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Lobo - Der Einzelgänger Band 1: Ausgestoßen

Lobo, der EinzelgängerLobo. Der Einzelgänger
Band 1: Ausgestoßen

Nach über 40 Jahren legt der Blitz Verlag die Romane um das Halbblut Lobo in einer Taschenbuchserie neu auf. Der Verlag geht hierbei einen neuen Weg.

Es werden nicht alle Romane der Heftserie veröffentlich, sondern nur die von Dietmar Kuegler. Zwischen diesen Episoden erscheinen neu geschriebene Romane, die vor allem von Alfred Wallon verfasst werden.

 Im Jahr 1864 tobt der amerikanische Bürgerkrieg zwischen den Nord- und Südstaaten. In weiten Teilen von Texas ist von den Kampfhandlungen nichts zu spüren, aber dennoch bedrohen marodierende Comanchen das Leben der weißen Siedler.

Das Halbblut Lobo Gates hat nördlich der Castillo-Wüste etwas Land erworben und befindet sich auf dem Weg dorthin. Auf einer Raststation gerät er in eine Auseinandersetzung mit Dan Buchanan, dem jüngsten Spross der größten ansässigen Rancherfamilie, denn Lobos Land betrachten sie als ihr Eigentum.

Lobo wirft außerdem ein Auge auf die Tochter des Stationers, die aber Dans älterer Bruder Mark für sich beansprucht, der als Soldat im Bürgerkrieg gegen die Nordstaaten kämpft.

Lobo ist als Halbblut den Anfeindungen der Einheimischen ausgesetzt. Er erreicht sein Land und wird von Dan und seinen Getreuen in der ersten Nacht überwältigt und in einen Fluss geworfen.

Schwer verletzt erreicht Lobo eine Farm und wird dort Zeuge eines Angriffes der Comanchen, bei dem die kleine Tochter des Besitzers entführt wird. Die Einheimischen verdächtigen ihn wegen seiner Herkunft der Zusammenarbeit mit den Comanchen. Es gelingt ihm zwar, das kleine Mädchen aus den Fängen der Comanchen zu befreien, aber trotzdem schlägt ihm nach wie vor großes Misstrauen entgegen.

Lobo kehrt zu seinem Land zurück, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Seine erste Handlung besteht darin, zur Buchanan-Ranch zu reiten und sich seine durch Dan gestohlenen Sachen wiederzuholen.

Monate vergehen und Lobo wähnt sich am Ziel seiner Träume. Seine Farm wächst und gedeiht und Jane, die Tochter des Stationers, kommt als seine Gefährtin zu ihm auf sein Land.

Eines Tages ist Mark Buchanan aus dem Krieg zurück und fordert Jane vergeblich auf, zu ihm zurückzukehren; außerdem beansprucht er Lobos Land. Derweil nehmen die Indianerangriffe auf die Farmen immer größere Ausmaße an. Lobo verlässt die Farm, um Janes Vater zu ihnen in Sicherheit zu bringen.

Mark nutzt seine Abwesenheit und überfällt die Farm. Er tötet Jane aus Rache und brennt das Haus nieder, um es nach einem Überfall der Comanchen aussehen zu lassen. Lobo durchschaut die List und nimmt die Verfolgung des Mörders auf. Er beobachtet, wie Mark sich mit den Comanchen trifft. Er ist derjenige, der die Indianer mit Waffen versorgt. Lobo tötet Mark mit einem Schuss aus dem Hinterhalt und verschwindet aus Texas.

Fazit:
Ronco ist eine der bestverkauften Westernserien der 70er Jahre. Autor Dietmar Kuegler will dem Helden einen Freund zur Seite stellen, der noch viel härter ist, als er selbst. Kuegler entwirft das Charakterprofil von Lobo und verleiht ihm einen Außenseiterstatus.

Er ist ein Halbblut, dessen Mutter eine Indianerin und der Vater ein Weißer ist. Skalpjäger bringen die Familie um und nur Lobo überlebt. Er nimmt grausam Rache und tötet die Mörder. Fortan wird er wegen seiner Herkunft und seiner Hautfarbe von den Menschen ausgegrenzt.

Lobo erhält seinen ersten Auftritt in Ronco 64 und die Figur wird ein voller Erfolg. Der Erfolg führt dazu, dass das Halbblut eine eigene Serie erhalten soll. Kuegler ist mit der Arbeit an der wöchentlich erscheinenden Ronco-Serie voll ausgelastet.

Er schreibt die Exposees und steuert selbst Romane bei. Er sagt zu, die Exposses für die ersten zehn Romane zu verfassen und vier Hefte selbst zu schreiben. Im Nachwort dieser Taschenbuchausgabe beklagt Kuegler, dass nicht alle Autoren die Intension der Figur Lobo verstanden haben.

So erscheint ab 1977 eine Taschenbuchserie, die den Ideen Kueglers wesentlich näherkommt. Er selbst schreibt einige dieser Ausgaben. Im Jahr 1981 stellt der Pabel Verlag sein Westernprogramm ein, darunter auch die Heftserie mit der Nummer 253 und die Taschenbücher mit der Ausgabe 54.

