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Aufräumen, schmerzende Hirne und seltsame Titelbilder...

Teestunde mit RolfWie kam es denn nun zum Dynastie-Zyklus? In ewiger Tüftelarbeit oder habt ihre spontan und impulsiv gearbeitet?

Aufräumen, schmerzende Hirne und seltsame Titelbilder...

Ja, nun also endlich zu dem Wochenende, an dem der achtbändige Zyklus „Die Dynastie der Ewigen“ ausgeknobelt werden sollte.

 

Wie üblich rauschte Werner am Freitag Abend an. Seine regelmäßigen Wochenendbesuche hatte er auch nach unserer Hochzeit nicht aufgegeben. Und diesmal, das wussten wir beide, mussten wir uns was einfallen lassen. Die 300er Romane standen an und mussten als nächstes geschrieben werden. Außerdem sollten eine ganze Reihe Figuren aus der Serie eliminiert werden. Denn das Zamorra-Multi-Versum wurde, was die „Hilfsvölker“ angeht, langsam unübersichtlich.

 

Trotz Leserprotest und jammernden Fans ist es gelegentlich notwendig, die eine oder andere Figur den „Heldentod in sieben Akten“ sterben zu lassen. Nur so kann die Handlung auch für Neueinsteiger übersichtlicher werden.

Manche Figuren, wie bei mir damals „Tina Berner“, wachsen im Verlauf der Handlung über sich selbst hinaus und fangen an, dem Helden selbst den Rang abzulaufen. Und bevor sie stärker oder klüger als die Hauptfigur der Serie werden – muss man sie eliminieren.
 

Vorzugsweise wird dann aber nach heldenhaftem Kampf für die Sache des Guten und zur Rettung seiner Freunde oder des Oberhelden, vielleicht sogar des ganzen Planeten oder des Universums selbst gestorben. Das ist unbedingt notwendig, damit die Leser, die diese oder jene Figur sehr ins Herz geschlossen haben, nicht weinen.

 

Ein solcher Rundschlag mit der literarischen Sense gilt natürlich auch für die großen oder kleineren Gegenspieler unseres Helden. Auch da muss es gelegentlich mal eine „Flurbereinigung“ geben.

 

Und je nachdem, ob dieser Feind des Helden als boshafter, hinterhältiger und gemeiner Schurke oder als ein großer, ritterlich kämpfender Gegner dargestellt wird, fällt dessen Ableben dann mehr oder weniger einfallsreich in Bezug auf die Art des Todes aus.

 

Der ritterliche Gegner darf noch mit etwas Glorie sterben – für den anderen muss man sich was besonderes einfallen lassen. Da kann man schon mal in Sachbüchern über die Folter- und Hinrichtungsmethoden der  spanischen Inquisition rumschnüffeln. Oder, wenn die Todesart  noch delikater und ausgefeilter sein soll, wie man in Indien, China oder besonders in Gegenden wie Thailand, Kambodscha oder Vietnam vor einigen hundert Jahren Verbrecher vom Leben zum Tod befördert hat. Ach ja, die Balkanvölker oder in den Tiefen von Russland war man auch sehr einfallsreich. Ihr wollt ein Beispiel? Ein Dieb wurde im zaristischen Russland an eine Eisenplatte gefesselt, dass er mit dem vollen Körper darauf zu liegen kam. Ja, und dann wurde unter dieser Eisenplatte ebn ein genügend großes Feuer geschürt. Also, dann doch lieber in unsere Zeit leben – und den deutschen Strafvollzug. Da ist ja selbst die Anwendung der Scharia noch humaner

 

Nur – bei der Eliminierung eines Gegners muss der Held möglichst moralisch rein bleiben. Auf gar keinen Fall darf er den Gegner mit der kaltschnäuzigen Selbstverständlichkeit eines John Rambo exekutieren oder mit einem fröhlichen  „Yippiayeah, Schweinebacke“ in die Jenseitswelt befördern. Ganz im Gegenteil, als „Held“ muss er sogar noch versuchen, den großen Gegner hunderter von Romanen zu retten. Denn nur so bleibt er moralisch rein und einwandfrei im Sinne der Heftroman-Logik und nach den Maßgaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften.

 

Das ist schon so bei Karl May. Denn   Santer, der Mörder von Winnetous Familie, stürzt von einem Felsen herab und Old Shatterhand, obwohl er schon angelegt hat, um dem Oberschurken mit dem Henrystutzen den Weg in die Hölle zu zeigen, braucht nicht abzudrücken. Also – empor ins Reich der Edelmenschen

 

Das war übrigens der Titel des letzen Vortrages, den Karl May wenige Tage vor seinem Tod in Wien gehalten hat. Angeblich soll neben dem weiblichen Friedensapostel Bertha von Suttner auch ein verhinderter Kunstmaler aus Braunau am Inn  anwesend gewesen sein. Von dem wissen wir inzwischen, dass er in seinem Schlafzimmer auf dem Berghof eine ganze Reihe Karl May-Bücher im Regal stehen hatte. Warum hat er bloß nicht so gehandelt, wie Old Shatterhand oder Kara ben Nemsi?

 

Im Fall „Zamorra“ gilt das „Reinheitsgebot für Romanhelden“ natürlich, was die Eliminierung von Gegnern angeht, fast ausschließlich für „menschliche Figuren“. Bei Dämonen und sonstigen Kroppzeug aus der Welt des Übersinnlichen ist es nicht nötig, dass der Prof. den Stecher der Knarre durchreist oder mit sonstigen Hieb- und Stichwaffen durch die Gegend wirbelt.

