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John Sinclair revisited: Am Ende des Schreckens - Versuch einer abschließenden Wertung -

John Sinclair revisitedAm Ende des Schreckens  
- Versuch einer abschließenden Wertung -

Genau 20 Romane habe ich im Rahmen dieser Artikelserie gelesen und rezensiert. Von diesen zwanzig Romanen konnte man zwei als annehmbar und einen als stellenweise gelungen bezeichnen. Der Rest war schlecht bis unterirdisch. Müsste ich es in Schulnoten ausdrücken, hätten wir somit einmal die Note befriedigend, zweimal ausreichend, fünfzehn Mal mangelhaft und zweimal ungenügend. Das ist kein gutes Ergebnis.

 

Stefan RoijnIch habe versucht, so neutral und objektiv wie möglich zu werten und zu urteilen, habe mich darum bemüht, jedem Roman etwas Gutes abzugewinnen. Und das fiel mir nicht einmal schwer, denn gute Ansätze gab es in fast jedem Roman. Dabei zeigte sich schnell, dass diese meist zu Beginn, also auf den ersten zwanzig Seiten zu finden sind. Das mag Rückschlüsse auf die Arbeitsweise des Autors zulassen, womit man zwar vorsichtig sein sollte, aber in diesem Fall könnte es zutreffend sein, da nicht nur die inhaltlichen Fehler meistens ab der Mitte des jeweiligen Romans vermehrt auftauchen, sondern auch das sprachliche Niveau mit zunehmender Seitenzahl immer tiefer abgleitet.

Zwar kann diese Arbeitsweise nicht so aussehen, dass der Autor die Romane in einem Rutsch herunter schreibt, das schafft wohl selbst ein Jason Dark nicht, allerdings scheint seine Motivation anfangs immer deutlich höher zu sein, als zum Ende hin.

Das erkennt man auch daran, dass der Handlungsaufbau anfangs oft stimmig und in sich schlüssig erscheint, worauf sich im Mittelteil plötzlich ein riesiges Luftloch auftut und über zig Seiten gestreckt wird, bis der Leser schließlich auf den letzten zehn Seiten im Hauruckverfahren den Showdown serviert bekommt.

Ein Exposé scheint es nicht zu geben, manche Hefte machen den Eindruck, als gäbe es nicht einmal einen groben Handlungsentwurf. Dark hat eine Idee und schreibt drauflos. Manchmal hat er auch keine Idee und schreibt dennoch drauflos, weil er es ja muss (siehe „Der Mörderengel“).

Über die sprachlichen Mängel ist hier ja schon viel geschrieben worden und ich möchte es jetzt nicht nochmal durchkauen. Nur so viel: Der Autor könnte (im Rahmen seiner Möglichkeiten) noch immer recht gut schreiben, wenn er denn wollte, bzw. die Zeit dazu hätte. Selbst die vielgescholtenen Dialoge sind nicht immer schlecht oder gestelzt. Das lässt sich anhand beinahe jedes Romans ganz eindeutig feststellen. das Problem ist halt nur: Die Serie erscheint nach wie  vor wöchentlich und der Autor schreibt sie nach wie vor allein. Das fordert seinen Tribut. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass oft ausgerechnet die eher banalen Szenen gut geschrieben sind, während man die Action- und Schlüsselszenen (etwa Gespräche mit dem Gegner) meist einfach nur als grottenschlecht bezeichnet muss.

Nun ja, letzten Endes muss natürlich jeder selbst wissen, was er liest, aber was mich betrifft, so kann ich abschließend sagen, dass die John Sinclair – Serie, so wie sie sich heute präsentiert, zum schlechtesten gehört, was ich je gelesen habe.  

Somit hat sich der Eindruck, der mich vor 25 Jahren dazu bewogen hat, der Serie den Rücken zu kehren, erneut bestätigt und es hat sich gezeigt, dass sich – abgesehen von den „guten Phasen“ - seitdem weder sprachlich noch inhaltlich etwas geändert hat. Die einzige erkennbare Veränderung ist das nahezu völlige Fehlen eines Serien - Backgrounds. Aber ein solcher müsste natürlich ausgearbeitet und ausgebaut werden und wer sollte das machen?

