Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Von der Todeshow, einem Nökk mit Mistforke und einem Leserbrief

Teestunde mit RolfNun erzähl mal, wie lief denn die Zusammenarbeit so? Wie stellte sich die Entwicklungsphase des Magiers nun dar? Wie gestaltete sich denn das Schreiben der ersten Romane so?

Von der Todesshow, einem Nökk mit Mistforke und einem Leserbrief

Mal sehn ob es mir heute gelingen wird, ohne die üblichen Abschweifungen das Thema „Magier“ zum Abschluss zu bringen. Denn es ist kaum anzunehmen, dass einer der Leser meinen Artikel: „Nur zu einem Trauerliede – hab ich mich noch aufgerafft“ noch kennt – bei dem ich damals schon aus dem Nähkästchen geplaudert habe. Jürgen war über diesen Artikel übrigens richtig knurrig… nun ja, kein Zauberer verrät seine Tricks und was hinter der Bühne vor sich geht.

 

Womit wir bei „Magirons Todesshow“ wären, dem Roman, mit dem „Magier“ startete. Und bei jenem mysteriösen „Magiron“ handelte es sich dem ersten Anschein nach auch tatsächlich um einen Illusionisten. Wer also jetzt meckert, dass dieser Name primitiv gewählt wäre – für einen Bühnenkünstler ist ein solcher Name nicht Ungewöhnlich. Und was anderes war Magiron ja auch nicht – nach Außen hin wenigstens.

Und wie die Sache wirklich laufen sollte, hat man mir bei den Vorbesprechungen gar nicht so recht erläutert. Man sagte mir nur, dass die Sache in einem Varietè losginge, wo der Illusionist jedoch tatsächlich mit übersinnlichen Kräften begabt sei. Ganz klar, auch Werner hat meistens seine Romane während des Schreibens entwickelt. Die Ausgangsbasis war bekannt – und der Schluss – weil nämlich das „Gute“ gefälligst zu siegen hat. Aber wie man da hinkommt – das überrascht manchmal den Autoren, der sich von der Handlung treiben lässt, genau so wie den Leser.

 

Ich habe immer so ein wenig nach der Seitenzahl geäugt. Ein Heft war ca. 90 bis 95 Manuskript-Seiten lang – natürlich mit großem Zeilenabstand wegen eventueller Korrekturen. So ab Seite 80 habe ich immer den „Endkampf“ eingeleitet. Werner hat nicht so auf die Seitenzahl geachtet – und länger als 95 Manu-Seiten darf eine Heft nicht sein. Also kam bei ihm der Schluss manchmal völlig abrupt. Aus irgendwelchen Gründen flammte das Amulett auf, auch wenn es vorher gezickt hatte wie ein 14jähriger Teenager. Und dann schlug Merlins Stern zu und dagegen hatte keiner von Zamorras Gegnern eine Chance. Dann noch Kurz Nicole in die Arme genommen – Tschüss bis in 14 Tagen…

 

Für mich war so ein abruptes Ende eines Romans immer wie eine kalte Dusche. Aber die Geschmäcker sind da eben verschieden…

 

Und Jürgen erklärte mir, dass die ganze „Magier“ - Serie in etwa so angelegt werden sollte, wie seinerzeit bei Bastei erschienene kurzlebige Frauen-Serie „Der Hellseher“. Alles sollte so beschrieben sein und die die Handlung sollte so angelegt werden, dass der Leser annehmen musste, dass es sich hier tatsächlich um wahre Begebenheiten handelte, die von offizieller Stelle vertuscht wurden und die man der Presse vorenthalten hatte.

