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Jugendschutz, Musik, Schreiben, Sigurd und Dan Shocker als Agent

Teestunde mit RolfMoin Rolf, der Krakengötze lag angefressen in einem Stapel Papier. Irgendwann gab es ihn dann doch am Kiosk. Erzähl doch mal...

Jugendschutz, Musik, Schreiben, Sigurd und Dan Shocker als Agent

Ich habe mir weder das Datum noch das Jahr notiert. Aber ich kann mich noch genau dran erinnern, wie damals das orange Telefon der 70er, damals noch mit Wählscheibe ausgestattet, so irgendwann 1979 oder auch ein Jahr früher klingelte.

Das war damals noch im „Turm des Schreckens“, wo ich ein 42qm Appartement hatte, das ich mit zwei Wellensittichen (Perry und Moni), einem Zwergkaninchen (Cäsar), einem Meerschweinchen (Cleopatra) und einem Goldhamster (Nadomir – ja, der kleine Nadomir aus Mythor) bewohnte.

 

Werner war am Apparat. Und was er zu erzählen hatte, war schon interessant.

„Hast du die Zamorra-Seiten noch?“ Klar, bei mir wird so schnell nichts weggeworfen. „Dann mach das mal fertig. Die bei Bastei wollen den Zamorra auf wöchentliches Erscheinen umstellen und brauchen Manuskripte. Und wöchentlich einen Roman, das schaffe ich nicht.“

Meine Feststellung: „Du glaubst doch wohl nicht, dass das, was ich da zusammen gekloppt habe, einem gefällt.“ erntete nur das berühmte Giesa'sche Knurren. „Das druckt doch keiner!“ war mein Argument. Eigentlich hatte ich nämlich gar keine Lust, so was zu schreiben. Wenn es so was wie die „Zeit-Kugel“ gewesen wäre. Aber was über Vampire, Zombies und den Werwolf vom Dienst – das reizte mich nicht besonders.

„Ich gebe den fertigen Roman an meine Agentur.“ erklärte Werner. „Die sagen dir dann schon, wenn was geändert werden muss. Und was die an Bastei weitergeben, das wird da auch angekauft.“

Und dann sagte mir Werner einen Betrag, den ihr alle gerne wissen möchtet und den ich euch aber nicht sage. Nur so viel – während überall im Verlauf der fast 30 Jahre, die von meinem Erstverkauf an gesehen bis heute dazwischen liegen, sind überall Löhne und Gehälter gestiegen. Nur im Schreibe-Geschäft der Heft-Romane nicht. Ganz im Gegenteil. Da sind sie noch drastisch runter gegangen.

Was ich unlängst gehört habe, wofür heute manche Autoren Romanhefte schreiben, da ist bei mir die Schmerzgrenze überschritten. So was würde ich höchstens einmal bei einem einzigen Roman machen, wenn mich das Thema reizt und ich das Teil ohne Zeitdruck basteln könnte.

Aber für dieses Geld nicht in regelmäßiger Folge mit knallharten Abgabeterminen. Mit so was will ich mir die Tage, die ich noch habe, nicht vermiesen. Es gibt ja genug Leute, die sich um diese Geschäfte reißen. Also, denen stehe ich nicht im Wege.

Allerdings komme ich auch mit meiner Pension einigermaßen über die Runden – während andere eben von ihrer Schreiberei leben müssen und es sich nicht leisten können, Geschäfte abzulehnen.

Aber das Honorar, das mir Werner damals sagte, war sogar für jemanden wie mich interessant, der auch an den Wochenenden mit der Musik noch diverse Einnahmen hatte. Und – das wäre heute noch interessant. Jedenfalls im Verhältnis zu dem Angebot, was ich eben meinte.

Jetzt kommt mein üblicher Gag, dass damals zwei Seelen in meiner Brust wohnen. Die eines Landsknechts und einer Prostituieren. Wenn es um richtiges Geld geht, dann bin ich auch gewillt, mich schon mal ein wenig anzustrengen.

