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Wie aus einem Parapsychologen ein Ölmilliardär wurde und anderes...

Teestunde mit Rolf Zurück zum Thema, dass W.K. Giesa mit dem „Magier“ eine Grusel- und Horror-Serie praktisch aus dem Ärmel geschüttelt hat. Und zwar wurde sie so eine Serie, wie sie Verlag und Leserschaft wollten. Was war denn nach dieser Feier los? Wie war denn das mit der Entwicklung des Magiers?

Wie aus einem Parapsychologen ein Ölmilliardär wurde und anderes... 

Der Magier wurde im Stil eines Vorbildes entwickelt. Also genau in dem Stil, den WK von einer anderen, ihm vertrauten Serie adaptieren konnte. Um es mal so zu sagen, Werner hat die allbekannte Helden-Trinitatis seiner eigenen Serie mit allen beliebten Charaktereigenschaften aufgebaut und nur einige Schönheitsreparaturen angebracht.

 

Denn hier war der Held keine Parapsychologe, der keine finanziellen Probleme hat, weil ihm seine Einnahmen aus der Verpachtung von Länderein so viel Geld einbringt, dass er im Monat ein bis zwei Mal um die Erde jetten kann und mit dem Rest der Knete noch mühelos die Bauunterhaltung eines mittelalterlichen Schlosses finanziert. Dazu hat jener Parapsychologe eine Freundin, die skeptisch ist und nicht an Gespenster glaubt und einen guten Freund mit Berufsbezeichnung „Historiker“, der auch jederzeit seinen Arbeitsplatz verlassen kann und genügend Geld hat, zu jedem Zeitpunkt jeden Winkel dieser Erde zu erreichen.

Allerdings – so ungefähr ist ja auch das Sinclair-Konzept oder das von Tony Ballard. Nur dass da die weibliche Komponente nicht so bedeutend war. Und dass die B-Helden, sie es Suko, Mr. Silver oder damals Bill Fleming – sehr verschieden von der männlichen Figur war, die Werner in Chris Johnson dem Magier zur Seite stellte.

 

Und dieser Chris Johnson, der „Sternenlichtzauberer“ war für mich eine weitaus interessantere Figur als die Hauptperson selbst. Johnson konnte nämlich alle Arten von Illusionen schaffen – aber nur in der Nacht bei völlig sternenklarer Nacht. Eine Wolke am Himmel – und es war vorbei.

 

Daswar eine von den Kreationen Werners, die ich wirklich außergewöhnlich und genial nennen kann. Denn die Macht dieser Figur ist völlig unberechenbar – ein Wölkchen zieht auf der der Zauber bricht zusammen. Ja, und dann muss sich der liebe Chris Johnson durchboxen – was er auch ganz gut kann.

 

Yani Atawa dagegen, die Freundin der Magiers, war aus etwas anderem Holz geschnitzt als Nicole Duval. Für mich was die härter und selbstbewusster. Dass bezieht sich allerdings auf die Darstellung der Nicole von damals. Die hat im Verlauf der Jahre auch eine gewisse Wandlung durchgemacht. Ich muss das sagen, bevor die „Nachgeborenen“ wieder schreien, das wäre alles ganz anders. Vergesst niemals, alles bezieht sich auf die Zeit vor 1986.

 

Gegen eine farblose Figur wie damals Bill Fleming hebt sich der Sternenlichtzauberer natürlich echt ab. Dieser Chris Johnson hat mir wirklich gefallen – und in der Magier-Verfilmung habe ich ja dann auch seine Rolle übernommen.

 

Ganz klar, dass ich in Sachen „Magier“ mit ins Vertrauen gezogen wurde, weil ich an der Serie ja mitschreiben sollte. Werner war ja noch Führungsautor beim Zamorra und bereits bei Mythor drin. Ich weiss nicht mehr, ob damals auch schon der Dämonenkiller angelaufen war. Denn in diesen beiden Serien hat sich WK besonders intensiv engagiert.

 

Ganz logo, die wurden erheblich besser bezahlt. Deswegen bat mich Werner auch so Ende 1985, ihm bitteschön doch den Zamorra abzunehmen. Das wäre für ihn nur ein Drauflege-Geschäft. Bei Zauberkreis mit dem Magier und besonders bei Pabel Mit Mythor und Dämonenkiller gab es erheblich mehr zu verdienen.

 

Auf Cons hat er dann immer recht laut geredet, „wir bei Pabel haben die besseren Leute, bis auf einen – und den bekommen wir auch noch“.

