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Bücher, Höllenhierarchien, zwei, drei Schwerter und die Bücher Mose

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, wie ging es den weiter mit der Grundlagenarbeit in Sachen Übersinnliches. Konnten die Hefte des Professors helfen?

Bücher, Höllenhierarchien, zwei, drei Schwerter und die Bücher Mose

Bücher über Zauberei, Magie und sonstige Grenzwissenschaften zu finden ist heute kein Problem mehr. Selbst die großen Buchketten haben ihre Esoterik-Ecken, wo man selbst die Bücher von Alistair Crowley finden kann. Und außerdem gibt es jede Menge kleine esoterische Buchhandlungen, wo man fachliche Beratung findet – und wo gleich noch Meditationszentren angeschlossen sind, in denen Lehrgänge verschiedener Art durchgeführt werden.

Aber Mitte der 70er Jahre gab es in dieser Richtung gar nichts. Und wenn man in Buchhandlung nachfrage, wurde man noch schiefer angesehen als hätte man Interesse an erotischer Literatur und pornographischen Schriften bekundet.

Aber der „Science-Fiction- und Fantasy-Club-Kassel“ hatte es sich zum Ziel gesetzt, zu ergründen, ob es die Welt des Unheimlichen und Übersinnlichen gibt – und ob man Kontakt zu ihr aufnehmen kann.

Zwar hatte ich nach vielen Suchen in den hintersten Ecken von Buchhandlungen und auf Flohmärkten einige Bücher gefunden, die sich mit der Thematik „Grenzwissenschaften“ beschäftigten. Am meisten gab das Buch „Die Welt der geheimen Mächte“ her. Das ist auch heute noch ein Standard-Werk, in dem so ziemliche alles behandelt wird, war mit Wahrsagekunst und Magie zu tun hat. Allerdings sind darin nur die „Grundbegriffe“. Nichts, was von der Oberfläche auch nur etwas in die Tiefe dringt.

Das ich heute geschätzte sechs Meter Bücher über diese Dinge habe, ist eine ganz andere Sache. In den dreißig Jahren, die zwischen vergangen sind, kauft sich so Einiges zusammen. Aber damals war eben die „Welt der geheimen Mächte“ das einzige Buch das wirklich etwas von dem hergab, was wir suchten.

Und dann war das noch das „Sechste und Siebte Buch Moses“, dass in den Anzeigen in den Heftromanen angepriesen wurde. Ziemlich teuer – aber was tut man nicht, um Weisheit zu erlangen. Ich habe nicht vorher und nicht hinterher so viel Geld für so wenig Lesestoff ausgegeben.

 „Des Moses große Zauberkunst“ - das  las sich ja ganz interessant. Aber in der heutigen Zeit ist es ganz unmöglich, alleine die Dinge zu beschaffen, die man für die Herstellung eines Zauberstabes braucht. Und was noch so an Kräutern, Pülverchen und Tinkturen für den Bannkreis und die Beräucherung gebraucht wird, gibt es auch nicht gerade in der Aldi-Theke.

Heute ist das kein Problem mehr, an Kräuter, Duftöle, Salben und Sonstiges zur Beschwörung von Dämonen unerlässlichen Dingen im Handel aufzuspüren. Man muss nicht mal die „Winkelgasse“ finden – auf jedem Mittelalter-Markt findet man diese Dinge – von den schon erwähnten esoterischen Buchhandlungen mal ganz zu schweigen. Aber Mitte der 70er war es einfach unmöglich, diese Dinge irgendwo kaufen zu können.

Und dann standen da die Namen aller möglicher Dämonen und die Beschwörungen und Höllenzwänge, mit denen selbst Old Luzi zum Rapport bestellt werden konnte. Aber – da waren immer Namen und Begriffe, wo nur der Anfangsbuchstabe stand.
Im „Kleingedruckten“ stand zu lesen, dass diese Namen selbstverständlich den wahren Eingeweihten bekannt seinen  aber um den Benutzer zu schützen, wurde so die Beschwörung durch dein „Zauberlehrling“ unmöglich gemacht.

Und so wurde vermieden, dass der Narr, der es wagte, eine solche Beschwörung durchzuführen, eben nicht die Macht hatte, einen Dämon zum Erscheinen zu zwingen, in dem dessen  „Vorgesetzter“ bedroht wurde. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, was die höchste Instanz, die beschworen werden konnte, Lucifuge Rofocale.

Das war das erste Mal, dass ich auf die „Höllenhierarchie“ aufmerksam wurde.

