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Schriftstellers Freiheit in den Weiten des Alls - Planeten-Romane

1Schriftstellers Freiheit in den Weiten des Alls
Planeten-Romane

In den Taschenbüchern konnten die Autoren sich ein wenig freier bewegen, als in dem vorgegebenen doch  recht starren Exposerahmen der Hauptserie. Hier war auch der Raum etwas größer, eine Geschichte zu erzählen.

Der Platz war auch in den Taschenbüchern limitiert, nach festen Größenordnungen eingeteilt.

Aber es konnten Randthemen ausgeweitet werden, die in der Hauptreihe nicht genug Platz bekamen, als Bröckchen vom Tisch der Themen fielen oder einfach gute SF erzählt werden.

Die Phantasie ließ jede Menge Spielraum offen. Gerade die ersten hundert Bände der Perry-Taschenbücher sprechen da für sich. Clark Darlton alias Walter Ernsting durfte mit „Planet der Mock“ den Anfang machen. Hier spielt er ironisch mit der Körpergröße kosmischer Wesen. Terranische Raumfahrer treffen auf winzig kleine fremde Intelligenzen, die sie als solche gar nicht erkennen. Die Missverständnisse sind vorprogrammiert und recht ironisch ausgefeilt. Für WE ein recht intelligent gemachter Band, den wir vom Thema her damals gerne lasen. Ohnehin lag Wes Stärke in den SF-Romanen, in denen Gucky nicht vorkam. Dieser ewige Spaßmacher hatte seine Schreibfähigkeiten doch mitunter ausgebremst. Dabei konnte WE (für die 50er und 60er Jahre) auch richtig gute SF schreiben, oft außerhaöb der PR-Serie oder zeitlich vor 1961 liegend, als die Serie herauskam.

Weitere Autoren, die früh in den Taschenbüchern vertreten sind, liegen vor mit Kurt Mahr, der sich hier in seinen Agentenabenteuern um die Abteilung III austoben kann mit dem berühmten Robotsergeanten Meech Hannigan. Aber auch kosmische Themen wie „Baumeister des Kosmos“ oder Abenteuer in fremden Welten („Der große Denker von Gol“) konnte Mahr gut ausspinnen.

Auch Willi Voltz fand recht schnell Eingang in die Taschenbücher. Trotz seiner sparsamen Ideenführung, seiner dürren Sprache und dem mangelnden Outfit kamen viele seiner beschriebenen Geschichten für mich als Leser damals gut herüber. Er erfand die kosmischen Statistiker in „Ich, Rhodans Mörder“ und seine Figuren waren immer charakterlich wohldurchdacht und ausgefeilt.(Nome Tschato oder Dan Picot).

Die Taschenbücher  waren selbstverständlich auch eine Spielwiese für H.G. Ewers alias Horst Gehrmann, dessen überfliegende Phantasie ihn so manches Mal in Kollision mit den doch recht starren Rahmenvorstellungen der Hauptserie brachte.In den Planetenromanen konnte er sich austoben. HGE erfand die „Söhne des Lichtes“ und seine Abenteuer um Omar Hawk, den ersten, echten Oxtorner waren sehr gute SF, selbst für damalige deutsche Verhältnisse. Diese Romane standen selbst der normalerweise qualitativ besseren angelsächsisch/us-amerikanischen SF in nichts nach. Auch die erfundene SF-Technologie, deren HGE sich in den TBs bediente, war der Perryserie immer weit voraus.

Sogar Kurt Brand lieferte einige Beiträge in seinem bekannt wirren Stil, der jedoch durchaus lesenswert war, wenn man sich erst einmal hineingefunden hatte. Nach seinem Streit mit G.M: Schelwokat schied er aber wohl auch aus der Buchreihe aus, nicht nur aus der Hauptserie.

Ebenso sei noch Hans Kneifel erwähnt und gewürdigt, dessen frühe Bände sehr innerhalb der Hauptserie angesiedelt waren. Dennoch gehören auch heute noch die Bände um Symour Alcolaya, Sherpa, Doc Tarmac usw. zu meinen  Lieblingsbüchern von damals. Kneifel konnte den harten Kerl, der doch innerlich sensibel ist, den Einsamen Wolf, den Einzelgänger, sehr gut beschreiben. Da ich selbst historisch nicht ganz unbeschlagen bin, musste ich allerdings Kritik an seinen Atlan-Zeitabenteuern üben. Diese Bände fand ich oberflächlich, schnell heruntergerissen und langweilig.Mitunter war ein solcher Band zwar recht lustig zu lesen, die meisten Hefte dieser Unterserie langweilten mich aber. Übrigens: um das zu erwähnen: zählt man nur die wachen Jahre des Arkoniden, so ist er gewiss keine fünfundzwanzigtausend Jahre alt … sondern nicht viel älter als Rhodan.