 

Jürgen selbst hat ja die damals die „Chopper-Affäre“, die durch alle Zeitungen ging, auch als Romanthema mit Widererkennungseffekt verbraten. Wir erinnern uns - das war jener Poltergeist in der Zahnarztpraxis, der seinerzeit durch alle Nachrichten und die Regenbogenpresse ging. Wenn ich mich recht erinnere, war es eine Sprechstundenhilfe, die da ein wenige „HuiBuh- das Schlossgespenst“ oder „Casper“ gespielt hat. Und man brauchte weder die Nummer Eins der PSA noch einen französichen Parapsychologen oder gar einen gewissen Oberinspektor vom Yard – die deutsche Kripo hat den Fall auch gelöst. Heute ist die Geschichte um den Poltergeist „Chopper“ natürlich vergessen – außer den Glücklichen, die diese „Larry Brent“- Romane haben.

 

Eine Heftserie, die glaubhaft reale Ereignisse aus der Welt des Übersinnlichen zum Inhalt haben soll? Na, das hörte sich doch gut an. Geschichten die das Leben schrieb mit Geister-Würze, Gespenster-Pfeffer und Dämonen-Curry. Na, wenn das keine Herausforderung für mich war. Endlich mal eine Serie, die auf Superhelden, völlig überzogenen Dämonenwesen, alles vernichtende magische Waffen und eine abstrusen Heftromanlogik, die den Schluss herbeiführt, verzichtet.

 

Nein, jeder Leser der „Magier“ - Serie sollte glauben, das er im Romanheft einen verschleierten „Tatsachenbericht“ las, dessen Inhalt von gewissen Kreisen der Öffentlichkeit vorenthalten wird. Denn nur auf diese Art kann man der Menschheit die Gefahr aus der Welt des Unheimlichen offenbaren, damit sich jeder schützen kann, wenn er irgendwann einmal unvermittelt selbst dem Grauen gegenüber steht.

 

Nein, hier ist nicht ein kurzer Höflichkeitsbesuch der Steuerfahndung gemeint, sondern der Teufel und seine Großmutter samt Anverwandtschaft. Und so soll sich dann der Leser des „Magier selbst fragen, was er dann tun wird, wenn ihn das Schicksal selbst mit den Gewalten aus der Welt des Unheimlichen konfrontiert.

 

Das ganze erinnerte mich etwas an Zustände und Ereignisse in Ami-Land in den 50ern mit der UFO-Hysterie. Damals hieß es „Watch the Sky“ und jeder Nachkomme von Thomas Jefferson und Buffalo Bill glaubte, dass bei ihm irgendwann mal ein Raumer der Arkoniden oder Klingonen auf den Acker fällt und dann die Rückkehr der Jodel-Ritter notwendig ist.

 

Und es waren nicht nur die halbwüchsigen kleinen Amis, die Davy Crocket im Kino gesehen hatten, sondern auch die älteren Jungs, die schon Europa- und Fernost-Besuche auf Staatskosten hinter sich hatten, die sich dann geistig wie der heilige John Wayne mit der Winchester oder ein Gladiator aus „Ben hurt weiter“ mit einem durch eine Mistgabel gedoubelten Dreizack die Erde retten sahen – Laserschwerter gab es ja noch nicht….

 

Schon in der schönen alten Verfilmung vom „Krieg der Welten“ geht ja ein Pfarrer mit der Bibel hinüber zum Raumschiff der Marsianer – und die Reaktion ist so ungefähr wie die von Pizarros Spaniern, als Atahualpha die Bibel, die für den Inka ein völlig unverständlicher Gegenstand war, fallen ließ.

 

Verlasst euch drauf, wenn wirklich mal ein imperialer Sternenzerstörer auf unserer Erde landet, dann werden die Sturmtruppen des Imperators nicht anders handeln. Weil unsere Spinner im Pentagon und den anderen weltweiten Verteidigungsbasen sich garantiert für Anakin Skywalker, Captain Kirk oder Perry Rhodan halten und zuerst schießen…

 

Und nur in so schönen Filmen wie „Independence-Day“ gelingt es der Menschheit, durch cleveres Denken den Sieg davon zu tragen. Denn wer im Weltraum diese Entfernungen zurücklegen kann, um zu unserem Planeten zu kommen, für den haben unsere derzeitigen Waffensysteme die gleiche Wirkung wie eine Wasserpistole gegen einen Kampfpanzer…

 

Und dieses Bewusstsein der 50er Jahre, dass jede Minute in „Gods own Country“ ein Angriff aus dem All erfolgen kann, so was sollte auch mit dem „Magier“ erzeugt werden.

