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Exota Alpha: Kneifelhelden im Ruhestand

1Exota Alpha: Kneifelhelden im Ruhestand

So ziemlich jede/r Autor:in bei Perry Rhodan hatte ein paar Figuren, die ihm oder ihr besonders am Herzen lagen - und wenn der Expose-Autor sich auf den Kopf stellte. William Voltz hatte Alaska Saedelaere, H.G. Ewers trieb kosmischen Schabernack mit dem Duo Dalaimoc Rorvic/Tatcher a Hainu (die in einem Roman von William Voltz das Licht des Perryversums erblickten) und Clark Darlton schätzte den Teletemporarier Ernst Ellert und die kosmische Kugel Harno sehr - viel mehr jedenfalls als Karl Herbert Scheer.

Hans Kneifel hatte im M 87-Zyklus seinen Explorerkapitän Vivier Bontainer und später im Cappin-Zyklus Joaquin Manuel Cascal, zu dem sich zum Zyklusende Edmond Pontonac gesellte und während des Schwarmeinfalls Sandal Tolk, der Barbar mit dem Bogen.

Im November und Dezember 1973 erschienen die beiden Planetenromane „Kampf um Exota Alpha“ und „Der Herr von Exota Alpha“. Der letzte Auftritt Joaquin Cascals und Sandal Tolks in der Hauptserie lag zu diesem Zeitpunkt über ein Jahr zurück. Der Leser erfuhr, dass Sandal Tolk einen alten Traum eines Vorfahren wahrmachen und die Stämme seiner barbarischen Heimatwelt vereinen wollte, um Exota Alpha als Beitrittskandidat unter den Schutz des Solaren Imperiums stellen zu können. Immerhin steht geschrieben in der Geschlechterrolle derer von Crater:

»Da sprach eines Tages Starkent, der am Rand des Crater lebte, zu seinen mächtigen Söhnen: "Laßt uns aufbrechen und die Völker einen, denn einzeln sind wir schwach, und wir werden nur Bestand haben gegen einen mächtigen Freind, wenn wir uns zusammentun." Als er aber in das Land der Riesen kam, erschlugen sie ihn und gaben sein Fleisch den Fischen ...«

Hans Kneifel führt nun vor, wie der Balanceakt aussieht, eine farbenfrohe Welt fit für die Zukunft zu machen, ohne ihr eine terranische Einheitsschablone überzustülpen. Sandal Tolk macht sich auf, um unter seinen Nachbarn für die Idee der Vereinigung zu werben.

Kampf um Exota AlphaIn "Kampf um Exota Alpha" stellt sich schnell heraus, dass auch jemand anders die Vereinigung der Stämme anstrebt, allerdings mit der traditionellen Methode der militärischen Eroberung und Unterwerfung. Ein Kriegsherr namens Kazuhiko Volpine zieht mit einer Armee zu Pferd aus dem Süden heran und bedroht einen von Sandals Nachbarn, den Häuptling Assor. Ein Anlauf, mit dem Warlord zu verhandeln, endet damit, dass einer seiner Begleiter Sandal zu erdolchen versucht. Im Gegenzug reitet Sandal Tolk mit Cascal, Pontonac und Assor in die Schlacht gegen die dreitausend Reiter Volpines und fügt dem Kriegsherrn mit Hilfe terranischer Paralysatorwaffen eine verheerende Niederlage zu. Volpine entkommt und schwört Rache.

Sandal sucht weitere Verbündete und besucht den Stamm der Ghiburinen, der mit ausgefallenen Gewürzmischungen handelt. Häuptling Nipleseth schützt seinen Geschmackssinn konsequent mit einem Zungenschoner aus Gold. Bei den Ghiburinen stößt man das erste Mal auf einen Schrein der Göttin der Freundschaft Scarron, deren Symbol seltsamerweise ein Frauenkopf mit einem darin steckenden Beil ist. Zurück auf Burg Crater wird ein Angriff von Volpines Kriegern abgewehrt, und Cascal bricht auf, um sich mit den Gefolgsleuten Scarrons zu beschäftigen. Damit verschwindet er aus dem Roman.

Pontonac unterstützt Sandal Tolk beim Bau eines Handelszentrums, der ersten großen Stadt auf Exota Alpha. Um Kapital aus fremden Welten anzuziehen, müssen Sandal und seine Freunde sich jetzt nach Exportgütern umsehen; die Gewürze der Ghiburinen sind ein vielversprechender Einstieg. Als erster potentieller Investor landet ein Mittelsmann der Cimarosa Holding, die schon vor der Schwarmkrise mit Exota Alpha Handel trieb. Eine Moosart, die auf Schall mit Farbänderungen reagiert, könnte der zweite Exportschlager werden.
Volpine kommt mit seiner Hauptstreitmacht, um die Baustelle Free Port City anzugreifen. Mit terranischer Technik wird das Wasser eines Bergsees in einen nahe gelegenen Fluss geleitet, der über die Ufer tritt und Volpines Reiter im Schlamm festsetzt, so dass sie leicht einkassiert werden können. Durch gute Behandlung und Ausbildung werden sie als Hilfskräfte beim Bau der Stadt gewonnen. Sandal Tolk besiegt Kazuhiko Volpine im persönlichen Zweikampf, und als Gefangener auf Burg Crater wird aus dem Feind ein Verbündeter und Partner. Die Gemeinschaft um Scarron hatte bislang Volpine mit Informationen unterstützt, schließt sich aber nun auch der Seite Sandals an und gibt zum Einstieg eine Warnung an alle vor den Folgen einer Naturkatastrophe heraus.

