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Kuhjunge (Teil 2)

StoryKuhjunge
(Teil 2)

Die Uhr schlug zwölf, es ist immer Zwölf... immer Zwölf, wenn man zum Duell bittet, das ist eines dieser ungeschriebenen Gesetze. Eine spannende Formation hatte sich gebildet... Kulisse: Eine vedorrte Oase inmitten eines einstigen Sees. „Der Alte“ und die Banditen.

„Hey, Weißbart“, ruft einer der Banditen zum Alten, spuckt auf den Boden - nein er spuckt nicht nur - er schießt eine schmierige gelb-grüne Schmutzkugel aus dem Mund und jene landet wenige Meter vor des Alten Stiefeln.

 

„Sie nennen dich den Alten, weil sie nicht wissen was sie mit einem Narren wie dir anfangen sollen. Du kommst - du gehst, und denkst man fürchtet und ehrt dich. Doch wir fürchten dich nicht. Ehe der Geier zweimal im Kreis flog, bist du dahingeschieden und Futter für Wüstenhunde und eben diesen Geier.“ Spricht er und richtet seinen Kopf in Richtung Himmel.

Der Alte schaut auf den Boden und in das Umland, aber nicht auf die Gruppe von vorlauten, großmäuligen Banditen. Er spricht nicht mit ihnen. Das tat er nie, wenn ein Duell anstand, er schwieg. So auch jetzt, er setzt zwei feste Schritte in den Wüstensand und setzt seine Hand an den Colt, jetzt erst - jetzt, schweift sein Blick langsam auf seine drei verlausten, stinkenden und trunkenden Gegner. Er mustert sie, binnen weniger Sekunden und weiß genau, wie wer handeln wird... doch etwas ist anders.... er weiß, dass er heute nicht mit einem blauen Auge davon kommt, er weiß, dass er heute keinen weiteren Sieg davon tragen wird. Doch er lässt sich nichts anmerken... Zwölf Tage schon ist er pausenlos unterwegs, sein Geld ist nichtig, seine Essensvorräte auch und die Kugeln im Lauf... haben sich auf eine einzige minimiert.

Es ist wahr, wenn man erzählt, dass er nie jemanden erschossen hat... er fand Umwege um alle Gauner - selbst die schlimmsten - in die Irre zu führen... doch... heute gibt es keine Umwege, keinen doppelten Boden, „der Alte“ hört seine Melodie spielen, ein Stück von Trauer, Weisheit, Geborgenheit... ein Stück, das in Tragik enden wird.

So wie er weiß, dass es heute anders ausgeht, bricht er seine Regeln und spricht: „Ihr närrischen Jungen, ihr reitet durch die Welt, beraubt Frauen, Männer und Kinder, Alte und Hilflose. Ihr ernährt euch vom Brot der anderen. Und nun stellt ihr euch zu dritt vor einen alten, weißbärtigen Mann und spielt den großen bösen Jungen.“

Verunsichert reagiert Bleifuß – das ist der jüngste der Banditengruppe, man nennt ihn Bleifuß, weil kein anderer Bandit soviel Blei in einem einzigen Bein trägt. Man erzählt, dass an die 100 Kugeln darin verwurzelt seien. Verunsichert reagiert er, weil er die Regeln kennt... weil er weiß, was man erzählt... "er blickt seinen Gegner nie an und er spricht kein Wort“ flüstert er... „warum tut er es nun?“ Seine Kameraden antworten nicht... "Nun denn, Alter. Das ist dein letztes Duell!“ Alle nun greifen sie zum Colt... und wie es die Regel besagt – beim nächsten Ruf des Geiers, wird gezogen... es vergehen nur Sekunden, in jenen Sekunden schleichen in Nebelschwaden Schicksalsschläge einher, der Ruf des Geiers ertönt. „Der Alte“ zieht, entsichert und gibt einen Schuss in die Luft ab, währenddessen knallen drei Kugeln gefolgt von drei weiteren durch die Atmosphäre und durchschlagen seine Brust... er steht da... nach drei Kugeln, nach sechs Kugeln, nach neun, nach 12, nach 15, nach 18 und erst als die 20. und 21. Kugel direkt sein Herz durchbohren, fällt er auf die Knie... geht er zu Boden, doch er hält den Kopf weit oben.