 

Die „Allgemeinheit“ musste durch die „Magier“- Serie gewarnt werden, dass ein Hervorbrechen der unheimlichen Gewalten aus der Welt des Übersinnlichen kurz bevor steht. Und jeder Leser ist aufgerufen, sich innerlich und äußerlich (Kreuze, Holzpfähle, Silberkugeln und der Rest vom Sortiment) zu wappnen, um seine Familie, seine Freunde, die Leute seiner Straße und den Rest der Welt vor dem Schlimmsten zu bewahren. Wie man so was tut und sich gegen Old-Satan oder den Schrecken vom Amazonas zur Wehr setzt, dazu gab der „Magier“ innerhalb der Stories verschlüsselte Anweisungen. So jedenfalls war die ursprüngliche Planung

 

Und natürlich stand für jeden der tapferen Verteidiger gegen die Welt des Grauens dann zu hoffen, dass bei seinem Kampf gegen Hölle, Teufel und Company irgendwann der „Magier“ höchstselbst in letzter Sekunde zur Rettung auftauchte.

 

 Dieser „Magier“ hieß dann zwar aus Gründen der Eigensicherung nicht Roy deVoss hieß und war auch kein Holländer – aber er war auf dann jeden Fall eine Person, die überall in der Welt ihrem Lebensauftrag nachging und die Welt des Bösen bekämpfte. Er würde in letzter Sekunde erscheinen, eingreifen und siegen – und dann ohne Dank und Lohn zu fordern wieder gehen. Nicht mal die Kosten fürs Benzin würde er einfordern. Und die waren garantiert nicht aus der Portokasse zu bezahlen. Denn die Wagen von Dämonenjägern und artverwandten Berufsgruppen brauchen „Super-plus“. Übrigens - der Magier fuhr einen „Bitter-CD“ und diese Karren schlucken mehr als unsere Kirmesburschen in Nassenerfurth…

 

Der Magier - Realo-Horror – um es mal so Neudeutsch zu formulieren.

 

Ob Jürgen selbst daran geglaubt hat, dass auch nur ein Leser das mit den „Geheimakten“ und der „realen Bedrohung unserer Zivilisation durch die Welt des Unheimlichen“ schluckt wird sein Geheimnis bleiben.

 

Für Werner und mich war jedenfalls ein solches realistisches Konzept im Grusel-Bereich zu der Fantasy-Schreibe beim Zamorra eben mal was ganz anderes. Und das reizte uns beide.

 

Sofort gingen Werner und ich an die Konzepte unserer Romane. Allerdings nicht wie beim Zamorra zusammen, sondern erst mal jeder für sich alleine. Es sollen ja Einzelromane werden und nur die beiden ersten Bände sollten eine Art „Grund-Exposè“ zur Berufung des Helden „Roy deVoss“ als „der Magier“ sein. Und die würde ohnehin Werner schreiben.

 

Natürlich, so im Großen und Ganzen wusste ich, was in den Romanen drin stehen würde. Anlässlich einer Varietè-Show drangen durch Magirons Zauber die Kräfte des Bösen in unsere Welt. Roy deVoss, der sich neben seinen Bilanzen im Öl-Geschäft mit Fach- und Sachbüchern aus der Welt des Übersinnlichen abreagiert, schaffte es mit seiner japanischen Freundin Yani Atawa gerade noch, das Schlimmste zu verhindern. Wenn ich mich recht erinnere, hat WK in die deVoss’sche Bibliothek auch einige Bände eines weltbekannten Parapsychologen aus Frankreich eingebaut.

