Ein- oder Mehrteiler

Die Frage nach Einzelabenteuern oder Fortsetzungsgeschichten ist wahrscheinlich so alt wie Romanhefte selbst. Manche erfolgreiche Serien, etwa Perry Rhodan, setzen schon seit ihrem Beginn vor Jahrzehnten auf Fortsetzungsgeschichten, bei denen es nur wenig Sinn macht, einzelne ausgewählte Romane zu lesen, weil es die große Gesamthandlung ist, die zählt. Wie wir alle wissen, hatte Perry Rhodan großen Erfolg damit. Andere langlebige Serien, etwa Jerry Cotton oder John Sinclair, entschieden sich vor lange Zeit dafür, eher lose Einzelabenteuer an den Leser zu bringen, die getrost ohne Vorwissen etwa während einer Zugfahrt flott zu lesen sind. Jerry Cotton und John Sinclair konnten sich mit dieser Strategie ebenfalls jahrzehntelang am Markt halten.
Bei MADDRAX setzte man zu Beginn der Serie vermehrt auf abgeschlossene Einzelgeschichten, auch wenn eine übergeordnete Handlung immer leicht vorangetrieben wurde. In den ersten 15 Bänden begegneten uns somit verschiedene Mutanten der Woche, etwa die Gejagudoos, die Siragippen, der Narka-too oder der Lemarr, die uns vorerst in weiterer Folge nicht beschäftigen sollten. Diese Einzelgeschichten waren zu Beginn der Serie vermutlich notwendig, um neue Spontankäufer anzulocken und damit einen Leserstamm aufzubauen. Nach Beenden von Band 17 liest man allerdings nicht das gewohnte Ende, sondern vielmehr Ende des 1. Teils und spätestens dann weiß der Leser, dass MX mit dieser Ausgabe erstmals den Schritt hin zu einem Zweiteiler gewagt hat.
Wahrscheinlich ist die Frage nach Mehrteilern eng verbunden mit dem Zielpublikum einer Romanheftreihe. Es liegt auf der Hand, dass Spontan- und Gelegenheitskäufer eher zu Einzelromanen greifen, da sie ihr einmaliges Lesevergnügen nicht durch fehlendes Vorwissen und mühsames Einarbeiten in die Gesamthandlung trüben möchten. Wer sich hie und da einen Jerry Cotton zum dreistündigen Zeitvertreib kauft, der will sich gewöhnlich mit keiner komplexen Rahmenhandlung herumplagen, sondern erwartet einen Spannungsbogen, der rein im aktuellen Heft aufgebaut und auch wieder aufgelöst wird. In diesem Sinne ist der Vorteil von Einzelabenteuern, dass Spontankäufer angelockt werden können, und dass ein leichteres Einsteigen in die Serie möglich wird, da wenig oder sogar kein Vorwissen notwendig ist.
Abonnenten und sonstige treue Leser, die sich auch durch noch so schlechte Romane ihrer Lieblingsserie kämpfen, haben hingegen wahrscheinlich eine größere Freude mit einer umfassenden Rahmenhandlung. Wer sich Woche für Woche den neuesten Perry Rhodan aus seinem Briefkasten holt, der wird Einzelromane nach einem immer gleichen 0815-Muster schnell langweilig finden, und stattdessen gerne große und lange Zyklen lesen, in denen sich eine komplexe Handlung gebührend entfalten kann. Zudem bieten Fortsetzungsgeschichten die Möglichkeit, dass die Handlung an einem besonders spannenden Punkt abgebrochen wird, was den Kaufzwang für die nächste Ausgabe natürlich erhöht.

Zum anderen bedient man sich bei MADDRAX oftmals zweier Erzählmuster, deren Kombination einen Teil des MX-Charmes ausmacht und die Serie zugleich von anderen Romanheftreihen abgrenzt. Obwohl die aktuelle Handlung im 26. Jahrhundert spielt, wird dennoch oft und seit Beginn der Serie auch auf die Zeit rund um den 8. Februar 2012 (an dem Christopher Floyd einstürzte) zurückgegriffen, um die Geschehnisse unseres Jahrhunderts mit der fiktiven Zukunft zu vernetzen. Außerdem vergeht die Zeit für Matt und Aruula im Normalfall gleich schnell wie für den Lesern und damit können deren Abenteuer quasi in Echtzeit verfolgt werden.