 

Wenn es drum geht, Dämonen und sonstige Schwarzblütige zu killen, entfacht dann das Amulett sein „Eigenleben“ und regelt die Situation wie meine Katzen die letzte Mäuseplage in der Scheune. Und damit bleibt Professor Zamorra schuldlos vor den Inquisitioren der Bundesprüfstelle. Er als „Edelmensch“ hätte den Dämon gar gerne geschont – ahem – es war eben „höhere Gewalt“ und das Amulett wie ein Schäferhund, dessen Herrchen angegriffen wird.

 

Wichtig ist ja nur, dass der Held an sich moralisch „rein“ bleibt. Sein Equiptment, wie in Zamorras Fall das Amulett,  kann sich ja schon mal selbständig machen – von Schicksalsfügungen wie herabstürzenden Felsen, Erdbeben, Sturmfluten oder dem berühmten Kühlschrank, der einem aus heiterem Himmel auf den Kopf fällt, mal ganz zu schweigen.

 

Das beste Beispiel der „literarischen Flurbereinigung“ haben Werner und ich im Dynastie-Zyklus abgeliefert, als wir den Dämonen Sanguinus eliminiert haben (eigentlich hat ihn ja Asmodis aus dem Wege geräumt), Balder Odinsson und der „Patriarch“ von der „Platte genommen“ und dazu Amun-Re in den „Kühlschrank“ des ewigen Eises packten.

 

Die Versuche des Blut-Dämonen Sanguinus, in der Hölle nicht Kalif anstelle des Kalifen sondern Fürst der Finsternis anstelle des Fürsten der Finsternis zu werden, hatten langsam ihren Reiz verloren. Also musste Sanguinus weg und das hat Asmodis in Absprache mit seinem Höllenboss arrangiert. Asmodis hatte nämlich für einen Pakt seine Seele verkauft – aber nur mit „Fürst der Finsternis“ unterschrieben.

 

Und dann sorgte der Assi, clever wie er nun mal war, dafür, dass Sanguinus Fürst der Finsternis wurde – und damit seine Seele verlor, als der Pakt auslief. Und Asmodis konnte, nachdem der Job durch das „Ableben“ des kurzfristigen Inhabers wieder vakant geworden war, die Stelle wieder besetzen.

 

Mit Schwund muss man eben rechnen. Ja, so gewieft und so undurchsichtig konnte der Assi damals sein. Und immerhin war er ja im 299er von Luzifer selbst zum 007 der Schwefelklüfte ernannt worden. Zum „James Bond der Schwefelklüfte“ mit der Lizenz, auch im Dämonenreich jeden beiseite zu räumen, der seinem kaiserlichen Geheimauftrag im Wege stand. Wie Werner später diese Figur in seinem Sinne umgebaut hat, dafür bin ich nicht mehr verantwortlich zu machen.

 

Colonel Balder Odinsson war, obwohl er eigentlich innerhalb der Handlung nicht sonderlich störte, inzwischen überflüssig geworden. Also gab für ihn einen schönen Heldentod im 300er Jubiläumsband. Und die sonderbare Figur, die selbst in Tropenhitze nicht auf den dicken Norwegerpullover verzichtet und der beste und intimste Freund des US-Präsidenten ist, hinterließ eigentlich keine große Lücke.

 

Übrigens – im „Zamorra“-Film „Satans Todesschwadron“ hat der Herausgeber des Zauberspiegels dieser Figur Balder Odinsson die Gestalt verliehen. Und trotz über 30 Grad Außentemperatur saß er in meinem damaligen Arbeitszimmer im Norwegerpullover (so was hat man, wenn man an der Küste wohnt) und telefonierte. Außerdem durfte Hermann im gleichen Film unter Maske noch verschiedene Dämonen darstellen. Und ich hatte im Rahmen meiner Rolle als Asmodis sogar das Vergnügen, ihn mit zwei Peitschen für sein „Versagen“ zu bestrafen.

 

Ha, ich weiß. Der eine oder andre von Euch beneidet mich jetzt dafür, Hermann einige Jagdhiebe überziehen zu können und wünscht euch ein Remake des Films herbei, wobei ihr dann für die Rolle des Asmodis gecastet werden könntet. Aber erstens wird es keine solchen Filme mehr geben  und zweitens hatte Hermann einen sehr dicken Fellumhang übergeworden um außer der Latex-Maske den Dämon glaubwürdig darzustellen. Und unter dem dicken Fell hat er die Peitsche absolut nicht gespürt.

 

Aber mit Hermann als Balder Odinsson wurde wenigstens einmal eine Zamorra-Figur so dargestellt, wie sie im Roman beschrieben ist. Den Asmodis, dessen Rolle ich im Film hatte, stellt man sich auch ehr als eine Art Mephistopheles im Format „Gustav Gründgens“ vor. Also auf jeden Fall mal nicht mir Jahresringen um den Äquator, die ich selbst mit der geschicktesten Garderobe nicht mehr verbergen kann.

 

Ja, und ob W.K.Giesa so den Vorstellungen entsprochen hätte, die der Leser so von Professor Zamorra hat, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Nur – der weiße Anzug war da – was will man mehr. Und Werner hatte damals zwar auch bereits  ein gewisses „Wohlstandssymbol“ über der Hüfte, aber noch nicht das körperliche Volumen späterer Jahre.

 

Dennoch – sein „elastischer und durchtrainierter Lauf“ in die Arme von „Nicole“ und der „Kronenkorken-Bikini“ hält jedem Vergleich mit Filmen der Marx-Brothers stand.

