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Unser Michel im All Erinnerungen und Rezension (PR 2535 Der Seelen-Kerker)

Unser Michel im AllUnser Michel im All
Erinnerungen und Rezension
Diesmal unter der Lupe: PR 2535 Der Seelen-Kerker  

Die 5. Auflage

Nun war sie also da, die 5. Auflage von Perry Rhodan. Mit dem Roman „Unternehmen Stardust“ bekam ich endlich mit, wie alles seinen Anfang nahm.
Während dem Lesen von Band 55 bis kurz nach 200, habe ich das eine oder andere aus Bemerkungen und kleinen Rückblicken zusammenfügen können. Doch mir fehlte die Handlung selber, das Abenteuer, die Action.

 

Es war ein riesiger Unterschied nur eine Zusammenfassung zu lesen von etwas, das geschehen ist, als bei den Ereignissen selber dabei zu sein! Und das war ich nun. Wenn auch „nur“ Woche für Woche. Es war eine harte Zeit, aber da musste ich nun durch!

Mission StardustEs war genial aus erster Hand zu erfahren wie Perry Rhodan und Bully den gestrandeten Arkoniden begegneten und mit ihnen Kontakt aufnahmen. Der überlegenen und hochnäsigen Thora zu begegnen. Zum wirklich ersten Mal! Ebenso dem Überlegenen aber gesetzten Crest, der zwischen Mensch und seiner Rasse zu schlichten versuchte. Um es mit den Worten eines weltberühmten Vulkaniers zu sagen: Faszinierend!

Mich hatte diese Begegnung so elektrisiert, dass es mich dazu bewog ein Bild zu zeichnen, wie ein Anblick hätte aussehen können, als Perry und Bully das Schiff der Fremden zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Das Bild ist auf Ende achtziger datiert, zeigt aber auch, dass ich den Eindruck nie so ganz aus meinen Gehirnwindungen löschen konnte.

IlluDann eskalierte die Situation bereits im ersten Heft, als sich Perry weigerte in den Staaten zu landen, und stattdessen die Wüste Gobi als neutralen Platz aussuchte.

Bei Band 55 ist die Aufbauphase bereits vorbei, bzw. die läuft zwar im Perryversum ständig, denn Stillstand ist auch hier gleich Rückschritt, aber die ersten paar Bände liefen noch unter Abenteuerromanen, die SF angehaucht waren. Mit der Zeit driftete die Handlung dann total in die Science Fiction ab. Bei meinem „Erstkontakt“ (Band 55) war sie dann bereits pure SF.

Interessant war für mich festzustellen, dass die Serie, als sie 1961 geschrieben wurde, eine Geschichte der Zukunft schilderte, die 1971 spielte.

Als ich die Serie 1982 zu lesen begann, war es nicht einmal mehr Gegenwart für mich, sondern „tiefste“ Vergangenheit. Aber irgendwann wurde meine aktuelle Gegenwart von der laufenden Handlung überrollt, und von da an ging es nur noch in Richtung Zukunft.
Hier meine Meinung zum aktuellen PR-Roman:

Der Seelen-KerkerDer Seelen-Kerker
Perry Rhodan Bd. 2535
von Frank Borsch

Erneut tritt der Frequenzfolger Sinnafoch und sein weiterer Weg, sein weiteres Handlen in den Vordergrund. Frank Borsch führt die Geschichte da fort, wo sie in 2530 (Der Oxtorner und die Mehandor) aufgehört hatte.

Die Rückkehr des Fequenzfolgers fällt wenig heldenhaft aus. Vielmehr werden ihm Vorwürfe gemacht, dass er in der Gefangenschaft seinem Leben kein Ende bereitet hatte, um gleich wieder einen neuen Angriff gegen die Terraner zu starten. Nur seine früheren Leben und die Verdienste aus diesen vergangenen Zeiten, bewahrten ihn vor allzu strenger verurteilung. Sinnafoch wird damit beauftragt ein Schlachtlicht zu befehligen und damit ein ganz normaler Kommandant zu werden. Man will nichts davon hören, dass er durch seine Gefangennahme Einsicht in das Handeln der Terraner bekam und nun zu wissen behauptet, dass er weiss wie sie denken. Als Frequenzfolger wird erwartet, dass man gehorcht und nicht selber denkt.