 

Aber schon im ersten Band hat der Magier seinen künftigen „großen Gegner“ lokalisiert. Im ersten Band ist Roy deVoss noch sehr Theoretiker hat mehr Glück als Verstand, um den Sieg zu erringen. Er hat ja noch keine andere Waffe als seine körperliche Fitness (im Gegensatz zu den Autoren der Serie, die es beide in Sachen Sport mit Winston Churchill oder mit Comic-Kater Garfield hielten) und seinen messerscharfen Verstand.

 

Dass Roy de Voss dem Bösen völlig waffenlos gegenüber stand, sollte sich im zweiten Band ändern. Der spielte in Schottland, wo Roy de Voss mit einem Zauberwesen namens Ma Ghone zusammen treffen wollte. Das Erbe dieses Ma Ghone sollte er in Form eines Rings übernehmen.

 

Und auch sein Wissen und seine Kraft ließ Ma-Ghone in den „Magier“ übertragen. Bedauerlicherweise bracht die Übertragung ab – und Roy de Voss verfügte deshalb nur über einen Teil des Wissens und der Kraft. Und dadurch wurde der „Magier“ eben nicht übermächtig und unbesiegbar. Die Autoren hatten da immer einen gewissen Spielraum…

 

Der Ring von Ma-Ghone war kein „Elbenring“ für den Finger, sondern ein sonderbarer silberner Armreif mit besonderen Funktionen. In seinem Inneren zeigten sich magische Formen, wenn er aktiv war. Man konnte ihn auch als „Fernglas“ verwenden. Auch bei dem Ring war ein vorläufiger „Pferdefuss“ eingebaut, um ihn nicht so übermächtig wie PZs Amulett werden zu lassen. Es konnte nämlich nur zwei Mal am Tag genutzt werden – wobei die Kraft bei der zweiten Nutzung schon viel schwächer war. Dann war der Magier auf seinen Verstand – oder sine körperliche Fitness und seine Fäuste angewiesen.

 

Also, kein unbesiegbarer Held mit einem noch unbesiegbareren magischen Equipment, sondern ein Mensch wie du und ich, dem das Schicksal seine Lebensaufgabe zuweist.

 

Und Ma-Ghone warnte den „Magier“, seine Kräfte niemals für sich selbst zu verwenden. Denn dann würde der alles verlieren. Alles!

 

Was das „Alles“ bedeutet, war nicht so recht definiert – aber doch denkbar. Börsenkrach – Firma pleite - Kohle weg – Frau weg als logische reale Schlussfolgerung – und eine verspätete Einberufung zum Dienst in der Armee Ihrer Majestät, der Königin der Niederlande…

 

Aber ein Mann wie Roy de Voss, dessen vermuteter Kontostand dem eines Dagobert Duck ähnelt und der mit einer Top-Frau zusammen ist, hat es nicht nötig, mit irgendwelchen magischem Flohmarktartikeln auch mal für sich selbst ein wenig für den Kontostand oder unerfüllter Erotik zu zaubern.

 

Der Öl-Magnat Roy deVoss (WK und ich sagten auch gelegentlich „der Räudige Fuchs) kann sich mit seiner Kohle ja alles problemlos kaufen, von was unsereins so träumt. Und mit dem unverschämt guten Aussehen, das ein Heftromanheld so hat, kann er sich sogar eine neue Freundin leisten, falls sich die alte zum Besen entwickelt.

 

Wenn das Weib rumzickt, dass sie die Nase von dem ewigen Rumgependel zwischen der Amsterdam, New York, Paris, Peking, Delhi oder Niederdünsebach voll hat, fliegt sie raus. Die nächste Party bringt garantiert auch eine neue Beziehung oder sonst eine williges Frau für das körperliche Wohlbefinden. Notfalls lässt man eben mit einem TV-Sender eine Castingshow mit dem Titel: „Millionär braucht mal wieder Abwechslung im Bett“ oder so was machen. Wenn die Quote mit „Bauer sucht Frau“ oder dem Heiratsmarkt der adligen Schlossherrn stimmt – warum dann nicht auch mit einem Typ mit jeder Menge Kohle, weil er bei Günther Jauch den Jackpot geknackt hat oder einen anderen Eigner eines solchen Kontostandes.  