 

Überhaupt hat ja sicher Ed Wood, den man auch heute noch den „schlechtesten Regisseur aller Zeiten“ nennt in seiner Dimension gelächelt als er erkannte, dass er dieses Titels nicht mehr würdig war. Und im Gegensatz zur schauspielerischen Leistungen aller Akteure (einschließlich des Darstellers des Asmodis, also meinr Schönheit) gehören die Schauspieler von „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten“ ins Charakterfach. Sage mir jetzt bloß keiner, ich hätte keine Selbstkritik.

 

Aber die Filme, das ist ja ein anderes Kapitel…

 

Ach ja, eigentlich sind die Super-Acht Filme seit Werners Ableben wahrscheinlich für die Nachwelt verloren. Und die Nachgeborenen können sie nun nicht mehr bewundern oder darüber lästern. Schade eigentlich und Grund für jede Menge Krokodilstränen.

 

Aber freuet euch und frohlocket.

 

Denn ganz verloren sind die Filme nämlich nicht. Man hat sie mir nämlich seinerzeit auf Video überspielt. Und falls ich mal auf einem Con auftauche und man die nötigen Geräte bereit stellt, ist es auch möglich, den Zamorra-Film „Satans Todesschwadron“ oder „Der Magier – Das Grauen aus der Gruft“ einer staunenden Fangemeinde noch einmal vorzuführen.

 

Mehr zu den Filmen, wenn im Zauberspiegel mal mein Artikel  erscheint. Zwar hatte Werner den auch in seiner Web-Seite – aber er hat ihn mit meiner Erlaubnis in seinem Sinne gekürzt. Diese Kürzungen sind nun nicht mehr notwendig und deshalb gibt’s dann den Artikel „uncut“. Vielleicht auch innerhalb der „Teestunde“.

 

Und nun zurück bei der Eliminierung unnötiger Figuren im Dynastie-Zyklus.

 

Noch eine Figur flog aus der Handlung, die ich eingebracht habe, bei der ich aber niemals die Gelegenheit der Entwicklung hatte. Ich meine den „Patriarchen“, diesen geheimnisvollen internationalen Verbrecherkönig aus Frankfurt, dessen Gesicht niemand kennt und der für den Möbius-Konzern als die absolute Bedrohung ausgebraut werden sollte. Werner wollte ihn als völlig Unpassend aus der Serie raushaben – und das ist dann auch geschehen. Dass Werner damit eine echte Chance für eine Art Nebenhandlung im Format eines Gespenster-Krimi vertan hat, ist eine andere Sache.

 

Also wurde der „Patriarch“ zum Erhabenen der Dynastie, der auf diese Art schon eine gewisse Vorarbeit zur Machtübernahme in dieser Welt leisten wollte. Dass ich ihn „Erik Skribent“ nannte, war meine geheime Rache für einen Kasseler Fanzine - Herausgeber, der mir eine „Geheimagentin“ ins Haus geschickt hatte. Nun – jetzt müsste das auch der Letzte begriffen haben…

 

Ja, und dann war da noch Amun-Re und die Blutgötzen von Atlantis, die in der Versenkung verschwinden sollten. Allerdings eben nur auf die Ablage und nicht in den ewigen Underground. 

 

Werner wollte den Handlungsbogen um die Namenlosen Alten, das Elbenreich Glarelions und die Blutgötzen von Atlantis, Gunnar mit den zwei Schwertern und eigentlich überhaupt Fantasy dieser Art nicht mehr in der Serie haben. Angeblich hatte er damals eine Anweisung von der Redaktion erhalten, künftig nur noch den klassischen  „Einheits-Horror“ zu bringen.

 

Ich erwähnte schon Werners ewige Leier: „Der Zamorra ist eine Grusel-Serie…“.  Ich hätte den Amun-Re ja damals schon gerne erledigt. Da es seinerzeit so aussah, als bekäme ich von der Redaktion keine Chance, den Handlungsrahmen um Gunnar mit den zwei Schwertern und den Untergang der hyborischen Reiche als Hintergrund innerhalb der Zamorra-Serie zu bringen,  war die Figur Amun-Re für die Weiterführung der Serie unnötig geworden. Es wäre ein Leichtes gewesen, innerhalb der Dynastie-Handlung noch das dritte Schwert mit auffinden zu lassen und den Fall „Amun-Re“ damit abzuschließen.

 

Und wenn Werner  damals mitgezogen hätte und Micha Ullich dem Amun-Re dann mit alle drei Schwertern den Scheitel gezogen hätte , dann wäre es nicht nötig gewesen, beim 666er Zyklus „Altlasten abzubauen“.

 

Wobei ich Werner ja schon lange vor Band 500 empfohlen hatte, die Sache mit Amun-Re und Pater Aurelian samt der Bedrohung durch die Namenlosen Alten einfach unter den Tisch fallen zu lassen und zu vergessen. Ich riet ihm, Leserbriefe zu meinen Ideen einfach zu ignorieren und meinen Namen auf der LKS nicht mehr zu verwenden.

 

Was totgeschwiegen wird, das wird dann auch irgendwann vergessen. Und das wäre eigentlich gut so gewesen. Denn an einen Neueinstieg war für mich nicht zu denken. Nicht dass ich das nicht gewollt oder nicht gekonnt hätte. Aber damals sah es so aus, als ob sich Werners Gehalt ausschließlich aus den beiden monatlichen Zamorra-Romanen herleitete und es ihm aus Gründen des finanziellen Überlebens schon nicht möglich war, mir den einen oder anderen Zamorra-Roman wieder zuzuschieben.