40 Jahre später legt der Blitz Verlag eine neue Lobo-Serie auf. Die Tagebücher der Ronco-Serie sind zu dieser Zeit bereits fast vollständig nachgedruckt und sogar um vier neu verfasste Ausgaben erweitert.

Mit Lobo will man einen anderen Weg gehen. Es werden nicht alle alten Hefte und Taschenbücher nachgedruckt, sondern nur die von Dietmar Kuegler geschriebenen. Dazwischen werden neue Romane von erfahrenen Autoren eingestreut. In den ersten Ausgaben ist Westernautor Alfed Wallon sehr stark vertreten, der auch die vier neuen Abschlussbände der Ronco-Tagebücher verfasst hat. Die Leser erhalten damit eine Serie, in der alte und neu geschriebene Romane erscheinen.

Vor dem Start der Lobo-Taschenbücher schreibt Kuegler im Jahr 1976 einen Lobo-Roman, der in der Reihe STAR-Western erscheint. Der Verlag will testen, wie die Leserschaft auf Lobo-Taschenbücher reagiert. Der Roman erscheint unter dem Titel „Lobo – Die Geschichte des Halbbluts aus der Ronco-Serie“ und bildet den Auftakt der Taschenbuchserie im Blitz Verlag im Jahr 2021. Er hat nun den Titel „Ausgestossen“.

Den Rassismus der Weißen bekommt Lobo regelmäßig zu spüren. Ihm wird der Zutritt zu öffentlichen Gebäuden verwehrt und wegen seiner halbindianischen Herkunft wird er der Zusammenarbeit mit den Comanchen verdächtigt. Er versucht sich die Gunst der Einheimischen zu erkaufen, indem er das entführte Mädchen von den Indianern zurückholt. Hier zeigt sich Lobos wahrer Charakter. Ihm tut das Mädchen zwar leid, aber gewöhnlich hätte er sein Leben nicht für sie riskiert. Er unternimmt den Befreiungsversuch nur, um im Ansehen der Bevölkerung zu steigen und in Ruhe sein Land bestellen zu können.

Diese rücksichtslose und egoistische Haltung ist das Ergebnis jahrelanger Ausgrenzungen, die sich in einigen Situationen in der Geschichte niederschlägt. Dan Buchanan will ihn zu Beginn aus der Station verweisen und der Vater des entführten Mädchens verdächtigt ihn sofort der Kollaboration mit den Comanchen. Selbst als er dem Vater die befreite Tochter übergibt, lässt der kein gutes Haar an ihm.

Zum Ende der Geschichte bewirtschaftet Lobo seine Farm und er wähnt sich am Ziel seiner Träume. Sogar Jane zeigt offen ihre Gefühle für ihn und kommt zu ihm auf sein Land. Mit der Ermordung Janes durch Mark Buchanan zerplatzt dieser Traum wie eine Seifenblase. Er schießt den Mörder aus dem Hinterhalt nieder und verlässt die Gegend. Er sieht keinen Sinn mehr, weiter um sein Land zu kämpfen.

Dietmar Kuegler hat seinen alten Roman für die Ausgabe des Blitz Verlages überarbeitet. Die Originalversion liegt mir nicht vor, so dass ich keinen direkten Vergleich anstellen kann. Es ist zu vermuten, dass die Eingriffe wie bei auch bei anderen seiner Arbeiten nur sehr gering waren.

Der Roman ist flüssig und spannend geschrieben, was keine Selbstverständlichkeit bei einem 50 Jahre alten Taschenbuch ist. Der erweiterte Umfang in Hinsicht auf einen Heftroman kommt der Einführung Lobos entgegen. Es bleibt ausreichend Zeit, Lobos Charakter zu implementieren und einige Informationen über seine Herkunft einzustreuen.

Schaut man genau hin, wirkt die Story allerdings wie ein Zwitter aus zwei Heftromanen. Da ist zum einen der Handlungsstrang um das entführte Mädchen und zum anderen die Auseinandersetzung mit den Buchanans. Beide Handlungsstränge sind zwar zu einer Geschichte verwoben, kommen aber nur selten in Berührung. Jeder Handlungsabschnitt für sich hätte auch als eigener Heftroman funktioniert.

Lobo. Der Einzelgänger
Band 1: Ausgestoßen
Autor: Dietmar Kuegler
Erschienen: 2021
Blitz Verlag

© by Torsten Pech


Ergänzende Artikel
Dietmar Kuegler über »Ronco«, »Lobo« und Exposés
Dietmar Kuegler zu »Ronco« und »Lobo«

Kommentare  

#1 matthias 2023-10-07 12:28
Der obige Text vom Torsten Pech macht richtig Lust, die Reihe LOBO wieder mal in die Hand zu nehmen ...
#2 Rüdiger 2023-10-07 17:21
begrüßenswerter Text. Ich finde es immer erfreulich und schön, wenn das Werk Dietmar Kueglers gewürdigt wird.

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