Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Schicksal

Star Trek bei Cross CultSchicksal

Wenn man über „Star Trek“ spricht, ist man schnell bei den Borg. Einst wurden sie in „Next Generation“ eingeführt, sorgten dort für einige beachtliche Folgen, dann sorgten sie für den bis vor kurzem erfolgreichsten „Star Trek“-Kinofilm und wurden später bei „Voyager“ als tägliche Bedrohung etwas überstrapaziert. Schwärmen „Star Trek“-Fanzines, Bücher oder Fans von der guten Zeit, wo „Star Trek“ seinen Höhepunkt erreicht hat, ist das häufig der Moment, als man die Zuschauer von „Next Generation“ im Staffelfinale der dritten Staffel Locutus von Borg, zuvor Picard, präsentierte. Der Cliffhanger, damals noch nicht Standard, sorgte für einen Sommer voller Spekulationen und machte die Borg als gefürchtetsten Gegner der Föderation populär.

 

In der Tat sind die Borg einer der gemeinsten Gegner, die man sich vorstellen kann. Anstatt ihr Gegenüber zu töten, assimilieren sie es. Es wird dadurch zu einer Maschine ohne Willen, die nur den Befehlen des Kollektivs beziehungsweise der Königin gehorcht und der Tod daneben wie eine Gnade wirkt. Durch den Assimilationsvorgang akkumulierten die Borg über die Zeit immer mehr Wissen, sodass sie extrem mächtige Schiffe haben. Zu allem Überfluss können sie sich auch noch jeder Waffe nach einer Weile anpassen, sodass man höchstens zwei bis drei Schuss hat, bevor die Waffe wirkungslos ist.

Die Borg entstammen dem Delta-Quadrant. Dort haben sie bereits eine Reihe von Völkern vernichtet und breiten sich immer weiter aus. Ihre Technologie ist der der Föderation bei weitem überlegen, die Menschen und ihre Verbündeten müssen daher in stetiger Furcht vor einem Angriff der Borg leben.

Unrealistische Strategie
In „Next Generation“ und im Kinofilm „Der Erste Kontakt“ konnte man miterleben, wie die Föderation erhebliche Schwierigkeiten hatte, jeweils ein Borg-Schiff, sogenannte Kuben, zurückzudrängen. Diese Kuben sind riesig und schwer zu zerstören. Es lag also die Vermutung nahe, dass die Borg eine ganze Weile brauchen, bis sie sich von solche einem Schlag erholt haben. Die Serie „Voyager“ widerlegte das. Im Deltaquadrant schwirren hunderte Kuben herum. Warum also kommen die Borg nicht einfach mit mehr als einem Kubus? Da die Föderation schon mit einem Schiff Schwierigkeiten hatte, dürften vier bis fünf Kuben ja ausreichen, um ganze Armaden zu zerstören.

Destiny 1 - Götter der NachtIm Finale von „Voyager“ wurde das Transwarpnetzwerk der Borg zerstört. Die Borg wurden dadurch der Möglichkeit beraubt, schnell von einem Ort zum anderen zu wechseln. Doch die Zerstörung erwirkte auch ein Umdenken bei den Borg. Bereits in Widerstand musste Picard feststellen, dass die Borg sich nun dafür entschieden hatten, Föderationsmitglieder nicht mehr zu assimilieren: Sie wurden einfach getötet. Dieser erste Versuch wurde in Widerstand und Heldentod noch abgewehrt. Wohlbemerkt unter hohen Kosten, denn Admiral Janeway wurde dabei assimiliert.

Doch dieser Angriff bestand wieder einmal nur aus einem einzigen Kubus. In der Destiny-Trilogie greifen die Borg an. Nicht nur mit einem Kubus, auch nicht mit fünf bis sechs, sondern mit so ziemlich allem was sie haben. Im Verlauf der Trilogie kommen Armaden von bis zu 7 000 Borg-Kuben in den Föderationsraum. Alles Schiffe, die niemanden assimilieren,sondern ganze Planeten in Müllhalden verwandeln. Die Borg verfolgen also endlich eine realistische Strategie, auch wenn sie nicht zum Wohle der Föderation ist.

Schicksalsfügungen

Dennoch kommt die Trilogie ohne eine endlose Folge von Schlachten aus. Stattdessen werden angenehm viele Nebenhandlungen eröffnet. Drei Schiffe, die Enterprise unter Picard, die Titan unter Riker und die Aventine unter Capain Dax, tragen den größten Teil der Handlung. Dazu kommen einige Szenen aus der „politischen“ Ecke der Föderation, dem Präsidentenpalast in Paris und einige Szenen über prominente Opfer der Borg-Invasion. Gerade im ersten Buch sorgen die Borg für das, was sie am Besten können: Ein Gefühl der Bedrohung.

