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Antares, Gunnar, Amun-Re, Namenlose Alte und andere Wurzeln

Teestunde mit RolfJetzt sind wir bei Antares, das ja wie geschildert, zu den Wurzeln Deiner Mitareit am Zamorra gehörte. Wie gings dann weiter?

Antares, Gunnar, Amun-Re, Namenlose Alte und andere Wurzeln

ANTARES – das SF-und Fantasy-Fanzine aus Kassel - die erste Nummer – war erschienen.

Und weil wir ja weder Abonnenten noch sonstige Interessenten hatten, haben wir außer den fünf Stück für den Eigengebrauch (Hans, Michael Müller und meinereiner – dazu zwei sehr hübschen Mädchen, die bei Druck zugesehen haben – damit auch wir während dem Drehen an der Drucker-Kurbel was zu gucken hatten) an alle möglich Prominente aus dem Fandom geschickt.

Und dadurch hat wenigstens ein Exemplar der Nummer 1 überlebt. Gustav Gaisbauer. So viel ich weiß immer noch erster Vorsitzender des EDFC (Erster Deutscher Fantasy Club), mit dem ich seit Jahrzehnten gut befreundet bin, hat mir alle Antares-Ausgaben fotokopieren können – weil sie bei mir im Verlauf einiger Umzüge vermutlich im Altpapier verschwunden sind. Und – oh Freude und Jubel – es war sogar die Nummer Eins dabei.

Das gute Stück enthielt neben der ersten Story „Brüder unter den Sternen“ von Hans Klipp mit dem „Untergang eines Zauberreiches“ die erste Story aus dem angedachten Gunnar Zyklus. Und diese Geschichte war die Geburtsstunde des Amun-Re und damit im Prinzip einen Teil vom späteren Fundament der Zamorra-Serie.

Ja, warum nun ausgerechnet der Name Amun-Re? Jeder, der sich auch nur halbwegs mit dem alten Ägypten beschäftigt hat weiß, dass diese Doppelgottheit ein Symbol für den Zusammenschluss beider Reiche vom Nildelta bis zu den Katarakten von Assuan und weiter bis hinunter nach Nubien war.

Ra – oder Re – der Sonnengott, wurde hauptsächlich in Unterägypten, im Nil-Delta und der dortigen Hauptstadt Memphis verehrt. Amun war ursprünglich der Stadtgott von Theben, das man heute als Luxor kennt und das Ausgangspunke der meisten heutigen Nil-Kreuzfahrten ist.

Der gewaltige Tempel von Karnak wurde im Neuen Reich zu Ehren des Amun-Re errichtet. Dieser Tempel ist eine der größten Sehenswürdigkeiten in Ägypten und gehört bei einem Besuch von Luxor ebenso zum Pflichtprogramm wie der Luxor-Tempel direkt in der Stadt und das Tal der Könige auf der anderen Seite des Nil.

Im Februar bin ich erst wieder dort gewesen und es triebt mir immer wieder eine Schauer über den Rücken, im Allerheiligsten des Amun-Re zu stehen. Einst durften hier im Zentrum des gigantischen Tempels nur die höchsten Priester und der Pharao, der „Sohn des Amun-Re“ verweilen. Heute gehen die meisten Touristen achtlos dran vorbei – weil es an anderen Stellen des Tempels spektakulärere Dinge zu sehen gibt.

Übrigens – auf den Reliefs in den Tempeln und den Gemälden in den Gräbern wird Amun-Re als eine menschliche Gestalt mit einer hohen Federkrone dargestellt. Am Besten erkennt man ihn auf einem Relief im Totentempel der Hatschepsuth. Da sitzt er auf einem Thron, während Hatschepsuth mit den Insignien des Pharao ihrem „Vater“ Opfer bringt.

All das wusste ich natürlich noch nicht, als ich vor über dreißig Jahren dem Schwarzzauberer von Atlantis den Namen Amun-Re gab. Und im Zamorra-Band 275 „Der Fluch des Ägyptergrabes“ hab ich dann nicht ganz wissenschaftlich beweisbar, aber nach der Heftromanlogik nachvollziehbar, erklärt, warum dann im Neuen Reich zur Zeit des zweiten Ramses ein Amun-Re als Gottheit verehrt wurde.

