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Das Entsetzen der Fans...

Zauberwort - Der Leit(d)artikelDas Entsetzen der Fans...
Wem gehört Robert Lamont? - Und mehr

Eines der „ewigen Themen“ eines Fanzíne ist die eigene Spezies und ihre grandiosen Allüren. Manche Hollywooddiva könnte von Fans, insbesondere in der Ausprägung "Hardcore", noch etwas lernen. Einige Fans verlieren immer wieder jedes Augenmaß für ihre Bedeutung und ihren Einfluss. Anmaßung ist deren zweiter Vorname. Welche Motive sie auch immer umtreiben: Kein Anliegen ist zu schwachsinnig, als dass man es nicht doch haben und vor allem verbreiten könnte.

 

Schlimm nur, wenn dann die Verehrten oder deren Vertreter selbst Kleinstgruppen gegenüber – durchaus bewußt ganz überspitzt formuliert – auch noch einknicken. Was auch immer die Motive sind (der Wunsch nach Ruhe, Entgegenkommen oder was auch immer). Aber was passiert, wenn man gierigen, sich überschätzenden Hardcore-Fans ohne Augenmaß den keinen Finger reicht? Damit provoziert man letztlich nur, dass sich diese Dumm-Dumm-Fans sich in ihrer vermeintlichen Bedeutung auch noch gestärkt fühlen, sich darin suhlen und dann, nachdem sie die – vermeintlichen – Lorbeeren ihres Sieges platt gesessen haben, auf neue Kreuzzüge ziehen, um den nächsten ‚Sieg’ zu erringen und anderen ihre Bedeutung demonstrieren.

In der Regel bleibt dann festzustellen, dass sich diese Kleinstgruppe für die schon mehrfach beschriebene Elite und das Geschmacksbarometer der Leserschaft hält, was sie in der Regel einfach nicht sind.

Und damit sind wir wieder  bei Professor Zamorra und seinen (Hardcore-)Fans. Die sind zu richtig 'schönen' Einzellleistungen fähig. Dazu beginnen sie Fußball-Fans zu ähneln. Und das ist wahrlich kein Kompliment. Fußball-Fans sind oft ziemlich bescheuert, erst recht, wenn sie mit Inbrunst einen Verein lieben und diesen mit fast schon religiöser Wahn im Herzen tragen. Wenn Mannschaftsbusse mit Steinen beworfen oder Stadiontore versperrt werden, weil man glaubt, dass man das Millionenbudget eines Profivereins nur von Fans verwalten lassen kann, oder Tränen beim Abstieg fließen, dann stimmt in den Köpfen der Damen und Herren einiges nicht. Aber die Fans dieser Heftromanserie um den französischen Parapsychologen und sein Amulett ziehen eifrig nach.

Ich erwarte bereits meinen ersten Albtraum. Ich sehe dann – vorwiegend – Männer, die mit seltsamen Kutten, Schals und Fahnen (die das Logo und das Abbild Professor Zamorras, sowie seiner Autoren und Ex-Autoren zeigen) die Kioske stürmen und Schlachtgesänge („Proooooofessor Zaaaaamorra“ oder „Zieht dem Sinclair die Lederjacke aus“) absingen. Sie trinken Bier und kaufen sich ihren neuesten PZ-Roman. Laut johlend ziehen sie in die nächste Kneipe, schütten sich zu und feiern jede Seite des Romans mit einer La-Ola-Welle und Schmähgesängen auf andere Serien. Bei schlechten Romanen wird dann „Wir sind Zaaaaamorra – und ihr nicht“ angestimmt.

Wieso mich derartige Phantasien plagen?