 

Wie das in Wirklichkeit war, darüber ist schon fast alles gesagt worden….

 

Fast alles? Ja, hier innerhalb der Teestunde. Aber man kann ja immer noch was zu sagen übrig lassen. Aber was da zu sagen wäre, das wird nicht geschrieben. Denn nicht jeder muss Alles wissen.

 

Und damit zurück zum Thema Amun-Re…

 

Den Herrscher des Krakenthrones von Atlantis  von der Platte zu nehmen und abzumurksen, das hatte ich eigentlich schon vorgehabt, als ich den dritten Band der Südamerika-Trilogie „Das Schwert im Jadestein“. schrieb. Da wäre das möglich gewesen, weil für einen kurzen Augenblick durch Glarelions Elbenzauber  alle drei Schwerter da waren.

 

Aber Werner war es, der Amun-Re damals gerettet hat.

 

Es war am Spätnachmittag eines 31sten Dezember – das Jahr habe ich vergessen. Werner saß im Wohnzimmer und schmökerte, während ich den Roman fertig machen musste. Es eilte, weil der Termin am 2ten Januar war und wir anschließend zusammen zu einer Silvesterfeier wollten. Der Roman sollte aber vorher noch in den Briefkasten, weil es für mich Ehrensache war, Termine zu halten.

 

Damals wurden noch Manuskripte auf Papier auf dem Postwege verschickt. Das Verschicken von Disketten oder gar das Internet gab es in dieser Form noch nicht. Das war damals alles noch Perry-Rhodan-Science-Fiction.

 

Ich gestehe, dass ich für den Abschluss dieser Trilogie eigentlich gar kein Konzept hatte und mich, wie so oft, von der Handlung treiben ließ. Das hat dann immer die besten Romane ergeben – und gerade bei diesem Roman war ich in dieser Schlussphase geistig mitten drin in der Handlung. Für Leute, die das „Schwert im Jadestein“ haben – die hier genannte Schreibsession begann damit, als meine Helden vor dem Roraima-Plateau irgendwo im Dschungel von Venezuela standen (doch, das gibt es tatsächlich, und es ist nur sehr schwer zu besteigen – übrigens spielt auch Conan-Doyles „Lost World“ auf diesem Plateau) und nicht wussten, wie sie nach oben in den geheimen Tempel der Teufelsmenschen kommen sollten (die Teufelsmenschen gab es auch, in einem meiner Bücher ist ein Foto  von zwei Mumien in einem Museum in Bogota). Ja, in meinen Romanen flossen damals Dichtung und Wahrheit immer stark ineinander.

 

Jedenfalls hatte ich plötzlich, so gegen 20 Uhr Abends, alle drei Schwerter zusammen und Micha Ullich hatte durch den Elbenzauber die Gestalt seiner früheren Existenz als Gunnar mit den zwei Schwertern bekommen. Die Chancen, hier einen Blattschuß zu landen, standen niemals so gut.

 

„Was ist? Soll ich den Amun-Re jetzt umbringen?“ rief ich in Richtung Wohnzimmer, wo Werner gemütlich auf der Couch saß irgend einen SF-Roman las. Der schrieb ja in der Woche – wo ich im Rathaus arbeitete – und konnte deshalb an den Wochenenden pausieren.

 

„Nein, den brauchen wir noch!“ war Werners Antwort – und so wurde das Ende des Romans eben in dieser Richtung zu Ende gedacht. Denn Muurgh, der Alptraumdämon, brauchte Amun-Re noch und rettet ihn, als die Schwerter schon durch die Luft wirbelten. Somit hat nicht Muurgh, sondern Werner Kurt Giesa dieser Gestalt also das Leben gerettet.  

 

Sei noch zum Schluss die kleine anschließende Episode erzählt, dass wir das Manuskript zur Post gebracht und anschließend zu der Silvester-Fete gefahren sind. Auf dem Weg zum Postkasten trafen wir auf der Straße einige Jugendliche aus dem Dorf (damals Ahnatal-Weimar bei Kassel). Werner und ich waren natürlich wie üblich voll aufgemotzt Mit Hüten und in Western-Klamotten. Und natürlich hatte WK auch den Waffengut mit dem 45er Replika-Colt umgeschnallt. Klar, dass der „Lautsprecher“ auch geladen war.

 

Und als dann einer der Jungs: „Zieh, Django!“ rief – ja da zog Werner nicht nur den Revolver, sondern auch den Stecher durch. Und was dann kam, hatte zwischen den alten Bauernhäusern die Wirkung eines Artilleriebeschusses. Selbst unsere Gewehre bei der Bundeswehr waren weniger „lärmintensiv“ als Werners „Six-Shooter“.

 

Die Jungs rannten, als würde sie Asmodis persönlich zu einem kleinen Umtrunk bitten. Überall gingen die Fenster auf und man rief nach der Polizei. Ich gab dann zur Antwort, der „Marshal“ hätte geschossen, was natürlich von der eingeborenen Bevölkerung nicht begriffen wurde. Jedenfalls war mein Ruf im Dorf dadurch noch einige Grade mehr ins Minus gerutscht. Denn immerhin waren Werner ich im Dorf schon richtig berüchtigt. Doch weitere lustige Episoden davon zu einem späteren Zeitpunkt….        

