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Zamorra, Yülsch, Ideen und Zamorra

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, weiter geht das Warten. Rudis Artikel hat dich ja beschäftigt. Der Zamorra liegt dir eben doch sehr am Herzen … Dann leg mal los und erzähl was dazu. Denn wie (fast) jeden Donnerstag: Der Tee ist serviert...

Zamorra, Yülsch, Ideen und Zamorra

Das Schöne an der Teestunde ist, dass ich von der Redaktion des Zauberspiegel die Genehmigung habe, über die Dinge zu plaudern, die ich momentan für wichtig halte. 

 

Und weil ich anhand der letzten Kommentare, dass sich doch eine sehr große Zahl von Lesern für den »Professor Zamorra« von damals interessieren, will ich noch mal meine Gedanken etwas zurück fahren auf die Anfangszeit und wie so manche von Werners und meinen Ideen entstanden sind.

Mag sein, dass ich das ich gewisse Sachen in dem einen oder andren Artikel schon mal erwähnt oder habe anklingen lassen. Die Teestunde läuft schon seit dem 1. Mai 2008 – da kann man schon mal manches vergessen. Und – man kann von interessierten Neu-Lesern nicht erwarten, dass sie sich manche Hintergründe aus all den bisherigen Teestunden heraus suchen.

Die Entstehung so mancher Idee mag den Neu-Leser überrsachen. Immerhin ist von jener Zamorra-Zeit die Rede, die ungefähr zwischen 1980 und 1986 lag. Also für Neuleser in der mittleren Kreidezeit. Aber nicht nur ich, sondern auch der Herausgeber des Zauberspiegels war in dieser Zeit voll mit dabei. Und so können hier Episoden erhalten werden, die entweder vergessen oder vielleicht mal falsch wieder gegeben werden.

Für die heutige Generation der Zamorra-Leser werden ja Artikel wie der von Rudi Bading geschrieben. Leute, die dem Zamorra über Jahrzehnte trotz Schwankungen zwischen Höhen und Tiefen treu geblieben sind und die somit die Unterschiede des ›alten Konzepts‹ erkennen, mit dessen Bausteinen Werner viele Jahre lang gearbeitet hat, und der Handlung, die jetzt die neue Autorenriege erschafft. Und die sich, so wie ich das überblicke, immer weiter von den ›Roten Fäden‹ entfernt, die Werner damals geknüpft hat – und die nach meiner Feststellung größtenteils unvollendet blieben.

Von daher ist es sehr schade, dass ›Hermes‹ zwar geschrieben hat, dass es beim Zamorra derzeit mehrere rote Fäden gebe, zwischen denen langsam Zusammenhänge erkennbar werden - nur leider eben nicht dazu gesetzt hat, welche roten Fäden er denn meint. Vielleicht ringt sich Hermes ja mal dazu durch, seine Erkenntnisse in einem kleinen Artikel festzuhalten und sie den Lesern des Zauberspiegel mitzuteilen.

Gut, mir würde das heutige Konzept, das Frau Picard mit ihrem Team derzeit verwirklicht, nicht mehr viel sagen ... aber einem großen Teil der Leser hier schon. Natürlich wäre es schön, wenn sich hier oder anderswo einer aus dem neuen Autoren-Team mal aufraffen könnte – vielleicht Frau Picard selbst, um die Stellung des ›Neuen Weges‹ zu erklären. Denn immerhin hat man ja Werners ›ausgetretene Pfade‹ verlassen – die trotzt allem immer noch dem entsprechen, was Dan Shocker seinerzeit als ›einfaches Schreiben‹ bezeichnet hat, wie es im Heftroman verlangt wird. Die Gedankengänge der heutigen Autoren-Generation würden wohl eher in die höhere Liga, ins Taschenbuch, passen.