Das ist ganz einfach. Lektorin Susanne Picard hat einen Roman zur Serie beigetragen (den Band 898) und sich des alten Sammelpseudonyms der Serie, Robert Lamont, bedient, welches einst die Serie bestimmte. Dies wollte sie in Zukunft auch noch benutzen, um neue Kräfte in die Serie zu bringen, die sich dann erst einmal unter dem Schutz des klassischen Sammelpseudonyms in die Serie einfinden können. – Ob es sinnvoll ist, noch mehr Autoren (als es ohnehin schon sind) in eine im vierzehntägigen Rhythmus erscheinende Serie einzuführen, ist nicht das Thema dieses Artikels und kann anderweitig diskutiert werden.

Doch da standen insgesamt 3 (in Worten drei) Fans auf und verkündeten, dass dieses Pseudonym wohl nur einem Mann vorbehalten sei. Da sind sie dann wieder: die Bilder von Fußball-Fans, die gewisse Rückennummern nach dem Karriereende gewisser Spieler nicht mehr vergeben wollen, auch wenn vorher schon Dutzende Spieler diese Nummer über den Platz trugen... (und in anderen Verein noch hunderte Andere diese Nummer tragen). - Merke Hardcorefans müssen per se nicht zahlreich sein. Sie können schon in kleinen Quantitäten nerven und einen erstaunlichen Lärm machen.

Aber Susanne Picard hatte offensichtlich keine Lust auf eine Auseinandersetzung oder das Einnehmen einer klaren (Gegen-)Position. Sie verkündete, dass das Pseudonym keine weitere Verwendung finden wird. Kommentar des Users „Dr. Tod“: „Gottseidank“. Der Fan hatte gesiegt. Der Triumphzug kann beginnen. Ich rufe ihnen zu: "Bedenkt, dass ihr sterblich seid!"

Dabei hatte Frau Picard gute Argumente. Denn das Pseudonym Robert Lamont gehört nun mal keinem Autoren und auch keiner Autorin. Es sei hier den lautstarken Hardcoredeppen ins Stammbuch geschrieben:  Das Pseudonym Robert Lamont gehört der Verlagsgruppe Lübbe. Es haben viele Leute unter diesem Pseudonym Romane veröffentlicht. Angefangen mit Susanne Wiemer, die noch lange vor Giesa mit der Amulett-Trilogie (auf die auch W. K. aufbaute) versuchte dem guten „Meister des Übersinnlichen“ Profil zu verleihen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Darunter finden sich jede Menge – im Heftroman – durchaus prominente Namen (eben auch W. K.’s Vorbild Kurt Brand).

Dazu sollte man den Herrschaften auch sagen, dass nicht Jeder und Jede Romane unter eigenem Namen publizieren möchte und es die Entscheidung des/der AutorIn und des Verlages ist, ob er sich dem planlosen Gemecker mancher Geschmackskompasse (aka Fans) aussetzen will. Und für Professor Zamorra und dessen Abenteuer drängt sich dann geradezu das Pseudonym Robert Lamont auf.

Aber auf ein Argument verzichtete die Lektorin und Mastermind der Serie. Dieses hätte den Fans den Zerrspiegel ihrer eigenen Wahrnehmung vorgehalten. Aber warum sollten Fans denn nachdenken, wenn man mit seinen Emotionen über den harten Boden der Realität in das (Fan-)Wolkenkuckucksheim schweben kann, wo keine Idee zu dumm und kein Gedanke zu schwachsinnig ist. - Ein Paradies für diese Spezies...

Denn: W. K. Giesa, dem das Pseudonym nach Meinung der radikalen Fan-Kleinstgruppe zustünde, hat den Namen Robert Lamont einst abgelegt, weil er den Namen nicht mehr wollte. Weil er ja nicht mit seinen Co-Autoren in einen Topf geworfen werden wollte. Das hat er selbst mehrfach öffentlich zu kund und zu wissen gegeben. – Werner Kurt Giesa war also irgendwann gar nicht mehr gern Robert Lamont. – Er wollte Werner Kurt sein.