Aber für den Zamorra habe ich die Hierarchie etwas anders zusammensetzen müssen, weil es da schon zu viele Vorgaben von Werner gab. Und er hatte auf den Sachen aufgebaut, die er aus anderen Heftromanen wie denen von Dan Shocker oder dem Gespenster-Krimi und sonstigen Serien kannte. Seine „Schwarze Familie“  war also noch nichts, was auf der „Dämonologie“ des Mittelalters beruhte. Das habe ich später mit eingeschleppt. Aber – davon erst viel später – und immer der Reihe nach...
 
Für den Anfang war das, was die vorhandenen Bücher boten, nicht schlecht. Aber den Wissensdurst, den wir alle in Sachen Magie, Zauberei und Hexenkunst hatten, den stillte das nicht. Dieser Durst wurde dadurch eher noch größer.

Nur – woher in jener Zeit noch andere Fach-Bücher dieser Art bekommen?

Ja, da sollte es eine Heft-Serie aus der Welt des Übersinnlichen geben. Und angeblich war die von einem Professor geschrieben.  So meinte es Hans jedenfalls im Vorbeigehen erkannt zu haben.  Also los! Im EDEKA standen einige der Hefte im Zeitschriftenständer..

Naja, ein Professor war das ja nun nicht, der da als Autor genannt wurde. Das war die Hauptperson der Romanhandlung mit einem Lehrstuhl für Parapsychologie. Der hatte eine Sekretärin, die nicht an Geister und Dämonen glaubte, obwohl sie damit konfrontiert wurde und einen guten Freund namens Bill Fleming, der immer da war, wenn er gebraucht wurde. Er war Archäologe und Historiker – war also nicht an geregelte Arbeitszeit gebunden.

Also auf den ersten Blick nicht für uns, um Weisheit und Einsicht in die Welt jenseits allen Verstandes zu erlangen.

Und weil das gerade so passt, mal gleich einige Worte zum ursprünglichen Konzept der Serie „Professor Zamorra – Der  Meister des Übersinnlichen“.

Erdacht und geschaffen hat sie seinen eigenen Angaben zufolge Jason Dark, der sie nicht nur redaktionell betreute, sondern auch den dritten Band „Die Teufelsklause“ dazu beigesteuert hat .

Jason Dark selbst betrachtet dieses Erdenken einer solchen Serie als Geniestreich. Wer Hermanns Artikel „Es ist doch  alles SO einfach“ gelesen hat, findet hier wenig geniales und keinen Kunstgegenstand, sondern solides Handwerk und ein Serienkonzept, das damals jeder Autor erfinden konnte.. Ein völlig im Standard-Schema liegendes Konzept, das für einen Einzelroman wie für eine Serie passte.

Wer mal den Film „The Devil Rides Out“ - deutscher Titel „Die Braut der Satans“ gesehen hat, der vermutet sicher genau so wie ich, dass der Erfinder der Zamorra-Serie diesen Film gesehen hat. Einer jener Streifen aus der Hammer-Produktion – vielleicht noch auf DVD zu bekommen. Gesehen habe ich ihn mal – aber nicht zugeschlagen, weil ich ihn auf Video hatte.

In diesem Streifen spielt Christopher Lee mal keinen Vampir sondern einen Parapsychologen. Auch wenn er keine Assistentin, sondern einen Begleiter hat. Aber ansonsten ist die gesamte Handlung mit Dämonenbeschwörung und einem Geisterreiter so, wie man sie in den alten Romanen findet. Auch da ging es um ein geheimnisvolles Amulett mit gewaltiger Macht.

Das ganze musste nur noch mit dem Erbe eines Schlosses und eines geheimnisvollen Amuletts angereichert werden. Und mit Feuerdämonen im Kamin als erste Herausforderung.

Chateau Montagne – ja, deutsch heißt das „Schloss Berg“ - wie jenes Anwesen am Starnberger See, wo der Märchenkönig gern  weilte und wo er hinter vergitterten Fenster seine letzte Nacht verbrachte, bevor er am nächsten Tag  die „Erlösung“ in den Wellen suchte. Aber – Chateau Montagne – das klingt schon richtig gut. Auch, wenn es im Loiretal so keine Berge gibt – von einem Schloss mit diesem Namen mal ganz zu schweigen. Allerdings – die Schlösser der Loire sind schon eine Besichtigung wert. Ich kann nur sagen, der König von Frankreich konnte da, wie sich Kaiser Nero einest ausdrückte, „wie ein Mensch wohnen“.

