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Cyborg - Mittel gegen die Seuche

Cyborg

Mittel gegen die Seuche

 

Albert Pyuns Mischung aus Endzeit- und Martial-Arts-Film, die ursprünglich den Titel „Slinger“ tragen sollte, ist als „Cyborg“ mittlerweile zu einem Genreklassiker geworden. Als Meilenstein in der Filmkarriere des belgischen Muskelmannes Jean-Claude Van Damme hat der Film auch heute noch zahlreiche Fans. Nun ist er bei Plaion Pictures erstmals als Mediabook erschienen, was allerdings nichts Neues zu bieten hat.

In mehrfacher Hinsicht ist die wechselvolle Produktionsgeschichte von „Cyborg“ interessanter als der Film selbst. Gelegentlich wird Albert Pyuns Film sogar als „Masters of the Universe 2“ oder als „Masters of the Universe 2: Cyborg“ geführt, und das Bonusmaterial der Mediabook-Neuerscheinung liefert Einblicke dazu, warum das so ist. Die Karriere des belgischen Actionstars Jean-Claude Van Damme (geboren 1960 in Brüssel) hat „Cyborg“ maßgeblich zum Laufen gebracht. Insbesondere in den 1990er Jahren gab es kaum einen erfolgreicheren internationalen Actionstar als Van Damme, der in dieser Zeit mit den angesagtesten Regisseuren zusammenarbeiten durfte. Für die Cannon Group der Israelis Menahem Golan und Yoram Globus markiert der Film indes den Schwanengesang, da die umtriebige und lange Zeit sehr erfolgreiche B-Film-Schmiede danach endgültig insolvent wurde und eine Ära endete, die mehr als ein Jahrzehnt das Mainstreamkino nachhaltig geprägt hatte. „Cyborg“ ist am Ende nicht so geworden, wie sich Autor und Regisseur Albert Pyun (das Drehbuch schrieb er unter dem Pseudonym Kitty Chalmers, dem Namen seiner Katze!) das vorgestellt hatte. Aufgrund von katastrophalen Testscreenings und dem Missmut der Produzenten wurde es Hauptdarsteller Jean-Claude Van Damme gestattet, den Film komplett umzuschneiden. Dessen Version kam schließlich in die Kinos und ist nun auch (basierend auf unterschiedlichen Mastern aus den Jahren 2012 und 2017) auf den beiden BluRays des Mediabooks enthalten. Der später unter dem Titel „Slinger“ veröffentlichte Director’s-Cut, den man 2013 sogar deutsch synchronisieren ließ, fehlt in dieser Edition komplett, auch das 24seitige Booklet von Christoph N. Kellerbach ist die unveränderte Version der Erstveröffentlichung von 2022, weswegen auch der Tod Pyuns hier nicht erwähnt wird.

Die Erde ist in Chaos und Anarchie versunken, weil eine tödliche Seuche einen Großteil der Menschheit ausgerottet hat. Marodierende „Fleischpiraten“ schrecken auch nicht davor zurück, Menschenfleisch zu essen. Der Cyborg Pearl Prophet (Dayle Haddon) hat den Schlüssel für das Heilmittel der Seuche, und soll diesen nach Atlanta bringen. Nachdem ihr Begleitschutz eliminiert wurde, fällt Pearl in die Hände des Fleischpiraten-Führers Fender Tremolo (Vincent Klyn). Nun will dieser Pearl nach Atlanta bringen, um selbst in den Besitz des Heilmittels und damit einer schier grenzenlosen Macht zu gelangen. Dicht auf ihren Fersen versucht Gibson Rickenbacker (Jean-Claude Van Damme), Fenders Pläne zu durchkreuzen. Nachdem er Nady Simmons (Deborah Richter) das Leben gerettet hat, weicht diese Gibson nicht mehr von der Seite. Auf dem Weg nach Atlanta gerät das ungleiche Duo immer wieder in tödliche Gefahren…