Dieser Mann, der fortan unter seinem Namen W. K. Giesa über die Abenteuer des ‚Meister des Unsinnigen’ (Giesa) schrieb, wollte nicht mehr Robert Lamont sein. Jetzt versuchen ein paar Hardcore-Fans, es ihm auf den virtuellen Grabstein zu meißeln... – Putzig. Aber doof...

Robert Lamont gehört dem Bastei Verlag. Es ist ein so genanntes Verlagspseudonym. Dieser Name wurde W. K. Giesa schon aufgepfropft und noch vielen anderen Nasen mehr. Warum – wenn es dem Autor nicht gehörte und der es nicht einmal mehr wollte – soll es ihm nun vorbehalten werden? – Völliger Dumpfsinn, aber Hardcore-Fan-typisch. Denn sie wissen, was gut und richtig ist.

Aber so sind sie, die Fans (und nicht nur die des Parapsychologen mit Loire-Schloss). Sie verlieren immer wieder die Realität aus den Augen. Rosarote Fanbrillen verschleiern den Blick für alles. Da wird das Fansein ausgelebt und wenn man dabei auch den letzten Rest gesunden Menschenverstand vergibt.

Eines der ewig wiederkehrenden Argumente für solche grandios dämlichen Auswüchse der Fankultur ist ja: Wir sind die Konsumenten.

Die Konsumenten?

Drei, fünf, zehn oder fünfzig? – Viel mehr sind es oft nicht, die sich (noch nicht einmal einhellig) äußern. Wenn das die Konsumenten sind, wäre der komplette Heftroman schon längst Geschichte. Auch die Kleinverlage können davon nicht leben. Das ist bestenfalls eine Fanzinekleinauflage. Kein Mensch kann sagen, wer die Konsumenten denn eigentlich sind. Es ist vermessen anzunehmen, von den eigenen Vorlieben, Neigungen und Fanatismus für ein Objekt auf die Vorlieben aller anderen Mitkonsumenten (aka Leser) und auch deren Anzahl schließen zu können.  Aber man kann sagen, dass die Fanvorlieben nur bedingt mit den Vorlieben der Konsumenten übereinstimmen. Dieser Schluss ergibt sich daraus, dass von Fans geliebte Serien sich am Kiosk nicht durchsetzen konnten, sprich zuwenig Käufer fanden. – Daher muss es eine Diskrepanz zwischen Fans und Käufern am Kiosk geben.

Gutes Beispiel ist auch der Westernfan. Der Fan schreit nach Neuem, behauptet, die alten Titel wären ausgelutscht und überholt. Der Leser kauft das Altbewährte. Die Heftreihen mit Unger-Romanen verkaufen sich richtig gut. Diese Romane laufen ungebrochen in der x-ten Auflage. Die Versuche, Neues und Anderes zu etablieren, sind gescheitert. Der Fan weint – und einige Autoren mit ihnen. Der Leser tröstet sich mit den Klassikern eines Mannes, der seit fünf Jahren tot ist. G.F. Unger ist der Elvis des Heftromans. Er verkauft sich.

Da gibt es einen User unter dem Pseudonym „Loxagon“ im Bastei-Forum, der immer noch glaubt, er habe ein Anrecht auf einen Serienabschluss bei eingestellten Serien. Derselbe schrieb auch mal im abgeschalteten Gästebuch von „gruselromane.de“, dass der Gespenster-Krimi bei einer Auflage von einer halben Millionen Exemplaren eingestellt worden wäre... Das sind faszinierende Thesen, die mir immer wieder klar machen, dass Intelligenz nicht unbedingt zu den Grundvoraussetzungen eines Fans gehört.

Eine Serie, die eingestampft wird, verkauft sich nur mit Verlust. Und einer der Grundsätze guten Wirtschaftens ist es, schlechtem Geld kein gutes hinterher zu werfen. Sprich, wenn Verlag nichts verdient, sondern draufzahlt, ist Schluss. Warum sollte ein Verlag dann noch Geld in einen Abschlussband stecken? Um die Gefühle einer kleinen Gruppe zu schützen?! – Und ich glaube nicht, dass irgendeine Heftserie (nicht einmal der Erbe des Universums) jemals eine wöchentliche Auflage von 500.000 Exemplaren hatte. Und wenn: Kein Heftromanverlag hätte die eingestellt, solange sich die Auflage verkauft. Ganz ehrlich. Diese Serie würde gehegt und gepflegt werden.