Jason Dark hat das zwar nie zugegeben, dass er sich von diesem englischen Gruselfilm inspirieren ließ - aber als ich diesen Film das erste Mal gesehen  habe, ist es mir wie Schuppen von den Augen  gefallen. Nur  wie kein Illusions-Zauberer einen Trick verrät so erzählt auch kaum ein Schriftsteller, woher er seine Ideen adaptiert. Aber – irgendwo hat alles eine Grundlage. Man muss sie nur zu finden wissen.

Es gibt nichts Neues unter der Sonne, wenn es um Literatur geht. Es ist alles schon mal da gewesen. Wer als Fantasy-Autor wirklich nicht mehr weiter weiß, der braucht nur die Original- Mächten von Tausendundeiner Nacht aufzuschlagen – da ist alles drin, was die Fantasy ausmacht. Man muss es nur so zu verändern wissen, dass es dem geneigten Lektor und später dem Leser nicht auffällt. Oder es als moderne Interpretation verkaufen.

Aber – wir sind immer noch bei den ersten Heften der Serie „Professor Zamorra“

Gut, das Studium dieser Romanhandlung brachte vielleicht auf den ersten Blick gar nichts. Aber dieser Robert Lamont  konnte schließlich doch  zu den Eingeweihten gehören und sein Wissen wie mit einem „Code“ in der Romanhandlung verstecken.

Es gab damals zwar noch keine Romane mit „Da Vinci-Code“ samt deren Verfilmungen, aber bei diesen „Weltverschwörungen“, von denen ich gelesen hatte, war so was sicher möglich.

Inzwischen hatte ich nämlich einiges von den Illumninaten, den Rosenkreuzern und sonstigen Geheimbünden gelesen, die angeblich die Träger des uralten Wissens waren.

Einige dieser geheimen Zirkel und Bruderschaften wollten die Menschheit mit ihrem Wissen „veredeln“. Andere wollten die „Kinder Adams“ vor Angriffen aus dem unbekannten schützen. Und einige dieser Geheimbünde waren weniger edel und griffen natürlich nach der Weltherrschaft.

Vielleicht stand ja in den Professor-Zamorra-Romanen doch etwas Geheimnisvolles zwischen den Zeilen, das sich nur dem aufmerksamen Leser offenbarte.

Diese Probe konnte hier auf jeden  Fall gemacht werden. Was heißt – konnte? Sie musste gemacht werden!

Also wurden die beiden im Zeitschriftenständer vorhandenen Hefte gekauft.

Das waren die 1974 herausgekommenen Zamorra-Romane  Nr. 1 „Das Schloss der Dämonen“ von Susanne Wiemer als Robert Lamont und Nr. 4 „Im Totenreich des Ghoul“ von Fritz Tenkrad alias A.F.Morland, bei diesem Roman  als A.F. Mortimer.

Beide Romane flogen, kaum dass ich sie durchgelesen hatte, in hohen Bogen in die Ecke.

Nicht ein Atom „Wissen“ war für uns darin zu finden.

Sicher, ganz spannend geschrieben – aber eben nicht das, was wir suchten. Romanhefte wie alle anderen auch, egal ob sie Gespenster- oder Geister-Krimi hießen. Ich wollte „Wissen“ sammeln und nicht irgendwelche Gruselgeschichten lesen.

Und damit war für die nächsten Jahre der „Professor Zamorra“ für mich erst mal erledigt. Allerdings, gelegentlich las ich mal einen Zamorra-Roman, den mir der Organist unserer Band gab. Harry Harper, auch bekannt als Harpula, der Hausvampir vom Turm des Schreckens, las alles, was es an Horror-Romanen gab und war echter Zamorra-Fan.  Der „Turm des Schreckens“ - das war das Hochhaus, wo ich damals meine erst Wohnung hatte. Ein Appartement mit einem Zimmer, das mir aber fast zehn Jahre ausgereicht hat. Und von dem „Hausvampir“ wird wohl immer noch mal die Rede sein.

Naja, wenns nichts kostet, kann man's ja auch mal lesen. Aber ansonsten schlang ich an Lesestoff alles in mich hinein, was damals an Fantasy heraus kam. Für Horror-Geschichten war da eigentlich kein Platz. Und Fantasy gab es damals eben nicht im Heft. Doch Jürgen Grasmück wurde dann mit Macabros zum Vorreiter. Es folgte Dragon. Und dann kam auch in Zamorra durch Werner die Fantasy über die „kalte Kellertreppe“ in die bestehende Horror- und Grusel-Literatur hinein. Und natürlich – ebenfalls in der Nachfolge von Macabros -  auch die Science-Ficton – wie ich noch erzählen werde.

