Redaktion Expemplare fast aller alten "Frauen-Grusels" gegen können, die nun eingescannt werden. Danach gehe ich die Texte noch mal durch und unterteile sie in einzelne Kapitel, die dann auch kapitelweise im Zauberspiegel erscheinen werden. Auf diese Art gibts wieder kostenlosen Lesestoff für Leute mit schmalem Geldbeutel.

Für wen das keine "frohe Botschaft" ist, der braucht ja nicht mit zu lesen...
#3 Hannes 2013-08-11 15:16
Ist das Apostroph nicht falsch?
#4 Harantor 2013-08-11 15:24
zitiere Hannes:
Ist das Apostroph nicht falsch?


Jou, wenn du das in "Michael's" mein. Das ist natürlich falsch, aber: Es ist eine Reminiszenz an die Sitte der Siebziger und Achtziger als es noch "Shocker's" Romane gab. Daher ist das mit Absicht so gewählt.

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