PERRY RHODAN, der Erbe des Universums,  bzw. dessen Macher müssen sich auch mit Leuten auseinandersetzen, die - aufgrund ihres jahrzehntelangen Konsums und kritischen Beobachtung der Serie - an ihre Rolle als Geschmackskompass glauben. Wieviele sind es? Ein halbes tausend Leserbriefschreiber und Forennutzer, die sich hinstellen und den Machern (deren Jobs vom Erfolg bzw. Misserfolg der Serie abhängen) ihr Tun erklären. Dem gegenüber stehen (sagen wir der Einfachheit halber) 100.000 verkaufte Hefte. Was sagt uns das? Und selbst wenns nur 50.000 wären, bliebe da eine so ddeutliche Diskrepanz, so dass ich die Fans nicht ernst nehmen würde. - Doch bei Perry Rhodan nimmt man auch Fans noch ernst, erlaubt sich aber auch, den Kurs im Zweifel von Autoren und Redaktion bestimmen zu lassen.
 
Dabei treten diese Kritiker auch selten einhellig auf. Aber der einzige Gradmesser für den Erfolg der Serie ist: Der Verkauf am Kiosk. Wenn Fanmeinung und Verkaufserfolg divergieren, dann gilt es, nur dem Verkauf zu folgen. Er bestimmt, wie die Serie geführt werden muss. Da muss auch der persönliche Geschmack von Autoren und Redaktion hintan stehen, wenns dem Erfolg der Serie dienlich ist. Da sind ein halbes Tausend Geschmackskompasse (mit unterschiedlichen Meinungen,) die Frick, Feldhoff & Co. ihr Tun erklären wollen, eher hinderlich.

Aber das ficht den Fan nicht an. Immer wieder liest man Sätze, wenn nicht wir, wer dann? Antwort: Die Redaktion und die Autoren. Die Kommentare der Fans lassen neutrale Beobachter völlig ratlos zurück. Manchmal fragt man sich, warum die etwas Woche für Woche kaufen und lesen, wenns doch gar nicht mehr gefällt. Aber so ist der Fan. Einfach nur lesen und genießen geht nicht mehr. Eine überkritsiche Attitüde muss man schon haben, sonst ist man kein wahrer Fan.

Kritisch ja und auch nicht überflüssig in den Himmel loben. Aber in die Abgründe des Universums verdammen und sauertöpfisch nach Kritikpunkten suchen kanns auch nicht sein. Der Fan kann sich nicht freuen, er muß nölen.

Ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass Robert Feldhoff oder auch Klaus N. Frick persönlich durchaus andere Vorstellung von der Serie haben, aber sie versuchen, trotzdem den Perry Rhodan zu machen, der möglichst vielen Leuten gefällt. Dass das nicht immer für jeden und alle klappt, liegt  in der Natur der Sache.
 
Fans sind doof... Diesen Eindruck wird man nicht los. Aber in der Regel sind das nur Splittergruppen, die einfach nur laut und auffällig sind. Da kommt er wieder der Vergleich zum Fußball-Fan. Wenn 80.000 im Stadion sind - und 2000 blockieren das Tor. Da haben wir wieder das Missverhältnis. - Es gibt genügend Anhänger, die Gutes wie Schlechtes sehen und im Zweifel einfach nur genießen. Leider sind die oft nicht laut. Schade drum.

