Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

»Lasst das mal den NATHAN machen!« - Und das Schild auf Harry Trumans Schreibtisch

1Perry Rhodan für die Ohren
Die Plejaden-Hörspiele

Hörspiele haben eine lange Tradition bei Perry Rhodan. Zu Anfang hat man 1973 für das Europa-Label Planetenromane in Hörspiele umgearbeitet, die dann auf Vinyl-LPs gepreßt wurden:

„Planet der Puppen“ nach dem PR-TB 9 von William Voltz, „Aufruhr in Terrania“ nach PR-TB 51 von Hans Kneifel und „Der Planet des Todes“ nach PR-TB 53, wieder von Hans Kneifel.


Aufruhr in TerraniaZwischen 1983 und 1984 gab es dann die Heftromane 1 bis 19 in Bearbeitung durch H.G. Francis als Hörspiele auf Musikcassetten, 1998 folgten ein paar Abenteuer des Mausbibers Gucky für eine eher junge Zielgruppe, die keinen Roman zur Vorlage hatten, und 2000 brachte Universal weitere drei Abenteuerhörbücher ohne gedruckte Vorlagen.


2002 übernahm EinsA Medien das Ruder und setzte wieder auf ehemalige Planetenromane, die ab November 2003 im Wechsel mit vertonten Heftromanen des Atlan-Traversan-Kurzzyklus erschienen. Ab September 2006 brachte Lübbe Audio dann den Sternenozean-Zyklus (PR 2200 – 2299) in Hörspielform auf den Markt, der mit 42 CDs bis April 2011 erschien.

Cover

Und jetzt gibt es also wieder Hörspiele, die nicht auf einer Druckvorlage basieren. Christian Montillon hat sich eine Geschichte ausgedacht, die zwischen PR 2699 und PR 2700 spielt – oder präziser: später als 1503 NGZ, der Zeitpunkt, zu dem das Sol-System wieder in der Milchstraße auftauchte (wobei die Terraner 33 Jahre „unterwegs verloren hatten“) und vor dem Mai 1512, als der verschollene Erdmond endlich auch wieder auftauchte – unglücklicherweise jedoch hinter einer undurchdringlichen Barriere, die Gucky beim Versuch der Teleportation ins Koma schickte.

Die 144 KammernAm Anfang von "Die 144 Kammern" steht eine Nachricht an Perry Rhodan: eine archäologische Expediotion hat in einem Soflin-Sonnensystem im Sternhaufen der Plejaden die Projektion einer Spiralgalaxis gesehen – was seit dem Austausch der alten Zellaktivatoren gegen die neuen Chips ein Signal ist, dass gerade ein Zellaktivatorträger den Tod gefunden hat. Und es gibt ja auch einige Aktivatorträger, deren Verbleib unklar ist oder die gerne in fernsten Fernen unterwegs sind: Michael Rhodan beispielsweise, der mit der SOL unterwegs nach Irgendwo ist, oder Dao-Lin-H'ay, die nach der gelungenen Retroversion von Hangay dort geblieben war. Auch Icho Tolot neigt zum gelegentlichen Herumtreiben, oder Julian Tifflor könnte sein selbstgewähltes Exil auf Oaghonyr verlassen haben … mögliche Kandidaten gäbe es also genug.

Keine Frage, das ist Chefsache, und so fliegen Perry Rhodan und Gucky mit dem Raumschiff MANCHESTER in das Soflin-System, in dem die Archäologen eigentlich Raumschiffswracks aus den Methankriegen untersuchen.

Im Soflin-System ist allerdings der Teufel los. Das Hörspiel begleitet die meiste Zeit über eine Spezialistin für Anpassungsgenetik und Terraforming namens Taisha Konta (deren Teilnahme an einer archäologischen Expedition zu den Überresten eines fünfzehntausend Jahre zurück liegenden Krieges sich mir nicht recht erschließen mag …), für die das Ganze nicht gut ausgehen wird. Der Großteil der Geschichte wird nämlich als Befragung geschildert - um nicht gleich den Ausdruck „Verhör“ zu benutzen. Es gibt da so ein paar Details im ersten Teil „Die 144 Kammern“, die doch sehr bedenklich klingen. Taisha Konta vermutet ja, dass ihr Befrager der USO angehört, aber ich kann diesen Optimismus nicht teilen …


Das fängt schon bei der Gesprächseröffnung an, die von Seiten Taishas erst mal ein ziemlich unverständliches Geräusch ist, wie es menschliche Stimmbänder nicht erzeugen könnten – bis der Befrager ein paar Schaltungen vornimmt. Weiter geht’s mit Wortwechseln wie:

„Ich bin müde.“ - „Dein Gefühl von Müdigkeit ist nur eine Einbildung.“
„Ich möchte gehen.“ - „Du kannst nicht mehr gehen. Nie wieder.“
„Hast du Perry Rhodan geholfen? Das spielt eine wichtige Rolle im Hinblick darauf, wie weiter mit dir verfahren wird. Hast du Perry Rhodan geholfen oder nicht?“