 

Also, warum noch das Risiko eingehen und „Hokus-Pokus“ für den Eigenbedarf machen, wenn du danach zum Sozialhilfeempfänger degradiert wirst. Bei einem solchen satten Kontostand wie dem eines Roy de Voss kann man problemlos nach dem Goethe-Wort: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ leben. Versuch das mal, lieber Leser oder Zuhörer, mit deinen eigenen Einkünften.

 

Normale Leute wie wir eignen sich eben nicht zum Heftroman-Helden. Und ein „Hartz-4“-Empfänger dessen Bankkarte laufend gesperrt ist, eignet sich nun wirklich nicht für einen „Kämpfer des Guten“, der überall in der Welt sich den Mächten des Bösen entgegen stellt. Wenn aber doch ein Verlag mit so einer Gestalt mal ein Experiment wagen würde – d a s wäre für mich reizvoll.

 

Also, was verbindet den Mijnheer aus Holland und den Monsieur aus Frankreich?

 

Sie haben beide jeder für sich Geld wie Dreck und ein Super-Weib an der Seite. Nur dass Zamorra mit Nicole eben „l’Amour“ macht und Roy mit Yani auf japanische Art „das Kopfkissen teilt“. Und beide haben (oder hatten damals) einen Butler. Aber während Raffael der Bois Franzose war, kam Patrick, der Butler von Roy, aus Schottland – und er war nach der Beschreibung schottischer als Sean Connery. Jedes Jahr fuhr er einmal in die Heimat, um dort ein Fässchen schwarz gebrannten Whisky zu holen – was der Anfang für den 2. Magier-Band wurde.

 

Aber wie ist das mit dem Aussehen? Von Zamorra hat jeder Leser so seine eigene Vorstellung – aber denkt euch den Meister des Übersinnlichen einfach, wie Werner Kurt Giesa früher ausgesehen hat. Im PZ-Film „Satans Todesschwadron“ hat er ihn so dargestellt, wie „er“ ihn immer gesehen hat – von gewissen „elastischen sportlichen Bewegungen“ mal abgesehen.

 

Ja, und Roy de Voss stellten wir uns vor wie eine Mischung zwischen Tom Cruise, Brad Pitt und Leonardo di Caprio – nur dass es die damals alle noch gar nicht gab.

 

Unnötig zu fragen, was der Holländer mit dem Franzmann ohne Vornamen noch gemeinsam hat. Nur die Frauen an ihrer Seite haben verschiedene Nationalitäten. Allerdings – ihre Charakteristik ist wiederum so ziemlich deckungsgleich. Zwar hat der eine Held ein Schloss an der Loire – aber die „Villa de Voss“ ist auch keine Sozialwohnung. Übrigens sollte diese Villa ursprünglich dem Niederländischen etwas angeglichen „deVoss-Huis“ heißen. Aber Jürgen wollte nicht – das war für den Leser etwas zu kompliziert.

 

Und dann gibt es noch einen gravierenden Unterschied. Zamorra ist wie sein geistiger Vater begeisterter Autofahrer und würde niemals einen Chauffeur brauchen. Der „Magier“ hatte jedoch mit Klaas Uitenbrink einen Lenker für seine großen Kutschen. Nur den Bitter-CD, das eigentliche „Einsatz-Fahrzeug“ fuhr Roy immer selbst. Aber der Bitter hatte ja nur zwei Sitze – und schließlich musste Yani Atawa mit. Also freie Reporterin war die Japanerin natürlich stets mit von der Partie, wenn Roy de Voss auf die Rolle ging – und sparte dadurch Spesen, die sie als „Freie“ ansonsten verauslagen müsste.