Und wie die Banditen den nächsten Abzug drücken wollen, hört man ein schallendes „jiha“, ein Beben, das den Wüstensand durchgeht... und wenige Sekunden später sieht man einen Reiter mit Pferd aus dem Nichts in das vertrocknete Seegebiet galoppieren, er landet, er zielt, er schießt – und ihre Waffen fallen rauchend und zerstört zu Boden... noch gibt er zwei Schüsse ab. In den Sand und in die Luft, einer ruft „los, weg hier“ dann schwingen sie sich auf ihre Gäule und tosen davon.

Es ist der Kuhjunge und Jack – es ist der Neue... der, der nun das Umland säubern muss...

Schnell reitet er zum Alten, der noch immer, nun aber geknickt im Wüstensand hockt. Blut rinnt aus 21 Wunden. Jede einzelne traf das Ziel. Und wie die Sporen des Kuhjungens erklingen, schwingt er sich vom Sattel, schnallt seine Chaps ab und kniet sich zum Alten. „Sie hatten eine Kugel, und haben sie für einen Schuss in die Luft verschwendet?“ „Weißt du, Junge... nichts ist mehr wert als ein einziges Menschenleben, egal wie durchtrieben jener Mensch doch ist... seine Existenz ist ein Wunder und gehört geehrt“ dem Tode nahe, fällt er zu Boden... „ich wusste, dass es heute hier endet... es gibt einen neuen einsamen Reiter, einen jüngeren, einen schnelleren, einen besseren.... ich möchte dir etwas geben“, spricht er und schiebt einen kleinen Lederbeutel unter seinem Leib hervor, „nimm dies, und vergiss nie... ein Menschenleben ist...“  Noch bevor er seine letzten Worte sprechen kann, ist er dahin geschieden und eine neue Ära hat begonnen...

Fortsetzung nächsten Samstag...

Teil 1
Teil 2
Teil 3

Teil 4 (12. März 2011)

Kommentare  

#61 Pascal Hermeler 2011-02-25 15:35
wie sagt man doch auf Facebook: gefällt mir!

Morgen geht der neue Teil online. Habe in 14 Tagen Termin zur Aufnahme - dann gibt es eine vernünftige Sprachversion!
#62 Remis Blanchard 2011-02-25 20:01
Klasse, dass endlich der neue Teil erscheint. Dann kann Gunter wieder einen neuen Artikel im Geisterspiegel veröffentlichen. Oder anders ausgedrückt, dann hat Gunter wenigstens Stoff für einen neuen Artikel. :lol:
#63 Laurin 2011-02-25 21:43
Remis Blanchard, soll keiner sagen, Gunter würde von uns nicht verwöhnt. :D
Jede Woche ein Leckerchen! :P
#64 Hermes 2011-02-26 10:33
Die im Geisterspiegel vertretene These ist doch eigentlich wie folgt: Der online-Journalismus muss wie der normale Journalismus aufgebaut sein. Aber genau das wollen viele Menschen einfach nicht. Der normale Journalist arbeitet bei einer Zeitung oder einem Sender, die kommerziellen Interessen folgen. Deshalb wird der Focus der Berichterstattung vom Besitzer/Eigentümer gelenkt. Ausserdem geht es um Quoten, die ebenfalls starken Einfluss auf die Themenwahl haben. Online-Magazine und Plattformen bieten dagegen die Möglichkeit, dass engagierte Menschen zu den Themen schreiben, die sie interesssieren, völlig unabhängig von kommerziellen Interessen und Zielen.