Der weitere Weg Sinnafochs ist interessant zu lesen. Ich bin überzeugt, dass hier ein Gegener aufgebaut wurde, der Tiefgang aufweist und auch zu eigenständigem Denken (und Handlen) fähig ist. Auf jeden Fall interessant mitzubekommen, dass für ihn nicht alles so läuft, wie er es sich ausgedacht hatte. Damit wäre die Geschichte auch zu schnell und ohne Konflikt vorüber gewesen, wenn ich nur einmal schnell geblinzelt hätte.

Und dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, fand ich erfrischend. Zuerst dachte ich noch, dass Sinnafoch nun alles hinschmeissen würde und zu den Terraner überläuft. Grund genug hätte er ja gehabt. Sein Vorgesetzter Cedosmo erniedrigte ihn durch die Befehle VATROX-CUUR aufs tiefste. Doch Sinnafoch lässt sich – wenn auch die Hände zu Fäusten geballt und tief in der Hosentasche versteckt – erstmals seine neuen Befehle aushändigen und geht dahin, wo man ihn haben will. Nur dass er da nicht zur Marionette verkommt und eben der bleibt, als den man ihn kennt, fand ich toll. Denn der Frequenzfolger ist ein Wesen, das nicht so schnel aufgibt. Das hat Frank Borsch bereits mit dem Roman 2529 (Der Weg des Vatrox) gezeigt, als Bully den Gefangenen Frequenzfolger auf einem lebensfeindlichen Planeten eine Pilgerreise machen liess. Sinnafoch ist zäh und hat einen Willen, der Berge versetzen kann.

Dabei will er nur der Frequenzmonarchie dienen! Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Da werden Dinge, die im Wege stehen, einfach weggeräumt. Ob es sich dabei um den Vorgesetzten selber handelt: es entspricht der logischen Handlung eines Sinnafoch.

Frank Borsch wählte einen interessanten Weg, den grössten Teil des Romans zu erzählen, nämlich durch den Okrill Philip, den der Frequenzfolger von Oxtorne mitnahm. Dem Tier wurde eine Induktivzelle eingeplanzt – ähnlich einem Extrasinn wie bei Atlan, oder der Induktivzelle Sinnafochs – der eigentständiges Denken erlaubt und mit der Zeit sogar beim Sprechen hilfreich sein soll. Der Leser bekommt die Eindrücke Philips mit, seine totale Anbetung und Unterwürfigkeit seinem Herrn gegenüber. Doch je mehr er lernt, je mehr er mitbekommt, umso mehr beginnt Philip zu verstehen, dass Sinnafoch weit mehr sein kann, als nur gut.

Die Parts mit Philip sind gewöhnungsbedürftig, jedenfalls ging es mir beim lesen so. Aber mit der Zeit erwärmte ich mich der Beschreibung gegenüber. Sie erinnerte mich zum grossen Teil an einen Roman aus der Feder von Daniel Keyes, den ich vor vielen Jahre gelesen und der mich damals stark beeindruckt hatte: „Flowers for Algernon“. Darin wird über ein Experiment geschrieben, das aus einem zurückgebliebenen Mann ein Genie machte. Auf dem Höhepunkt der Intelligenz verlor das Experiment auf einmal sein Wirkung und der Protagonist wurde wieder zu dem, was er einmal war: dumm und zurückgeblieben.

Interessant war – und vor über zwanzig Jahren erst noch ein Novum für mich –, dass der Autor den ganzen Werdegang aus der Sicht der Hauptfigur darstellte, also in Form eines Tagebuches. Am Anfang, vor dem Experiment, war auch die Art zu Schreiben sehr einfach und voller Fehler. Mit der Zeit, als das Experiment immer mehr Erfolg aufwies, wurden auch die Beschreibungen und die Sätze immer umfangreicher und die wiesen dann auch keine Fehler mehr auf.

Frank Borsch hat sich da auf ein Experiment eingelassen, dass ganz gut nach hinten hätte losgehen können. In meinem Fall hat es funktioniert. Hoffentlich konnten auch andere PR-Leser damit was anfangen. Dass der Autor im Heftformat nicht so weit gehen konnte, wie das Daniel Keyes in Buchform tat, ist verständlich. Ich ziehe jedoch den Hut vor diesem Experiment.