Und wie es so schön heißt, sind diese Schritte ›unumkehrbar‹. Oh, liebe Freunde, auch der ›real existierende Sozialismus‹ der damaligen DDR war ›unumkehrbar‹ - und ist heute bereits genau so Geschichte, wie das ›Reich‹, das tausend Jahre halten sollte. Wie man Klassik mit moderner Pop-Musik verbinden kann so kann man auch Werners alte Ideen (und meine dazu) mit den heutigen neuen Wegen verbinden. Wenngleich allerdings in beiden Fällen eine ›General-Renovierung‹ fällig wäre und von beiden Seiten eine gehörige Portion ›Altlasten‹ abgebaut werden müssten. Vielleicht nimmt ja das heutige Autoren-Team diesen Funken einer Idee auf und denkt ihn durch, wie man das machen könnte.

Allerdings – ohne festes Exposé für die Autoren wie beim Perry-Rhodan geht das dann nicht mehr. Wenn sonst jeder sein eigenes Süppchen kocht, dann wird vieles nicht mehr überschaubar - wie es bei Werner wurde, als er alleine geschrieben hat.

Zu unserer Zeit hatten wir so unsere Lieblingshelden – in einer gewissen Staffelung. Das war bei Werner in erster Linie seine eigene Identifikation ›Gryf‹ - wenn man von Merlin mal absieht – als der er sich auch sah. Diese Figuren – wie bei mir Michael Ullich und Carsten Möbius, die an sich einen einzigen ›Helden‹ darstellten, waren fast immer dabei – bei Gryf war, wie bekannt, die Druidin Teri Rheken das Gegenstück.

Natürlich war klar, dass Werner, der ja den Löwenanteil der Romane schrieb, auch eine ganze Reihe von Figuren mehr hatte – die sich teilweise aus ursprünglich für Einzelromane vorgesehenen Episoden entwickelten. Colonel Balder Odinsson ist so ein Fall. Eine wirklich interessante Figur – aber er war dann ausgereizt und so haben wir ihn im Dynastie-Zyklus eliminiert. Deshalb ist auch Bill Fleming, Zamorras Freund und Kampfgefährte ab Band 1, ›von der Platte genommen worden‹ - die Figur brachte in dem Konzept, das wir verfolgten, nichts mehr und sie eignete sich nur noch zu einem ordentlichen ›Helden-Tod‹.

Damals wurden die ›B-Helden‹ im Zamorra in der Konzept-Planung während der Bier-Konferenzen immer pro Roman ›gezogen‹ und ›ausgespielt‹ - wie bei einem Kartenspiel. Das ist mir damals schon aufgegangen – und das Konzept eines ›ewigen Spiels‹ hatte damals in meinem Kopf schon Formen angenommen. Wobei es sich hier eben nicht wie z.B. bei Hugh Walker in ›Magira‹ um ein strategisches Brettspiel handelt – sondern um ein Kartenspiel in einer Mischung zwischen Poker und Skat. Allerdings mit einem Blatt, das entfernt an das Tarot angelehnt war.

Das war damals – so ungefähr ab Band 250 hatte ich die Gedankengänge – die Grund-Idee zu den ›Wächtern des Lichts‹. Nur habe ich das damals nicht mit Werner richtig beredet, weil wir erstens voll auf den 300er mit der Dynastie der Ewigen losgingen und nicht noch mehr Hintergrundstoff brauchten, der die Leser nur verwirrt hätte. Und zweitens, weil ich diese Schiene hätte allein fahren müssen, da Werner sich mit Kartenlegen, Astrologie, Kabbala-Mystik etc. wenig anfreunden konnte. Das aber waren die Grundlagen. Also blieb alles auch nach dem Jahr 1986, ab dem Werner den Zamorra alleine schrieb, bei mir in den Tiefen der Gehirnwindungen meines Oberstübchens.

Bis ich dann – wie ich nachher noch schildern werde – das Konzept aus meinem Großhirn ausgegraben und in einer dem damaligen Zamorra angemessenen Art strukturiert habe. Und das wäre es auch gewesen, was ich bei einem Neueinstieg mit eingebracht hätte. Werner kannte das Konzept der ›Wächter des Lichts‹ - hatte mir aber sein Wort gegeben, nichts davon im Zamorra zu verwenden. Und da hat er sein Wort auch gehalten. Abgesehen davon – die ›Wächter des Lichts‹ waren absolut nicht seine Welt.
 