Deshalb mein Wunsch, möge die Vision von Arentzen niemals Wirklichkeit werden.
#65 a3kHH 2011-02-26 10:49
Die vom Geisterspiegel vertretene These ist, daß nicht jedem literarischem und journalistischem Müll eine Plattform geboten werden sollte.
"Suboptimalen" Kurzgeschichten ebensowenig wie ungekennzeichneten Veröffentlichungen von abgeschriebenen Pressemitteilungen und Werbungen von Filmfirmen.
Und da kann dem Geisterspiegel doch jeder hier zustimmen, oder ?
#66 Mainstream 2011-02-26 10:49
-
Es gehört schon einiges dazu, eine frei erfundene
Erzählung, mit einem journalistisch aufgearbeiteten
Artikel gleich zu stellen.
-
#67 karl 2011-02-26 10:57
Die ganzen Diskussionen zu diesem Thema treiben mir tagtäglich ein breites Grinsen ins Gesicht.
Und der Artikel vom Geisterspiegel brachte mich eben sogar wirklich zum Lachen.
Bitte so weiter machen. Das ist ganz großes Kino.
Ach ja, oben bei der blauen Zauberspiegel-Signatur steht eindeutig Online-Fanzine. Und ich weiß dann, wo die Richtung hin geht.
Und Artikel, die fehlerhaft sind oder mich nicht fesseln, werden einfach nicht weiter gelesen. So einfach ist das.
#68 Harantor 2011-02-26 11:21
Zitat:
"Suboptimalen" Kurzgeschichten
Was sind "suboptimale Kurzgeschichten"? Darf das jetzt der Geisterspiegel bestimmen. Sind die dieses Jahr dran? Dürfen die jetzt sagen was wir im Zauberspiegel machen?
#69 Carn 2011-02-26 12:12
Was Müll ist und was nicht, kann man doch dem Leser überlassen, wenn's ihn nicht interessiert wird er's nicht lesen, wenn die gesamte Site Müll ist, wird er sie nicht mehr anklicken.
Sich darüber aufzuregen, unter welchen Bedingungen die Konkurrenz arbeitet oder veröffentlicht, ist m.E. eher ein schwaches Bild.
Wenn der Geisterspiegel so ein tolles 'Blättchen' ist, wäre er da wohl meilenweit drüber (Hm, wohl doch eher nicht).
#70 karl 2011-02-26 14:12
Und überhaupt erwarte ich jetzt von den Mitarbeitern des Zauberspiegels, dass sie gefälligst Fotos mit Schlips und Kragen oder schicken Kleidern schießen und hier online stellen. Denn nur so kann man überhaupt zuverlässig, seriös, vertrauenswürdig und korrekt auftreten.
So predigen mir das auch Hohlbroschen im Anzug den ganzen Tag vor, die Projektleiter spielen wollen und nicht mal fähig sind, um sich selbst den PC aufzudrehen. Aber die Informatik haben sie alle selbst erfunden.
Ich finde den Geisterspiegel-Artikel echt und wirklich wieder zum Schießen.
#71 Remis Blanchard 2011-02-26 14:36
Man könnte meinen, dass der Geisterspiegel irgendwie neidisch auf den Zauberspiegel ist. Wie sonst könnte man sich plötzlich diesen Artikel erklären? Und das alles wegen der Kuhjungen Story. Was so eine Story nicht alles auslösen kann. Ich lach mich tot. :lol:
#72 McEL 2011-02-26 14:50
Zitat:
Was sind "suboptimale Kurzgeschichten"?
Ganz subjektiv und nur nach meiner persönlichen Meinung nach ist "suboptimal" in der Literatur (egal ob Kurzgeschichte, Roman oder Gedicht etc.) eine Geschichte (kurz oder lang), die:

- in schlechtem Stil geschrieben ist (Wortwahl, Wiederholungen etc.)

- über ein erträgliches Maß (= für mich höchstens 2) hinaus Klischees enthält (auch Wortklischees z. B. "jungenhaftes Grinsen", "wahnsinnige Angst" etc.)

