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Around The Corner - Eine nicht weit entfernte Zukunft, ein Jäger, viele Fragen

Around The CorberEine nicht weit entfernte Zukunft, ein Jäger, viele Fragen
Urasawa x Tezuka: Pluto

Vor nicht allzu langer Zeit kam in die Kinos ein Animationsfilm, der bei den Kritikern durchwachsen angekommen ist: Astro Boy. Doch Astro Boy kam nicht einfach aus dem Blauen heraus, sondern ist eine Kreation einer nicht unwichtigen Persönlichkeit der Manga-Welt und inzwischen eine Ikone.

 

Osamu TzukaDer Gott des Manga
Osamu Tezuka ist der Vater von Astro Boy, Black Jack, Kimba dem weißen Löwen, Phoenix und noch sehr vielen mehr.

Seine Adaptionen umfassen auch Werke wie Faust und Metropolis*.

Nicht umsonst trägt er den Beinamen „Vater des modernen Manga“. Sein Schaffen beeinflusste den Manga in der Nachkriegszeit entscheidend. Weiterhin gab er der Welt Figuren, die noch in  der heutigen Zeit geläufig und nicht mehr weg zu denken sind. Wie eben Astro Boy.

Geboren in den späten 1920er Jahren verstarb Tezuka allerdings im Jahr 1989. 15 Jahre später erscheint ein neues Werk, das seinen Namen auf dem Titel trägt. Was ist geschehen?

Naoki UrasawaHuman-Clad Monsters
2002 bis 2006 erschien in Deutschland eine Manga-Serie, die der Allgemeinheit zeigte, dass das Manga-Genre auch mehr kann als nur bunte Karies verdächtige Geschichten zu erzählen.

Naoki Urasawas Monster-Serie tauchte tief in die menschliche Psychologie und deren möglichen Abgründe.**

In einem interessanten Twist der Geschichte ist es nun so, dass Urasawa u.a. bereits zweimal mit dem anerkannten Osamu Tezuka Kulturpreis (u.a. für Pluto) ausgezeichnet wurde.

Das Jahr 2003
Astro BoyVor mehr als 50 Jahren schrieb Tezuka, dass der 7. April 2003 der Geburtszeitpunkt von Astro Boy wäre. Der Beginn der Zukunft. In jenem Jahr war es auch, dass ein Zeichner, ein Redakteur und ein Produzent eine sehr interessante Idee äußerten.

Basierend auf der Manga-Story Arc „Der größte Roboter auf Erden“ aus Astro Boy wollte man der dortigen Figur, dem deutschen Roboter-Inspekteur Gesicht, eine eigene Geschichte geben. „Pluto“ nahm seinen Anfang.

Der Gott des Todes
Es ist eine friedliche Welt. Menschen und Roboter leben ohne Auseinandersetzungen zusammen. Doch dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Jemand eröffnet die Jagd auf Roboter und auch Menschen, oder ist es doch ein „Es“, ein Roboter?

Undenkbar, ist es Robotern doch unmöglich, Menschen ein Leid zu tun. Bis auf jenen Fall der acht Jahre zurück liegt als ein Roboter aus immer noch unerklärlichen Gründen einen Menschen tötete.

Nach den Morden bleiben an den Köpfen der Opfer geweihähnliche Anordnungen zurück. Oder sind es doch Hörner?

Der in Düsseldorf stationierte Gesicht wird mit der Aufklärung des immer komplexer erscheinenden Falls beauftragt. Bald muss er jedoch erkennen, dass auch er Gefahr läuft ein Opfer zu werden. Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Pluto„Weitere sechs werden ihm folgen!“
„Pluto“ gehört zu der Art von Geschichten, die sich langsam anschleichen. In ruhigen langsamen Bildern beginnt sich die Geschichte vor dem Zuschauer zu entfalten.

Wir lernen Gesicht kennen, einen stoischen ruhigen Beamten, der gewissenhaft beginnt, den Spuren, die sich im präsentieren, nach zu gehen. Gesichtszüge, die sich kaum regen und doch mit der kleinsten Veränderung alles ausdrücken, was man wissen muss.

Wir erfahren, das Roboter auf ähnliche Weise zu Gefühlen fähig sind. Auch wenn sie diese nicht wirklich ausdrücken können.

Ausdruck findet dies in zwei sehr starken Szenen. Die erste findet sich relativ am Anfang, als Gesicht einer Frau mitteilen muss, das ihr Mann im Dienst sein Ende gefunden hat. Die Frau ist ein Robotermodell eines älteren Typs und hat ein vollständig unanimiertes Gesicht. Nichts regt sich darin als Gesicht ihr die traurige Nachricht überbringt und doch in der Art und Weise der Komposition der Seite, der Aneinanderreihung ihrer sich nicht veränderten Miene wird soviel Traurigkeit übertragen, dass dem Leser schwer wird ums Herz.

Die zweite Szene ist relativ spät und erzählt die Geschichte des Roboters North Nr. 2, einem Kampfveteranen, der als Diener für einen alten Komponisten eingestellt wird. North hat einen Traum: Klavierspielen lernen. Während er spielt, begegnet ihm in seinen Gedanken seine eigene Vergangenheit und tritt in totalen Gegensatz zu dem, was er sucht: Frieden und vielleicht sogar das Vergessen, auf seine Weise.

Auf eine unaufdringliche Art und Weise werden wir teil der Zukunft, die sich die Autoren ersonnen haben. In kleinen Details, in Dingen, die wir heute bereits nachvollziehen können.

Wir werden teil der Emotionen, die die Figuren haben, fühlen mit ihnen, folgen ihnen.

Schon seit langem haben ich keinen Manga mehr gelesen, der mich sofort so in seinen Bann gezogen hat, und der auch in manchen Stellen seitenweise einfach nur durch seine Bilder die Geschichte weitererzählt.

Wir wissen nicht wohin die Geschichte führt, wer der Mörder ist oder was er beabsichtig. Es gibt erste Hinweise auf mögliche Zusammenhänge, mehr nicht. Wir sehen, dass Dinge wahrscheinlich nicht so sind, wie sie zu seinen scheinen, u.a. vielleicht auch mit Gesicht.

Und doch ist es eine Erzählung, die einen von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht und bei der man am liebsten den nächsten Band in die Hände nehmen möchte.

Wenn man Urasawas bisherigen Geschichten folgt, weiß man nur eines: Es wird noch viel düsterer werden.

Uneingeschränkt zu empfehlen.

PlutoBibliographie
Pluto
Autor: Naoki Urasawa / Osamu Tezuka
Bände (bisher): 2 (mit 8 Bänden abgeschlossen)
Verlag: Carlsen Manga


* Es ist anzumerken, dass es keine genaue Adaption ist, sondern nur einige Parallelen aufweist. Erschien unter dem Namen „Robotic Angel“ in Deutschland bei Sony Home Pictures.

** Inzwischen ist die Serie in Deutschland leider bereits vergriffen, Möglichkeiten sind hier wieder wie immer Ebay und Amazon Marktplace bzw. Import als englischsprachige Ausgabe.
 
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