Ich habe aber die Zamorra-Romane und damit eben die damalige „Horror-Literatur“ nicht nur gelesen. Aus der Handlung, die ich las, formten sich für mich selbst neue Interpreationen des Gelesenen. Die Handlung wurde von mir in Gedanken so variiert, so wie ich sie mir vorstellte. Also – der Roman endet wie üblich, dass das Amulett „zuschlägt“. Also der „Reichs-Einheits-Schluss“. Aber – wie hätte man diesen Roman noch enden lassen können.

Bekanntlich gibt es immer mehrere Wege, die zum gleichen Ziel führen. Die normale und vorhersehbare Standard-Ausführung ist mit schon immer zu langweilig gewesen.

Das ist der Grund, warum ich schon damals kaum Heft-Romane gelesen habe. Doch halt - dabei müssen wir Perry-Rhodan ausklammern. Das ist die einzige Serie gewesen, wo sich ab Seite Zehn das Ende noch nicht erahnen ließ und wo es bis zur letzten  Seite spannend blieb.

Und genau das war mit eins der Erfolgsrezepte, wie Werner und ich damals den Zamorra gemacht haben. Das musste sein wie beim Edgar-Wallace-Krimi. Auf der vorletzten Seite war völlig klar, dass der Mörder der Gärtner war, am Anfang der letzten Seite wurde der Chauffeur mit stichhaltigen Beweisen verhaftet und in den letzten drei Zeilen steht dann, das der Mörder, wie üblich, der Butler war.

Aber – bis dahin ist noch eine Zeit – und es hat genug Probleme gegeben, diese Art Handlungsführung in der Chef-Etage akzeptabel zu machen.

Immer, wenn ich einen Zamorra-Roman las, dann betrachtete ich die Handlung und das Ende immer mit einem Hintergrund, den ich aus anderen Büchern kannte und schätzte. Nämlich den Klassikern von Robert Ervin Howard und Howard Philipp Lovecraft – meine beiden Großmeister, deren Weg ich weiter gehen wollte. Damals gehen wollte – und heute immer noch gehen würde – wenn ich die Möglichkeit hätte...
 
Allerdings war von der Conan-Saga in der 1. Heyne-Auflage nach dem Band „Conan von den Inseln“ nichts mehr erschienen. Und die Ideenwelt Lovecrafts von den „Großen Alten“ rankte sich weitgehend um die Story „Ctulhus Ruf“. Ich fand es damals faszinierend, den Gedanken an einer Synthese der Ideenwelten von Howard und Lovecraft. Die großen Themen des „verfluchten Gezüchts von den Sternen“  ud dem „Hyborischen Zeitalter“ zu verflechten - weiter zu spinnen –  und vielleicht zu einem Ende zu bringen.

Im vorletzten Band „Conan, der Rächer“ war ein Artikel Howards über das Ende des hyborischen Zeitalters ca. 500 Jahre nach Conan. Hier ist neben vielen Kriegen und Völkerwanderungen von einer gewaltigen Kontinentalkatastrophe die Rede, von der die Welt ihr heutiges Gesicht bekam.

In der noch recht primitiven Karte in den ersten Conan-Büchern waren ja neben den Grenzen der hyborischen Reiche auch die Umrisse des heutigen Festlandes angedeutet. Allerdings ging die Karte in dem Buch nur bis zum heutigen Kaspischen Meer nach Osten und bis in Höhe des heutigen Kamerun nach Süden. Es musste da also noch mehr geben. Zumal es ja auch Abenteuer Conans in Kithai gibt. Und Kithai – das ist der alte Name für die chinesische Welt.

Von China kann man erst nach der Kaiser-Dynastie der „Chin“ reden. Der erste Kaiser dieser Dynastie von 221 bis 206 v.Chr.  war der legendäre Ch'in Shi Huang-ti, der sich die Terrakotta-Armee als Grabwächter schuf.

Eigentlich hätte ich mich gern hingesetzt um Geschichten vom Ende des hyborischen Zeitalters  und dem Auftauchen der Leichenstadt aus den Wassern des Ozeans zu schreiben. Aber – wofür denn? Wen interessierte das damals schon? Wer würde das wohl lesen?

Und wenn es keine Möglichkeit gab, dass es Leute lasen – warum sollte ich es schreiben. Ich hatte das ja im Kopf und konnte mir immer wieder neue Geschichten erzählen.

Genau so, wie ich mir schon als Kind selbst und den anderen Kindern Geschichten erzählt habe – und später auch die Geschichten eigentlich mir selbst erzählte, die ihr als Zamorra-Romane gelesen habt.

Am Anfang war der Gedanke an ein erneutes Auftauchen von Atlantis, das Howard ja schon zwölftausend Jahre vor Conan versinken ließ. Und einen Helden – der natürlich Conan selbst zum Urahnen hatte. Was ihn von den damals bekannten Fantasy-Helden abhob war, dass er zwei Schwerter bei sich trug.