 

Fazit – der von jedem Heft-Verlage geforderte Wiedererkennungeffekt ist auf jeden Fall vorhanden. Wer hat eben da so ein altes Stück von den „Prinzen“ gepfiffen… es ist alles nur gekl...(Ruhe!!!! Schnauze halten!!!!)

 

Kommen wir also zu der Charakterrolle des Mentors Ma Ghone, die in der anderen zum Vergleich herangezogenen Serie der altbekannte Magier Merlin spielt.

 

Ja, diese geheimnisvolle Figur Ma Ghone dachte nicht nur ich, sondern auch Werner sich ursprünglich wie einen Merlin-Verschnitt – als Tolkien-Fan hätte ich eine Priese „Gandalf“ dazu gegeben. Hochgewachsen, langes eisgraues Haar und einen Bart wie der heilige Weihnachtsmann. Nur anstelle des roten Röckchens wäre Ma Ghones Kostümierung einen Sternenumhang oder ein weißgraues Gewand mit Kapuze gewesen.

 

Doch da hatten wir die Rechnung ohne den „Boss“ gemacht. Er hatte da nämlich ein Titelbild, auf dem seine Vorstellung des mysteriösen Ma Ghone zu sehen war.

 

Und genau dieses Titelbild, das Jürgen für diesen Roman zwingend vorgeschrieben hatte, war meiner Meinung nach das erste kleine, unscheinbare Leck, dass sich im Verlauf der Serie immer ausweitete und schlussendlich das Schiff „Der Magier“ trotz des Einsatzes vom Pumpen, sprich neuen Autoren, zum Sinken brachte. Und nicht nur dieses Titelbild – von den anderen Bildern wird noch die Rede sein, die ihren Teil zum Scheitern der Serie beigetragen haben.

 

Am meisten zum Scheitern aber hat Jürgens Uneinsichtigkeit zum Untergang des Magiers beigetragen. Werner und ich haben wirklich beide mit Menschen- und Engelszungen auf Jürgen eingeredet, uns die Zügel frei zu geben. Werner und ich hatten tatsächlich damals besseren Kontakt zum Fandom und waren sehr oft zu Cons unterwegs. Also erfuhren wir viel mehr, was die Leser wollten als Jürgen, der bedingt durch seine heimtückische Krankheit sehr selten anwesend war.

 

Als wir Jürgen endlich so weit hatten, dass er mit dem Magier einen Neuanfang starten wollte und Jürgen wirklich im Alleingang ein tolles Konzept erarbeitet hatte, war es schon zu spät. Das neue Magier-Konzept mit den unheimlichen Schatten, die unsere Welt bedrohen, dass dann nicht mehr zum Tragen kam, bildete den Hintergrund für Dan Shockers meiner Meinung nach wirklich gute Abenteuer-Serie „Ron Kelly“. Aber bei dieser Serie bin ich, obwohl meine Mitarbeit fest eingeplant war, wegen der Einstellung nicht mehr zum Zuge gekommen.

 

Wir haben nächtelang diskutiert, was man aus dem Magier machen könnte – und das, was WK sich dabei an Geistesblitzen notiert hat, habe ich irgendwann im Zamorra wieder gefunden. Es wäre ja auch schade um die Ideen gewesen.

 

Hätte Jürgen Werner und mir wie Jason Dark beim Zamorra die Regie überlassen, wäre die Serie ganz sicher bis 1986 gelaufen. Danach wurden von Pabel ja alle Serien dieser Art eingestellt. Hätte es da den Magier noch gegeben, dann hätte ihn das gleiche Schicksal wie den Dämonenkiller, Larry Brent, Macabros und Ron Kelly ereilt.