Wächter des Lichts. Ja, das war damals der Name des Konzepts – das Hermann, als ich es ihm vorlegte, in höchsten Tönen lobte – und wenn der so was macht, dann muss was dahinter sein. Und so will ich kurz erzählen, wie es dann in seiner ersten niedergeschriebenen Form zustande gekommen ist. Und mittlerweile sehr eigenständig geworden ist.

Es war die Zeit, als ich noch in Helleböhn wohnte. Alleine mit meinem Hund und den Katzen. Mit Werner hatte ich damals noch öfter Telefon-Kontakt. Und so erklärte er mir denn mal am Telefon, dass das Zamorra-Konzept von ihm so großartig wäre, dass niemand auch nur etwas Ähnliches erdenken und schaffen könnte.

Nun ja, Werners Worte waren schon in der Zeit, als er noch seine Amateur-Zines raus gab immer: »Andere schreiben gut – ich schreibe besser!« Was ja in gewisser Weise auch nicht so ganz verkehrt war – damals wenigstens ... aber eben nur bedingt zutraf. Denn andere Autoren konnten und können auch schreiben – je nachdem, wo ihre Stärken und Schwächen sind.

William Voltz war ein vorzüglicher SF- und Perry-Rhodan–Autor. Aber die drei ersten Bände für die DRAGON–Serie, zu der vor einigen Tagen mein Freund Hugh Walker im Zauberspiegel einiges aus dem Nähkästchen plauderte, die hat dieser absolute Fackelträger der deutschen Science Fiction vollkommen vermurkst.

Irgendwo in der Teestunde habe ich die Sache mit den sogenannten ›griechischen Manuskripten‹ recht detailliert erzählt. So wie ich sie von ehemaligen Dragon-Autoren auf einem Perry-Rhodan-Con gehört habe. Der gute Willi hat sich vermutlich schon zu Hause bei G.M. Schwelwokat, von wo aus er dann mit seiner Familie weiter nach Griechenland gefahren ist, eine Liste mit aller infrage kommenden Horror- und Fantasy-Gestalten gemacht – um dann drei Bände zu schreiben, die man mit Änderung von Namen sofort in die Atlan-Serie hätte einbauen können, die damals separat lief.

Nicht ein Hauch von Fantasy ist vorhanden. Ein Vampir wird nur dann unheimlich, wenn man ihn in die passende Szene setzt. Ansonsten wird er so langweilig, wie es jetzt die ›Schmuse-Vampire‹ derzeitiger TV-Serien sind. Dass sie Erfolg haben, liegt an dem Aussehen der sogenannten Schauspieler, die hier Vampire verkörpern sollen, und die auf pubertierende Gemüter junger Mädchen besonders erotisch wirken. Aber die klassische Schauer-Atmosphäre, die zum Vampir gehört – mit der dazu gehörigen Erotik – die ist nicht vorhanden, wenn man eben nur den Vampir hat – der sogar noch , wie in den Romanen von Willi Voltz geschrieben, einer interstellaren, raumfahrenden Händler-Rasse angehörte.

Was dem Leser in den ersten drei DRAGON-Bänden als Fantasy angeboten wurde, hätte bei Mr. Spock seinen Standard-Spruch: ›Faszinierend. Aber unlogisch!‹ hervor gerufen.

Dragon geht im ersten Band auf die Jagd nach einem „Yülsch“. Crom mag wissen, was das für ein Vieh ist. Und obwohl seine Kultur von Atlantis die interstellare Raumfahrt beherrscht, nimmt er nur ein Schwert mit – klar, wegen des Titelbildes. Das ist einfach lächerlich – als wenn heute Oberförster Kuno mit Saufeder und Hirschfänger in den Wald ging. Ich nehme Pfeil und Bogen mal aus – weil man in Ami-Land damit tatsächlich jagen darf ... diese Präzisionsbogen, die wir aus »Rambo II« kennen. Aber – das war eben Fantasy in den Gedankengängen eines Perry-Rhodan-Autoren. Lange vor der Zeit, als ›Conan‹ und damit die ›Heroic Fantasy‹ durch seine Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger dann in der Allgemeinheit etwas besser bekannt wurde. Und immerhin wollte man ja durch die drei ersten Bände die Leser von Perry Rhodan dazu animieren, diese Serie zu kaufen. Das Projekt DRAGON ging daher genau sie in die Hose wie Jahre später ›Atlan – König von Atlantis‹ womit Pabel noch mal versuchte, das zu bringen, was man dort als Fantasy für den SF-Leser ansah.