„Mach einfach!“ war Werners Bemerkung, als ich im sagte, wie ich mir ungefähr die Handlung dachte. Eine Handlung, die mir in diesem Augenblick, während ich mit W.K. telefonierte, erst einfiel. Denn was ich damals vor über einem Jahr geschrieben hatte, das war natürlich bis eben auf das Begräbnis des Amun-Re alles vergessen.

Anschließend habe ich mir erst mal Stichpunkte gemacht, damit ich das, was mir da eben so spontan einfiel, nicht vergesse. Denn der Anruf kam an einem Donnerstag – und vom Freitag bis Sonntag stand ich mit dem Schlagzeug auf der Bühne. Da war schon mal zum Schreiben keine Zeit.

Wer nun glaubt, ich hätte den Roman danach wie ein Wilder runter gehämmert, der irrt. Ich habe immer mal so nach Lust und Laune ein wenig dran gebastelt. Und weil ich anlässlich eines Schulfestes meiner alten Schule, in die mein Bruder auch gehen musste, seine damals sechzehnjährigen Kassenkameraden kennen lernte, hatte ich genau so eine Gruppe Jugendlicher wie Werner in seinem Erstling „Lockruf aus dem Jenseits“. Das war gut angekommen – und man muss ja wie in den Horror-Filmen der 30er und 40er immer irgendwelche Trottelchen haben, die in ihrem Unverstand das Grauen aus dem Todesschlaf wecken.

Die Jungen fanden das auch damals ganz toll, als Helden in einem Heftroman mitzuspielen – sogar unser „Kleine“, der mich um 10 cm überragt, hatte seine Glanzrolle. Sogar einschließlich seines Schwertes „Argument“, das er damals aus Mallorca mitgebracht hatte. Die Klinge spielte denn auch eine Hauptrolle.

Aber es blieb erst mal beim lustlosen Rumbasteln am Manuskript. Und dann schrillte irgendwann wieder das Telefon und Werners knarrende Stimme war dran.

„Wo bleibt das Manuskript?. Da habe ich schon angekündigt!“ Huch, sollte das tatsächlich von Werner kein Scherz gewesen sein? Also, dann musste ich wirklich mal ran. Zumal wir am folgenden Wochenende mal tatsächlich mit der Band keinen Auftritt hatten.

Das wir mal an einem Wochenende kein Geschäft hatten kam sehr selten vor. Aber die Frau unseres Gitarristen hatte das Management und macht die Geschäfte. Und die handelte um die Preise wie ein – ihr wisst schon, wer. Hieß es: „Das ist uns zu teuer!“ sagte die Frau: „Wunderbar. Ich bin ganz froh, wenn mein Mann mal an einem Wochenende einen Tag zu Hause ist. Die sind nämlich sonst immer ausgebucht.“ Und meistens wurden dann unsere Preise akzeptiert.

Und wenn das nicht klappte, dann hatte Karin, wie an diesem Wochenende, ihren Alfred eben mal ein Wochenende für sich und Organist Harry, seines Zeichens „Hausvampir“, konnte in Ruhe zum Angeln fahren. Und ich – ich konnte „Nachsitzen“ und „Schulaufgaben“ machen.

Was übrigens nicht bedeuten konnte, dass an so einem Wochenende nicht doch noch was kam. Bis Nachmittags um 17 Uhr hatten wir uns zur Verfügung zu halten. Denn manchmal kamen so ganz kurzfristig echt dicke Brocken, weil die Leute froh waren, noch eine Band zu bekommen und auch saftige Preise akzeptierten. Aber an diesem Wochenende, ich weiß es noch genau, erlöste mich kein Telefon. Und da bedeutet – in die Tasten hämmern, was das zeug hielt.