Damit sind wir wieder am Schluss und stellen zum dritten Mal fest, dass Fans (zumal die mit dem Vorsatz: Hardcore) nicht das Maß aller Dinge, sondern – höflich umschrieben – einfach nicht ernst zu nehmen sind. Sie sind lästig, dumm und uneinsichtig. Es gibt soviel, womit sich der Fan auseinandersetzen kann, statt sich mit Allüren und dummen Aktionen zu präsentieren. Aber die Dummen sterben nicht aus. – Daher wird das nicht der letzte Artikel zu diesem Thema sein.

Es gilt abzuwarten wie lange vandalierende Kleingruppen von Fans brauchen, bis sie wieder mit erhobenem Zeigefinger für eine bessere Welt auf einen idiotischen Kreuzzug gehen...

We wait with baited breath

Kommentare  

#46 Stefan Holzhauer 2009-04-16 14:02
Ich halte einen solchen Artikel insbesondere deswegen für sinnvoll, damit Außenstehenden mal deutlich gemacht wird, dass Fans nicht nur aus sich inszenierenden Drama-Queens oder Exhibitionisten bestehen. Die werden natürlich eher wahrgenommen und sind publikumswirksamer. Aber vielleicht kann man die Perspektive etwas zurechtrücken... 8)
#47 Peter 2009-04-16 18:06
zitiere Hermes:
Es ist in der Tat schon erstaunlich was manche (Hardcore)Fans so von sich geben. Sinngemäß etwa, der Verlag und die Autoren hätten die Pflicht, das zu schreiben, was sie zu lesen wünschen ...
Woher kommt eigentlich diese Einstellung, ich bezahle das Produkt, also haben die Produzenten mir zu Willen zu sein und gefälligst die Füße zu küssen?


Ähm, vielleicht habe ich ja irgendeine verquere Einstellung oder so - aber genau so ist es doch, oder?

Wenn Du 50 Euro für eine Hose ausgibst, erwartest Du doch auch, daß sie Deinen Vorstellungen entspricht, oder? Wenn Du eine blaue Hose möchtest, der Verkäufer Dir aber eine rote gibt, dann stimmt doch etwas nicht.

Warum ist das bei Heften anders? Der Verlag muß die Hefte so gestalten, daß sie bei der Mehrheit der Fans ankommen. Auch wenn ich keine Hefte mehr lese - meine Regale mit Krimis platzen aus allen Nähten. Und ich gebe nur dann Geld für ein Buch aus, wenn es MEINEN Vorstellungen entspricht.

Daß der Verlag zwar nicht auf einzelne Hardcore-Fans hören muß, ist klar. Ebenso haben die Fans kein Recht, in irgendwelchen Forum rumzupöbeln und Beleidigungen loszulassen.

Insgesamt aber muß sich ein Verlag - wie jeder Anbieter von Produkten und Dienstleistungen - nach seinen Kunden richten, sonst geht er zugrunde.
#48 Stefan Holzhauer 2009-04-16 18:26
Zitat:
Wenn Du 50 Euro für eine Hose ausgibst, erwartest Du doch auch, daß sie Deinen Vorstellungen entspricht, oder? Wenn Du eine blaue Hose möchtest, der Verkäufer Dir aber eine rote gibt, dann stimmt doch etwas nicht.
So funktioniert das nicht. 19999 Personen möchten eine blaue Hose und sind total zufrieden damit. Dann kommt einer und will eine rote. Weils die nicht gibt, brüllt er den Verkäufer ausgiebig an. Der zuckt mit den Schultern, denn er ist wegen der 19999 verkauften Hosen soeben zum Held der Arbeit befördert worden. Er weist den Kunden freundlich aber bestimmt darauf hin, dass es woanders sicher rote Hosen gibt. :D

Und genau das machen die Verlage. Die verkaufen so lange blaue Hosen, wie die beim Kunden gehen. Gehen die nicht, wird vielleicht auf rote Hosen umgestellt. Vielleicht auch auf grüne. Wenn sich Hosen gar nicht mehr verkaufen, steigt man vielleicht um auf Röcke. Aber sicher nicht wegen einzelner Rockfans, sondern wegen der Masse der Käufer.