Das mit dem Schwert von Dragon bei der Jagd wäre ja erträglich gewesen. Aber dann die ›Uhr‹ von Atlantis. Ein Riese, der in einem See aus Öl bis über den Kopf eingetaucht ist. Alle Stunde holt man ihn empor und während er nach Luft schnappt brüllt er, dass man es in der ganzen Stadt hört. Dann wird er wieder unter das Öl getaucht und darf für eine Stunde die Luft anhalten. Wohlgemerkt – es handelt sich hier in ›Atlantis‹ um eine Zivilisation mit interstellarer Raumfahrt – nicht irgendwelche Steinzeit-Leute. Und dass der große Gegner Dragons Cnossos heißt, lässt vermuten, dass Willi Voltz den Urlaub auf Kreta machte und dort den Palast des Minos von Knossos besucht hat.

Hätte ich damals nicht unbedingt die erste deutsche Fantasy-Serie unterstützen wollen, ich hätte schon Band zwei nicht mehr gekauft. Richtige Fantasy aus gab es aus dem Hause Pabel erst mit Mythor – wobei ich das ursprüngliche Konzept von Hugh Walker kenne. Aber dann wäre es schon fast wie eine Art alchimistischer Hochzeit von ›Sword and Sorcery‹ mit der ›High Fantasy‹ geworden. Also zur damaligen Zeit etwas absolut Ungewöhnliches. Der Pabel-Verlag entschied sich dann, was zu bringen, das ›so einfach ist, dass es der Leser begreift und deshalb auch kauft‹, wie sich Jason Dark sinngemäß auszudrücken pflegte. By the way, die Verlage können nicht ahnen, welches geistige Potential sie bei Hubert ›Hugh Walker‹ Straßl vergeudet haben, indem sie, aus was für Gründen auch immer, andere schreiben ließen. Ich kenne einige seiner Ideen – in denen er Wege geht, die abseits aller ausgelatschten Straßen dessen liegen, die man in der heutigen deutschen Fantasy geht.

Und wenn's mal so weit ist, dass sich Hubert auf dem großen Trail machen muss, dann kann auch er mit Fug und Recht die letzten Worte Kaiser Neros benutzen: ›Was für ein Künstler geht mir mir zugrunde‹. Und ich würde hinten den letzten Satz aus Goethes »Götz von Berlichingen« anhängen: »Wehe der Zeit, die dich verkennt...!« Aber auch Tolkien hätte vermutlich seinen »Hobbit« und den »Herrn der Ringe« bei einem deutschen Verlag niemals veröffentlichen können. Die dortigen Entscheidungs-Gewaltigen hätten das Manuskript vermutlich von der Länge her nicht einmal angesehen. Und nach der dritten Seite spätestens vom Schreibtisch gefegt.

In England ist man anderen und ungewöhnlichen Ideen jedenfalls eher aufgeschlossen als in Deutschland. Denn hier geht es danach: »Damit haben wir schon mal Geld verdient – damit werden wir wieder Geld verdienen« – wer weiß, ob wir damit Geld verdienen – nein, lieber das Altbewährte nehmen – und geschickt kopieren, wenn es wider Erwarten doch einen Erfolg geben sollte. Durch diese Denkweise ist damals bei Bastei »Ritter Roland« entstanden – genau in der Zeit, als die Fantasy in Deutschland populär wurde.

Werner und ich hatten damals versucht, Jason Dark als unseren Zamorra-Redakteur für eine echte Fantasy-Serie zu begeistern. Aber der hat das offensichtlich nicht begriffen, wo der Trend hinging – und war auch der Meinung, das wäre für den ›Leser‹ zu kompliziert – denn ›Ritter‹ kennt der Leser und das kauft er auch. Somit wurde dann ein Konzept entworfen, dass grob gesehen sehr viel mit den alten Sigurd-Comics meiner Kindheit zu tun hatte. Grob gesagt: »Sieht aus wie Mittelalter – ist es aber nicht!« Was nicht bedeutet, dass nicht einige ›Ritter Roland‹- Romane spannend geschrieben waren. Aber als man bei Bastei erkannte, dass hier am Zielpublikum vorbei gedacht wurde, war es bereits zu spät.