Die Leser der Serie wollten unbedingt wissen, wie das alte Ägypten mit dem untergegangenen Atlantis verknüpft wurde. Und sie wollten hierfür eine einigermaßen nachvollziehbare Antwort haben. Und solche Anregungen oder Wünsche meiner Leser sind bei mir immer eine Herausforderung gewesen. Zumal ich in diesem Roman dann ohne es eigentlich ursprünglich zu wollen die Grundlage für den Troja-Zyklus gelegt habe.

Aber das gehört noch nicht hierher. Wir sind immer noch dabei, wie der Herrscher des Krakenthrones seinen Namen bekommen hat.

Die Lösung des Rätsels findet sich im Conan-Zyklus. Und das ist je einer der drei literarischen Säulen, auf dem sich mein ganzer Hintergrund aufbaute.

Das Reich Stygia, in dem die größte Zauberei der hyborischen Welt getrieben wird, kann von der Kultur her eindeutig mit dem alten Ägypten identifiziert werden. Einer der größten Gegner Conans ist der Zauberer Toth-Amon. Und auch die anderen Stygier tragen Namen der altägyptischen Kultur.

Ja, und weil sich mein ganzes damals nur in Gedanken bestehendes Ideengebäude eben um eine Vollendung des hyborischen Zeitalters handelte und da nun mal in Stygien die schwärzeste Zauberei getrieben wurde, lag es nahe, hier einen Namen zu übernehmen.

Und dann stand eben plötzlich der Name „Amun-Re“ auf dem Papier. Besser gesagt, auf der Matritze. Er stand da – und konnte deshalb nicht gelöscht werden, als es mir auffiel, dass ich hier den Namen einer der höchsten Gottheiten Ägyptens nieder geschrieben habe. Andererseits – warum auch.

Mein großes Idol Robert Ervin Howard war in diesen Dingen auch nicht zimperlich. Fast jede Kultur seiner hyborischen Welt hat ihre Vorbilder in der Antike oder im Mittelalter. Und das galt auch für die Namen der Götter, wenn sie nur nicht so bekannt wie Zeus oder Jupiter waren. Aber Mithra oder Ishtar, die ziemlich oft auftauchen, kommen aus dem Persischen und Babylonischen. Und Erlik, von dem ich mein Pseudonym Erlik von Twerne herleite, ist eine mongolische Totengottheit. Nur Crom, den Gott der Cimmerier, hat er selbst erfunden. Und dazu eine Theologie, die sich echt nachvollziehen lässt. Aber – weil Crom ja keine Gebete und Opfer will hebt der Glaube an Crom natürlich jede Kirche und Religionsgemeinschaft auf.

Howard ging es nicht darum, eine neue Welt, eine neue „Heilslehre“ oder gar ein neues Universum zu erfinden – er wollte nur spannende und abenteuerliche Geschichten schreiben. Und – weil am Ende der hyborischen Welt eine gewaltige, durch den Einschlag eines Kometen verursachte Kontinentalkatastrophe alle Kulturen vernichtet ist es nur logisch, das die Erinnerungen an die „goldene Zeit“ in gewissen Teilen überlebt. Und weil ich das„ vollenden“ wollte, deshalb habe ich keine eigenständige Fantasywelt erschaffen.

Und weil Howard eben die Stygier als Bösartig und verräterisch darstellte, musste ich das unbedingt übernehmen. Nicht umsonst sagt Conan ja sehr gerne: „Ich will ein Stygier sein, wenn das so ist.“

Die zweite Säule für meine spätere Zamorra-Fantasy-Schiene, zu der ich in Antares Eins den Grundstein gelegt habe, war das Mysterium der Großen Alten, die ich in die „namenlosen Alten“ umbenannte.

Mehr aus einer Laune heraus und weil es nach den Regeln der Lehre von den Äonen passte (dazu kommen wir noch), wurde zwischen die beiden Schreckenszeiten, nämlich die die Ära der „Namenlosen Alten“ und später der „Herrschaft des Krakenthrones“ die goldene Zeit des Friedens, als die Elben die Welt beherrschten. Mit den „Elben“ fand dann auch die Ideenwelt meines dritten großen Mentors der Fantasy, J.R.R.Tolkien, Einzug in meine Planung.

