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Die eierlegende Wollmilchsau - Anforderungen an die Serie

1Die eierlegende Wollmilchsau
Anforderungen an die Serie

Die Erwartungen aller Leser sind hoch …

... und können natürlich nicht alle erfüllt werden. Kein Expokrat oder Autor kann das, weil das unmöglich ist. Klar: gib‘ dem Affen, sprich Leser, Zucker …

... aber was bedeutet das?

Der Perry muss mindestens folgende Aufzählung abdecken: fremde Aliens, faszinierende Völker, Raumschlachten, böse Bedrohungen, kosmische Wunder, Hard-Science-Techno, Action, psychologische Überlegungen, runde Charakterisierungen der Hauptpersonen, keine inhaltlichen Sachfehler, neue Psi-Fähigkeiten, Wiedererkennungseffekte von Personen, Situationen und/oder Völkern.Weit entfernte Superintelligenzen oder höhere Mächte, fremde Dimensionen oder Universen, neue Galaxien, in die noch kein Perry vorgestoßen ist …, irregeleitete Fremde, die gar nicht böse sind und die man resozialisieren kann usw. Was dergleichen noch mehr existiert wie neue Prototypen dicker, fetter Raumschiffe von achtttausend Kilometer Durchmesser  aus Formenergie mit Überallseizugleichsprungtriebwerk, dem Unendlichkeitsschutzschirm, der nix durchlässt, nicht einmal die Steuererklärung von Homer G. Adams und fünftausend Nullisierungsgeschützen.

Dem Feind, wer immer das auch gerade ist, muss schließlich heimgeleuchtet werden.Gespräch im Hause Bull über den abwesenden Herrn von Tifflor (wahlweise „Danton“ einsetzbar).Und was SOLL: die SOL; die ja nun trotz ihrer gezeichneten Überlänge des Mittelteils nur in einem kurzen Mini-Zyklus von zwölf Heften wieder auftaucht. Ach ja, nicht zu vergessen: Muh-Tanten.Ohne diese Wesen geht ja gar nix im Perry ob nun old school oder neologistisch.Diese Art von Tanten ist seit Anfang der Serie dabei schon mit dem Überallzugleich-Möhrenzüchter vom Planeten Tramp, der auch weggetrampt wurde.

Und: das Scheitern. Seit einiger Zeit gehört ja auch das zur Serie. Weil das so gewollt ist. Macht angeblich bessere SF, man muss ja kritisch sein als Macher. Perry gewinnt nicht mehr oder nicht ausschließlich. Zumindest solange die Ereignisse  sich im intergalaktischen Weitfortistan abspielen und die Erde (die ja im Moment ohnehin gerade nicht da ist) oder die Milchstraße nicht direkt involviert sind.Solange man dieses Scheitern in einem Kurzzyklus abdecken kann, schwamm drüber, dann eben beim nächsten Mal.Ist ja nix dabei im Kosmos. So sägt man eben an der Hauptfigur … ist ja auch nur ein Mensch und macht Fehler, wenn auch dreitausend Jährchen jung.

Zuhause muss er wohl noch gewinnen, sonst wird‘s nicht nur langweilig sondern das Ende der Serie würde nahen.Was heutzutage auch noch sein muss, weil der herrschende Zeitgeist es erzwingt, denn auch die Leser wurden ja (meist) erwachsen: Familiengeschichten. Die müssen heute drin sein, damit es wie bei einem Film von Spielberg etwas für die ganze Familie zum Anfassen und Staunen gibt. Action und Weltraum alleine reicht heute eben nicht, um die Leser(innen) hinter dem SF-Atomofen hervorzulocken. Vom händchenhaltenden Perry bis zum Familienmenschen Bull mit Kind muss alles vertreten sein.Damit kann man ja Perry auch als Gutenachtgeschichte für die Kleinsten verwenden und sie so auf die Serie ganz zukunftsgemäß konditionieren.Wer hätte nicht gerne einen Haluter als Babysitter oder Zugang zur Stadt Allerorten allzeit.Ach ja, ab und zu gibt‘ s noch Abenteuer … habe ich Prospektoren schon erwähnt oder Explorerabenteuer? Was ist mit dem Usus der USO, ob alt oder neu? Auch diese muss ja erwähnt werden, ein Agentenabenteuerchen zur Rettung des Universums, der Milchstraße oder zumindest von Quinto-Center, dem kleinen Mond, muss ja auch ab und zu dabei sein.Jetzt ist der Leser hoffentlich zufrieden, oder?

Das alles in hundert Bände zu quetschen, ist nicht immer leicht.Der Stil: jeder Autor hat seine eigene Schreibweise, aber die Leser müssen auch mit allen zufrieden sein (wenn nicht mit jedem).Man muss sich gut unterhalten fühlen, nicht mäkeln über den Satzbau oder weil die Story vor lauter Beschreibungen mit Adjektiven nicht  so actionmäßigvorangeht, wie man sich als Leser wünscht …

Womit wir eben bei den Wünschen wären:macht mal dies, macht mal das, ich will mehr Tefroder, bitte Mirona zurückholen oder Alaska (oder Tekener); weg mit der Katze. Aber die ist ja  schon seit einer Weile und ohnehin nicht im aktuellen Zyklus dabei. Ja, man kann es nie allen Lesern so recht machen. Dennoch findet jeder, der die Serie (noch?) liest, wohl seine Ecke oder seinen Part zumindest, der ihn/sie/unbestimmt noch zufriedenstellt, sonst würde das wöchentliche Heftchen sich ja nicht in seiner Knallbuntheit verkaufen. Sicher: es gibt auch die Nur-Sammler, die erst den ganzen Zyklus kaufen und hinterher lesen … oder gar nicht vor dem Ablauf von zehn Jahren. Die seien aber jetzt mal außen vor in der aktuellen Betrachtung.

Jeder Leser scheint also seinen Teil zu finden, der ihn noch mit der Serie identifiziert, zumindest teilweise oder mit Seufzen.Hoffentlich bleibt das auch so, manche setzten ja auch zeitweilig aus … bis wieder frischer Wind in der Serie weht … es ist halt nicht einfach, jeden der  geschätzten sechzigtausend geschätzten Leser zur Zufriedenheit abzufrühstücken. Aber mit Goethe: „Wer immer strebend sich bemüht“ … der wird auch gekauft und gelesen.

© 2019 by H. Döring

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