Nach Band 100 begannen meines Erachtens die Taschenbücher etwas zu schwächeln. Sowohl inhaltlich als auch vom Umfang her. Inzwischen gab es andere Verlage, die sich vom schmalen Taschenheft verabschiedet hatten und umfangreichere SF brachten, meist natürlich übersetzt. Also wurden auch die Pabel-Tbs vom Umfang her etwas angepasst (und vom Preis her auch: von 2,80 auf stolze 3,80 DM angehoben.) Als Schüler mit Taschengeldals stark begrenztem Budget murrt man da schon. Zum Glück war es später im Studium dann etwas besser …

Inhaltlich begannen die Bände meines Erachtens ebenfalls abzufallen. Ein Lichtblick war noch einmal Ernst Vlcek mit seinem köstlichen „Der Untergang des Solaren Imperiums“. Die späteren Autoren wie Terrid, Griese etc. konnten nach meinem Dafürhalten ideenmäßig nicht in derselben Liga spielen wie die Autoren der ersten hundert Bände. Diese setzten natürlich auch nach den ersten Hundert die Taschenbuchserie noch fort, doch schienen mir die Ideen meist nur noch zweitklassig, sich wiederholend oder ausfadend. Die Spannung war itgendwie `raus. Der Sense of wonder fehlte, wurde zunehmend durch Politik ersetzt, etwa durch Geschichten in Dabrifas Diktatur. Sicher wichtig, aber erzählend langweilig.

Sogar die   der Serie zugrundeliegende SF-Denkschiene wurde einmal durchbrochen, als eine „magische“ Welt beschrieben wurde, die dann auch prompt in einem Nachbaruniversum verschwand und somit von der Bühne. Da gehörte sie auch hin. Insgesamt will ich die Bände der Taschenbücher nicht missen,; es kamen wohl über vierhundert heraus. Doch die ersten hundert Bücher halte ich als „Echte“ SF hier für unübertroffen durch die späteren Bände. Dass naturgemäß, je nach Vorlieben der Autoren, auch einige schwächere Bände dabeiwaren, schwächt das Urteil über einen sehr schönen, wirklich gelungenen und recht lange Zeit laufenden Spin-Off der Hauptserie nicht ab.

Die Bände erscheinen übrigens auch seit einer weile in Neuauflage, zwei in einem Stück, mit einem Nachwort von Dr. Rainer Nagel, dem bekannten Perry-Kenner. Die Auswahl allerdings ist nicht immer geglückt, wenn etwa zwei Bücher einer Trilogie erscheinen oder unpassende Bände zusammengemischt werden, wie geschehen. Auch mit neuen Titelbildern versehen sind diese Bücher, die ebenfalls nicht immer zum Inhalt passen (manchmal auch einfach wie lieblos draufgeklatscht wirken: Hauptsache, ein Raumschiff oder so …). Nun habe ich aber alle Taschenbücher bereits und das geht sicher vielen Dauerlesern so. Selbst dann, wenn einmal ein Band zerlesen ist, hat der Antiquar noch einen Rest der TB-Erstauflage für einen wohlfeilen Preis. Zum Schluss sei noch gesagt, dass damals zumindest, die Taschenbücher so gut liefen, dass immerhin drei Auflagen davon erschienen waren. Auch bei Heyne oder Bugschmiet wurden sie „ausgeliehen“. Deren Titelbilder waren immerhin annehmbar! Tolle Bücher, deren erstes Hundert uns zumindest weiterhin begleitet. Ab und zu wird auch wieder hineingeblättert.