Klar, jetzt kann man sagen, der Kerl hat nichts Neues erfunden, sondern Vorhandes nur recycelt. Natürlich – weil ich eben die Ideen der großen Fantasy-Literaten zu einer Einheit bilden und vollenden wollte. Das war zwar ziemlich großspurig gedacht – vor allem wenn man bedenkt, dass damals nicht im Traum daran zu denken war, dass es jemals ein größerer Kreis als die Antares-Abonnenten lesen würden – aber ich habe da Ganze ja mehr für mich selbst erfunden und niedergeschrieben als für andere Leute.

Und ich kann euch versichern, es wäre viel einfacher gewesen, eine neue Fantasy-Welt zu erfinden, wie die Ideen der großen Meister später so in den Handlungsrahmen einzubauen, dass es mit der Science-Fiction-betonten Schiene, die Werner fuhr, irgendwie zusammen passte. Aber – genau da machte den Reiz der Sache für mich aus.

In den anderen Fantasy-Welten wie „Zartas“, die W.A. Hary eingebracht hat oder auch Werners „Straße der Götter“ brauchte auch nichts und niemanden Rücksicht genommen werden – da gab es keine bestehenden Vorgaben großer Meister, die man beachten musste.

Betrachtet das, was ich da gemacht habe, mal so wie den Schluss der Dritten Aktes der Oper „Turandot“. Ja, das ist die mit der berühmten Arie „Nessun Doma“, die Paul Potts zum Weltruhm verholfen hat. Puccini schreib zwar noch diese Arie, konnte aber die Oper nicht mehr vollenden, weil ihn der Tod daran hinderte. Damit die Premiere doch stattfinden konnte, hat ein anderer Komponist die Opfer vollendet und daher kommt das „Nessun dorma“-Thema noch mal am Schluss.

Bei der Premiere der „Turandot“ klopfte übrigens Toscanini, der Dirigent, nach der letzten Note, die Pucchini selbst geschrieben hatte ab und erklärte dann dem Premieren-Publikum, dass hier der Tod dem Meister die Feder aus der Hand genommen hat. Die Oper wurde erst in der zweiten Darbietung vollständig aufgeführt. So, wieder was dazu gelernt, mit dem ihr bei Gesprächen in feiner Gesellschaft vor den Leuten mal glänzen könnt. Ja, der „Zauberspiegel“ in formiert nicht nur – er bildet auch....

Wir aber gehen zu den „Drei Säulen“ zurück, auf denen die spätere „Zamorra-Fantasy“ ruhte...

Wie der Kundige bemerkt – ich habe schon damals die heilige und mystische Zahl Drei und auch viele andere Gesetze der Magie und der Kabbala in das Konzept einbezogen.

Magie – die wahre Magie – das ist etwas anderes als die reine Beschwörung von Dämonen und sonstigen Hokus-Pokus – obwohl die Gesetze der Magie auch hier die Grundlage dazu bilden, mit Wesen aus den Welten jenseits des menschlichen Verstandes in Kontakt zu treten.

Magie ist in ihrer Grundform – dass zwei Teile ein Ganzes ergeben. Dass Eins und Eins Zwei sind.

Aber auch, dass es Schwarz und weiß – oder Licht und Dunkelheit gibt. Und dass es Gott und den Teufel – das Böse und das Gute gibt.

Magie besagt aber auch – dass das Eine ohne das Andere gar nicht möglich ist. Und schon gar nicht ein Drittes ergibt, das die notwendige Grenze bildet.

Wer wollte wissen, was Dunkelheit ist – wenn er nur das Licht kennt?

Welche Berechtigung hätte Gott ohne seinen Gegenpart – den Teufel?

Und was wäre denn, wenn das norddeutsche „do sloag doch Gott den Dübel dod“ Wahrheit würde? Das Jüngste Gericht? Das Ende der Welt? Ein neuer Anfang?

Wenn die Gefahr des Teufels nicht mehr da ist – dann ist Gott nutzlos. Und dann gibt es ihn nicht mehr.