Alt-Leser beim Zamorra kennen den Namen. Gunnar mit den zwei Schwertern! Warum ich diesen Namen genommen habe, weiß ich heute nicht mehr. Wahrscheinlich weil er vom Klang her an Conan erinnerte und so schön barbarisch klang. Jedenfalls trug mein Held von Anfang an in meinen Überlegungen  den Namen „Gunnar“.

Aber – warum nun gerade mit zwei Schwertern? Selbst Conan brauchte immer nur ein Schwert, um seine Diskussionen zu führen und anstehende Probleme zu bereinigen.

Erstens sollte es mit diesem Helden was Besonderes auf sich haben – und zweitens war kurze Zeit vorher in Kassel der erste chinesische Film gelaufen.

Der Film „Das Schwert des gelben Tigers“ war zwar für die damalige Zeit unglaublich brutal  - aber mich faszinierten weniger die Metzelei, sondern der Hintergrund der Story. Der Held Lai-Li kämpfte mit zwei Schwertern – was nur in einem oder zwei Gladiatoren-Filmen  aus der Sandalen-Film-Produktion zu sehen war.

Die Kampfszenen des chinesischen Films waren von einer absoluten Rasanz, wie sie vorher in den Hollywood-Produktionen nie zu sehen waren. Als ich aus dem Kino kam war mir klar – nur so konnte Conan kämpfen. Oder eben – mein Held, wie ich ihn mir vorstellte. Und der würde mit zwei Schwertern bewaffnet sein.

Aber – nur ein Schwert würde eine normale Kampfklinge sein. Das andere Schwert war nur dann aus der  Scheide ziehen lassen, wenn dem Helden ein Zauberer oder ein Dämonenwesen gegenüber trat.

Aber da war noch was. Nämlich das dritte Schwert, das der Held brauchte, um seinen stärkten Gegner endgültig zu besiegen.

Diese Lei-Li mit den zwei Schwertern hatte einen Gegner – der mit einen dreiteiligen Nunchacko kämpfte. Und – dieser Gegner war mit zwei Schwertern nicht zu besiegen. Er war als Kämpfer einfach zu gut und hatte den Helden am Beginn des Films schon einmal besiegt.

Der Gegner Lei-Li's konnte nur mit drei Schwertern besiegt werden, die auch gleichzeitig geführt werden mussten. Allerdings – der Gegner im Film  war ein unglaublich guter und brutaler Kämpfer – aber kein Zauberer.

Dass der „große Gegenspieler“ meines Helden Gunnar aber kein gewöhnlicher Sterblicher sein würde, war auf jeden Fall klar. Es sollte ja Fantasy sein – und da hat der Feind entweder ein Dämonenfürst oder ein Schwarzkünstler zu sein.

So, nun habt ihr einen Teil der Grundlagen, auf dem sich einiges an meinen Ideen aufgebaut. Aber – es waren wirklich nur die Grundsteine. Vieles was so im Kopf schwirrte, ohne ein festes Gefüge zu bekommen. Und – außer dem Helden „Gunnar“ hatte noch nichts und niemand einen Namen.

Das feste Konzept kam an jenem Abend, als mein Bruder Peter, damals im Teenager-Alter, wieder mal bei mir in meinem damaligen Appartement im „Turm des Schreckens“ über das Wochenende zu Besuch war. Das Fernsehen hatte damals nur drei Programme und war so um Mitternacht beendet. Da war der „Kleine“ aber noch nicht müde. Er kannte Prinz Eisenherz und solche Comic-Geschichten und auch, was damals in der Zeitschrift „Primo“ an Comics dieser Art lief.

Und natürlich hatte Peter nicht nur die alten Sagen gelesen – sondern auch Filme dieser Art gesehen. In den Schüler-Vorstellungen im Kino liefen auch öfter mal die alten Herkules-, Maciste-  und sonstige Sandalenfilme. Die hatte Peter natürlich mit Begeisterung gesehen – zumal der große Bruder bezahlte, weil er auf dieser Weise ins Kino kam, ohne misstrauisch von den kleinen Jungs beäugt zu werden.  Was will ein Erwachsener in der Kindervorstellung? Bei dem seinem Anblick binden sich die Würmer auf den Friedhof doch schon das Lätzchen um.

