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Die Akte Göttmann: Wie eine Folge von "SOKO 5113" die gesamte Serienhistorie zerstörte - Teil 2

Soko 5113Die Akte Göttmann:
Wie eine Folge von "SOKO 5113" die gesamte Serienhistorie zerstörte -
Teil 2

Für gewöhnlich gibt es in Serien im Fernsehen keine großen Sprünge. Wenn Hauptfiguren aus der Handlung verschwinden, dann sind sie verschwunden - und zwar meistens auf nimmer Wiedersehen. Selten wird Jahre später noch mal ein ehemals fallen gelassener Faden wieder aufgenommen oder weiter bearbeitet.


Das hat einen ganz einfachen Grund. Man macht sich mit Serien nicht die Arbeit in alten Manuskripten zu wühlen. Unter Umständen passieren auf diese Weise Fehler, die man vermeiden will. Die Unwissenheit eines neuen Redakteurs (denn diese wechseln im Laufe der Jahre schonmal) kann die Kenner einer Serie massiv verärgern. Außerdem ist den neuen Redakteuren nichts mehr zuwider als sich durch die Jahrzehnte einer ganzen Serienhystorie zu wühlen.
 
Aus diesem einfachen Grunde ist auch "Die Akte Göttmann" als Folge 390 der Krimiserie reichlich verkorkst. Aber nicht nur deswegen. Man richtet mit einer einzigen 90-Minuten Folge ein heilloses Chaos an und zerstört die ganze Geschichte.
 
1992 stieg zunächst Herzsprung als Fred Less aus der Serie aus. In der Handlung wurde das so begründet, dass er in den Innendienst versetzt werde um mehr Zeit für seinen Sohn zu haben, da er ja allein erziehend ist nach dem Tode seiner Frau. Die starb allerdings bereits fünf Jahre zuvor in der Folge "Mord in der Schickeria" bei einem Autounfall. Herzsprung wurde durch Hartmut Schreier ersetzt, den ersten ostdeutschen Schauspieler in den Reihen der Soko. Schreier blieb der Serie über Jahre treu. Bis 2010. Insgesamt hatte Schreier bis dahin nach Wilfried Klaus die längste Dienstzeit bei der SOKO 5113. Er wäre gern länger geblieben und hätte Klaus auch bestimmt gern überholt, doch die Autoren und der Sender hielten es für besser ihn durch einen jüngeren Kollegen zu ersetzen.

Auch der langjährige Soko-Kommissar Sudmann alias Heinz Baumann stieg 1993 aus der Serie aus. Offiziell um sich eigenen Projekten zu widmen. In einem Ableger kehrte er 1994 mit "Solo für Sudmann" auf den Bildschirm zurück und war nun Detektiv. Auch in der Soko-Serie selbst tauchte er hin und wieder als Gast auf. Zuletzt dann 2008 in der Folge um die es hier geht. In "Die Akte Göttmann" wird mit dem Soko-Mythos ein für alle Mal aufgeräumt und es klingt beinahe wie ein Neuanfang. Autor dieser schrecklichen Folge ist Conny Lens. Ein langjähriger Soko-Schreiber. In der Folge geht es um die Balkan-Mafia. So kommt heraus, dass Karl Göttmann 1992 nicht an einem Herzinfarkt starb, wie es damals hieß, sondern mit Arsen vergiftet wurde. In der Folge kommen neben Sudmann auch Christine Döring, Olivia Pascal und Bernd Herzsprung als ehemalige Soko-Kommissare wieder zum Einsatz. Die meisten anderen Soko-Ermittler hatte man aufgrund ihrer kleinen Rollen in der Serie nicht mehr aktiviert. Oder man konnte sie nicht mehr aktivieren, da die Darsteller bereits verstorben waren.
 
Olivia Pascal stirbt als Lizzy Berger im Einsatz. Einen Einsatz, den sie nicht mehr unbedingt haben musste. Warum hat man sie aktiviert? Nur um sie sterben zu lassen? Es war jedoch erst der Anfang. Offenbar wollte Autor Conny Lens mit der kompletten alten SOKO-Riege aufräumen. Fred Less wird bei seinem Gastauftritt zunächst als Legende und schillernde Lichtgestalt der Soko 5113 begrüßt, als "Der Durchläufer". Immerhin wird ihm so viel Ehre noch zu Teil, ehe er als Maulwurf enttarnt wird, der 1992 Karl Göttmann tötete, weil der ihm auf der Spur war als Less bereits für die Balkan-Mafia arbeitete. Sudmann selbst enttarnt ihn wobei es zu einer seltsamen Aussage von Less kommt.