Ja, genau so stelle ich mir die USO nicht vor. Die im Hörspiel übrigens ausgesprochen wird wie der griechische Schnaps, nicht wie eine der typischen Drei-Buchstaben-Organisation der Gegenwart oder jüngeren Vergangenheit - BeEnDe, SsiAiEy, EnEssEy, EffBiEi, KaGeBe. Ich hätte also auf UEssO gesetzt statt auf „Ouzo“. Und Taisha Konta? Die Andeutungen klingen, als hätte man sie mehr tot als lebendig zum Ort ihrer Befragungen gebracht. Meine persönliche Vermutung ist, dass die Auftraggeber eines oxtornischen Söldners namens Kalton Morkena wissen wollen, was genau nun alles schief gegangen ist und ob sie aus dem Fiasko noch etwas für sich retten können.

Tja, worum geht’s also in den beiden bisher erschienenen Hörspielen?

Die Nachricht von der Spiralgalaxis war ein Bluff Morkenas, der nur dazu diente, einen oder mehrere Zellaktivatorträger in das System zu locken. Die Roboter treiben die Besucher dann in Richtung eines ganz bestimmten Asteroiden, auf dem sich hervorragend getarnte Stasiskammern befinden. Diese Kammern sind den Archäologen bisher völlig entgangen. Offenbar war jedoch ein Haluter vor ihnen im System, hat die Kammern entdeckt und zumindest einen Teil ihres Rätsels entschlüsseln können: die Gegenwart eines Zellaktivatorträgers wird die Kammern öffnen und ihre Insassen zum Leben erwecken.

Ein Leben, das nach dem Erwachen ziemlich schnell sein endgültiges Ende finden soll, wenn es nach Kalton Morkena, seinen Mitarbeitern und ihrer Streitmacht aus Kampfrobotern geht. Dabei zeigt sich auch, dass beim Tod eines Schläfers eine Spiralgalaxisprojektion entsteht wie sonst bei den Trägern von Zellaktivatorchips ...
Perry Rhodan, Gucky und Taisha Konta sind denn auch ziemlich gefordert, immerhin ein paar der insgesamt gerade mal 144 Fremdwesen aus den Stasiskammern zu retten. Die Besatzung der MANCHESTER hat ja erst einmal genug damit zu tun, das Wissenschaftlerteam vor den Angriffen der Roboter zu beschützen. Es gelingt dem Ilt, knapp einhundert Lkandoner – so nennen sich die Schläfer – auf das Raumschiff MANCHESTER zu retten. Perry Rhodan seinerseits schafft es, den Oxtorner zur Aufgabe und zur Zerstörung seiner Kampfroboter zu zwingen, und so könnte alles schon zu Ende sein … wenn es Morkena nicht gelänge, sich an Bord der MANCHESTER aus der Arrestzelle zu befreien und dem Schiff großen Schaden zuzufügen, so dass es am Ende des ersten Teils mit zerstörten Beibooten und manövrierunfähig auf die Sonne Soflin zutreibt.


Nett erzählt. Ein schnodderiger Mausbiber, ein Gegenspieler, der anscheinend auf jede Entwicklung vorbereitet ist, ordentliche Geräuscheffekte. Ich bin sonst nicht so der Hörspielkunde, aber da hätte man für mein Empfinden einiges schlechter machen können. Durch die Verhör/Befragungsstruktur wird noch ein Hinweis für die Zukunft untergebracht (was ist das für ein Haluter, über den der Befrager erst später reden möchte?), und dann ist das Ganze mit einem Cliffhanger zu Ende.

 

Im zweiten Teil "Splitter der Unsterblichkeit" sprengt sich Morkena einen Notausgang aus der MANCHESTER und setzt sich ab, obwohl Gucky ihm vorher noch schwer zusetzen kann. Perry Rhodan und Taisha Konta verschaffen der waidwunden MANCHESTER auf ziemlich rabiate Art weitere Zeit, indem sie Stücke des Schiffes wegsprengen und darauf setzen, dass die Sprengwirkung der Bomben den Sturz des Wracks in die Sonne verzögern wird. Dann kommt endlich mit der COLORADO ein zweites Schiff zur Rettung. Kalton Morkena wurde identifiziert, ist aber von den Überlebenden seines Teams geborgen worden und aus dem System geflohen. Taisha Konta und Perry Rhodan befragen den Sprecher der Lkandonen Tindras'solekort und erfahren von ihm, dass seine Leute aus einer anderen Galaxis vor "einem Freund, der zum Feind wurde" geflohen sind. Eine hyperphysikalische Vermessung zeigt, dass der Lkandoner ein Stück Metall in der Schulter trägt, von dem belebende Impulse ausgehen, und das er etwa 100.000 Jahre in Stasis zugebracht hat. Dann trennen sich die Wege - Gucky und Tindras'solekort suchen nach dem Planeten, auf dem die Lkandoner damals eine Kolonie aufgebaut haben, während Perry Rhodan und Taisha Konta nach Oxtorne fliegen in der Annahme, dass Morkena nach Hause geflohen ist.