Diese Filme, in denen Herkules mit jungen Felsbrocken Bowling spielt, Maciste ganze in Kneipen unter Zuhilfenahme der königlichen Garde als Werkzeuge die ganze Hütte einreißt und Samson, wie auch im „Buch der Richter“ des Alten Testaments zu lesen ist, mit seiner Kraft einen ganzen Tempel zum Einsturz bringt – das war natürlich Fantasy. Obwohl damals mit diesem Begriff „Fantasy“ noch niemand was anfangen konnte.  

Peter und ich waren also Fantasy-Fans. Und schon als er noch sehr klein war, musste ich ihm immer abenteuerliche Geschichten erzählen, wie es sie damals in seinen Kinder- und Jugendbüchern noch nicht gab.

An jenem Abend kamen die Worte, die alles auslösten. Jetzt, wo ich alles noch mal Revue passieren lasse, kommt es mit wider in den Sinn, das hier alles angefangen hat, was man auch als „Schriftsteller-Karriere“ bezeichnen kann.

„Erzähl mir mal eine Geschichte!“ Wie früher, als Peter noch richtig klein war. Aber dann kam hinzu. „Eine spannende Fantasy-Geschichte. So was wie Conan!“ Klar – den Cimmerier kannte er auch. Wenn er auch  solche „für Kinder bedenklichen Bücher“ heimlich lesen musste.

Ja, und dann begann ich vom Zusammenbruch der hyborischen Reiche zu erzählen. Wie die Götter mit den Namen der griechischen Götter wieder auf die Erde kamen und auf dem Land Mu ihre Basis gründeten.  Und wie die anderen Sternenfahrer, die Ausgesto?enen, die Insel Lemuria bevölkerten und die Herren von Mu mit Krieg überzogen.

Ich erzählte, wie Poseidon mit Hilfe außerirdischer Technik das versunkene Atlantis wieder aus den Fluten des Meeres hob. Und wie in einer geheimen Kammer der lebende Leichnam eines Zauberers lag, den seine Götzen gerettet hatten, damit er ihnen einst die Welt wieder unterwerfe.

Aber da war der Held, Gunnar mit den zwei Schwertern genannt. Und seine Gefährtin Moniemea, die Hexenprinzessin des Reiches Bo-roque. Natürlich – die Frau, die mir da geistig vorschwebte, hie? Monika. Ich war damals unsterblich verliebt in sie – und im Namen des Hexenreiches verbirgt sich etwas ihr damaliger Name. Aber – den sage ich euch nicht. Sie heißt auch seit vielen Jahren ganz anders.

Ja, aus all diesen Zutaten habe ich meinen Bruder also eine Geschichte erzählt – und er wollte immer noch mehr hören.  In jener Nacht  entstand  der Gunnar-Zyklus – und damit ein großer Teil meines späteren Hintergrundes für die Zamorra-Serie.

Und das habe ich, wenn ich mich nicht sehr irre,  eigentlich noch niemandem erzählt

Als ich mich am nächsten Tag an alles, was mit da so in der vergangnen Nacht aus dem Kopf heraus geflossen war erinnerte, fand ich es eigentlich schade, dass diese Erzählung  einfach nur verwehen sollte. Und diese Ideenwelten wären tatsächlich vom Wind der Zeit verweht worden, wenn nicht einige Tage später Hans Klipp, der Erste Vorsitzende und überhaupt „der Chef“ im Stil eines Majestix – nur ohne Schild, einen glorreichen Einfall hatte.

Alle Welt gab ein Fan-Magazin raus. Warum sollten wir das in Kassel eigentlich nicht können. Autoren gab es ja auf der Szene genug – und wenn sich gar keiner fand, dann würden wir eben selbst was zu Papier bringen. Wer mal in der Schule gelernt hat, wie man Aufsätze schreibt – der kann auch Romane schreiben. Es gibt nichts, was ein deutscher Soldat nicht kann. Auch wenn das auf Hans eigentlich nicht zutrifft – der hat nicht „gedient“.

Keine Frage – Kassel würde ein Science-Fiction und Fantasy-Fanzine haben.

Wie üblich wurde das ganze schon mal vorab mit einigen Bieren gefeiert und ich erwähnte, dass ich da vielleicht eine Story hätte – so was wie Conan. Aber -  es gab so viele Autoren auf der Szene, da würde ich mich wohl nicht an die Tipp-Maschine setzen müssen. Hans würde eine Rundfrage starten und die Leute würden sich drum     
reißen, im Fanzine ANTARES zu veröffentlichen.

Den Namen ANTARES für unser Zine habe ich gefunden. Antares ist ein roter Riesenstern im „Skorpion“ - das ist das Sternzeichen vom „Chef“. Und gleichzeitig  eins der Wagenpferde von Ben-Hur. Da der Name ANTARES auch noch gut klang, wurde er akzeptiert.