MADDRAX ist somit alles andere als eine geradlinige Geschichte in der Zukunft, bei der man nach Belieben den aktuellen Zeitstrang in die Kürze oder in die Länge ziehen kann. Aus diesem Grund halte ich es auch nur für schwer möglich, regelmäßig Mehrteiler im Sinne von Fortsetzungsgeschichten bei MX zu integrieren. Solche zeichnen sich schließlich dadurch aus, dass ein geradliniger Spannungsbogen von Mal zu Mal weitergeführt wird, und das zeitlich so organisiert, dass eine Geschichte an einem besonders spannenden Punkt (und nicht alle zwei Wochen in der zukünftigen Zeit) endet. MADDRAX sollte also meiner Meinung nach ruhig bleiben was es ist: ein großes Mosaik voller Einzelabenteuer, die die Zeitebenen wechseln, trotzdem auf einander aufbauen und auch eine grobe Rahmenhandlung in der Zeit des 26. Jahrhunderts leicht vorantreiben. Dies erleichtert es Neueinsteigern zudem, an jedem beliebigen Punkt in die Serie einsteigen zu können, diese nicht chronologisch lesen zu müssen und trotzdem das Gefühl zu haben, dass jede Geschichte Teil eines großen Ganzen ist.

Nach 16 Bänden des ziellosen Umherirrens des heimatlosen Matts konnte ich es ihm richtig vergönnen, dass er mit den technisierten Bunkern nun endlich auch ein Überbleibsel seiner Kultur entdeckt hat. Zudem machen die Technos ihrem Namen alle Ehre, benutzen Neben EWATs (Earth Water Air Tanks) Helix-Computer, Videoübertragungen sowie Natursimulationen in den Bunkern, und lassen sich von witzigen und teilweise eigensinnigen Roboter-Butlern (etwa mit dem Aussehen von Micky Maus) Arbeit abnehmen. Zybell fängt meiner Meinung nach das Schicksal der immungeschwächten Bunkermenschen sehr gut ein, deren oberstes Ziel es ist, dieses Defizit zu beseitigen. Zudem wird hier erstmals etwas Science-Fiction in den Genre-Mix MADDRAX gebracht. Durch die abgeschiedenen Bunker lässt sich diese auch wunderbar mit der ansonsten barbarischen postapokalyptischen Welt verbinden und zudem besteht auch keine Gefahr, dass Science-Fiction im Vergleich zu anderen Genres zu sehr überhandnimmt. Ein erstes Fazit: das SF-Problem wurde durch die Bunker von Beginn an wirklich elegant gelöst!



Während sich die Romane 17 und 18 eher um Science-Fiction drehen, bekommt man durch die Vielseitigkeit der verschiedenen Völker in Heft 19 zu sehen, in welch durchdachten postapokalyptischen Fantasywelt man sich bei MADDRAX ebenfalls bewegt. Einmal mehr wird deutlich, dass man für gute Fantasy keineswegs Zauberer, Elfen, Trolle oder Übersinnliches benötigt, und dass etwas Innovation und neue Ideen bei MX erfrischend wirken. In die MX-Völker reihen sich in Band 20 auch erstmals die Hydriten, die von Emrocs Leuten sowie den Sklaven für blutrünstige und bösartige Fishmantakan gehalten werden. Matt findet jedoch heraus, dass es sich bei den Hydriten um hochentwickelte und fischähnliche Wesen handelt, die in Bauten im Meer leben und den Menschen wohlgesinnt sind. Als sich der Hydrit Quartol auf Matts Zureden hin unter Menschen wagt und sogleich von Emrocs Leuten getötet wird zeigt sich zudem, dass die Menschen nicht gerade die menschlichste Spezies des 26. Jahrhunderts sind
Kommentare
Liebe Grüße und danke für die Kolumne
Gruselbär
Bei MADDRAX setzte man zu Beginn der Serie vermehrt auf abgeschlossene Einzelgeschichten, auch wenn eine übergeordnete Handlung immer leicht vorangetrieben wurde. In den ersten 15 Bänden begegneten uns somit verschiedene ?Mutanten der Woche?... Diese Einzelgeschichten waren zu Beginn der Serie vermutlich notwendig, um neue Spontankäufer anzulocken und damit einen Leserstamm aufzubauen.
Aber auch dafür, um die Welt von MX und deren Vielseitigkeit kennen zu lernen.
Wahrscheinlich ist die Frage nach Mehrteilern eng verbunden mit dem Zielpublikum einer Romanheftreihe. Es liegt auf der Hand, dass Spontan- und Gelegenheitskäufer eher zu Einzelromanen greifen, da sie ihr einmaliges Lesevergnügen nicht durch fehlendes Vorwissen und mühsames Einarbeiten in die Gesamthandlung trüben möchten.
Das Zielpublikum, bzw. der Zielleser, ist der, der von einer Romanheft-Serie so gefesselt ist, daß er sich auch das nächste Heft kauft, egal, ob Ein- oder Mehrteiler.
Abonnenten und sonstige treue Leser, die sich auch durch noch so schlechte Romane ihrer Lieblingsserie kämpfen, haben hingegen wahrscheinlich eine größere Freude mit einer umfassenden Rahmenhandlung. Wer sich Woche für Woche den neuesten Perry Rhodan aus seinem Briefkasten holt, der wird Einzelromane nach einem immer gleichen 0815-Muster schnell langweilig finden, und stattdessen gerne große und lange Zyklen lesen...