Fantasy wurde damals die Dragon-Serie erst nach dem vierten Band – den Hans Kneifel schrieb. Und neben den Romanen von Hugh Walker waren die von Hans Kneifel die besten der Serie. Bei den restlichen Autoren war klar erkennbar, dass sie zwar ›schreiben konnten‹ - aber von Fantasy recht wenig bis gar keine Ahnung hatten. Clark Darlton hat dann wenigstens mit dem Roman ›Der Götterwagen‹ noch einen Hauch der Ideen Erich von Dänikens mit eingebaut. By the way, von Däniken und Walter Ernsting waren gut befreundet und Walter ist auch auf einer der Däniken-Reisen mit dabei gewesen. Das weiß ich alles von jenem Abend im Crest-Hotel Amsterdam – von dem ich schon berichtet habe.

Ja, und so wie es der Riege der wirklich starken SF-Autoren ging, als sie plötzlich von Herrn Schwelwokat Anweisung bekamen, Fantasy zu schreiben – so ging es auch Werner Kurt Giesa mit der Sparte ›Horror, Grusel und Fantasy‹. Und das nicht erst beim Zamorra, sondern überhaupt beim ersten Versuch, ins Profi-Geschäft einzusteigen. Wenn man einen Dan Shocker als Agenten hat, bleibt das nicht aus, dass man die Chance eben im ›Horror‹ bekommt.

Wobei für Werner in Sachen Fantasy und Horror als Wissens-Grundlage die Conan-Serie und die Romane von Fritz Leiber über den Barbaren Fafhrd und den Grauen Mausling vorhanden waren. In gewisse Weise auch ›Gor‹, wo damals die ersten Bände erschienen. Vielleicht einige Larry-Brent- und Macabros-Bände - aber sonst hatte Werner nicht viel Grusel-Romane gelesen.

Grusel, Horror und klassische Fantasy, das war einfach nicht WKGs Welt – und sollte es bei ihm ›von innen heraus‹ auch nie werden. Bei Werner mussten Raumschiffe fliegen und Strahl-Pistolen aufglühen. Ich erinnere mich wie er mich mal begeistert anrief – endlich hätte er den ›Commander Zamorra‹, der das Kommando über einen Ringraumer hat. Wir erinnern uns – Rhen- Darks ›Point-Of‹ war ein auch ein Ringraumer. Raumschiffe und Abenteuer im Weltraum, das war Werners Welt, wo er immer versucht hat, die Zamorra-Serie hin zu entwickeln. Schon mit den Meeghs, später den Mächtigen und dann mit der Dynastie, die er leider schon vor dem 300er Zyklus so vereinfacht darstellte, dass sie alles Geheimnisvolle und wirklich Gefährliche verloren.

Ich hatte mir – wie ziemlich in den ersten Teestunden ausführlich hier berichtet – die Dynastie der Ewigen als wesenlose Kreaturen – bestehend aus einem Nichts – vorstellte. Die Kleidung und die Maske verdeckten einen unsichtbaren Astral-Körper, der nur durch eine unbekannte Magie zu töten gewesen wäre.

Natürlich hat Rudi in seinem Kommentar Recht wenn er schreibt, dass sie Dynastie einmal zu den stärksten Gegnern gerechnet werden musste. Aber da war sie damals mehr in den Andeutungen, die wir ab Band 250 immer mit einfließen ließen. Denn so als war das ursprüngliche Dynastie – Konzept.

Doch als Werner dann nach Mitte 1986 den Zamorra alleine schrieb und sich alles nur noch so entwickelte, wie er es selbst oder wie es Heike samt dem damaligen Freundeskreis erdachte, änderten sich alle Strukturen. Das magisch-mystische der Dynastie, die ja ihren Ursprung in den Göttern Griechenlands hat, verschwand nach und nach völlig und die Dynastie wurde ein Gegner wie eines der vielen Sternen-Völker bei Perry Rhodan oder einer sonstigen SF-Serie.