"..weißt du noch als damals meine Frau Carola starb? Warst du da überhaupt schon bei der Soko? naja egal".

Der Autor Lens wusste offenbar nicht, dass Sudmann bereits vier Folgen vor der Episode "Mord in der Schickeria" zum Soko-Team stieß. Eine kurze Internet-Recherche von 5 Minuten hätte alles aufgeklärt.
Less wird also verhaftet und von allen verachtet. Schickl geht in den Ruhestand und nimmt seinen alten Kumpel Sudmann mit auf die Alm. Schickl bekommt auch gleich eine neue Identität und sein Tod wird vorgetäuscht, damit die Balkan-Mafia ihn mehr sucht. Damit hat man mit einem Schlage alles was einmal Soko 5113 war unter den Teppich gekehrt. Nach Schickl folgt Gerd Silberbauer als KHK Bauer und wird neuer Leiter der Soko. Warum hat man nicht schon hier aus "Soko 5113" die "Soko München" gemacht? Die entsprechenden Ableger wie "Soko Leipzig" gab es bereits. Lediglich die "Soko Stuttgart" wurde noch geboren. Wenn also einen Neuanfang, dann hier. Aber nein, man wartete fast acht weitere Jahre mit dem Namenswechsel.

Kommentare  

#1 Advok 2016-01-20 18:49
Ich kann ja mit SOKO so gar nichts anfangen (und die Artikel im Zauberspiegel sind auch meine einzige Quelle, die ich nutze, um mich zu den Serien zumindest ein wenig schlau zu machen).

Deine Kritik zu SOKO im Großen und Ganzen mag zutreffen, doch deine Detailkritik ist glaube ich ein wenig zu streng.
Hier meine ich die Szene, die Du zitierst: Less weiß nicht, ob Sudmann damals bereits da war. Du bist der Ansicht, der Autor hätte recherchieren müssen.
Recherchieren muss er - aber das darf nicht bedeuten, dass plötzlich jeder Charakter alles weiß. Immerhin haben die zwei (anscheinend) noch einige Jahre zusammen gearbeitet, und da im Nachhinein von der Figur zu verlangen, dass sie noch weiß, ob ein Mitarbeiter zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits da war, halte ich für übertrieben. Immerhin muss der Charakter nach dem Tod seiner Frau ja auch aufgewühlt gewesen sein - und da wird sicherlich nicht eine andere Person, die er anscheinend erst seit vier Folgen kennt, ihm die große Stütze gewesen sein.

Zweiter Kritikpunkt: DAs Szenario mit dem Abgang vieler alter Figuren stammt eventuell gar nicht vom Autor, sondern von den Produzenten bzw. auch dem Sender. Immerhin dürfte es ein ziemlicher Koordinationsaufwand gewesen sein, die Schauspieler gleichzeitig zu reaktivieren - und eine Kostenfrage. Der Autor dürfte nur der arme Mensch gewesen sein, der das dann umsetzen musste ... ;-)
#2 G. Walt 2016-01-21 15:17
Zitat:
Hier meine ich die Szene, die Du zitierst: Less weiß nicht, ob Sudmann damals bereits da war. Du bist der Ansicht, der Autor hätte recherchieren müssen.
Recherchieren muss er - aber das darf nicht bedeuten, dass plötzlich jeder Charakter alles weiß. Immerhin haben die zwei (anscheinend) noch einige Jahre zusammen gearbeitet, und da im Nachhinein von der Figur zu verlangen, dass sie noch weiß, ob ein Mitarbeiter zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits da war, halte ich für übertrieben.
Wenigstens Sudmann hätte es wissen müssen. Aber dein Einwand ist natürlich nicht ganz unberechtigt. Ob der Autor richtig recherchiert hat oder die Produktion an allem schuld ist kann niemand so genau sagen. Darum steht bei mir ja überall offenbar und wahrscheinlich und nicht sicher.

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