Heute heißt übrigens mein Auto Antares.  Nein, verzeih, Geist des großen W.K.G. Ein „VW-Golf“ ist selbstverständlich kein „Auto“ sondern ein „Volkswagen“ und diese Kategorie wird für dich ein ewiges Ärgernis sein. Aber immerhin hast du auch mal einen Passat gefahren, wenn auch nur als Zweit- oder Drittwagen...es war einer der von dir mit heißer Inbrunst gehassten  „Volkswagen“.  

Schon in den ersten Vorbereitungen kam, was unser geplantes Fanzine anging,  der erste Fehler in der Kalkulation.

Kein Schwein war interessiert, an einem Fanzine aus Kassel mitzumachen. Weder als Autor – noch als Zeichner.

Ein trauriger Umstand, der  dann dazu führte, dass ich mich vor Verzweiflung  selbst mit den Zeichenstift bewaffnen musste. Anweisung vom „Chef“ -  es war ja kein anderer da, der da machen wollte. Und wir brauchten doch wenigstens ein Titelblatt. Natürlich ein Bild mit  Fantasy-Elementen und ich habe es von einem Buch über die nordischen Götter abgemalt. Gut dass die Auflage von Antares 1 nur ca. 25 Exemplare betrug und heute kaum einer die Chance hat, dieses gezeichnete Machwerk zu sehen. So was gehört entweder auf den Müll oder ins „Guggenheim.Museum of modern Art“ in New York. Selbstkritisch wie ich bin tendiere ich zur ersteren Lagerstätte.

Ja, und dann sprach Hans Klipp, mit dem ich damals im „Club 69“ drei Mal in der Woche Disc-Jockey  machte, hinter der Disco die magischen Worte:

„Hier guck mal, was ich geschrieben habe. Ich kann mich jetzt Schriftsteller nennen.“

Und damit zeigte er mir drei Seiten Text einer Fantasy-Story mit dem Titel „Brüder unter den Sternen“.  

Und sofort war Nidhöggr, der Neid-Drache, da. Aber statt an den Wurzeln der Weltesche nagte er an meiner Seele.

Schriftsteller? Was ein Hans Klipp kann -  das kann ich auch.

Und dann floss mir die Story „Untergang eines Zauberreiches“ nur so aus den Fingern. Sinnigerweise gleich vom Kopf über die Finger auf die Matritze. Sonst hätte ich ja alles noch mal schreiben müssen. Und ein faules Schwein war ich damals schon – bin ich heute auch noch. Wenn allerdings auch heute Ehrenschwein.

Natürlich habe ich in den Text auch gleich einige meiner „grandiosen Gemälde“ eingefügt. Die waren diesmal nicht abgepfuscht und  auf den Text abgestimmt. Erstens wollten wir um jeden Preis  Bilder im Inneren des Zines haben  und zweitens war diese Art bildender künstlerischer Kreativiät so eine Art Entspannung neben dem Schreiben.

Nun, heute ist durch Computer und Datenverarbeitung alles viel einfacher. Aber – wir lebten damals ja noch in einer Ära, die heute die Kids als eine Art nachsintflutlicher Steinzeit betrachten.

Die Texte wurden damals noch auf einer alten manuellen Reiseschreibmaschine auf Wachsmatrize gehämmert. Diese Matrize war der Druckträger für den „Spiritus-Druck“ Das hat nichts, wie vielleicht der Name sagt, mit unserer damaligen Vorliebe für Spirituosen zu tun. Das war der Name wegen der Flüssigkeit, die wir so zum Druck brauchen.

Diese Spiritus-Umdrucker hatten wir auch bei der Behörde, falls ein Schreiben mehrfach dupliziert werden musste. Fotokopien waren damals sehr teuer. Erst später, als die Preise für Fotokopien runter gingen verschwand der Spiritus-Umdruck vom Fanzine-Markt. Der Druck eines Fanzines mit der „Leier-Maschine“, , das Sortieren, Heften und Versandfertig machen – das war immer eine ganz große Sache, die heute auch der Vergangenheit angehört.

Für Korrekturen auf den Matrizen, denn wer schreibt schon fehlerfrei, gab es so eine rote Flüssigkeit. Das Skript sah dann meistens aus, als hätte ein Vampir nach dem Abendessen  losgeprustet.


Das ging allerdings nur bei den Korrekturen einzelner Buchstaben.

Und ansonsten – galt das schöne Wort des Pontius Pilatus „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“

Heute kann man beim Korrektur Lesen noch Worte, Sätze und ganze Absätze ändern, streichen oder einfügen. Damals ging so was nicht. Bei Änderungen musste die Seite, vielleicht auch alles, was davor lag, noch mal neu geschrieben werden. Wer hat zu so was schon Lust.