Hiermit endet also nun mein Projekt. Und auch wenn es den einen oder anderen vielleicht wundern wird, so werde ich der Serie sicher nicht für immer den Rücken kehren.

Denn eines muss man dem Autor bei aller Kritik lassen: Mögen die Romane selbst auch noch so dürftig gewesen sein, was die Themenauswahl angeht, so mangelte es immerhin nicht an Abwechslung. Dark hat tatsächlich auch heute noch neue Ideen, und wenn auch die Umsetzung meist zu wünschen übrig lässt, so kann man zumindest nicht behaupten, es würden immer die gleichen Gegner auftauchen.  

Somit konnte ich am Ende doch noch etwas Positives sagen. Und wer weiß, vielleicht stehe ich eines Tages wieder vor einem Sinclair – Heft und erliege erneut der Verlockung jener magischen Farben…

Stefan Robijn

Kommentare  

#1 Laurin 2010-01-06 02:01
Eigendlich wünscht man sich ja, daß es mit der Serie wieder bergauf gehen möge, Potential ist ja allemale vorhanden. Und wie ich es ja schon an anderen Stellen gesagt habe, glaube ich, daß dies nur möglich ist, wenn die Serie (zumal mit wöchendlicher Erscheinungsweise) nicht nur von JD alleine geschultert würde. Dabei dürfte JD durchaus federführend agieren! Auf der anderen Seite kann die Hinzunahme von zwei bis drei weiteren Autoren durchaus gegenseitig befruchtend sein.
Ich glaube aber auch mal das dies nicht nur von JD abhängt, sondern auch vom Verlag (Bastei). Zur Zeit jedenfalls macht der Verlag hier keine Anstalten, etwas zur Veränderung beizutragen und damit läßt man gegebenenfalls sehenden Auges eine Serie und ihren Schöpfer langsam ausbrennen wie eine Sternscnuppe! :sad:
#2 AltesEisen 2010-01-06 03:27
Schade das du aufhörst. Ich fand deine Artikel wirklich toll, aber ehrlich gesagt kann ich dich verstehen. Qualität sucht man fast vergeblich bei John Sinclair.

Ich fühle mich durch deinen Artikel bestätigt seit bald 20 Jahren keinen Sinclair mehr angefaßt zu haben. Dabei ist es wirklich schade was aus der Serie geworden ist. Wenn ich da an früheren Zeiten denke, vor allem an den Schwarzen Tod, Asmodis,Asmodina, oder Lilith und dem Spuk(Großen Alten). Oder als Bapometh seinen Einstand in der Serie feierte. Ich kann mir auch nicht genau erklären wieso das so gekommen ist, denn Jason Dark hat ja gezeigt das er es auch deutlich besser kann.

Aber scheinbar gibt es noch genügend Leser die daran ihren Spaß haben. Naja, ich kann mir das jedenfalls nicht mehr antun. Ob mehr Autoren John Sinclair neu beleben könnten, durchaus möglich. Aber wenn Bastei noch mit den Zahlen zufrieden ist(?), werden sie einen solchen Schritt kaum gehen.

Gruß

Mike
#3 Cartwing 2010-01-06 08:13
Neue Autoren könnten die Serie beleben, oder aber ihr mehr schaden als nutzen (siehe Zamorra).
Ich würde vermuten, dass man, falls Rellergerd aufhört, einfach mit dem jetzigen Konzept weitermacht. Das heißt, es wird weiterhin größtenteils Einzelromane geben, nur dass diese dann von mehreren Autoren geschrieben werden. Somit könnte dann auch noch der letzte Ansatz eines roten Fadens (etwa die Bezugnahme auf den vorigen Fall) verschwinden.
Dass man sich die Mühe machen und einen Koordinator, bzw. Exposeautor einsetzen würde, glaube ich eher nicht.