 

Als schlechtes Beispiel für eine übertriebene Menge von B und C-Helden ist mir die Fantasy-Serie „Mythor in Erinnerung. Ich habe sie immer als „Wanderzirkus Mythor“ bezeichnete. Jeder „Hilfs-Bajaufel“ war in jedem neuen Roman dabei und musste auf jeden Fall erwähnt werden, weil ihn dieser oder jener Leser besonders ins Herz geschlossen hatte. Und wenn er auch nur einen einzigen Satz zu sagen hatte – Hauptsache, er war dabei.

 

Beim Zamorra haben wir das vermieden, weil die Nebenfiguren je nach Handlungsbedarf eingesetzt wurden. Aber dennoch war es manchmal notwendig, die eine oder andere Figur „von der Spielplatte zu nehmen“.

 

Und bei den Romanen um die „Dynastie“ sollte es einen recht ordentlichen Kahlschlag inzwischen unnötiger Figuren geben.

 

Am Freitag Abend nach dem Essen (habe ich schon erwähnt, das Petra eine vorzügliche Köchin ist – damals hat sie zwar noch experimentiert, aber geschmeckt hat`s trotzdem) saßen Werner und ich mit dem üblichen Schächtelchen Bier zusammen und Petra mit den Stenoblock. Sie ist ja voll ausgebildete Sekretärin und wartete nun auf die genialen Einfälle der beiden „Großmeister des phantastischen Heftromans“ …ahem…

 

Nur dass sich eben bei aller „Genialität“ gar kein Einfall einstellen wollte…

 

Außer einer Einstiegsszene, bei der sich die geheimnisumwitterte „Dynastie“ versammelt, hatten wir keine Ahnung, was wir als Handlung für acht ineinander verzahnte Bände nehmen wollten. Tatsächlich – wir hatten keinen blassen Schimmer von dem, was wir eigentlich machen wollten.

 

 Wir wussten, wer die Dynastie war, wie die Personen aussahen und was für Rangordnungen sie hatten. Das wars.

 

Nun kann man ja sagen – haut da einfach irgendwas zusammen, der Leser wird’s schon konsumieren. Es ist doch alles ganz einfach – wie Hermann sagen würde. Es sollte schon was Außergewöhnliches sein – das waren wir nicht nur unserem damaligen Ruf schuldig, Heftromane zu schreiben, deren Ende man nicht bereits ab Seite Fünf voraus sagen konnte. Und natürlich dem Stamm-Publikum unserer Lesern, die unsere Verkaufszahlen allen Unkenrufen aus der Redaktion zum trotz einigermaßen stabil hielten.

 

Einfache Geschichten mit dem „Vampir vom Amt“ oder dem „Werwolf vom Dienst“ haben Werner und ich niemals gemacht. Weder jeder für sich alleine noch bei geistiger Co-Produktion wie eben der Dynastie. Und von Claudia Kern weiß ich, dass die „Spiegelwelt“ von Werner und ihr in einer gleichen Art Co-Produktion erschaffen hat, wie wir damals den Dynastie-Zyklus aufgebaut haben.

 

Im Verlauf der Handlung muss alles logisch ineinander gepasst werden. Und – soweit ich das damals verfolgt habe, passte es auch bei der „Spiegelwelt“ zusammen – ich hätte nur vieles anders gemacht. Was – das gehört nicht hierher.  Immerhin kommt nicht nur Werner, auch Claudia Kern von der SF – und da ist es klar, dass es da andere Gedankengänge gibt. 

 

Bei einer Frau sowieso – und ich oute mich hier mal als einer, der von Claudia Kerns Zamorra-Romanen sehr angetan bis begeistert war. Das habe ich ihr übrigens damals auf meinem letzten Conbesuch in Marburg auch gesagt. Bei diesem Con habe ich auch Werner und Heike zum letzten Mal gesehen weil ich bis 2008, wie schon bereits erwähnt, keine Veranstaltung dieser Art mehr besucht habe…

 

Also, am Freitagabend lief nichts – außer das Bier in die Kehlen. Es wurde über alles Mögliche, wo nicht über Gott so doch über die Welt  geredet, nur nicht über die Dynastie oder Zamorra. Aber nicht eine Idee, nicht ein Geistesblitz, der kommen wollte. Tote Hose – völlig tote Hose in zwei sonst so genialen Großhirnen.

 

Nur ein war uns klar. Das Drehbuch, das Petra gemacht hatte, konnten wir nicht zur Grundlage eines achtbändigen Zyklus machen. Zumal nach Möglichkeit alles, was in der Serie Rang und Namen hatte, einen kürzeren oder längeren Auftritt absolvieren sollte. Das Drehbuch war für einen Film gemacht, den sich Werner finanziell leisten konnte. Ein Film für die eigentliche Dynastie-Handlung, wie wir sie entwickeln wollten hätte ein Titanic-Budget erfordert…nur, dass so was damals von der Höhe her noch gar nicht bekannt war, weil Cameron damals noch andere Streifen gedreht hat.

 

Ja, ob ihr es glaubt oder nicht. Normalerweise sind Werner und mir, besonders wenn wir zusammen waren und ein oder zwei Fläschchen Bier zur Nervennahrung hatten, immer die tollsten Sachen eingefallen. Ab diesmal – obwohl wir eigentlich meinten, eine solche Handlung  aus dem Ärmel zu schütteln – diesmal wollte einfach nichts gelingen. Und das – war uns noch nie passiert.

 

Also dann – aber am nächsten Abend. Da gäbe es sicher absolut keine Probleme. Da würden die Gehirnskästen Funken sprühen.

