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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Cochise?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Cochise?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 8. Juni 1874 starb eine der bedeutendsten indianischen Führungsgestalten des 19. Jahrhunderts, die inzwischen fast völlig zum Mythos verklärt ist – der Apachenhäuptling COCHISE:

Das gelegentlich noch immer verbreitete Bild von ihm ist eine reine Fantasiedarstellung. Es entstand viele Jahre nach seinem Tod; daher veröffentliche ich es hier nicht.

Cochise, vermutlich im Jahr 1810 in der Sonora geboren, wurde ab Ende der 1850er Jahre ein dominanter Apachenführer. Über sein frühes Leben ist so gut wie nichts bekannt. Er wuchs in einer Welt heran, die von Kriegsführung und Jagd geprägt war. Da sein Vater, Pisago Cabezon, Häuptling der Chokonen-Apachen war, wurde auch Cochise auf eine führende Stellung in seiner Gruppe vorbereitet. Er hatte zwei Brüder und eine Schwester.

Während der Jugend von Cochise, befand sich der Südwesten Nordamerikas unter spanischer Herrschaft. 1821 sagte sich Mexiko vom spanischen Mutterland los. Damit rückten die Mexikaner in den Fokus der Apachen. Sie brachen die Friedens- und Handelsverträge mit den Spaniern, die fast 40 Jahre lang für Ruhe gesorgt hatten. Von da an gab es regelmäßige Angriffe auf mexikanische Presidios im Grenzland.

Vermutlich focht Cochise seinen ersten Kampf vom 21. bis 23. Mai 1832 in den Mogollon Mountains aus, als 300 Chiricahua, geführt von seinem Vater, 138 mexikanische Soldaten angriffen. Ab 1835 zahlten die mexikanischen Behörden Prämien für Apachenskalps. Damit verschärften sich die Konflikte. Cochise heiratete in den späten 1830er Jahren Dos-teh-Seh, die Tochter des bedeutenden Chihenne-Apachen-Häuptlings Mangas Coloradas. Es kamen mindestens 2 Söhne zur Welt, Taza (1842) und Naiche (1856). Cochise heiratete eine zweite Frau, deren Name nicht bekannt ist, aus der Gruppe der Chokonen. Mit dieser hatte er zwei Töchter.

1842 schloss Cochises Vater einen Waffenstillstandsvertrag mit den Mexikanern ab. Dieser wurde schon kurz darauf seitens der Mexikaner gebrochen. Ab da herrschte wieder Krieg. Als 1846 der Krieg zwischen den USA und Mexiko ausbrach, war es nicht erstaunlich, dass einzelne Apachengruppen die amerikanische Armee unterstützten. Ab Mitte der 1850er Jahre rückte Cochise zum bedeutendsten Häuptling der Chokonen auf.

Im Februar 1861 kam es zur sogenannten „Bascom-Affäre“, der die Situation im amerikanischen Südwesten verändern sollte. Bei einem Apachenüberfall auf die Farm des Siedlers John Ward wurde dessen Adoptivsohn Felix Martinez-Telles entführt. (Aus ihm sollte viel später der bekannte Scout und Dolmetscher Mickey Free werden.) Nach der Entführung traf Cochise am Apache Pass mit Lieutenant George Bascom zusammen, der ihn beschuldigte, den Überfall geleitet zu haben. Bascom forderte die Freilassung des Jungen. Cochise bestritt die Tat, die tatsächlich von Western Apache begangen worden war. Bascom wollte ihn daraufhin unter Arrest stellen. Cochise zog sein Messer, schlitzte die Zeltwand auf und flüchtete. Fünf seiner Angehörigen blieben zurück und wurden auf Bascoms Anordnung getötet, darunter ein Bruder und zwei Neffen von Cochise. Ab jetzt herrschte erbitterte Feindschaft. Da der amerikanische Bürgerkrieg ab 1861 zum Abzug von Truppen in Arizona führte, war es ein Leichtes für die Apachen, die Überlandstraßen und das dünn besiedelte Farmgebiet dieser Region zu beherrschen. Im zerklüfteten Bergland der Grenze waren sie selbst für die verbliebenen schwachen amerikanischen Truppen kaum erreichbar.

Mit Ende des Bürgerkrieges 1865 rückten wieder verstärkt reguläre Truppen in Arizona ein, und die Auseinandersetzungen verschärften sich. 1870 traute sich Thomas Jeffords, ein Agent der „Butterfield Overland Kutschengesellschaft“, ins Apachengebiet, um mit Cochise zu verhandeln und die Überfälle auf den Wagenstraßen in Arizona zu beenden. Cochise war beeindruckt vom Mut dieses Mannes. Jeffords bewies dem mißtrauischen Häuptling, dass er es ehrlich meinte. Es entstand eine tiefe Freundschaft, die letztlich dazu führte, dass Cochise sich am 1. Oktober 1872 mit General Oliver O. Howard traf, um über einen Friedensvertrag zu verhandeln.

Dank der Vermittlung von Jeffords kam es zu einer Vereinbarung, wonach Cochise die Überlandstraßen und amerikanische Farmen nicht mehr bedrohte. Die Kriegsführung der Apachen gegen mexikanische Ansiedlungen ging allerdings weiter. Cochise sagte: „Der weiße Mann und der Indianer trinken dasselbe Wasser, essen dasselbe Brot und schließen jetzt Frieden.“ Der Vertrag hielt gut 3 Jahre lang.

Cochise erkrankte zu dieser Zeit vermutlich an Magenkrebs. Er starb am 8. Juni 1874 in den Dragoon Mountains. Sein Leichnam wurde zeremoniell bemalt, in eine Decke gewickelt und in einer Felsspalte in den Bergen, die heute seinen Namen tragen, bestattet. Seine letzte Ruhestätte wurde nie gefunden.

Er hatte zuvor die Führung seiner Chokonen auf seinen Sohn Taza übertragen und ihn gebeten, mit den Weißen in Frieden zu leben. Aber Taza starb bereits 1876 beim Besuch einer Apachendelegation in Washington an einer Lungenentzündung, und die Regierung verwarf den mit Howard geschlossenen Vertrag. (Auch von Taza gibt es kein authentisches Foto. Das gelegentlich gezeigte Bild ist nicht Taza.)

Die Regierung verlegte ohne Einverständnis der Apachen die Chiricahua-Reservation nach San Carlos. Zu den letzten einflußreichen Häuptlingen wurden jetzt Geronimo, Loco und Chato, die den Krieg mit den weißen Eindringlingen weiterführten. Geronimo kapitulierte 1886.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2019Die aktuelle Ausgabe

 

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