Nicht nur die christliche Bibel lehrt, dass Gott übermächtig ist und alles geschaffen hat. Und daher müsste er auch alles so zerstören können wie ein kleines Kind sein mit Bauklötzen errichtetes Haus, wenn es fertig ist.

Der Teufel mit allen Dämonen hat also gar keine Chance, wenn der liebe Gott nicht mehr ganz so lieb ist, und auf die Bauklötze drauf haut, damit sie zusammen fallen. Oder die kosmische „Lösch-Taste“ drückt – und er dann als einziger übrig bleibt – weil er ja von Anfang an das war und am Schluss auch noch da sein wird.

Damit das vermieden wurde, musste bei meiner Planung ein Schiedsrichter her. So wie einer, der beim boxen bei der geringsten Unfairness dazwischen geht, oder beim Fußball Regelverstöße ahndet.

Denn genau von einer solche Kraft hatte ich in den anderen Horror-Romanen, die damals auf dem Markt waren, noch nichts gelesen. Da gab es nur Gott und den Teufel. Das Gute und das Böse. Und natürlich siegte nach den Gesetzen der Heftromanlogik zum Schluss immer das Gute.

Faszinierend – aber unlogisch. Wenn ich immer verliere, weil ich weiß, dass ich gegen einen übermächtigen Gegner kämpfe, dann trete ich nicht an. Das wäre genau so, als wollte ich mit Mike Tyson oder einem der Klitschko-Brothers in den Ring steigen.

Nein, es musste eine dritte Kraft her, die immer für den Ausgleich sorgt. Der Grundgedanke dazu ist mir sicher gekommen, als ich die ersten fünfzig Perry-Rhodan-Hefte gelesen habe. Da ist die Welt in zwei Blöcke gespalten – den Amerikanischen und den Chinesischen – und ein atomarer Weltkrieg ist wahrscheinlich. Doch dann findet Major Perry Rhodan bei einer Mondlandung ein Raumschiff der Arkoniden. Und mit der überlegenen Technik dieses Sternenvolkes bildet er die „Dritte Macht“.

Eine Macht, die sich zwischen die Blöcke stellt und erst einmal eine atomare Auseinandersetzung verhindert. Danach einigen sich die „Blöcke“ gegen die „Dritte Macht“ und unterliegen. Und so schafft Perry Rhodan die Einigung der Menschheit als „Terraner“. Eben durch eine Kraft, die von den beiden großen Kontrahenten gefürchtet wird, weil ihre Macht und Stärke nicht berechenbar ist und man deswegen erst gar nicht versucht, sie auszuloten.
 
Allerdings ist mir das auch jetzt erst bewusst geworden, während ich diese Zeilen schreibe und meine Gedanken zurück wandern lasse. Damals habe ich garantiert nicht daran gedacht, dass die „Dritte Macht“ hier als Schablone gedient haben sollte. Und – es kann genau so gut eine philosophische Abhandlung gewesen sein, die ich damals gelesen habe. Oder eben – eine Erkenntnis der Gesetze der Magie – und der „kosmischen Schaukel“.

Bei einer Wipp-Schaukel, die wir früher als Kinder hatten, stand immer dann einer genau da auf dem Brett, wo unter ihm der Drehpunkt war, wenn die Gewichte auf beiden Seiten wegen der Gewichte ausgeglichen werden mussten. Das war öfter nötig, wenn auf der einen Seite ein Großer und auf der anderen Seite ein Kleiner saß. Wer in der Mitte stand, sorgte also dafür, dass keine Kraft überhand nahm – und dass immer alles in Bewegung blieb.

Auch wenn ich mir das bei den ersten in Antares erschienenen Stories nur nebenher notiert hatte, der „Wächter der Schicksalswaage“ war von Anfang an als die „Dritte Kraft“ eingeplant. Nebenher - die eben beschriebene Sache mit der „Dritten Macht“ ist mir eben erst beim Korrektur-Lesen eingefallen – deswegen lasse ich hier „Dritte Kraft“ stehen.

Was ist nun der Unterschied zwischen einem „Roten Faden“ und einem Konzept?