Mike: Danke für das Lob. Zwischendurch werde ich mir sicher mal wieder den einen oder anderen JS vornehmen.
#4 Lobo 2010-01-07 02:05
Gute Ansätze in Ehren und natürlich auch die Nostalgie, die mitschwingt, wenn der Name "John Sinclair" erklingt, aber wirkliche Qualität lässt sich einfach nicht erzwingen oder "erhoffen".

Da augenscheinlich neue Impulse in der Serie fehlen und man nicht gewillt ist, sie so einfach "sterben" zu lassen, wäre eine Erweiterung des Autorenteams (auf vielleicht zumindest zwei oder drei) eine denk- und eventuell sogar dankbare Alternative.

Bei Maddrax klappt es gut und, allen Unkenrufen zum Trotz, m. E. bei Zamorra ebenfalls.

Ein straffes Regiment (man möge mir diesen militärischen Ausdruck verzeihen) und eine ebensolche Planung könnten Wunder wirken.

Könnte natürlich auch das Gegenteil bewirken ... obwohl ... schlimmer als jetzt gehts wohl nimmer, wie?

Naja, jedenfalls gute Arbeit! Hervorragende Artikelreihe Cartwing.
Bin gespannt, was als nächstes von Dir kommt. ;-)
#5 Cartwing 2010-01-07 08:07
Danke, Lobo. Als nächstes... hm, generell hätte ich Lust und Interesse an einem ähnlichen Projekt.
Das würde sich dann "Zamorra revisited" schimpfen. In dem Fall wären es halt "nur" 10 Jahre nach dem Ausstieg.
Aber da es hier schon einen (sehr guten) Zamorra- Kolumnisten gibt, steht das erst mal nicht zur Debatte.
#6 Laurin 2010-01-07 14:00
#3 Cartwing:
Also, ich sehe das etwas wie Lobo, alles ist besser als das was wir im Moment geboten bekommen. Natürlich kann es schief gehen mit mehreren Autoren (aber läuft ohne nicht gerade auch jede Menge schief? :o ), aber es könnte die Serie auch beleben. Und wie gesagt, JD könnte durchaus das ganze Koordinieren, Ideen hat er ja, daß spricht ihm hier ja keiner ab (ist nur eben die Umsetzung wo es anfängt zu holpern :sigh: ), auch wenn seine Dämonen ein "buntes Häufchen" sind :lol: .
#7 Frank Rieger 2010-01-07 21:46
Danke Cartwing für die JS Artikel. Ich fand sie objektiv und wenn subjektives mitschwang dann doch eher aus Entäuschung eines ehemaligen Lesers.
Darin konnte ich mich gut wiederfinden und ich weiss jetzt warum ich JS gerne las und nochvielmehr warum jetzt nicht mehr.
Und ich würd mich "saumässig" freuen auf ein Zamorra revisited :lol:
Sag mal... aus wievielen anderen Heftserien bist Du denn noch so ausgestiegen ;-)
#8 Harantor 2010-01-07 22:01
Zitat:
Und ich würd mich "saumässig" freuen auf ein Zamorra revisited :lol:
Da müssen wir mal anfangen nachzudenken, ob und wie das zu realisieren wäre. Also werden wir mal intern die Köpfe zusammenstecken, ob es einen Sinn ergibt neben Mikes Zamorra-Kolumne auch noch eine "Revisited"-Reihe zu installieren. Reizvoll ist der Gedanke schon, denn Stefan würde mit ganz anderen Augen als Mike an die Sache rangehen.