Denn „Star Trek“ war nie die Serie für große Schlachten. Und auch die Borg-Schlachten selbst waren nie etwas ganz besonders außergewöhnliches. Stattdessen war es das Gefühl, dass jeder jederzeit assimiliert werden könnte, was die Borg so spannend machte. Und auch die Tatsache, dass es bei einem wirklichen Angriff der Borg, keine Hoffnung mehr gibt, hatte einen gewissen Reiz. Hier ist nun also der „wirkliche“ Angriff der Borg und dennoch versuchen die bekannten Charaktere Hoffnung zu verbreiten.

Destiny 2 - Gewöhnliche SterblicheEine Handlungsebene kommt noch dazu. Erika Hernandez, Captain der Columbia NX-02, einem Schwesterschiff von Archers NX-01, gerät während des romulanischen Krieges in ein wildes Feuergefecht, aus dem sie sich nur mit Mühe und Not retten kann. Die Crew erreicht einen Planeten, der ungünstigerweise von einem extrem mächtigen Volk bewohnt wird. Die Caeliar sind quais unsterblich und technisch sogar noch weiterentwickelt als die Menschheit des 24. Jahrhunderts. Diese Handlungsebene empfand ich als, um es kurz zu sagen: Langweilig. Gleichzeitig lässt sich aber auch schon relativ schnell erahnen, wie das Borg-Problem denn gelöst werden könnte.

In gerade einmal drei Bänden erzählt „Destiny“ so tatsächlich eine Story, die enorm von Schicksalsschlägen beeinflusst ist. Die große Leistung David Macks ist es dabei, eine gelungene Ballance aus Schlachten, Charakterszenen und politischen Spielchen zu kreieren.

Warum sollte man Destiny lesen?
Es ist klar, dass die Borg besiegt werden. Ansonsten könnte es ja überhaupt keine weiteren „Star Trek“-Romane geben. Es soll hier nicht verraten werden, wie das geschieht. Aber es soll verraten werden, warum man an der „Destiny“-Trilogie eigentlich nicht herumkommt.

  • Endlich erlebt man die Borg komplett in Aktion. Ihr ganzes Drohpotential wird auf einmal entfaltet.
  • Wer sich schon immer gefragt hat, wie die Borg eigentlich entstehen konnten, bekommt hier eine Antwort.
  • Wer einen der folgenden Romane aus den Serien „Titan“, „Next Generation“, „Voyager“ oder „Typhon Pact“ lesen möchte, sollte sich das nötige Vorwissen in „Destiny“ aneignen, denn diese Trilogie verändert überraschend viele Grundlagen der Serie.
  • Wer „Die Gesetze der Föderation“ für einen bemerkenswerten „Star Trek“-Roman hielt und sich über die politischen Elemente freute, bekommt hier gerade im dritten Band Entwicklungen präsentiert, die die Arbeit von Präsidentin Bacco nachhaltig beeinflussen werden
  • Und abgesehen davon, erzählt „Destiny“ einfach eine überraschend gute Story.

Nicht wie es passiert, sondern wie es erzählt wird, ist wichtig

Natürlich hat die Trilogie Schwächen. Gerade die Handlung um Erika Hernandez ist streckenweise etwas zu übersinnlich für „Star Trek“. Außerdem lässt sich schnell erahnen, wie die Borg denn nun besiegt werden. Aber darauf kommt es David Mack auch nicht an. So ist es eher eine Frage der Zeit, als eine Frage der Mittel.

Destiny 3 - Verlorene SeelenKritisch zu sehen ist in gewisser Weise auch die Verlustliste. War es wirklich nötig, viele Kernplaneten der Föderation und des klingonischen Imerperiums zu Staub zu schießen?

Hier tritt nämlich der Effekt auf, den Massenschlachten oft aufweisen: Einer stirbt – Tragödie, ein Schiff explodiert – Drama, eine Flotte wird vernichtet – Pech, eine Reihe von Planeten wird vernichtet – und?

Je größer die Verlustliste, desto geringer die persönliche „Bindung“ zu den Opfern. Mach versucht das noch dadurch auszugleichen, dass er immer mal wieder den Verlust von Angehörigen einiger prominenter Charaktere beschreibt. Dennoch stumpft man auf Dauer gegenüber den immer größeren Zerstörungen ab.