Ein Konzept plant eine Handlung über eine sehr große Strecke vor – und auch darüber hinaus, wenn die Handlung fortgeführt werden kann oder soll.

Der klassische Fall eines Konzepts auf dem Heft-Sektor ist Perry-Rhodan. Die Serie war ursprünglich nur auf fünfzig Bände geplant. - wurde des Erfolgs wegen aber weiter geschrieben – bis heute, weil der Erfolg anhält. Das aktuelle Beispiel für ein genial angelegtes Konzept, dass immer wieder erweitert werden kann, ist „Maddrax“.

Obwohl man auch hier sicher erst mal im „europäischen Rahmen“ dachte, weil niemand wusste, ob die Serie ein Erfolg würde, waren doch schon von Anfang an alle Schienen gelegt, die Serie in alle Richtungen weiter zu führen. In den ersten Bänden waren sogar Anklänge zu finden, dass die „Sword & Sorcery“ - also eine Fantasy im Conan-Stil, dominieren konnte. Doch das wurde, und damit wurde eine auf einer ursprünglich versunkenen und wieder entdeckten Technik basierende Handlung ganz logisch weiter geführt. Eine Magie, wo ein Zauberer mit wenigen gemurmelten Worten ein Erdbeben hervorruft. Das hätte hier nicht gepasst. Es sei denn, es hätte irgendwo eine Erdbebenmaschine gegeben die Maddrax und Aruula gleichzeitig in Gang gesetzt hätten – also keine Magie und Zauberei – sondern Technik.

Eine Technik, die mit Werners „Dämonen-Raumschiff“ und den Meeghs dann erstmalig Einzug in die „Horror- und Grusel-Serie Professor Zamorra“ hielt. Denn die Science-Fiction – das ist die Welt, in der Werner wirklich zu Hause war. Und durch diese „Brille“ hat er alles, was er geschrieben hat, betrachtet. Es musste alles „logisch erklärt“ werden- außer, wenn der berühmte Satz: „Das Grauen schlug zu!“ kam. Da war dann alles offen.

Als mir Werner signalisierte, dass ich Chancen hätte, beim Zamorra einen Roman zu schreiben, habe ich von Anfang an versucht, das einfache und heftromangerechte Konzept Werners, dass er mit der „Merlin-Triologie“ begonnen hat, zu vertiefen und vor allem zu vergrößern.

Schon in meinem ersten Roman „Der Kraken-Götze“ ist alles drin erwähnt, was ich später ausbaute. So wie bei einer Oper in der Overtüre die wichtigsten musikalischen Themen bereits angespielt werden. Themen, die dann erst im Verlauf der Akte zur Vollendung ausgebaut werden. Und wer meine danach erschienenen Zamorra-Romane der Reihe nach durchgeht der erkennt, dass ich das, war im „Kraken-Götzen“ schon als geballte Ladung steht, danach bis ungefähr Band 254 „Geister-Party“ verteile. Danach waren die wesentlichen „Spielsteine“ für die Handlung aufgestellt.

Nach meinem Ausscheiden aus der Zamorra-Serie wegen der bereits ausreichend beschriebenen Misere in 1986 hat Werner dieses Konzept nicht weiter geführt.

Außerdem hatte er schon während unserer engen Zusammenarbeit genug zu tun, seine eigenen Romane zu schreiben und es genügte ihm, dass ich ihm sagte, was in meinem Romanen drin stand und wie sich die Sache erweiterte.

Das gilt übrigens auch für mich. Durch das Schreiben der eigenen Romane, die notwendige Korrespondenz mit Fans und Clubs, die Auftritte als Musiker und die Besuche Werners fast an jedem Wochenende hatte ich absolut nicht die Zeit, deine Romane auch noch von der ersten bis zur letzten Zeile zu lesen. Von der Tatsache, dass ich einen achtstündigen Arbeitstag und die Fahrt nach Kassel und zurück hinter mir hatte ist das sicher nachvollziehbar.