Die Romane müssen nicht bei der Mehrheit der Fans ankommen, denn die sind per se eine Minderheit (auch wenn die Hardcore-Fans durch viel TamTam vielleicht deutlicher wahrgenommen werden). Die Romane müssen bei der Mehrheit der Leser ankommen.

Es ist für die Verlage, bzw. die zuständigen Redakteure eine ständige Gratwanderung, denn selbstverständlich darf man sich auch die "Standardfans" nicht vergrätzen (die sind nämlich auch als Werbeträger mal nicht zu vernachlässigen). Meine Hochachtung gilt deswegen genau diesen Redakteuren, die das schaffen. Dazu gehört auch Mut, mal was ganz anderes zu machen, auch wenn man vorher schon weiß, welches Geschrei losgeht, siehe z.B. Sternenfaust-Artikel von neulich.
#49 Zakum 2009-04-16 18:44
Oder um es von (meiner) der technischen Seite zu vergleichen:
Wenn ein (potentieller) Kunde unbedingt einen Golf mit 6 Rädern haben will, ist dies technisch sicher möglich. Nur ist das dann eine Spezialanfertigung und die wird entsprechend kosten, weil sie eben nur für einen (bzw. sehr kleinen Kreis an) Kunden gemacht wird.

Wobei für einen Kunden VW sicher nicht eine Fertigungsstraße umbauen wird, da ist man wahrscheinlich bei einem privaten Bastler besser und billiger dran ... vielleicht ein klein wenig ein Vergleich zur Kleinverlagsebene ;-)

Es gibt halt überall ein für und ein wieder, leider sehen das nicht alle.
Aber "Robert Lamont" NICHT zu verwenden, hätt' auch keinen weh getan (um zum Thema zurückzukommen) ;-)
#50 Andreas Hoos 2009-04-16 22:46
Halli hallo,

möchte mich als Forenfrischling aber Altleser (im Herbst werdens 35 Jahre mit Heftromanen) hier mal räuspern.

Einerseits bin ich ja ein bisschen außen vor. "Hardcorefan" war ich höchstens bei den Shockereien und dem Dämonenkiller (evtl. noch Rhodan bis zum Band 1000 und Lobo).

Heute finde ich nichts so großartig, dass es sich lohnen würde dafür Hardcorefan zu sein. Die besten Serien und Reihen gab's nun mal bei Zauberkreis, Pabel, Moewig und Marken.

Von dem was im Moment "läuft", finde ich Einiges von den Maddraxen und Zamorras ganz unterhaltsam. Auch Cotton geht immer noch.

Dennoch finde ich es etwas seltsam, hier dauernd die Meinung zu finden, Romane müssten nicht einer Minderheit namens Fans sondern der Mehrheit der Leser gefallen. Hmmm... wie aber 'rauskriegen, was der Mehrheit der Leser - die sich nirgendwo auch nur im Geringsten äußert, gefällt?

Fans äußern sich - teils auch streitend und strittig - und der Verlag weiß wo er dran ist.
Die "Mehrheit der Leser" nicht. So what?

Wenn z. B. schon bei den Fans so ein Ding wie die Weßen Städte beim ollen Prof komplett umstritten sind - wie soll das bei einer Lesermehrheit aussehen?

Letztes Beispiel dazu: Viele hier (meinereiner eingeschlossen) wundern sich warum Sinlair immer noch läuft und läuft.

Meine bescheidene Meinung: Im Heftroman gibt's nun mal keine Konkurrenz im puren Horrorbereich mehr dazu. Will heißen, der Neuleser hat eben keine Vergleichsmöglichkeit mit Brent oder DK (oder meintswegen auch mit Ballard).

So vergleicht er eben (den späten) Dark mit (dem späten) Dark - und ist vielleicht halbwegs zufrieden, überhaupt noch was horrormäßiges zum im-Zug-Lesen zu finden.