 

Beim Interview Gustav Gaisbauers vom EDFC zum 500sten Zamorra hat Werner allerdings am nächsten Tag verlangt, dass unter anderem diese Passage aus dem Text gestrichen wurde. Denn bei dem Interview waren wir durch gewisse Bierchen und Obstler bester Stimmung und achteten nicht so drauf, was gesagt wurde. Und es stand ja anzunehmen, dass die Leute bei Bastei das Büchlein mal durchblättern würden und er Nachteile hätte. Nun, ich denke, heute kann man mal drüber reden…

 

Ich räume ein, bei dem Neukonzept von Mythor, das Werner mit Günther M. Schelwokat (übrigens der Erzfeind von Kurz Brand – in einem Band von „Raumschiff-Promet“ mit erwähnt als ein Außeridischer in seiner eigenen Sprache so ungefähr sagt „Schel-wo-kat, dhu lhumpp – il porco“) ausgeknobelt hat, hätte mich tatsächlich gereizt, an der Serie mitzuschreiben. Allerdings nicht bei dem bis Band 200 laufenden „Wanderzirkus Mythor“, wie Werner und ich das genannt haben. Ja, und kaum war ein besseres Konzept da, wo man echte Fantasy für jeden Geschmack machen konnte, wurde die Sache eingestellt.

 

Mit dem „Zamorra“ als meine eigene Serie - so hätte ich denn das Jahr 1986 ganz gut und ohne große Verluste rum bekommen. Denn zweiunddreißigtausend Miese, die mich dieses Jahr kostete, sind wahrlich kein Pappenstiel. Das ich das Angebot der Übernahme vom Zamorra damals abgelehnt habe, hat mir meine Ex-Petra bis heute noch nicht vergeben.

 

Zwar war mir im Dezember 1985 von Dr. Helmut Pesch erklärt worden, dass „Bastei-Fantasy“ eingestellt würde und er meine zwei bereits geschriebenen Romane über den Drachenlord zu einem Taschenbuch zusammen stellen würde, aber ein Jahr Beurlaubung als Beamter und dem Leben als freiberuflicher Schriftsteller würde ich mit dem Zamorra schaffen, den mir Werner wegen anderweitigem Engagement zuschob. Zumal Jürgen mir, wenn es finanziell eng wurde, seine Abenteuerserie „Ron Kelly“ angeboten hat. Und der Ron Kelly hätte mir wirklich gelegen. Außerdem war ich ja schon bei Melissa und später beim Mitternachtsroman mit einem gelegentlichen drin. Die Rechnung wäre also immer noch aufgegangen.

 

Als der Magier einige Zeit vorher eingestellt wurde, berührte Werner und mich das sehr wenig. Ich werde noch erzählen, warum wir beide diese Serie dann überhaupt nicht mehr liebten und froh waren, als der Vorhang fiel.

 

Aber als dann Mitte 1986 nicht nur Mythor und Dämonenkiller, was Werners dickste Bank war, eingestellt wurden und Jürgen mir auch den „Ron Kelly“ nicht mehr abgeben konnte, weil der zusammen mit „Larry Brent“ und „Macabros“ ebenfalls über den Jordan ging und ein Dan Shocker de facto arbeitslos war, da war Werner froh, dass ich den Zamorra damals als eine Serie, in der er so viel Herzblut und Ideen drin hatte, abgelehnt habe. So hat dann der Held seinen Autor gerettet.

 

Dabei waren nicht nur die Vorplanungen für die Weiterführung des „Dämonenkiller“ sehr interessant, sondern auch das neue, hauptsächlich von Werner erdachte Neukonzept für die verfahrene Handlung bei Mythor war absolut genial. Wie es Hugh Walker bei „Dragon“ gemacht hat, wäre alles mit einem Donnerschlag beendet worden – nur, dass es dann etwas völlig Neues gegeben hätte.

 

Das neue Konzept des Duos Giesa/Schelwokat sah vor, dass Mythor mit einer Art Zeit-Wagen“ durch alle Arten von Fantasy-Welten gefahren wäre – vom „hyborischen Zeitalter“ über „Phantasien“, „Narnia“ oder „Mittelerde“. Ja, da wäre wirklich für jeden Autoren und für jeden Leser an Spannung was drin gewesen. Aber, wie die Götter über das Werden und Vergehen von Welten beschließen, so sitzen beim Schicksal einer Romanserie in einer kaufmännischen Abteilung die Pfennigfuchser zu Rate. Und sie entscheiden nach einem Blick auf den Taschenrechner so gnadenlos wie Crom auf seinem hohen Berg.

 

Übrigens war Bastei-Fantasy damals bei der Einstellung von Mythor schon Geschichte. Und die beiden Romane, die Werner dafür geschrieben hat, wurden zuerst als Zauberwald #2 (Nr. 1 war Schatten über Maiden Castle von mir) und dann in jenem Band des EDFC zum 500sten Zamorra veröffentlicht. Doch das ist eine andere Sache und soll ein anderes Mal erzählt werden.

 

Wobei wir schon  wieder am Schluss der Teestunde wären...

 
 

 

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