Ich wusste aber immer so viel von Werners Ideen, dass ich sie mit meinem Konzept und seiner ständigen Weiterentwicklung verknüpfen konnte. So war es für den Leser, der immer nur den Namen „Robert Lamont“ las, immer eine Einheit – und viele glaubten an den „geheimnisvollen und scheuen Schriftsteller, der irgendwo unerkannt in Frankreich haust und die Zamorra-Romane schreibt“ - wie es der Verlag auf die Fragen der unbedarften Leser antwortete. Nur das organisierte Fandom, das wusste natürlich Bescheid. Und auch, wer welchen Zamorra-Roman geschrieben hatte.

Es war ja von Werner auch ursprünglich geplant, dass ich wieder mit rein und mein Konzept fortsetzen sollte, wenn sich die Zeiten gebessert hätten. Wenn er wieder Aufträge hatte, in anderen Serien mitzuschreiben. Denn es war ja anzunehmen, dass andere Verlage in das „Vakuum“ hinein stoßen würden.

Mein sehr viel später nach meinem Ausscheiden erscheinender Band „Am Tor zur Hölle“ beweist es. Da hat Werner nämlich an einer damals angedachten Fortführung der Neuauflage von „Ren Dhark“ gearbeitet . Es war also wieder ein gewisser Freiraum da und Werner gab mir vorläufig mal einen Roman frei. Allerdings mit der Auflage, den zweiten Teil für die „Fahrten des Odysseus“ zu machen und nicht den zur Hälfte fertigen „Wolfsmond“ zu Ende zu schreiben.

Weil das allerdings damals mit einer Neufassung von „Ren Dhark“ nichts wurde und Werner damals den Zamorra als einziges Objekt hatte, schrieb er ihn auch nach unserer Absprache alleine weiter. Trotz der immensen Schulden, die ich 1986 durch das Jahr „freier Schrifteller“ gemacht hatte wusste meine Bank, dass ab Januar 1987 wieder regelmäßig Geld aufs Konto kam.

Erst das Neukonzept ab Band 900, so weit ich es bis jetzt beurteilen kann, hat mit Merlins Tod und dem direkten Eingreifen des Wächters die letzten Mauern des Ideengebäudes zum Einsturz gebracht.

Aber – ich kann von der Masse der Autoren, die heute Zamorra schreiben, kein „magisches Denken“ und kein fundiertes Hintergrundwissen über alte Magie und Mystiken, Jenseitsvorstellungen, Gottes- und Teufelsbegriffe im Verlauf von ca. fünftausend Jahren und apokalyptischen Voraussagen, die über Johannes und Nostradamus hinausgehen, erwarten.  

Wie sagte man im antiken Rom? „Mögen die Konsuln zusehen, dass die Republik keinen Schaden erleide!“ Und mögen die Autoren zusehen, dass sie mit dem neuen Konzept dieser Serie nicht den Rest geben. Ich wünsche ihnen alles Gute.

Aber bis dahin ist noch so einiges zu erzählen. Ich habe hier in einigen Dingen nur deshalb vorgegriffen, damit etwas verständlich ist, das diese späteren Zamorra-Ideen schon existierten, als selbst Werner noch nicht daran denken konnte, jemals einen Roman auf professioneller Ebene zu verwirklichen.

Womit wir wieder beim Thema wären.

Und wir dieses Thema auch weiterführen würden – wenn nicht das schöne Liedchen ertönen würde...

„Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät...?

Eben kommen Nina und Melly, die beiden Katzen-Babies, die vor zwei Wochen vom Bauernhof gegenüber bei mir eingezogen sind, an mir hoch auf den Schreibtisch geklettert. Sie haben ein erholsames Schläfchen hinter sich und jetzt wollen sie spielen.

Keine Chance also, die Teestunde jetzt weiter zu führen.

Auch wenn Cindy und Fee noch weiter schlafen. Die Kleinen haben hier alles nach der Grönemeyerschen Theorie übernommen.

Kinder an die Macht!

Jetzt ist keine Teestunde mehr – es ist die Stunde der Katze!

Also dann – heute ist nicht alle Tage – ich komm' wieder, keine Frage...

Aber es sind keine rosaroten Panther, sondern zwei Bonsai-Tiger, die sich jetzt zwischen Tastatur und Bildschirm kugeln.

Alles für die Katz'.....

 

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