 

Aber jetzt erst mal zur Nummer 2 und dem Titelbild, die das geheimnisvolle Wesen Ma Ghone zeigte. Der sah nämlich aus wie der heilige Aquarius persönlich, in dessen Regierungszeit wir uns nach dem ersten Lied des Musicals „Hair“ inzwischen befinden…

 

Eine Mischung zwischen Meeresgott Neptun und altgermanischem Wassernöck mit einem Dreizack, der in einem Tümpel haust, den man von der Größe und Beschaffenheit her notfalls auch als Sau-Suhle verwenden könnte. Und der Dreizack dieses Wassermannes sah so aus wie das Gerät, dass die Bauern zum säubern der Ställe brauchen..

 

Ja, woher kam das? Im Prinzip ist ja gegen einen Wassernöck in einem solchen Roman nichts einzuwenden. Aber so eine Gestalt zu einer solchen Macht-Figur zu machen, das war sicher auch für den geneigten Leser nur sehr schwer nachvollziehbar.

 

Dennoch – Einwände, die Werner und ich hatten, wurden vom Tisch gefegt. Der „Herr der Hefte“ hatte seinen Willen kundgetan. Und das war so, als ob ein altägyptischer Pharao das: „So soll man es schreiben – so wird es geschehen.“ gesprochen hätte. Wer die Musik bezahlt, der bestimmt auch die Lieder…

 

Jürgen hatte vom Verlag einige wirklich schöne Bilder von unbekannten türkischen Künstlern bekommen, die Werner und mich tatsächlich völlig begeisterten. Und auf einem dieser Bilder war eben jener „Apoll vom Bikini-Atoll“, der mit seiner Mistgabel eine Heldenfigur bedroht, zu sehen. Und dieser Poseidon-Verschnitt, erklärte Jürgen mit einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ, ist Ma Ghone.

 

Werner der gerade am ersten Band arbeitete, war genau so entsetzt wie ich. Das Wesen mit der Mistforke konnte doch nicht der weise Mentor unseres Helden sein?

 

Aber da zeigte sich, dass Werner ein echter Meister des Heft-Romans war. Es gelang ihm, aus diesem Bild tatsächlich einen Roman zu machen, der neben der Nummer Eins des „Magier“ für mich immer noch zu den besten Romanen der Serie gehört.

 

Ja, damals stand noch das ursprüngliche Konzept, nachdem ich dann auch schon vor dem Erscheinen des ersten Bandes einen Roman über einen geheimnisvollen Elefantenfriedhof in Kenia schrieb. Um die Sache so authentisch wie möglich zu machen hatte ich mir außer dem notwendigen Reiseführer sogar einen Sprachführer in Suaheli gekauft. Und das Konzept war genau so angelegt, dass es tatsächlich hätte in der „Heim und Welt“ oder sonst einem dieser Blättchen in der Esoterik-Ecke hätte stehen können. Also alles so geschrieben, als wäre es tatsächlich irgendwo im afrikanischen Busch geschehen.

 

Und dann erschien die Nummer Eins des „Magier“ – und es kam ein einziger Leserbrief.

 

Aber dieser eine Leserbrief hatte die Wirkung vom Flügelschlagen eines Schmetterlings in China, der einen Tornado in Los Angeles auslöst…

 

Ja, und nun wird es wieder spannend gemacht.

 

Denn was das für eine Wirkung war, dass erzählt euch braven Kinderchen der gute Onkel beim nächsten Mal.

 

Freut euch drauf…

Kommentare  

#1 Sandra 2008-08-28 14:00
Ein Heftroman-MS hatte schon früher "mindestens 80, hächstens 110" Seiten, also nix von wegen keinesfalls mehr als 95. Und selbst das war damals noch wenig in Anschlägen gerechnet weil man ja halbe Zeilen etc. als ganze gerechnet hat. Heute wird in Anschlägen gerechnet und daher ist jeder Roman heute länger als damals und passt dennoch in ein heft
#2 Wolfgang Trubshaw 2008-08-28 14:25
Zitat:
Heute wird in Anschlägen gerechnet und daher ist jeder Roman heute länger als damals und passt dennoch in ein Heft.
Dieser Satz, Sandra, ist auf so vielen Ebenen genial ... :lol:

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.