- ein altes Thema ohne neue Wendungen wiederkäut (z. B. der X. Aufguss von Teenie-Vampir-Romanzen)

- langweilig geschrieben ist (= keine der mindestens 8 verschiedenen Formen zur Erzeugung von Spannung enthält) und/oder sich in für die Story/Szene unpassenden langatmigen Beschreibungen ergeht

- sachliche Fehler enthält (= mehr als einen)

- in der Handlung logische Brüche enthält

- keine Kernaussage enthält (= den Leser am Ende mit dem Fragezeichen stehen lässt "Und was wollte der Autor mit dieser Geschichte ausdrücken/uns sagen/was sollte das Ganze?")

- und ein überdurchschnittliches Maß an Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichenfehlern enthält.

Kurzum: Eine Geschichte, bei der man merkt, dass der Autor/die Autorin das Handwerk des (Geschichten-)Schreibens nicht (oder nicht ausreichend) beherrscht und auch die deutsche Sprache (Rechtschreibung etc.) nicht zu seinen/ihren Busenfreundinnen gehört.
Das trifft nach meinem Empfinden (sorry, JeromeArn!) vollkommen auf z. B. "Kuhjunge" zu.

Aber wie hier schon jemand sagte: Es bleibt mir immer die Option, solche Geschichten NICHT zu lesen. ;-)

Ich finde es allerdings insofern gut, dass der Zauberspiegel auch solchen Geschichten (ab und zu!) ein Forum bietet, denn nur im Dialog mit den Lesern kann ein Autor durch entsprechende Rückmeldungen lernen und sich weiterentwickeln. Dabei sollte aber unbedingt die Form der SACHLICHEN Kritik gewahrt bleiben! = Konkret sagen, was warum (mir!) nicht gefällt. Alles andere ist destruktives Verreißen, das dem Autor nicht weiterhilft.
Kleines Anekdötchen:
Mir hat mal ein Zuhörer nach einer Lesung vor aller Öffentlichkeit gesagt: "Also, Ihr unsägliches Machwerkwerk haut nun wahrlich niemanden vom Hocker." Ich frage mich heute noch, ob der Typ mir igendwas damit sagen wollte, außer dass ihm der Roman nicht gefallen hat. Meine Antwort: "Sie haben recht. Das ist ein Machwerk, da ich und der Verlag es gmacht haben. Vom Hocker hauen will ich damit auch niemanden, erst recht nicht meine Leser, weil Hauen immer so scheußlich weh tut. Lediglich dem 'unsäglich' muss ich widersprechen, denn man könnte eine Menge darüber sagen." - Was der Typ aber nicht mehr tat, denn dafür fehlten ihm offenbar die Worte :P
#73 karl 2011-03-01 07:37
zitiere Carn:
Sich darüber aufzuregen, unter welchen Bedingungen die Konkurrenz arbeitet oder veröffentlicht, ist m.E. eher ein schwaches Bild.

Das wirft nicht nur ein schwaches Bild, das ist eigentlich ganz schlechter Stil. Der Blog des Chefredakteurs des Geisterspiegels und die permanenten Schmähartikel und Spottbeiträge über diverse Mitarbeiter vom Zauberspiegel machen mir den Geisterspiegel total unsympathisch.
Wie arm ist das denn, wenn man wie ein sabbernder und geifernder Zombie immer wieder und jahrelang mit erhobenem oder ausgestrecktem Zeigefinger durch die virtuelle Welt stapft und dauernd jammert: "Der Horst Hermann hat, der Horst Hermann macht, der Horst Hermann tut..."
Die Geisterspiegler sollten sich lieber auf ihre eigene Geisterspiegel-Seite konzentrieren und durch ausgezeichnete und glänzende Artikel die Leser scharenweise zu sich holen. Scheint aber aus irgendwelchen Gründen nicht so wirklich zu gelingen...
#74 Harantor 2011-03-01 08:55
Das ist doch ein passendes Schlusswort zum Thema Geisterspiegel und diesen Leitartikel. Bitte kehrt zu Kuhjungen zurück...

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