Hermann kennt das ja und auch andere Leute von Verlagen haben seine Theorie bestätigt, dass ich am Besten unter Druck und Stress schreibe. Das ist auch heute noch so – und wenns nur manchmal um die Teestunde geht. Dann klingelt ganz harmlos das Telefon. Aber was dann aus dem Hörer kommt ist das Gleiche, was bei Harry Potter ein „Heuler“ ist.

Hermann brüllt dann meistens so, dass er eigentlich gar keine Telefonverbindung braucht, um sich akustisch zu verständigen. Im Bezug auf seine Stimme kann ich ihm die qualitative Eignung eines Kompaniefeldwebels, auch „Spieߓ genannt, zuerkenne. Wenn bei mir gar nichts hilft, Arbeitsfreude zu wecken – diese Brüllerei hat immer Erfolg – weil ich das in etwas anderer Form aus der Kinderstube kenne.

Werner brüllte nun nicht. Ich würde das eher als „Meckern“ bezeichnen. Aber der Erfolg war damals der Gleiche als wenn Hermann brüllt, als müsste er gegen einen Orkan auf der Nordsee anschreien.

Aber als das Wochenende rum war, hatte ich das Manuskript „Herrscher des Krakenthrones“ fertig. Noch ein nettes Begleitschreiben an einen Herrn Jürgen Grasmück dazu, von dem ich inzwischen wusste, dass er Dan Shocker war.

Ab zur Post – und dann gewartet. Nur – es kam nichts. Es kam auch im folgenden Monat nichts. Und auch nicht in dem, der darauf folgte. Endlich wagte ich es, wie Werner es mir geraten hatte, den Meister des Grusels selbst anzurufen. Für mich war ein Dan Shocker ja in meiner damaligen Vorstellungswelt in einem Elfenbeinturm der Horror-Literatur allen Ereignissen dieser Welt entrückt.

Aber zu meiner Freunde wusste der „deutsche Grusel-Papst“ gleich, um was es ging. „Ich habe Ihren Roman quer gelesen und ganz interessant gefunden.“ ließ er mich wissen. „Ich habe ihn zum Verlag geschickt und er liegt jetzt zur Prüfung beim Anwalt.“ Quer gelesen – ich war erst mal beleidigt, obwohl ich mir das nicht anmerken ließ. Aber inzwischen weiß ich, dass das im Geschäft so üblich ist. Man verschafft sich einen Überblick. Alles andere hält nur davon ab, selbst Romane zu schreiben.

Dass der Roman noch beim Anwalt lag, war mir dann auch klar. Bei einem völlig unbekannten Autoren wie mir hatten natürlich andere Romane, die in der Planung lagen, beim prüfenden Anwalt erst mal Vorrang.

Gibt es hier jemanden, der nicht weiß, was das mit dem Anwalt auf sich hat und warum so ein Rechtsverdreher sich mit unseren epochalen Werken der deutschen Unterhaltungsliteratur rumschlagen muss, während er sonst außer den üblichen Goethe, Schiller und Shakespeare auch Böll, Grass und andere zeitgenössische Literatur im Schrank stehen hat.

Die Heftromane, neben dem Kriminalroman besonders die mit Geister- oder Horror-Motiven, waren seit sie auf dem Markt waren bei verschiedenen Leuten und Institutionen in Misskredit geraten.

Wie ja allgemein bekannt ist, wird von gewissen Leuten der Heftroman ja unter Schund- und Schmutz-Literatur gerechnet. Man sagt gerade den Romanheften im Grusel- und Horror-Bereich nach, dass sie besonders gefährlich für jugendliche Gemüter sind, weil sie in ihrer Handlung zur Verrohung und zum Sittenverderb animieren. Eine Kino-Szene, in welcher der Held sein Schwert am Umhang des getöteten Gegners abwischt, wurde sofort beanstandet, wenn sie im Heft geschrieben wurde. Werner haben sie so eine Szene in seiner Anfangszeit mal aus einem Roman raus gestrichen und hat geschimpft wie ein Rohrspatz.