Ich nicht. Wenn ich etwas in der Handlung bemerkte, was mir im Nachhinein nicht gefiel, dann musste die Passage im Verlauf der Handlung eben so umgebaut werden, dass es passte und verwendet werden konnte. Ideen hatten wir ja genug – wer wird was neu schreiben, wenn er die Sache mit einer Variation wieder ausbügeln  oder auf eine andere Art in die Handlung einbauen kann.

Und auf diese Art sind nicht nur bei mir, sondern auch bei Werner viele Sachen in den Zamorra gekommen, die wir eigentlich gar nicht geplant hatten.

Namen, Begriffe oder gar ein ganzer Absatz, der eine völlig andere Richtung ansteuerte, die standen auf einmal einfach im Text, ohne dass wir sie haben wollten.
Theoretisch hätten wir wenigstens das letzte Blatt vernichten und neu schreiben müssen.

Aber – Matritzen sind teuer. Ein Fanzine bringt keinen Gewinn und solche Differenzen muss man aus der Privatschatulle drauf legen. Nur – wer will das?

Und wenn man zudem keine Lust hat, den ganzen Zinnober noch mal neu zu schreiben, muss das, was da steht eben einfach akzeptiert werden.

Das war wie früher beim Bauen in der ehemaligen DDR. Das Haus war meistens aus verschiedenen Arten vom Steinen zusammengesetzt. Und manchmal gab es auch Steine im Gefüge, die von der Farbe oder der Form her eigentlich gar nicht passten. Aber – dann kam der Putz drüber und die Sache stimmte wieder.

Und vieles, was wir auf diese Art manchmal machten, was literarische Flickschusterei. Das gilt für Fakten wie auch für Personen.

Doch das Ergebnis – das stimmte immer.

 Aber – dazu kommen wir noch. Nächste Woche wird die Kiste der Erinnerungen zur Serie Professor Zamorra wieder geöffnet.....

 

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2009-06-06 00:33
Ja, ja... "das 6te & 7te Buch Moses". Die Anzeigen kenne ich noch, standen neben den Muskelpillen mit Bild von Arnie "I will be back" Schwarenegger :D
Die "Bücher Moses" habe ich mir - trotz Neugier - nie bestellt. Eine Bekannte hatte mir gesagt das diese Bücher nur Kappes (saarl. für Blödsinn) wären und nicht die "Echten". Sie hingegen hatte welche gehabt, die schon vor dem 1ten Weltkrieg stammten (von der Uroma wenn ich mich recht erinnere). Tja und nachdem bei meiner Bekannten der damalige Pastor meines Ex-Wohnorts die Wohnung Exorzieren musste - zweimal - hatte sie die Bücher verbrannt.
Der Clou bei diesen Bücher ist ja, der Besitz alleine nützt nichts - sie müssen auch währen einer Messe vom Priester geweiht werden! Und da ja wohl kein Geistlicher - welcher Christlichen Richtung er auch angehört - dies freiwillig tut, hatt man zu Vorväterzeiten die Bücher unters Altartuch gelegt. Doch irgenwann hats der Priester spitzbekommen, und seitdem ist die Sitte aufgekommen mit den Händen über den Altar, sprich das Tuch, zu fahren - nicht wegen dem Segnen sondern um zu checken ob was drunter liegt.
Hier im Saarland gibt es viele Geschichten um Leute "die was wussten" und z.B. Wegelagerer bannten, oder Geister vertrieben - und denen sagte man das Wissen um diese Bücher nach.
Das Buch "Die Sagen der Saar" ist ne nette Quelle (ich habe die Ausgabe 1954 im Besitz) für solche Infos - und kann natürlich auch als Background für Stories dienen :-*
#2 Dolmial 2009-06-06 02:03
O Mann o mann! Das wichtigste, das in der Beschwörung von selbst dem Höllenkaiser drin steht ist doch, dass er selbst kommen muss oder - und hier ist das Stück Weisheit, das Atom Weisheit - seinen Stellvertreter schicken soll ! Genau lesen! Das heisst doch, dass er selbst beim Höllenzwang immer noch die Wahl hat nicht selber zu kommen! Für diese Information legt man schon mal Geld auf die Theke.

Ich hoffe Du hast die Informationen über den erwähnten Rest mit nicht der gleichen Aufmerksamkeit gelesen.

Ja. ja, Nero! Der wollte immer gleich Rom niederbrennen. Doch wie sagte seine Mutter so treffend?
"Im Hafen liegt eine alte Galeere, die zünden wir an!"

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