P.S.: Wer hier vom "toten" Heftroman schreibt sollte vielleicht doch mal würdigen, dass es mit Maddrax und Sternenfaust 2 Bastei-SF-Serien über die 100er (und MX sogar über die 200er)-Grenze geschafft haben - was es vorher bei Bastei-SF nicht gab...
#51 Harantor 2009-04-16 23:44
@adalwolf: Erstmal willkommen...

Nun ja. Zum ersten. Keiner weiß genau, wer 'der' Leser ist. Es gibt einige wenige Leserbefragungen, aber nichts Repräsentatives (weil zu teuer). Daher fällt es auch so schwer, Werbung für Hefte zu quirieren, weil Werbung immer mehr zielgruppenorientiert geschaltet wird. Und eine Zielgruppe ist nicht festzustellen. -

Aber: Der Leser kauft oder nicht. Der Fan in unterschiedlichen Ausprägungen gibt Laut und mault. Und der Hardcore Fan gibt Laut mit Ausflügen ins Dämliche...

Und nix gegen MX und Sternenfaust, aber nur die Zahl der erscheinenden Bände sagt nicht wirklich was über den kommerziellen Erfolg der Serien aus. Das ist schwer abzuschätzen (zumal die Zahlen im Gegensatz zu den Zahlen bei Zeitschriften gehütet werden). Allerdings liefert die für die Anzeigenpreisliste angegebene gedruckte Auflage Hinweise und die fällt seit Jahren. Hinter vorgehaltener Hand bekommt man allerdings manchmal was zu hören. Tenor: Vor zehn/zwanzig/dreißig/vierzig Jahren hätten wir diese oder jene Serie zugemacht (oder in Abwandlung; dass die Auflagen eingestellter Serien heute mit Jubeln zur Kenntnis genommen würden) und ab und zu kommt noch ne Zahl hinterher... Die sind dann oft erschreckend, wenn man bedenkt, dass Bastei noch vor vierzig Jahren den Rex Corda dicht machte, als die Serie unter die verkaufte Auflage von 40.000 fiel... - Das ist heute für viele Serien (und ich denke auch für MX und Sternenfaust) unerreichbar.

Es ist vieles mit Vorsicht zu genießen. Doch greif Dir mal nen alten Silber-Grusel-Krimi und zähl mal die Serien von Zauberkreis durch. Dann geh an den Kiosk und zähl die Serien dort durch. Zauberkreis war früher größer, als das heutige Restprogramm aller Verlage... - Dann siehst Du, dass das Heft stirbt.

Aber das war eigentlich nicht das Thema, sondern es war die Auswüchse des Fanseins und die Art und Weise wie so ein Anliegen vorgetragen wird. Und wie dämlich die sich sonst noch aufführen mögen.
#52 Andreas Hoos 2009-04-17 16:51
@harantor: Ich wollte das Thema toter Heftroman ja auch nicht zu sehr strapazieren.
Dass es in den 70ern mehr gab, ist schon klar. 1976 hatte ich noch Taschengeld. Um mein Budget zu "retten", versuchte ich dann, z. B. nur noch Western zu lesen. Aber egal ob Western, Krimi oder Phantastik, wenn ich komplett kaufte, kam ich für jedes Genre auf 15 Hefte pro Woche.

Man müsste genauer hinschauen. Wann ist welcher Teil des Heftromans gestorben? Die Einen werden sagen, Ende der 60er, als die ganzen Kleinverlage eingegangen sind.

Ich würde das auf Mitte der 80er Jahre datieren (Marken komplett, Pabel ziemliche Totalrasur samt aufgekauftem Zauberkreis-Sortiment).

Noch genauer: Welcher Heftroman ist tot? Im Wesentlichen der Männersektor, in allererster Linie der Krimi und der (pure) Horrorroman sowie der Western. Ich habe z. B. diese Woche mal auf die letzte Seite des "American Western" (Marken-Verlag) Nr. 18, also der letzten Ausgabe geguckt. Unten standen alle Serien, die Marken damals 'rausgab. Es standen dort 8 Freuenserien und nur noch 3 Männerserien, 2 davon Western und eine Trukerserie.