Ich habe da ein wenig Schwierigkeiten mit dem Begriff treue Leser. Ich bin doch nur dann ein treuer Leser, wenn ich in irgend einer Form durch den Roman positiv Unterhalten und in den Bann gezogen werde. Und wenn es auch nur darum geht, daß ich unbedingt wissen muß, was es mit dem roten Faden auf sich hat, der sich auch durch langweiligere Hefte durch zieht. Aber wenn die Serie überhaupt nichts mehr bringt stellt jeder Leser seine Serie ein - pausiert zumindest.
...dass die Handlung an einem besonders spannenden Punkt abgebrochen wird, was den Kaufzwang für die nächste Ausgabe natürlich erhöht.
DAS ist der Knackpunkt bei einer Heftroman-Serie, Smythe! Das die Handlung an einem besonders spannenden Punkt abgebrochen wird, wodurch der Leser auf die nächste Ausgabe hinfiebert und regelrecht gezwungen wird, das nächste Heft zu kaufen. Egal, ob Ein- oder Mehrteiler! Das ist die hohe Kunst der Cliffhanger! Den Kunden dazu zu bringen, das nächste Heft kaufen zu müssen!
Den Cliffhanger gibt es in MX zwar zuhauf, aber eben nicht am Ende eines Romanes. Dieses Stilmittel wird leider nicht mehr genutzt und eingesetzt. Sehr Schade!
Es ist doch völlig uninteressant, ob (in unserem Beispiel) MX sich nach einem harten Abenteuer erst noch zwei Wochen ausruht, bis er weiterzieht.
Nein! Ein Abenteuer, bzw. Roman muß damit Enden, daß MX sich nur noch mit drei Fingern an einer Klippe festhält, daß die Riesenechse zuschnappt und und und...
Und die Auflösung, bzw. Ende des Abenteuers liest man dann am Anfang des nächsten Romans.
DAS müssen die Autoren wieder lernen!
MX und auch die anderen o.g. Romanheft-Serien sind Pulp! Also warum bedienen wir uns nicht deren Stilelemente?!
...bei MADDRAX oftmals zweier Erzählmuster, deren Kombination einen Teil des MX-Charmes ausmacht... Obwohl die aktuelle Handlung im 26. Jahrhundert spielt, wird dennoch oft und seit Beginn der Serie auch auf die Zeit rund um den 8. Februar 2012 (an dem Christopher Floyd einstürzte) zurückgegriffen, um die Geschehnisse unseres Jahrhunderts mit der fiktiven Zukunft zu vernetzen.
Dies können die MX-Autoren wirklich gut! Allerdings verringert sich dadurch der Umfang des Abenteuers des Hauptprotagonisten. Damals... also ich noch jung war... störte mich das immer. Ich wollte immer nur den Hauptstrang lesen. Die Zweithandlung fand I immer langweilig.
Allerdings ist diese Nebenhandlung im MX oft spannender als die Haupthandlung.
Außerdem vergeht die Zeit für Matt und Aruula im Normalfall gleich schnell wie für den Lesern und damit können deren Abenteuer quasi in Echtzeit verfolgt werden.
Na ich hoffe doch nicht, sonst wäre Matt in 10 Jahren ja 54 Jahre alt...
Aber zum Glück gibt es ja den Zeitstrahl...
Kommen wir noch mal zum eigentlichen Thema zurück: Ein- od. Mehrteiler.
Ich erinnere mich, daß bei John Sinclair auf dem Heftcover extra darauf hingewiesen wurde, wenn es mal wieder ein 2- oder 3-Teiler war. Allerdings wäre das unwichtig, wenn man sich o.g. Stilelement des Cliffhangers zu Nutze machen würde.
MX Bd. 14 - Der Tod über Paris: Die Geschichte war so umfangreich, daß ich das Gefühl hatte, die Geschichte wäre in die 64 Romanheft-Seiten hineingepreßt worden. Viele Dinge wurden leider nur oberflächlich angerissen. Da war zu viel Inhalt für einen 64-Seiten-Roman. Hier hätte man glatt einen 3- bis 10-Teiler draus machen können.
Natürlich gibt es auch Cliffhanger am Ende eines Romans - manchmal sogar am Ende eines Zyklus. Das kommt später. Da gibt es sogar Dreiteiler mit Cliffhanger ;) Insgesamt überwiegen aber die Einzelabenteuer. Das ist so gewollt, damit MX immer möglichst einsteigerfreundlich bleibt.
Ich glaube nicht das man da unbedingt Perry Rhodan nacheifern muß und Zyklen von knackig 100 Heften für eine Storyline ansetzen sollte. Was bei dem einen funktioniert kann bei dem anderen in die Hosen gehn.
Ich kann mich da täuschen, aber ich habe so den Eindruck das je länger ein Zyklus ist, um so mehr besteht die Gefahr häufigerer Lückenfüller.
Ach ja, und Morgen lese ich dann den neuen MX, großes Indianerehrenwort!