Der Herr von Exota Alpha"Der Herr von Exota Alpha" schließt an den ersten Band an. Nach der Cimarosa Holding ist jetzt auch ein Beauftragter der Freihändler von Olymp nach Exota Alpha gekommen. Eine Versammlung aller Häuptlinge auf dem Planeten wird vorbereitet, das "Große Palaver". Sandal Tolk, Cascal und Pontonac geben sich große Mühe, den Beauftragten der Solaren Administration zu überzeugen, dass Exota Alpha bereit ist für eine Mitgliedschaft im Solaren Imperium. Ein weiterer Überraschungsgast ist Zodiak Goradon, ein berühmter reisender Musiker.

Cascal erzählt dem Freihändler nach einer Phase gegenseitigen Kennenlernens von seiner Fahrt zur Runden Insel der Göttin Scarron, die sich als Exotanerin herausstellt, die wie Sandal Tolk gegen die Verdummung immun war und aus dem Wrack eines abgestürzten Raumschiffs genug Kommunikationstechnik bergen konnte, um ein Netzwerk aufzubauen. Tatsächlich verbirgt sich eine Antenne im Stiel des Beils, das in jeder Nachbildung von Scarrons Kopf steckt. Scarrons Gefolgsleute, die Korybanten, unterstützten Volpine, weil sie ebenfalls eine Einigung des Planeten für vorteilhaft hielten und in Volpine den Typ Anführer sahen, der dieses ehrgeizige Ziel erreichen könnte. Sandal und seine Freunde begrüßen die Korybanten im Team und bieten an, das Netzwerk noch wesentlich zu erweitern und für die Übermittlung von Nachrichten zu verwenden. Über dieses Netzwerk erfahren sie schließlich auch von Außenweltlern, die unter den Häuptlingen im Süden Stimmung gegen Crater machen und ihnen Energiewaffen zum Geschenk machen. Ein Dutzend Fremder ist vorgeblich zur Jagd nach Exota Alpha gekommen, tatsächlich aber mit dem Auftrag, den Einigungsprozeß zu hintertreiben. Elf von ihnen werden ziemlich schnell aufgegriffen und verhaftet - es sind akonische Agenten, die den Anschluß Exota Alphas an das Solare Imperium verhindern sollen.

Zodiak Goradon bereist inzwischen Exota Alpha und sinniert über die Herausforderung, Außenweltlern die landschaftliche Schönheit einer besonders reizvollen Bucht nahezubringen, ohne dass diese Schönheit anschließend von Touristenscharen zertrampelt und mit Hotelburgen zubetoniert wird. Goradon begegnet dem zwölften Agenten und wird beinahe von ihm ermordet. Als das Große Palaver beginnt, unternimmt der Attentäter einen Anschlag auf Sandal Tolk und wird von seinem Opfer mit einem meisterhaften Bogenschuss getötet. Sandal wird als Anführer aller Stämme gewählt, und einer Aufnahme Exota Alphas ins Imperiumsteht nichts mehr im Wege.

Hans Kneifel greift im Exota Alpha-Doppelband ein Thema auf, das schon acht Jahre früher den Planetenroman 14 "Die Nacht des Violetten Mondes" beherrschte. Damals war es eine Geheimoperation des Familienunternehmens Cimarosa Holding, die nach dem Zerfall des Vereinten Imperiums danach strebte, verlorene Kolonien wieder ins Solare Imperium einzugliedern. Cimarosa importiert exotische Luxusgüter von diesen Welten und verdient gut daran.

Joaquin Manuel Cascal hatte seinen ersten Auftritt in PR 405. Er begleitete die Leserschaft beinahe vier Jahre lang durch den Cappin- und den Schwarmzyklus und verabschiedete sich dann während der Jagd auf die Altmutanten und den PEW-Asteroiden.

Edmond Pontonac kam gegen Ende des Cappin-Zyklus mit PR 493 ins Spiel und blieb fast zwei Jahre bei der Stange, bis PR 582. Sandal Tolk war von PR 511 bis PR 577 aktiv, und Zodiak Goradon trat vor dem Exota Alpha-Doppel gar nicht persönlich in Erscheinung: Kneifel ließ seine Musik für ihn sprechen. Mit Abschluß des Doppelbandes enden ihre Geschichten im Perryversum, keiner trat jemals wieder in Erscheinung. Alles in allem ein würdiger Abschluß.

Und Goradons Überlegungen zum Tourismus sind der Zeit weit voraus: laut Wikipedia tauchte das Schlagwort vom "sanften Tourismus" erstmals im September 1977 in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung, in dem der Berner Architekt die Frage stellte: "Tourismus in der Dritten Welt - Beitrag zur Entwicklung?" Hans Kneifel lebte zu dieser Zeit auf Sardinien und hat vor Ort mitangesehen, was die Erschließung für den Massentourismus mit Land und Leuten machte.

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