M. E. liegt das (leider) an der überwiegenden Lesefaulheit unseres Geschlechts.

Und wenn diese These stimmt (bei Kelter finde ich es immer wieder erstaunlich, wie viele Serien im Frauenbereich sie tatsächlich mit oft doch liebevoll aufgebauten familiären und örtlichen Hintergründen starten und das würden sie ohne gewisse Erwartungen doch nicht tun) hilft auch die Diskussion um Änderung auf andere Formate oder Inhalte leider nicht weiter.
#53 Johannes Kremser 2009-04-18 13:23
Zakum: "Also nach dem Motto: Bitte keinen Wünschen von HC-Fans nachgeben ? auch wenn sie ausnahmsweise vielleicht halbwegs sinnvoll sind ? weil eben: kleiner Finger-ganze
Hand."

Also wie sich das für mich anhört, habe die Beiträge im Bastei-Forum nicht gelesen (und will das ehrlich gesagt auch gar nicht), fordern die HC-Fans eher, als sie sich etwas wünschen...
Wünschen, wünschen, ich wünsche mir auch, dass Jerry bei den Mädels mal abblitzt, aber das wird nie passieren, weil Larry eben der Held ist.

Und ist eine Diskussion über einen Sammelnamen wirklich sinnvoll für dich? Wo eh jeder weiß, von wem der Roman geschrieben worden ist?

Na ja, wie ich immer sag, übertreiben kann man alles, und übertrieben genossen ists immer schlechter als in kleinen Mengen...
#54 G. Walt 2009-04-18 14:39
Ende der sechsziger Jahre war der klassische Heftroman am Ende - sprich Krimi, Science-Fiction und Abenteuer. Doch es begann der Horrorheftromanboom, der den Markt allegemein noch mal etwas belebte. Mitte der 80er Jahre dann auch deren fast kompletter Niedergang.
#55 Zakum 2009-04-21 10:24
Spuk: "Und ist eine Diskussion über einen Sammelnamen wirklich sinnvoll für dich? Wo eh jeder weiß, von wem der Roman geschrieben worden ist?"

In dem Stadium NOCH nicht, aber das "Wissen von wem geschrieben" traf zum Zeitpunkt der Bastei-Diskussion zu, aber dabei wär es ja nicht geblieben. Ich persönlich WÜNSCHE *g* mir halt keine Sammelnamen, wo man raten muß.

Da bin ich eigen ;-)
#56 Johannes Kremser 2009-04-21 21:40
Na ja, spätestens wenn man auf diese Romanheftwikipedia (wie hieß sie noch mal) geht weiß man den Autor auch. Da stehen sie doch, wenn ich mich nicht irre?

Aber klar, habe auch schon mal paar gute Cottons gelesen und mich gefragt, wer zum Teufel so eine coole Schreibe hat, und sich dafür hinter einem Sammelpseudo versteckt...
#57 Feldese 2016-02-25 12:42
Sehrlich guter und für viele Forenleser wohl auch mal wichtig zu lesender Beitrag!
In einem muss ich aber widersprechen. Thema Serienabschluss und welchen Grund ein Verlag haben könnte, diesen trotz Einbußen noch abzuliefern.
Tatsächlich gibt es einen Verlag, der so vorgeht. Allerdings in Italien: Bonelli führt auch Minus-Serien noch zu einem schnellen, aber sinnvollen Abschluss. Und hat auch einen guten Grund: Der Verlag will die Serienleser nicht verärgern, die sich nun einer neuen Serie des Hauses zuwenden sollen (und nicht ausbleiben sollen mit dem Argument, "auf so etwas unabgeschlossenes hab ich keinen Bock mehr, das fang ich gar nicht erst an").

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