Die Anwälte der Verlage prüften nun Manuskripte Jugendtauglichkeit. Und natürlich waren ihre Maßstäbe fast noch härter als die der Schutzorgane, damit es bloß keinen Ärger gibt.

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften legte damals harte Maßstäbe an (wenn diese verglichen mit denen der Fünfziger durchaus schon als gemäßigt werden konnten). Heute lösen die Maßstäbe der Achtziger bei den Kids ein helles Lachen aus. Ach, wie sind doch seit dieser Zeit die Sitten verroht.

„Oh, tempora! Oh mores“, um es mit Cicero zu sagen (Oh, Zeiten, oh Sitten) Aber selbst im Fernsehen und nicht nur bei Serien aus Ami-Land sondern sogar in deutschen Produktionen werden heute Sachen von einem Kaliber der Gewalt und Brutalität gezeigt, die einem Autoren damals, wo vielleicht nicht Kopf und Kragen, aber doch die Karriere kosten konnte.

Es hat sich vieles geändert. Als ich Kind war, stand auf den Kino-Plakaten der ersten „Frankenstein“-Filme in der Kinowerbung und auf als Banderole auf dem Plakat: „Nur für starke Nerven“. Das muss so 1957 gewesen sein, ich war damals 9 Jahre. Meine Eltern gingen ja in solche „grauenvolle Filme“ nicht rein – ich hörte die Handlung dann bei den Nachbarn, die sich so einen Film natürlich nicht entgehen ließen – und hatte die nächsten Nächte diverse Träume. Immerhin hatte ich ja die Filmplakate gesehen – und der Rest war kindliche Phantasie.

Filme dieser Art laufen heute zu Zeiten, wo sie auch die lieben Kleinen sehen können. Die finden das, wovor sich Generationen vorher erschrocken haben, einfach nur zum Kichern. Wie sagte Werner bei der Vorführung unseres Zamorra-Filmes immer? „Ihr sollt nicht lachen! Ihr sollte euch fürchten!“

Ja, bevor sich die Kids heute fürchten müssen die Zombeis schon in 3-D aus dem Bildschirm gekrochen kommen. Aber damals in den 70er und 80er Jahren hatten wir zwar keine „Reichskulturkammer“ mehr als Zensur, aber die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ und die Anwälte in den Verlagen. Auch wenn die natürlich andere Bewertungsgrundlagen hatten wie die vorgenannte und, alle Götter seien gepriesen, nicht mehr existente Behörde.

Wenn das so richtig ist, wie ich das damals gehört habe, dann sollte auch die von mir heiß geliebte Comic-Serie „Sigurd“ wegen mehrfacher Indizierung eingestellt werden.

Der Lehning-Verlag rettete die Sache damals, indem der 'Sigurd“ mit einem einzigen Bild am Schluss eines Heftes abgeschlossen wurde. Die Frau, die Sigurd befreit hatte, wollte er heiraten – was ja dann auch praktisch gesehen tatsächlich das Ende der Abenteuer und auch alter Freundschaften bedeutet. Und nahtlos wurde die Ritterserie mit „Falk“ fortgesetzt.

Ja, wenn Sigurd wirklich so verrohend gewesen wäre, dann müsste ich im Zuchthaus sitzen – denn Sigurd war schließlich der Held, dem ich nacheiferte. Er half den Schwachen und Bedrängten, wo er konnte und fragte nicht danach, was es ihm brachte – schon gar nicht nach Geld. Natürlich benutzte er, den Umständen seiner Zeit folgend, das Schwert. Also alles absolut jugendverderberisch für mein zartes und kindliches Gemüt.

Vielleicht wäre ein Held der Weltliteratur wie Kapitän Ahab für mich besser als Vorbild geeignet gewesen. Ich glaube, dann würde ich tatsächlich im Knast sitzen. Denn in meinem Leben gab es mehr als einen „Weißen Wal“.