 

Pustekuchen! Wieder nichts. Auch am Samstag hatten wir für alles Gedanken – nur eben nicht für Professor Zamorra. Ich kann nun nicht mehr rekonstruieren, was alles so geredet wurde, weil wir ganz ordentlich dem Bier zugesprochen haben und, wenn ich mich nicht irre, auch den eine oder anderen Bourbon auf das Wohl von John Wayne gekippt haben.

 

Bevor jetzt jemand die Nase rümpft, dass Werner und ich beim „Brain-Storming“ getrunken haben. Das kommt in den besten Familien vor. Ernest Hemmingway hat nur unter „Strom“ geschrieben. Und von Clark Darlton weiss ich, dass die ersten 50 Bände der „Perry-Rhodan“-Serie unter anderem zwei oder drei Kästen Bier und eine hier nicht genannte Zahl Whiskey-Flaschen kostete.

 

Damals war es üblich, dass Werner und ich uns die gemeinsamen Wochenenden immer mit einigen Flaschen „Gerstenkaltschale“ verschönten. Aber wenn er nicht da war oder kein Besuch kam, dann wurde bei uns auch nichts getrunken. Zumal Petra und ich ab Mitte 1986 dann gerade so das Geld zum Leben hatten. Für Bier und so was war nur dann eine Mittelfreigabe da, wenn Besuch kam. Es sollte ja keiner merken, dass wir damals schlimmer in der Sch…. hingen als Sozialhilfeempfänger.

 

Ja, und so bin ich davon abgekommen, auch nachdem Petra weg war. Ich habe zwar eine wohl sortierte Hausbar, aber die wird man wohl irgendwann zu meiner Leichenfeier auflösen. Alleine trinke ich nämlich nichts. Und Bier gibt’s nur, wenn sich mal Besuch ansagt. Dafür ist immer Tee im Haus…ahem…

 

Nein, ich bin kein Anti-Alkoholiker. Aber ich muss, um meinen Katzen erhalten zu bleiben, jeden Tag eine ganze Menge Medikamente schlucken. Und das verträgt sich nun mal nicht mit Bier und solchen Leckereien. Schließlich musste ich ja auch die heiß geliebte Raucherei aufgeben, weil ich nicht unbedingt erpicht drauf bin, in absehbarer Zeit festzustellen, ob es den lieben Gott gibt oder nicht.  Wer soll für Mona, Fee und Sarina sorgen – die brauchen doch ihren Katzen-Papa…

 

Aber damals haben Werner und ich, was Bier uns sonstige Alkoholika anging, noch ganz schön zugeschlagen. Wie das bei ihm nach 1986 weiter ging, kann ich nicht sagen und Feststellungen bei den immer seltener werdenden Einzelbesuchen geben sicher kein gutes Bild. Jedenfalls hat Werner, als er mit Heike an meinem 50sten Geburtstag (also vor 10 Jahren) in Rhünda war, den ganzen Abend nur Cola getrunken…

 

Aber an jenem bewussten Abend irgendwann im Oktober des Jahres 1984 müssen wir wohl ganz schön zugeschlagen haben.

 

Jedenfalls schmeckte Werner und mir am nächsten Tag kein Frühstück. Was bedeutet, dass es Mittag war. Wie jeder weiss, ist Werner in seinen Jahren als Profi-Schriftsteller nie vor High Noon zu sprechen gewesen. Er war typischer Nachtarbeiter, der sich Abends um 22 Uhr hingesetzt und bis morgens früh um 06 ,00 Uhr geschrieben hat. Und das bei irisch-schottisch-keltischer Musik. Nur bei den Action-Szenen, da hörte er Disco-Musik. Allerdings – ich habe ihm auch mal im Fernsehen eine Wagner-Oper angetan. Und er hat schön brav zugehört. Ja, was tut man nicht alles, um guten Freunden etwas Kultur nahe zu bringen.

 

Ich brauche übrigens absolute Ruhe, wenn ich mich in einer Romanhandlung reinfallen lassen soll. Das einzige Geräusch, das ich dann ertrage, ist das Schnurren von Katze „Fee“, die dann immer neben dem Computer liegt. Es hat sich ja rumgesprochen, dass ich seit neuestem wieder so ein Wenig am Schreiben bin.

 

Also, Werner und ich saßen auf der Couch und redeten vermutlich über die Unsterblichkeit des Maikäfers oder das Liebesleben der Pflastersteine bei senkrechter Sonnenbestrahlung. Ja, und dann fing Petra an zu schimpfen, weil wir zwei Abende auch nur dummes Zeug geredet hatten, aber nicht Kreativ geworden wären. Und das Schimpfen tat dem schmerzenden Hirn weh…so weh…

 

Aber es hatte auch eine Wirkung wie die Peitschenhiebe eines Sklaventreibers, die in der Antike für die „Arbeitsfreude“ und die „Steigerung des Bruttosozialproduktes“ sorgten….

 

Ich weiss nicht, wer dann von uns angefangen hat – aber plötzlich ist es heraus gebrochen wie aus einem Vulkan. Werner und ich haben uns gegenseitig erzählt, wie die Story laufen sollte. Wie zwei Fußballer beim Angriff auf das gegnerische Tor, die sich gegenseitig die Bälle zukicken. Und siehe – am Schluss passte alles ineinander.

 

Werner griff sich schon bei en ersten Worten ein Blatt Papier und schrieb in seiner superkleinen Schrift die Fakten mit. Und weil wir so schön dabei waren, wurden gleich die Titel der Romane mit entworfen.