Es ist nun mal so, dass jeder Autor seine Stärken und Schwächen hat, auch wenn er natürlich ›alles schreiben kann‹ - oder können muss. Immerhin habe nicht nur ich – wenn auch erst zusammen mit meiner damaligen Frau, dann alleine – erotische Liebesromane zur Bastei-Serie »Jennifer« geschrieben. Auch Werner hat bekanntlich unter seinem ehemaligen Terra-Press-Pseudonym Tanja Rion dort einige dieser Romane geschrieben, weil er eben Geld brauchte. Allerdings hat er sich dessen nicht gerade gerühmt – obwohl diese Romane nicht schlecht waren. Das kann ich sagen – denn ich habe sie seinerzeit tatsächlich gelesen.

Was aber nicht bedeutete, dass diese ›Literatur-Gattung‹ W.K. und mich zu Höhenflügen angespornt hätte. Und bei der SF war das bei mir auch so. Die einzige ›Science-Fiction‹, die ich je verbrochen habe, waren (von einer auf der LKS von Ren Dhark veröffentlichten Kurzgeschichte abgesehen) diverse Kapitel in den beiden letzten Dynastie-Bänden, wo Michael Ullich und Carsten Möbius mit Hilfe des ›Flammengürtels‹ den Welten-Raumer der Dynastie zerstören musste.

Aus diesen Szenen hätte Werner mehr gemacht. Viel mehr!!! Weil das eben seine Welt war. Ich konnte mich damals nur von ›Star-Wars‹ inspirieren lassen, als ich diese Passagen schrieb. Aber Werner und ich hatten die Bände so verteilt, das jeder von uns zwei Bände schrieb – und Werner anfing, um den Jubiläums-Band zu haben.

Es ist schade, dass es damals keine Serie wie »Sternenfaust« oder »Maddrax« gab, die Werner sicher richtig gut gelegen hätte. Bei den »Terranauten« war er damals zwar am Anfang im Team, doch hatten da andere Leute das Sagen. Werner konnte seine Ideen bei den Terranauten nicht so entwickeln, wie er das gern gemacht hätte. Hinzu kam eben sein Engagement für Zamorra – so dass er eigentlich ausgelastet war. Was mich betrifft – ich habe den ersten Roman dieser Serie bereits in die Ecke gefeuert. Raumschiffe, die mit Zweigen der nordischen Weltesche Yggdrassil angetrieben werden - nicht nur eine gewisse Ehrfurcht vor dem Glauben unserer Vorfahren sondern auch die völlige Absurdität dieser Art »Raumschiff-Antrieb« war für mich ein Grund, diese Serie auch nur mit Quer-Lesen zu verfolgen.

›Grusel und Horror‹ war W.K.Giesa schon von Beginn seiner Autoren-Karrierre an in einer Sparte, die ihm eigentlich ›von innen heraus‹ überhaupt nicht lag. Und in der er nicht mehr Wissen hatte als die anderen Heftroman-Autoren auch – Dan Shocker vielleicht mal ausgenommen, dessen ›Fach-Bibliothek‹ ich damals echt bewundern konnte.

Ansonsten ist das Thema ›Dämonismus‹ sehr viel komplexer. Werner hätte in der Zeit unserer Zusammenarbeit mehr draus machen können als alle anderen Autoren im Heftroman. Das Wissen hatte ich – notfalls damals schon eine Reihe von Büchern – und Werner war fast jedes Wochenende in Ahnatal, wo er auch hier hätte Wissen sammeln können. Aber er hatte nun mal seine eigenen Vorstellungen von der ›Schwarzen Familie‹ und der restlichen Höllen- und Dämonenwelt. Somit konnte ich nicht eine der Ideen verwirklichen, wie beispielsweise die sieben Kreise der Höllenstadt ›Dis‹, wie sie uns Dante in der »Göttlichen Komödie« schildert, in die Zamorra-Handlung mit einzubeziehen. Und – das war nur e i n e Idee ...