Für die Verlage war es natürlich eine Gratwanderung, bei der Bewertung der Vorstellungen einer Prüfstelle den richtigen Weg zu finden. Zwar fanden die Indizierungen erst nachträglich statt, wenn die Hefte schon bereits aus dem Handel raus waren und man die Plastikverpackung und den Aufdruck „Ab 18“ eigentlich nur von Sex-Magazinen kennt, aber die Gefahr war eben immer die Einstellung einer Serie mit der dritten Indizierung.

Wenn ich das damals so richtig gehört habe, ließ der Bastei-Verlag von Fritz Tenkrat mal Romane schreiben, in denen er Dinge in Horror-Handlungen, die so in Frage kamen, immer steigern sollte. Nur so konnte man ein Maß dafür bekommen, was die Bundesprüfstelle tolerierte – und notfalls in die Berufung gehen, falls es für eine Sache später ein Beanstandung gab, die bereits einmal durchgegangen war. Alles juristische Spielereien, die für einen Anwalt auch ein Teil des täglichen Brotes sind.

Dieser Anwalt las also unsere Romane, egal ob „John Sinclair“, „Gespenster-Krimi“ oder „Professor Zamorra“ und unterstrich dann mit Bleistift die Sachen, die seiner Meinung nach besser geändert werden müssten. Das war dann Sache des Redakteur, der gleichzeitig Lektor war. Beim Zamorra eben Helmut „Jason Dark“ Rellergerd. Und – heute kann man ja so drüber reden, der radierte den Bleistift meistens weg.   

Wer meinen Roman „Dämonen-Orakel“ in die Finger bekommt – der letzte Band vom Troja-Zyklus – der kann selbst sehen, was der Anwalt so anstrich. Den bei diesem Roman wurde vergessen, die unterstrichenen Passagen wegzuradieren.

Damals wurden die Texte aber noch nach Maßgabe des Herrn Johann Gensfleisch zu Gutenberg in beweglichen Lettern gesetzt. Der Setzer, das sei mal am Rande erwähnt, setzte alles so, wie es im Manuskript geschrieben stand. Natürlich gab es Korrekturzeichen, die wir Autoren auch alle kannten – die wurden beachtet. Aber ansonsten wurde auch jeder erkennbar Fehler eben als Fehler ins Heft gesetzt. Mir kam das manchmal so vor, als seinen die Setzer bei Bastei ausländische Mitbürger, die in keiner Weise der deutschen Sprache mächtig waren – um sich mal etwas vornehmer auszudrücken.

Also, jeder Fehler im Text wurde übernommen. Ich denke mal, das Setzen war so wie das Schreiben nach Diktat einer Sekretärtin. Der Buchstabe wurde zum Wort, aber weder Setzer und Sekretärin lesen und – vor allen Dingen – verstehen was sie schreiben oder setzen.

Unterstrichene Passagen im Text bedeuteten aber für den Setzer, diese Worte kursiv zu setzen, dass es besonders hervorgehoben wurde.

Und so findet man dann in meinem Troja-Roman „Dämonen-Orakel“ (PZ 288) kursiv gesetzt solche Passagen wie: „Er reagierte wie eine abgezogene Handgranate!“

Ja, auch das ist verrohend und jugendverderberisch. Obwohl ich als Panzergrenadier bei der Bundeswehr sehr wohl die Wirkung von Handgranaten kannte – wir haben das Zeug ja geworfen – auch scharfe Eier - zur Übung. Und ich habe mir bei so einer Formulierung auch wirklich nichts gedacht. Aber – so was wurde damals eben der Jugendschutz gesehen – in der „Steinzeit“ vor ca. 25 bis 30 Jahren.

Natürlich wusste wir Autoren im Allgemeinen, wie und mit was wir uns zurück halten mussten – und was für Edelmenschen unsere Helden sein mussten. Die „Grautöne“ und teilweise „Anti-Helden“ mit ihren Problemen, die kamen erst später als die Bundesprüfstelle merkte, dass Computerspiele und Filme schon längst all diese Dinge überrollt hatten, die sie bei den Heften beanstandeten. Dazu kam dann auch die neue Horror-Literatur aus Ami-Land mit Stephen King an der Spitze. Und was danach kam, wurde in seinen Stories immer blutiger und brutaler.