© 2018 by H. Döring

Kommentare  

#1 Hermes 2018-06-12 12:47
Zitat:
Sogar Kurt Brand lieferte einige Beiträge in seinem bekannt wirren Stil, der jedoch durchaus lesenswert war, wenn man sich erst einmal hineingefunden hatte. Nach seinem Streit mit G.M: Schelwokat schied er aber wohl auch aus der Buchreihe aus, nicht nur aus der Hauptserie.
Es war genau ein Roman. Und zwar die Nummer 3.
#2 Heiko Langhans 2018-06-12 13:06
Naja, einen zweiten hatte er geschrieben, nahm darin die lemurisch/akonische/arkonidische Stammreihe etwas zu flott vorweg, was sicher mit zum Zank beitrug, und schrieb das Ding dann als Sternen-Saga für Ren Dhark um - das dann übrigens auch in der Reihe Kelter-Abenteuer die Nr. 3 trug.
#3 Andreas Decker 2018-06-13 10:33
Zitat:
Der Sense of wonder fehlte, wurde zunehmend durch Politik ersetzt, etwa durch Geschichten in Dabrifas Diktatur.
Verstehe ich nicht. Was für Politik? Welche Romane mit Dabrifas Diktatur sind gemeint? Es gab doch nur zwei mit dem Thema, die waren vom Feldhoff und sind erst 1989 und 1994 in den 300er Nummern erschienen.
#4 Larandil 2018-06-13 11:55
zitiere Andreas Decker:
Zitat:
Der Sense of wonder fehlte, wurde zunehmend durch Politik ersetzt, etwa durch Geschichten in Dabrifas Diktatur.

Verstehe ich nicht. Was für Politik? Welche Romane mit Dabrifas Diktatur sind gemeint? Es gab doch nur zwei mit dem Thema, die waren vom Feldhoff und sind erst 1989 und 1994 in den 300er Nummern erschienen.
Eventuell bezieht sich die Aussage auf zwei Planetenromane von Kurt Mahr - "Die Invasion findet nicht statt (PRTB129)" und "Sklaven des Computers (PRTB 136)", in denen ein Planet vor der Annektion durch die ZGU bewahrt und ein anderer aus dem Carsualschen Bund herausgelöst wird.
#5 Andreas Decker 2018-06-13 13:22
zitiere Larandil:
bezieht sich die Aussage auf zwei Planetenromane von Kurt Mahr - "Die Invasion findet nicht statt (PRTB129)" und "Sklaven des Computers (PRTB 136)", in denen ein Planet vor der Annektion durch die ZGU bewahrt und ein anderer aus dem Carsualschen Bund herausgelöst wird.


Ach ja, stimmt, danke. Mahrs dröge Spionageromane. Ist derselbe Themenkreis, obwohl mir da nicht gerade als erstes der Begriff "Politik" einfallen würde. So gesehen geht es schon in Mahrs zweiten Tb, der Nr. 6, mit der Abteilung III auf Arkon um Politik.
#6 Larandil 2018-06-15 10:23
zitiere Andreas Decker:

Ach ja, stimmt, danke. Mahrs dröge Spionageromane. Ist derselbe Themenkreis, obwohl mir da nicht gerade als erstes der Begriff "Politik" einfallen würde. So gesehen geht es schon in Mahrs zweiten Tb, der Nr. 6, mit der Abteilung III auf Arkon um Politik.

Hm. Das sah ich nicht so. Einer der Handlanger des Unbekannten Fädenziehers nutzt zwar die politischen Gegebenheiten auf Arkon, um ein Gespräch mit den neuen Nachbarn von Terra einzuleiten, aber im Kern geht's um eine knallharte Erpressung: Atlan soll abdanken oder Arkon geht unter.
#7 Laurin 2018-06-15 17:15
Bei den "Planetenromanen" war natürlich auch nicht immer alles Gold was glänzt. Aber ich mochte sie damals, zumal man eine in sich abgeschlossene Story bekam, ohne wieder eine Woche warten zu müssen, wie es weiter geht.
Was die Cover angeht, seit man seitens des Verlag damals daran ging, die Sachen (zuerst wieder) als Taschenhefte herauszubringen, kann man sagen, dass sie hier kein glückliches Händchen hatten. Hat sich aber auch nicht gebessert, seit sie nun bei Zaubermond verlegt werden.
#8 Heiko Langhans 2018-06-15 17:33
Verlegt wurden -- der aktuelle Feldhoff-Doppelband ist der letzte im Reigen.

Die Digitalisierung aller Planetenromane ist in Vorbereitung.
#9 Andreas Decker 2018-06-15 17:49
zitiere Heiko Langhans:


Die Digitalisierung aller Planetenromane ist in Vorbereitung.



Das ist ja interessant. Gut zu wissen. Hoffentlich mit den Originalcovern der EA.
#10 Laurin 2018-06-15 18:15
@ Heiko Langhans:
Gut, ich hatte bei Zaubermond schon lange nicht mehr reingesehen, seit sie ihr Print-Angebot extrem verschlankt hatten. Habe mich eh gewundert das das noch lief, da ich beim Wechsel zu Zaubermond schon gedacht hatte, dass hier nur noch eine recht überschaubare Leserschaft angesprochen wurde.

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