Und die Leser haben die Art, wie Werner die Zamorra-Serie aufbaute, eben akzeptiert – genau so wie ich es dann auch akzeptieren musste, weil eben Werner der Hauptautor war, der alles vorgab. Für meine Ideen musste ich Nischen finden – und habe sie auch gefunden.

Natürlich, WKG hatte bei »Terra-Press«, seinem Eigen-Verlag mit Spiritus-Umdruck, auch eine Horror-Serie mit Namen ›Weird‹ im Angebot. Doch da glitt bei Werner der ›Horror‹ immer mehr in richtig Fantasy über. Ich meine mich zu erinnern, dass Werner innerhalb der Serie ›Weird‹ auch sieben oder acht ›Bände‹ hatte, in der die »Straße der Götter« behandelt wurde – und zwar exakt, wie wir sie aus dem Zamorra kennen. Wer sich mit „Terra-Press“ und den Heften im Spititus-Umdruck beschäftigt, der wird feststellen, dass Werner alle seine Ideen von damals im Zamorra ›recycelt‹ hat. Vielleicht komme ich darauf demnächst noch öfter zu sprechen.

Ja, damals waren eben die Hefte nichts wert und wenn ich mich nicht irre, sind sie schon beim Umzug von Ahnatal zurück nach Kassel den Weg des Altpapiers gegangen. Ob Werner diese Sachen bis zuletzt aufgehoben hat – ich weiß es nicht. Wenn, dann befinden sich diese Sachen jetzt in Wetzlar in der ›Phantastischen Bibliothek‹. Jedenfalls habe ich gehört, dass Werners Bücher dorthin verbracht wurden.

Es ist auch möglich dass Werner Exemplare seiner damals noch reichlich vorhandenen Terra-Press-Hefte der Bibliothek zur Verfügung stellte, als sie eröffnete. Wir alle – ich auch – haben alles, was wir an Phantastik geschrieben haben – dort in einem Exemplar dorthin gegeben - ›ruhmesgeil‹, wie ich nun mal bin, habe ich in die Zamorras von mir meinen damaligen Stempel reingesetzt – so dass man sie auch noch zuordnen kann, wenn bereits die Grabplatte unserer Familie abgeräumt und das Grab eingeebnet ist.

Hier in der ›Phantastischen Bibliothek‹ befinden sich auch besonders geänderte Manuskripte des ›Magiers‹ mit diversen Hinweisen von mir. Denn eben jene Bibliothek soll ja für spätere Zeiten da sein, wenn sich Studenten für ihre Examen eventuell mit diesen Sachen mal beschäftigen und Sekundär-Literatur benötigen.

Und ich hoffe wirklich, dass Werners Bücher dorthin gekommen sind. Denn für diese Bibliothek ist sicher der eine oder andere „Schatz“ darunter. Denn Bücher verkaufen – das lohnt nicht. Auf den Flohmärkten liegen sie wie Blei in den Regalen und werden oft genug dann in den Altpapier-Container geworfen. So bin ich schon an recht interessante Bücher gekommen – weil mein Bruder – Antiquitätenhändler seines Zeichens – natürlich immer mal guckt, was da gerade weggeworfen wurde. Und so bin ich an eine Reihe großer Kunstbände oder kompletter Werke von Autoren des 19. Jahrhunderts gekommen – natürlich in den Ausgaben der Kaiserzeit.

Zurück zu den ›Wächtern des Lichts‹ und Werners Bemerkung, dass niemand ein Konzept erdenken könne, wie es der Zamorra jetzt wäre.

Doch was es da zu erzählen gibt, das krame ich nächste Woche aus meinem Gedächtnis hervor. Und der Rabe muss noch etwas warten – aber vergessen ist er nicht.

Also dann bis in einer Woche ....

Kommentare  

#1 Loxagon 2012-03-22 11:50
Frag doch mal bei Susie nach, ob man nicht ein PZ-SpinOff machen könnte - das mit den "Wächtern des Lichts" klingt doch sehr spannend. Und ich denke so ein kleines 12-24bändiges SpinOff wäre bei PZ ohnehin an der Zeit.

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