„Aber“, so erklärte uns Jürgen Grasmück damals in seiner Weisheit, „Stephen King und was da so kommt, da sind ja Taschenbücher und vom Preis her sind die so hoch, dass Kinder und Jugendliche die sich nicht kaufen können wie ein Romanheft. Das Romanheft – das können sich nämlich auch Kinder kaufen.“ Auch eine Erklärung – und der Weisheit letzter Schluss. Werner und ich haben sie damals geschluckt, weil uns ohnehin nichts übrig blieb.

Hätten wir die gestalterischen Freiheiten gehabt, wie sie die Autoren im Zamorra heute haben, hätten wir noch was ganz anderes aus der Serie gemacht. Denn heute brauchen die Autoren auf die grüne Banderole, die bis vor kurzem darauf hinweist, dass der Roman zum „Horror-Szenario“ gehört, nicht mehr zu rechtfertigen.

Hier könnte genau so Violett für Science Fiction, Orange für Abenteuer oder auch Schwarz für Krimi drauf sein. Nur nicht gerade Blau für Western oder Weiß für Liebes – und Arztromane – zur Vollständigkeit. Was die Heimatromane für eine Banderole hatten, fällt mir derzeit nicht ein – so was habe ich hier auch nicht rumliegen. Ich wohne ja auch dem Lande – also schon fast im Szenario eines Heimatromans. Nur das der Roman für mich „Der mit dem Tiger tanzt“ nie geschrieben wird. Obwohl meine Tigerfreundin Chayenne hier im Dorf ja für mächtig Aufsehen gesorgt hat

Je, heute wird der „Professor Zamorra“ ganz offiziell als Phantastik-Serie bezeichnet. Damals hat man immer versucht, eine Ausweitung der Handlung in artverwandte Sparten zu vermeiden.

Jedes Gespräch mit Jason Dark begann ja mit: „Der Zamorra ist eine Grusel-Serie“ und „Ihr schreibt viel zu anspruchsvoll für die Leser“. Deshalb habe ich nach dem Dynastie-Zyklus auch einige Romane mit klassischen Horror-Themen geschrieben (Mumie, Vampir, Werwolf) bis ich dann genau so wie Werner wieder anfing, die Handlung der Phantastik-Themen im Zamorra weiter zu gestalten.

Natürlich bekam ich den Roman „Herrscher des Krakenthrones“ erst mal zurück, weil der prüfende Anwalt da eine ganze Menge angestrichen hatte. Da mussten ganze Passagen entfallen und neue hinzu gefügt werden. Und dann bekam ich irgendwann die Verkaufsmitteilung der Agentur und den Honorar-Scheck.

Allerdings dauerte es noch eine ganze Zeit, bis der Roman dann wirklich raus kam.

Warum - wieso – weshalb? In einer Woche treffen wir uns wieder zum Tee. Dann erzähle ich es...

Kommentare  

#1 Cartwing 2010-02-09 07:30
Interessant, wie viele 14tägig erscheinende Serien auf wöchentlich umstellen wollten.
Ich denke, man kann froh sein, dass dem PZ dieses "Schicksal" erspart blieb. Ebenso wie Maddrax.
Dem Dämonenkiller hätte ein 14tägiges Erscheinen damals auch ganz gut getan, dann hätte man auf die meiner Meinung nach meist überflüssigen Beiträge von Dönges und Kneifel verzichten können.

Schöner Beitrag übrigens. Man hat den Werner plastisch vor Augen. Die Agentur Grasmück scheint ja viel für den Heftroman getan zu haben, wenn auch Werner seine erste Sachen mit Jürgens Hilfe an den Mann gebracht hat...

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