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Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 2 - Die 60er Jahre (1)

Fernsehkrimis im Wandel der ZeitTeil 2
Die 60er Jahre (1)

Francis Durbridge und Edgar Wallace waren es eigentlich, die in den 60er Jahren die Krimis prägten.

Ungewöhnlich. Der eine war nämlich eigentlich Hörspielautor, der andere war bereits seit 40 Jahren tot. Doch beide waren Briten. Doch so britisch waren die Krimis dann nicht, mal abgesehen von den Figuren und Schauplätzen. Es wurde mit deutschem Maß gemessen und die Stoffe waren den Sehgewohnheiten angepasst
.


Während Wallace zunächst nur selten im Fernsehen stattfand, denn die Filmrechte waren längst für das Kino1 gesichert, so war es dann doch eher Durbridge, der den mehrteiligen Fernsehkrimi (wie einst das mehrteilige Krimihörspiel) saloonfähig machte.

Im Hörspiel hatte er damals einen festen Helden in Serie geschickt: Paul Temple. Im Fernsehen wurden wechselnde Helden verwendet. Von Beginn setzte man zunächst Stoffe von Durbridge um, die er bereits für den britsichen BBC verfasst hatte. Da Anfang der 50er Jahre auch in England noch live gespielt und live gesendet wurde, war die Umsetzung nicht ganz so einfach. Denn bei einer Live-Ausstrahlung wurden so wenig Schauplätze wie möglich verwendet. Als der NWRV 1959 den Stoff von "DER ANDERE" dennoch genauso umsetzte, wie es das Drehbuch vorsah, erkannte man sofort den "Livestil" der Geschichte. Dennoch: Die Presse lobte "DER ANDERE", deren letzte Folge am 16.10.1959 ausgestrahlt wurde. Nach diesem großen Erfolg ging es Schlag auf Schlag. "ES IST SOWEIT" drehte man 1960 sogar schon an Originalschauplätzen in England. Auch hier 6 Teile, die fast alle mit einem Cliffhanger endeten und die Spannung bis zur nächsten Folge unerträglich machte. Ein Markenzeichen von Durbridge.  Das Jahr 1961 bot  dann erstmal viel Abwechslung ohne Durbridge, da wurde u.a. ein Nero Wolf-Stoff verfilmt und mit "Inspektor Hornleight greift ein" wurde sogar ein Ermittler der Titelheld. Zum ersten Mal. Die erste Polizeiserie kam mit "Funkstreife Isar 12". Ein Vorläufer späterer so bekannter Serien wie "Hafenpolizei", "Großstadtrevier" und "Notruf Hafenkante". Durchgehender Held der Serie war ein Polizeimeister, der von Karl Tischlinger gespielt wurde. Alle 36 Episoden wurden von Michael braun inszeniert. Die letzte Folge lief am 17.10.1961 über die deutschen Bildschirme.

Das Jahr 1962 bot erneut einen einen Durbridge: "DAS HALSTUCH". Der Sechsteiler gehört bis heute zu den berühmtesten Mehrteilern im deutschen TV nach Stoffen von Durbridge. Aus heutiger Sicht vermag das sehr zu verwundern, obwohl "Das Halstuch" bereits als moderne Verfilmung galt, in der man mit 5 Kameras aufzeichnete. Dennoch kommt der Kriminalspielstil der 50er Jahre hie rnoch deutlich zum tragen, denn der Stoff stammt natürlich aus den 50er Jahren. Das DDR-Fernsehen lieferte mit "Das grüne Ungeheuer" ihre Antwort auf die Durbridge-Mehrteiler. Das ganze war ein Politthriller und die Vorlage "Der grüne Papst" galt als einer der meist verkauften Romane der DDR. In der Verfilmung spielte der spätere "Polizeiruf 110" - Kommissar Jürgen Frohriep die Hauptrolle.

Interessant ist noch, dass 1962 auch noch ein Ratekrimi ausgestrahlt wurde. der Titel: "Indizien, Geständnisse, Beweise". An einem Höhepunkt wurde die Handlung unterbrochen und der Zuschauer durfte raten wer der Mörder ist. Das Ganze hatte wohl nur mäßigen Erfolg, denn nach nur 5 Folgen war Schluß.

1963 trat das ZDF auf den Plan. Zum ersten Mal gab es nun zwei deutsche Fernsehsender.Mit "Die Karte mit dem Luchskopf" und "Das Kriminalmuseum" begann das ZDF seinen Krimireigen. "Kriminalmuseum" war bereits die erste produzierte Krimiserie von Helmut Ringelmann, der später für so bekannte Serien wie "Der Alte", "DER KOMMISSAR" und "Derrick" verantwortlich sein wird. Bereits hier spielen einige Stars seiner späteren Serien wie Reinhard Glemnitz und Günther Schramm mit.

1963 startete auch die Polizeiserie "Hafenpolizei", die im Regionalprogramm NDR erstausgestrahlt wurde. Der erste Serienermittler war nicht wie oft fälschlicherweise behauptet "DER KOMMISSAR", sondern "Kommissar Freytag". Konrad Georg spielte den Ermittler in 39 Folgen, die allesamt von Michael Braun für die ARD gedreht wurden. Die Serie erinnert ebenfalls noch sehr an Fernsehspiele obwohl der "Livestil" längst nicht mehr gefragt war und hier auch nicht so deutlich zum tragen kommt. Interessant ist aber auch die Fülle von Regiefehlern, die diese Serie nicht gerade auszeichneten aber auch nicht zuletzt deswegen zum Kult werden ließen. Mit "TIM FRAZER" lieferte man 63 auch wieder einen Durbridge-Sechsteiler, der 1964 nochmal eine Fortsetzung fand, als man "TIM FRAZER UND DER FALL SALINGER" ausstrahlte. Mit "Kriminalgericht" zeiget man 1964 die erste Gerichtsreihe im TV. Nachgestellt wurden große Kriminalfälle der Geschichte. Angeregt wurde diese sehr kurzlebige Reihe wahrscheinlich durch das Medieninteresse tatsächlicher Kriminalprozeße jener Zeit, wie etwa dem Fall Vera Brühne.

1965 kam der Durbridge "DIE SCHLÜSSEL" heraus und es änderte sich etwas. Zum ersten Mal war der Stoff auf nur drei Teile angelegt. Und der Regisseur war nicht mehr Hans Quest, der krankheitsbedingt ausschied, sondern Paul May. das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der "Livestil" war endlich Geschichte und der Krimi war temporeich und spannend.


Eine Liste aller Kriminalfersehspiele gibt es bei krimiserien.heim

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Deutsche Fernsehkrimis im Wandel der Zeit: Teil 6 - Die 70er Jahre

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