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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Löb Strauss?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Löb Strauss?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 26. Februar 1829 wurde im oberfränkischen Buttenheim ein Junge namens Löb Strauss geboren. Er gilt heute als der Erfinder der Jeans. Das ist zwar nicht ganz richtig, aber in der Tat stand er an der Wiege der vermutlich populärsten Hosen der Welt – der „Hosen, die den amerikanischen Westen eroberten“, wie es manchmal pathetisch ausgedrückt wird.

Als sein Vater, ein armer jüdischer Hausierer namens Hirsch Strauss, starb, geriet die Familie in größte wirtschaftliche Not. Die Mutter entschied sich, mit Löb – der sich jetzt Levi nannte – und ihren zwei Töchtern in die USA auszuwandern. Dort lebten bereits die beiden älteren Brüder Jonas und Louis. Sie betrieben einen recht erfolgreichen Kurzwarenhandel in New York.

Levis arbeitete zunächst als Vertreter für seine Brüder in Kentucky. Im Januar 1853 wurde Levi amerikanischer Staatsbürger. Zu dieser Zeit entschied die Familie, ihr Geschäft zur Westküste auszuweiten, wo seit 1848 der Goldrausch immer größere Massen von Menschen anzog.

Levi Strauss erreichte mit einem Dampfschiff im März 1853 San Francisco, wo sich schon seine Schwester Fanny mit ihrem Mann niedergelassen hatte. Levi zog in ihr Haus ein und begann von hier aus den Handel mit Taschentüchern, Stoffen, Bekleidung, Bettbezügen, Kämmen und Brieftaschen. Gleichzeitig eröffnete er eine Schneiderwerkstatt und fertigte von Zelten bis Hosen alles, was die Minenarbeiter und Prospektoren benötigten.

Einer seiner Kunden war der ebenfalls deutschstämmige, aus Riga stammende Kaufmann Jacob W. Davies.

Levi hatte seit seiner Ankunft in Kalifornien derbe, strapazierfähige Leinenhosen für die Goldsucher genäht. Gleichwohl waren die Hosenverkäufe eher bescheiden, weil auch die Strauss-Hosen nicht so haltbar waren, wie es bei der Arbeit in den Minen nötig war.

1870/71 schlug Jacob Davies vor, die derben Denim-Hosen mit Taschen zu versehen, die mit Nieten verstärkt wurden, wie sie bei Pferdegeschirren üblich waren.

Davis hatte nicht die Mittel, selbst ein Patent für seine Kreation einzureichen. Levi Strauss erkannte aber sofort das Potential der Idee und tat sich mit Davies zusammen. Gemeinsam ließen beide Männer 1873 die blauen, mit Nieten verstärkten Hosen patentieren. Das war der Beginn einer nicht abreißenden Erfolgsstory.

Die „Blue Jeans“ – in Deutschland früher häufig „Nietenhosen“ genannt – wurden zum typischen Bekleidungsstück für Minenarbeiter, Farmer und Cowboys.

Schon im ersten Jahr wurden fast 6.000 Hosen verkauft. Weitere Kleidungsstücke aus blauem Denim mit Nietenverstärkung entstanden – Hemden, Jacken, Mäntel, Overalls.

Strauss und Davis hatten ihre eigene „Goldgrube“ entdeckt. Binnen weniger Jahre beschäftigten sie über 500 Angestellte. Schon im 19. Jahrhundert wurden Jeans international angeboten.

Als Levi Strauss am 26. September 1902 überraschend starb, hinterließ er – da er kinderlos war – seinen vier Neffen seinen Anteil an der Firma „Levi Strauss & Company“, die damals bereits einen Millionenwert hatte.

Heute werden „Levis Jeans“ von rd. 12.000 Angestellten zur Lieferung in alle Welt genäht und erzielen Milliarden Dollar Umsätze.

Die Fotos zeigen Levi Strauss und Jacob Davies, ein Werbeplakat aus den Anfängen der Jeans-Firma, ein Firmenetikett und Minenarbeiter aus den 1880er Jahren, die die Denim-Hosen tragen.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, Juni 2018Die kommende Ausgabe

 

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