Leider ist es nicht wichtig aus wievielen Serien Stefan ausgestiegen ist, wenn diese nicht mehr laufen und somit "revisited" werden können. :-*
#9 Frank Rieger 2010-01-07 22:17
Zitat:
Leider ist es nicht wichtig aus wievielen Serien Stefan ausgestiegen ist, wenn diese nicht mehr laufen und somit "revisited" werden können.
ups. Da hast Du natürlich recht.
Ach wär das schön wenn es gerade "der Hexer Nr. 666 oder Dämonenkiller 899 am Bahnhofskiosk geben würde oder, oder, oder...
Aber wenn ich grad daran denke... weiss jemand warum eigendlich Hohlbeins Hexer damals eingestellt wurde? Ich hatte damals das Gefühl, dass die Verkaufszahlen nicht der Grund dafür waren aber ich bin ja auch nur ein kleiner Konsument :sigh:
#10 Laurin 2010-01-08 00:26
Also in der Machart sehe ich nicht,wo sich in Sachen Zamorra da etwas beißen sollte. Mikes Kolumne baut ja zur Zeit auch sehr stark auf die Hintergründe in der Serie und deren Figuren auf, da könnte eine kritische Betrachtung der Romane/Autoren (aktuell)
durchaus ergänzend sein. Schon die Herangehensweise ist ja grundverschiedener Art.
#11 Norbert 2010-01-08 01:59
Der Zufall will es, dass ich in den letzten Monaten auch den einen oder anderen Sinclair gelesen habe. Ich kann Deinem Fazit nur zustimmen. Ich habe das Ganze immer mit deutlich herunter geschraubten Erwartungen gelesen und wurde dementsprechend nicht enttäuscht. Immerhin schreibt Rellergerd wieder etwas bodenständiger und hat sich von der Seuche entfernt, Ereignisse von einer Minute über 3 - 5 Seiten zu schildern. Abstriche muss man auch deshalb machen, weil er eben den ganzen Kram allein schreibt und schlicht keine Zeit hat, um filigraner zu schreiben oder die Stoffe vernünftig auszuarbeiten. So muss er eben das zu Papier bringen, was ihm sekundär gerade in den Sinn kommt.
Er ist routiniert genug, um nicht den Faden eines kontinuierlichen Handlungsverlaufs zu verlieren, aber leider wirken viele Sequenzen dann doch überflüssig. Er muss sie aber bringen, da er eine bestimmte Seitenzahl zu erfüllen hat. Ich habe ein wenig Mitleid mit dem Mann, denn wie Du richtig schreibst, sind seine Ideen zuweilen gar nicht so schlecht.
Ob zusätzliche Autoren etwas bringen? Es ist fraglich, ob der gemeine Leser, der Sinclair heutzutage frequentiert, es wirklich anders haben will. Und wenn die Serie wirklich neue Leserschichten erobern soll/will, dann müsste ein radikaler Umbruch her. Aber mal ehrlich: wozu? Ich gönne es Rellergerd, dass er sein "Baby" noch immer schreiben kann. Und wenn er irgendwann aufhört, dann sollte auch Scotland Yard den guten alten John noch einmal befördern und in den Ruhestand schicken - und sich vielleicht nach einem neuen Mann umsehen.
#12 Cartwing 2010-01-08 08:22
Schönes Schlusswort, Norbert. Ich könnte jetzt noch widersprechen, was das Verlieren des Handlungsfadens betrifft, aber nun ja, lassen wir es einfach bei dem bisher gesagten und geschriebenen bewenden.

Zum Thema Zamorra: Das würde ich natürlich nicht ohne eine Zustimmung von Mike machen wollen. Immerhin hat auch er Rezensionen angekündigt.
Aber das klären wir dann, wie Horst schon sagte noch intern
#13 AltesEisen 2010-01-08 13:04
Man sollte bedenken das ich ja zweierlei mache beim Zauberspiegel. Einmal die Rückschau, in welcher ich dann verschiedene Handlungsebenen und Charaktere betrachte, unabhängig von der aktuellen Handlung. In der Kolumne geht es um den momentanen Kurs und um etwaige Widersprüche zum Serien Kosmos etc. Insofern stellen sich auch meine Betrachtungen zu den aktuellen Romanen so dar(die übrigens aufgrund meiner 6monatigen Pause noch nachgeholt werden).

Hier stimme ich dann Konrad zu, denn ich habe bei den Romanen wohl eine etwas andere Betrachtungsweise als Stefan. Mein Blick richtet sich vor allem auf die Fortführung der Handlung/gewachsene Charaktere/Widersprüche etc. Aber wie Stefan über mir schon sagte, klären wir das dann intern. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, denn seine Betrachtungsweise ist eine etwas andere.

Gruß

Mike

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