 

Die waren allerdings dann etwas anders, als sie später auf dem Titelbild standen. Mein Roman „Höllenpakt in Dallas“ wurde zu „Dämonen in Dallas“ und der letzte Band „In der Lavahölle“ hieß ursprünglich „Am Ende der Macht“. Dieser Titel klang vielleicht zu sehr nach Fantasy und wurde von der allmächtigen Redaktion geändert.  Aber Werner hat ihn ja später noch verwendet.

 

Ich begreife es heute noch nicht, wie es uns damals, verkatert wie wir waren, gelungen ist, innerhalb von gut einer Stunde einen achtbändigen Zyklus in allen Einzelteilen auszuarbeiten. Werner schrieb genau ein und eine halbe A-4 Seite voll. Und dabei war auch der schon erwähnte geniale Einfall mit den Computer-Viren, womit das Raumschiff der Dynastie erst mal außer Gefecht gesetzt wurde.

 

Kann einer sagen, was er will. Ich halte diesen Zyklus immer noch für ein absolutes Highlight innerhalb der Serie. Werner und ich hatten vereinbart, dass wir immer zwei und zwei Romane schrieben. So hat er begonnen, weil er unbedingt den Jubiläums-Band schreiben wollte – und ich habe es fertig gemacht. Eigentlich schade, dass ihn die „Nachgeborenen“ kaum zum Lesen bekommen werden. Wie Werners Zamorra-TB „Kristall der Macht“ wäre auch der Dynastie-Zyklus was für ein Taschenbuch.

 

Wir hatten auch die Titelbilder in Auftrag gegeben und besonders für den 300er hatten wir eine Vorgabe wie ein altes Plakat von einem Hollywood- oder Cinecitta-Monumental-Sandalen-Film.

 

Ja, und dann kam die Pleite. Sebastiano Boada, ein spanischer Künstler, der damals alle Titelbilder machte, kam mit seinen Terminen ins Schleudern und konnte nicht rechtzeitig liefern. Und das bedeutete, dass für den Jubiläums-Band ein Titelbild, das man im Verlag noch irgendwo rumliegen hatte, Verwendung fand. Das Bild für den 300er war dann auf Band Nr.3 – „Dämonen in Dallas“ – wo es überhaupt nicht passte. Und wer die Romane nach dem Zyklus hat, der findet auch sehr schnell heraus, welches Bild eigentlich auf den „Höllenpakt in Dallas“ gepasst hätte.

 

Zwar hatten wir, als wir den 300er und das TiBi sahen, sofort beim Redakteur angerufen, wir wollten für die später gelieferten Titelbilder neue, passende Romane schreiben – aber das wurde entweder nicht akzeptiert oder schlicht vergessen. Ganz klar – wenn dieser Redakteur jede Woche einen John Sinclair und jeden Monat ein „Sinclair“-Taschenbuch schreiben muss.

 

Aber ansonsten hatten wir meist immer die Titelbilder, wie wir bestellt haben. Wir gaben das ungefähre Aussehen der Figuren und die Szenerie vor. Der Maler hatte jede Menge Fotos von Leuten in allen möglichen Stellungen, die er kombinierte – und dann einfach übermalte. So konnte er sehr schnell arbeiten. Übrigens – der weltbekannte Fantasy-Maler Boris Vallejo arbeitet genau so. Achtet mal bei seinen Bildern auf das Gesicht des Helden – das ist er nämlich fas immer selber. Und die weibliche Rolle auf den Fantasy-Gemälden übernimmt sehr oft seine Frau.

 

Ja, und so kommt es auch, dass Professor Zamorra immer den gleichen Gesichtsausdruck hat. Sebastiano Boada  kannte zwar die Serie nicht, wusste aber, dass es einen durchgehenden Helden gab – schon, weil dem immer ein weißer Anzug gegeben wurde. Und als Zamorra in den Romanen dann irgendwann einen Vollbart hatte – weil Werner auch einen hatte – da bekam er selbstverständlich auch auf dem Titelbild einen.

 

Gut, es ist bei den TiBis einige Male durcheinander gegangen. Aber im Allgemeinen ist es bei den Lesern gut angekommen, dass das Bild mit der Handlung identisch war. Später haben wir dann, wie auch bei „Bastei-Fantasy“, Bilder bekommen und durften uns dazu eine Romanhandlung einfallen lassen. Oder es wurde, wie bei meinem letzen Band „Am Tor zur Hölle“, einfach ein Bild, was passte, drauf gehauen. Und das Bild mit dem Schädel eines Werwolfs, das eigentlich für meinen Roman „Wolfsmond über Dorset“ eingeplant war, hat Werner dann für sich verbraten, weil ich draußen war. Denn als ich den „Wolfmond“ schrieb, kam der Zusammenbruch. Und ich habe den Band mitten drin in der Handlung abgebrochen. Vollendet habe ich ihn erst zum 500er Jubiläumsband, den der „Erste Deutsche Fantasy Club“ herausgegeben hat.

 

Aber das war dann nur noch ein Schwanengesang…

 

Eigentlich hatte ich vor, den „Wolfsmond“ fertig schreiben, als Werner damals beim „Ren-Dhark“Konzept so viel zu tun hatte. Aber da wollte er unbedingt, dass ich die „Odysseus“-Handlung, die ich seinerzeit am Ende des Troja-Zyklus angehängt habe, fertig machen sollte. Ich hatte nämlich das Ende der Odyssee, die Rückkehr auf Ithaka und den Kampf mit den Feiern, schon geschrieben. Diverse Leser wollten aber unbedingt die „Irrfahrten“ lesen.

 

Der Roman ist übrigens von der Kritik verrissen worden – und jeder hat sich gewundert, warum ich dieser Kritik aus vollem Hals beigepflichtet habe.