Insgesamt überwiegen bei „Destiny“ aber sicherlich die spannenden Elemente. Sicherlich ist „Destiny“ kein philosophisches Großereignis, Technogebabbel findet man ebenfalls eher selten. Trotzdem ist die Dialogquote für die Art der Handlung angenehm hoch und David Mack verpasst den Borg einen würdigen letzten Auftritt.

Kommentare  

#1 Andrew P. Wolz 2011-02-26 00:43
Die Borg waren damals der erste richtige Höhepunkt der Next Gen. Meiner Meinung nach waren sie nicht "der" Höhepunkt, sondern vielmehr der Durchbruch dieser Serie, ab dem sie sich etabliert und emanzipiert hatte. Es folgten noch viele tolle Episoden. insofern ist es ein bisschen schade, dass sie oft auf die Borg reduziert wird. Es ist auch schade, dass außer FIRST CONTACT es kein Spielfilm geschafft hat, ohne die Borg die Stärken der Serie in einen guten Film zu wandeln. Spätestens mit Voyager war das Besondere dieses Gegners dann ausgereizt. So gut die hier genannten Bücher also sein mögen, ich möchte nicht schon wieder was über die Borg lesen. Ich habe lange keinen Next-Gen-Roman mehr gelesen. Auch wenn das viele anders sehen werden, aber sollte ich mal wieder nach einem Next-Gen-Roman greifen, so wird er sicher nicht die Borg zum Thema haben.
#2 Pisanelli 2011-02-26 09:17
Habe letztens die Folge wieder gesehen, wo die Borg zum erstenmal auftauchen. Habe ganz vergessen, dass es Q war, der den ganzen Schlamassel gestartet hat und dass es seine Schuld war, dass die Borg überhaupt auf die Menschheit aufmerksam wurde. Ich fand die Borg ein superstarkes Element der Serie und ich fand es eine brillante Idee bei STV, dann in Form von "Seven" darzustellen, wie ein Borg nach Jahrzehnten wieder "zurückkommt". Toll fand ich auch, als man bei STV schaffte, einen noch stärkeren Gegner als die Borg zu kreeiren und tatsächlich ein - wenn auch sehr kurzweiliges - Bündnis mit den Borg. War die absolut beste Doppelfolge, die ich überhaut jemals bei Star Trek gesehen habe.
Aber es stimmt schon, das Thema war dann irgendwann so ausgequetscht, dass man es irgendwann über hatte. Trotzdem, für den Erfolg der Serie waren die Borg ganz klar mit maßgeblich.
#3 karl 2011-02-26 10:44
Die "Destiny"-Trilogie war wirklich geil.
Die erfolgreiche Trek-Geschichte geht in Buchform weiter. Und andere Autoren räumen jetzt das Chaos im Quadranten auf, das mit der Invasion der Borg hinterlassen wurde.

400 Seiten "Einzelschicksale" in zwei Tagen. Ich konnte den Roman nicht mehr weg legen.

Das politische Karussell dreht sich und bewegt sich. Ist sicher nicht jedermanns Sache, wie die Präsidentin der Föderation nun ihre Schäfchen beisammen halten muß und andere das ganze Desaster zum munteren Intrigenspiel benutzen.

Und am Ende des Romans "Einzelschicksale" wird noch ein Cliffhanger gelegt, der sich gewaschen hat.



Wer sich das entgehen lässt, dem entgeht was.
#4 Larandil 2011-02-26 12:30
zitiere Pisanelli:
Habe letztens die Folge wieder gesehen, wo die Borg zum erstenmal auftauchen. Habe ganz vergessen, dass es Q war, der den ganzen Schlamassel gestartet hat und dass es seine Schuld war, dass die Borg überhaupt auf die Menschheit aufmerksam wurde.

Sorry, Pisanelli - aber das stimmt so nicht. Am Ende der ersten Staffel gab's die Episode "Die Neutrale Zone", in der die Enterprise das spurlose Verschwinden mehrerer Außenposten untersuchen sollte - und auf Romulaner stieß, die dem gleichen Phänomen auf der Spur waren - oder jedenfalls behaupteten sie das. Die Borg waren also anscheinend schon da und hatten ein paar Proben gezogen; Q tat der Föderation demnach sogar einen Gefallen, indem er ihnen die Natur ihres nächsten großen Problems offenbarte ...

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.