Das Kapitel fällt im Vergleich zum Einstieg etwas ruhiger aus. Es gibt ein paar Antworten, die die Fragezeichen aber nur noch größer werden lassen. Wichtige Fortschritte sind wohl doch erst wieder in der nächsten Episode zu erwarten - die für den 8. Mai angekündigt ist und "Das Volk der Schläfer" heißen wird.

Kommentare  

#1 Cartwing 2015-04-28 06:11
Komisch, ich habe auch immer "Ouzo" gesagt, aber jetzt wo du es sagst, macht es eigentlich keinen Sinn, solange man es nicht trinken kann... ;-)
#2 Remis Blanchard 2015-04-28 09:56
Die Hörspiele sind zu kurz. Gerade mal 30 bis 40 Minuten Spielzeit sind zu kurz für ein Hörspiel. Die Dorian Hunter Hörspiele dauern über 70 Minuten.
Das Hörspiel fängt ohne Erzähler an, fand ich gut. Brauchte man nicht. Aus den Dialogen ergab sich die Handlung und einen Erzähler war nicht notwenig. Aber dann mitten in der Handlung unterbach man den Hörsfluss dann und fügte das Verhör an. Und dann erzählte Taisha den weiteren Lauf der Halndlung ehe man dann wieder in die Handlung zurückkehrte. Fand ich nicht gut, Erstens ist es unklar was das mit dem Verhör soll, und zweitens wird der Hörfluss durch diesen kleinen Handlungsteil unterbrochen. Und so geht es dann weiter. Die Handlung läuft dann normal weiter und wird dann wieder durch dieses Verhör unterbrochen.
Das zweite Hörspiel fängt mit einer Zusammenfassung der Geschehnisse aus dem ersten Teil an. Dadurch gehen schon wertvolle Minuten verloren. Auch hier wird dann die laufende Handlung durch dieses Verhör unterbrochen. Und das zweite Hörspiel ist dann noch kürzer als das erste durch die Zusammenfassung und weil es nur 34 Minuten Spielzeit hat. Da gehen schon ein paar Minuten durch die Zusammenfassung drauf.
Die Story an sich ist interessant und ich bin gespannt wie es weitergeht.
#3 joe p. 2015-04-28 10:22
Die historischen Vorbilder der USO sind Geheimdienstorganisationen wie die CIA.
Die Bezeichnung und die Abkürzung bilden allerdings eine deutliche Analogie zur UNO. Insofern: Uso wie Uno.
Das ist aber reine Geschmackssache.
#4 Toni 2015-04-28 16:20
An die Perry Platten aus den 70ern kann ich mich noch gut erinnern. Die haben wir Jungs, neben Commander Perkins, hin- und hergetauscht. Wenn mein Bruder arbeiten war habe ich seinen Mister-Hit Plattenspieler damit vergewaltigt. Schöner Artikel.
#5 Heiko Langhans 2015-04-30 19:17
USO leitete sich von UNO ab und wurde immer schon wie der Schnaps ausgesprochen.
#6 Larandil 2015-05-01 10:18
zitiere Heiko Langhans:
USO leitete sich von UNO ab und wurde immer schon wie der Schnaps ausgesprochen.

Seit 1941 gibt's schon eine USO - die United Service Organisation, die sich frontnah um die Unterhaltung von US-Soldaten kümmert. Die spricht sich allerdings "YuEssOh" aus.
#7 Heiko Langhans 2015-05-01 18:01
Aha - wusste ich nicht, danke.
Und irgendwie bezweifle ich auch, dass Scheer es gewusst hat, der mit realen US-INstitutionen so seine sprachlichen Probleme hatte (oder sie sich schuf). Ich meine mich zu erinnern, dass er das FBI mal als amerikanisches "Bundeskriminalamt" erwähnt hat (eigentlich keine so schlechte Übersetzung ...)
#8 G. Walt 2015-05-02 08:54
Ich möchte der These die aufgestellt wurde mal widersprechen. 30 - 40 Minuten sind nicht zu kurz für ein Hörspiel. In den 70er und frühen 80er Jahren war dies die Standardlänge für Hörspiele. Meistens wurden sie auf Vinyl gepresst und technisch war da oft nicht mehr drin als 50 Minuten. Als nur noch Kassetten erschienen durften Hörspiele auchmal 60 Minuten und länger sein. Im CD-Zeitalter hat man nochmal eins obendrauf gesetzt. Bis zu 80 Minuten sind möglich. Aber muss man diese Zeit unbedingt und ums Verrecken auffüllen. Ein Hörspiel hat für mich eine kurzweilige und temporeiche Handlung mit einem dramturgischen Höhepunkt in der Mitte (das war früher die Stelle an der die Kassette umgedreht werden musste). Lange Hörspiele wirken meist einschläfernd, sie erofern eine zulange Zeit an Aufmerksamkeit. Die Länge von 45 - 60 Minutne ist passabel.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.