 

Ganz einfach. Einmal – ein einziges Mal – habe ich mich bemüht, „verlagskonform“ zu schreiben. Und das – waren meine Leser eben nicht gewöhnt.

 

Aber sie sind ja danach mit „verlagskonformen“ Romanen innerhalb der Zamorra-Serie genug bedient worden. Und das kommt daher, weil Werner tatsächlich fast alles, was so in der Woche an Heften rauskam, wenn’s keine Liebes-, Arzt- oder Heimat-Schnulze war, gekauft und gelesen hat. Ganz klar, dass er da den echten Heft-Stil draufhatte – und im Verlauf der Jahre immer besser drauf bekam.

 

Und ich – nun ich habe ja schon mein Geständnis gemacht, dass ich damals wie heute lieber Sachbücher gelesen habe und versuchte, den Lesern etwas anderes zu bieten reine Action.

 

Wie Karl May seinen Kara ben Nemsi sagen lässt: „Ich möchte der Lehrer meiner Leser sein“. Und wenn ich mir die damalige Leser-Reaktion so ins Gedächtnis zurück rufe, scheint das damals oft genug gelungen zu sein. Besonders bei den Zeit-Abenteuern, auf dich ich heut noch angesprochen werde.

 

„Wir haben alle mal versucht, den Heftroman zu verbessern!“ sagte Dan Shocker gelegentlich in väterlich überlegenem Ton. Damit hat Jürgen ja so recht. Er hat es versucht – und Werner auch – jedenfalls in der Anfangszeit. Als er später das Studium geschmissen und damit alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, blieb ihm nichts anderes übrig, als „nach Vorschrift zu schreiben“.  Wenn ihr mal wirklich was gutes Lesen wollt – dann Werners Zamorra - Romane so bis Band 350. Und dann werde ihr verstehen, was ich meine.

 

Bei mir, der sein tägliches Brot in monatlicher Regelmäßigkeit bekam, lag das etwas anders. Klar, bei mir war das ein hübsches Zusatzeinkommen. Aber mehr als einige Zugeständnisse hat es bei mir nicht gegeben. Ehe hätte ich wieder richtig mit der Tanzmusik angefangen – damals war ich ja auch dort noch im Geschäft.

 

Wenn ich einem ganzen Abend auf der Bühne mit der Mucke daneben liege – das ist am nächsten Tag wieder vergessen. Aber einen schlechten Roman kann man mir heute noch vorhalten. Und deswegen hat es bei mir niemals großartige Kompromisse gegeben.

 

Und heute – in Sachen Heftroman – man soll niemals Nie sagen. Und das sage ich auch nicht. Da sind noch einige Konzepte für Frauen-Grusels, die ich ganz gern machen möchte – und auch machen würde – und vielleicht auch einen Abnehmer dafür hätte - wenn ich nur nicht so ein fauler Mensch wäre. Und das gilt noch in gehobenem Maße für die Geschichten aus der „Traumwelt“ oder die historischen Stoffe…

 

Aber was den „Professor Zamorra“ angeht, da habe ich eigentlich keine Ambitionen mehr. Natürlich – man soll auch hier niemals „Nie“ sagen – und die Zeitringe sind ja noch da und einige Reisen in die Vergangenheit, um Zeitmanipulationen der Hölle zu bekämpfen, würden mich da schon reizen. Aber eigentlich sind genug gute Leute von Werner in die Serie gezogen worden und ich bin sicher, dass sich beim Zamorra ein Autoren-Team finden wird, das Werners Erbe gut verwalten und weiterführen wird.

 

Wie heißt es bei meiner derzeitigen Lieblingsband „Juli“?

 

„Ja, ich weiss – es war ´ne geile Zeit. Doch es tut mir leid…sie ist vorbei….“

 

Und von Doktor Helmut Pesch stammt der Satz: „Um deine Hefte gehört ein Buchdeckel“

 

Ich nehme es als Kompliment… auch wenn ich nicht in den Glanz und die Glorie des Heft-Roman-Autoren-Paradieses eingehen werde.

 

Was glänzt ist für den Augenblick geboren. Das Echte bleibt in Wahrheit unverloren…

 

Und nun bin ich mal gespannt, welche Frage mir Hermann für die nächste Teestunde stellt….

Kommentare  

#1 Paul Panzer 2008-07-10 20:33
Büttöö: Davon kriegt man Augenkrebs ...

"... schmerzendende Hirne ..."

:cry:
#2 Thomas Rippert 2008-07-10 22:00
Alter Schwede. Bin ich sonst ein Verfechter von Artikeln jenseits der 10 Zeilen, so hätte man hier ja mal 3 draus machen können... :lol:
#3 Harantor 2008-07-11 00:18
@Paul Panzer: das "den" ist wech... Nun schmerzen die Hirne nur noch in der Erinnerung

@Luke Danes: Wir haben diesmal ne Kanne Tee mehr ausgeschenkt, aber Rolf wollte das Thema wechseln und die Dynastie abschließen. Nächste Woche geht es um einen Zamorra-Klon...
#4 mario 2008-07-16 19:38
8) ewige zeiten sind ins land gezogen bevor ich´s schaffte auf dieser website zu landen.
mit diesem artikel kommen erinnerungen zu tage, die schon lange verschüttet lagen.
sehr informativ und schlechtes gewissen hervorrufend, weil ich so lange der materie fern blieb.
auf besserung

lieben gruss an rolf aus dem sommerlichen wien

mario simon

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