Die Figur des Okrivar Kruuper schloss ich genauso ins Herz, wie Philip das tat. Hoffentlich bekommt man noch mehr von ihm zu lesen. Etwas schwer tat ich mich mit seiner holprigen Art zu sprechen. Zum Teil lag das auch daran, dass ich kurz zuvor Frank Borschs Hörspiel „Eine Nacht in Terrania“ zu Ende gehört hatte (lag dem PR-Extra Nr. 9 bei und ich weiss, dass ich bei Hörspielen nicht der Schnellste bin). Darin wird ein grosser Teil der Handlung aus den Augen des Ausserirdischen Mef dargestellt, der eine ähnlich abgehackte Sprechweise aufwies wie Kruuper auch. Beim lesen hörte ich immer die nervende Stimme des Erzählers Michael-Che Koch und wie er den panischen Nef sprach. -Tja, man kann nicht alles mögen.

Mir gefielen wieder die Einschübe aus der Kosmogenie des Vatrox. Ich bin sicher, dass alles irgendwann Sinn macht und die Kapitel nacheinander gelesen, die ganze Geschichte der Frequenzmonarchie darstellt. Die vielen Andeutungen sind auf jeden Fall interessant und ich hoffe, dass Frank Borsch weiss, wovon er erzählt, bevor er sich hinsetzt und mit Schreiben beginnt. Sie helfen auf jeden Fall mit, dem Roman dieses spezielle Mysterim zu geben, das mir so gefällt.

Damit ist mein Aufenthalt für diese Woche auch bereits wieder vorbei. Ich düse dann mal im Sauseschritt ab ins All!

Michel

Kommentare  

#1 Gabriel Adams 2010-03-23 17:43
Hach ja, die Einschübe aus der Sicht Philips... Nee, mit denen bin ich absolut gar nicht und in keinster Weise warm geworden. Sry, aber die haben mir überhaupt nicht gefallen. Als würde man ein Kind eine Geschichte für Erwachsene nacherzählen lassen: Im ersten Moment wirkt's niedlich, doch irgendwann nervt es und man will die Geschichte selbst erleben.
Deine Begeisterung für die Kosmogenie-Einschübe und die Darstellung von Sinnafoch kann ich allerdings nachvollziehen. Insbesondere was den Frequenzfolger angeht. Da steckt Potenzial dahinter - bin mal gespannt, was sich Macher und Autoren für ihn (noch) so alles ausgedacht haben!
#2 Michel 2010-03-24 10:55
Ohne den Autor in Schutz nehmen zu wollen: er hat etwas neues versucht.
Ich selber hätte Schwierigkeiten, wenn ein ganzer Roman so geschrieben würde, aber so konnten die anderen Kapitel die Überlegungen Philips soweit retten, dass sie bei mir keinen Widerwillen auslösten, sonder zur Abwechslung des Heftes beitrugen. Das Experiment fand mein Wohlwollen.
Dein Ansatz ist richtig: Der Okril ist so was wie ein Kind, jedenfalls was seine Unschuld und seine Intelligenz betrifft.
#3 Hermes 2010-03-24 12:09
Ich habe den Serienanfang in der Vierten Auflage nachgelesen. War damals aber arg enttäuscht. So eine langatmige, teilweise langweilige Handlung. Bis auf die Geschichten um Es konnten die Hefte in keinster Weise mit dem Konzil der Sieben, Bardioc oder der Kaiserin von Therm mithalten.
#4 Michel 2010-03-24 13:07
Die Namen, die Du ansprichst, habe ich auch schon gehört, aber leider bin ich nie dazu gekommen, die Geschichten darum zu konsumieren. Eine Sache, die ich mir für die Zukunft aufhebe.
Wo habe ich denn nun wieder den Zellaktivator verlegt! :-*
#5 Gabriel Adams 2010-03-24 16:11
@Michel
In einer Sache hast du in jedem Falle recht: Ein interessantes Experiment mit einem ungewöhnlichen Stil war es zweifellos. Ist bei PR ja gar nicht mal sooo selten. Und in den allermeisten Fällen finde ich es auch ganz gut, wenn ein Roman mal auf "andere" Art und Weise erzählt wird. Das macht gewissermaßen einen der Reize an der Serie aus: Man weiß nie 100%ig, was einen erwartet, sondern wird immer wieder überrascht.
Von daher also: Daumen hoch für den Gedanken und den Wagemut Frank Borschs, aber die Umsetzung hat mir letzten Endes dann doch einfach nicht gefallen wollen.
Vielleicht sieht's beim nächsten "Stilexperiment" ganz anders aus :D

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