Dass „Cyborg“ eine kostengünstige Notfallproduktion war, merkt man dem Ergebnis nur an wenigen Stellen an. Die Matte-Painting-Effekte sind nach rund vierzig Jahren nicht mehr sehr überzeugend, die handgemachten mechanischen Tricks (insbesondere bei der Gestaltung des Cyborgs) können sich aber nach wie vor sehen lassen. Auch die post-apokalyptischen Settings und die Kostüme sind durchweg faszinierend anzuschauen. Die Geschichte selbst ist aber mehr als mau und hangelt sich eher mühsam von einem brutalen Kampf zum nächsten. Dazwischen wird es immer wieder schnell langweilig, zumal die Szenenabfolge etwas willkürlich wirkt und eine Linie vermissen lässt. Fans von Jean-Claude Van Damme und seinem genialen, ebenfalls muskelbepackten Gegenspieler Vincent Klyn dürften dennoch auf ihre Kosten kommen. Das Mediabook enthält neben dem bereits erwähnten Booklet zwei BluRays mit den jeweils 86minütigen Kinofassungen des Films von zwei unterschiedlichen Mastern (bei der 2012er-Version auch in einer Open-Matte-Vollbildfassung). Das Bild (im Widescreen-Format 1,85:1) ist sehr überzeugend ausgefallen, der Ton (Deutsch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) entspricht den Möglichkeiten der Entstehungszeit des Films. Die Extras waren alle bereits in der 2022 veröffentlichten, Plaion-Shop-exklusiven 2-BluRay+DVD-Veröffentlichung enthalten und umfassen einen Audiokommentar von Albert Pyun, das Making Of „Eine verwüstete Zukunft“ (30 Minuten, von 2018), das Featurette „Shoestring Fantasy“ über die Spezialeffekte (12 Minuten), erweiterte Interviews mit Albert Pyun und Sheldon Lettich aus der Cannon-Dokumentation „Eletric Boogaloo“ (zusammen 64 Minuten), den deutschen und englischen Trailer zum Film sowie eine umfangreiche animierte Bildergalerie.

Kommentare  

#1 Andy 2025-08-13 20:53
Als der Film 1989 rauskam, war ich noch zu jung(14 Jahre), durfte darum auch nicht ins Kino. Vieles von van Damme habe ich dann eher auch auf Video oder DVD gesehen - sein Spagat, den er wohl in fast jedem Film machte, war wohl auch typisch für seine kämpferischen Darstellungen.

Ich habe irgendwo auch gelesen, dass hier wohl Kulissen und Kostüne verwendet wurden, die von der Firma Canon eigentlich für "Masters of the Universe Teil 2" und für einen "Spider Man"-Film gedacht waren.

Später soll Van Damme auch recht arrogant geworden sein und über Kollegen wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone gelacht haben. Da waren dann Sprüche wie "Stallone und Schwarzenegger können nachhause gehen" zu lesen.

Es ist schon fast Ironie, dass er sich da doch sehr getäuscht hat.
#2 Torsten Pech 2025-08-14 08:44
Ich hatte den Film in der 80ern auf einer Videokassette. Ich kann mich noch gut an die vielen abrupten Schnitte erinnern. Ich war bisher davon ausgegangen, dass brutale Szenen einfach nur rausgeschnitten worden sind. Das war ja keine Seltenheit. Dass diese verstümmelte Version dann doch die originale ist, ist überraschend.
#3 Peter Krüger 2025-08-14 12:28
Irgendwann hatte ich mal aufgeschnappt, dass Chuck Norris wenig von Jean-Claude van Damme gehalten haben soll.
#4 Andy 2025-08-14 15:41
@Peter Krüger, Chuck Norris hatte doch eigentlich nur ein echtes Highlight in seinem Leben, und das war wohl sein Auftritt in einem Film mit Bruce Lee, mit dem Titel "Die Todeskralle schlägt wieder zu".

Egal, was man über van Dammes Talent als solches auch sagen mag, ich fand ihn immer viel imposanter als Norris. Und ich bin mir fast sicher, dass der Belgier in seinen besten Zeiten sich eher über Norris amüsiert hat.
#5 Peter Krüger 2025-08-14 15:51
@Andy: So würde ich das nicht sehen. Chuck Norris hatte durchaus auch andere Erfolge in Film und Fernsehen. Zudem war er auch Karate-Weltmeister.
#6 Torsten Pech 2025-08-14 16:23
Vorsicht vor Chuck Norris. Er rasiert sich nicht, sondern schärft die Klinge an seinem Bart
#7 Andy 2025-08-16 12:08
@Peter Krüger - aus dem TV kenne ich von Chuck Norris nur die Serie "Texas Ranger" - die fand ich eigentlich nicht so toll. Außer dem Bruce Lee Film habe ich auf Video und DVD dann noch Filme wie "Invasion USA", "Delta Force" oder "Missing in Action" gesehen. Das war mir irgendwie alles zu platter Patriotismus, aber es mag sein dass Norris evtl. auch anders konnte. Das weißt du dann wahrscheinlich besser als ich.

Was ich allerdings ganz lustig finde sind diese Chuck Norris Witze, wie den von Torsten Pech erwähnten.

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