Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Gruben - Gemein und lustig - Hammerharte Horror Schocker 2

Hammerharte Horror SchockerGruben - Gemein und lustig
Hammerharte Horror Schocker 2

Komm, Sterblicher, zahle den Obulus für Charon, steige in meine Barke, und ich werde dir einige dieser Geschichten erzählen.

Mit diesen Worten startet die Horror-Anthologie Hammerharte Horror Schocker aus dem Weissblechverlag. Der Fährmann Charon ist eine Figur aus der griechischen Sagenwelt, der die frisch Verstorbenen über den Fluss Styx in das Reich der Toten geleitet.

Hammerharte Horror Schocker 1Insektentod
Victor Schröder ist eine lokale Unterweltgröße. In einer einsam gelegenen Scheune knöpft er sich gern Personen vor, die sich ihm gegenüber etwas zu Schulden haben kommen lassen.

Am heutigen Abend nimmt er sich mit zwei Gehilfen Zille vor. Zille wird auf einen Stuhl gefesselt und Schröder verpasst ihm einen Faustschlag nach dem anderen. Gestört wird er dabei lediglich von ein paar Wespen, deren Nest direkt über ihnen an der Decke hängt. Genervt von den umherfliegenden Insekten, lässt er sich von einem seiner Helfer eine Dose Insektenspray geben. Er legt auf eine Wespe an und sprüht sie zu Tode.

Da kommt Schröder eine Idee. Er zielt mit der Dose direkt auf Zille und entleert die komplette Ladung in sein Gesicht. Es dauert eine halbe Stunde, bis Zille qualvoll an dem Spray erstickt ist.

In dem Augenblick als die Gangster die Scheunentür öffnen, meldet sich die Polizei und fordert Schröder und seine Kumpane auf, sich zu ergeben. Die Bande denkt überhaupt nicht daran und eröffnet das Feuer.

Die Polizei deckt die Scheune nun ebenfalls mit einem Kugelhagel ein und die zwei Gehilfen Schröders ergeben sich. Schröder selbst liegt mit einer leeren Insektensprayflasche tot in der Scheune. Das Gesicht und der ganze Körper sind aufgequollen von Wespenstichen. Durch die Kugeln der Polizeiwaffen hatte sich das Wespennest gelöst und war Schröder auf den Kopf gefallen. Die Wespen stachen ihn daraufhin zu Tode.

InsektentodFazit
Der kleine 4-Seiter funktioniert nach dem Prinzip „wer sich selbst eine Grube gräbt“. Die Wut der Wespen dürfte sich noch gesteigert haben, als Schröder mit der Spraydose auf eine der ihren losgeht. Dafür zahlt der den Preis mit seinem Leben.

Wir werden zu Beginn gleich in die Handlung hineingeschmissen. Im ersten Panel ist Zille bereits auf den Stuhl gefesselt. Wir erfahren nicht, wie er dort hingekommen ist. Wir erfahren auch nicht, warum Schröder ihn zu Tode foltert. Er könnte ein unliebsamer Konkurrent sein, ein verräterisches Bandenmitglied oder auch ein Polizist. Autor und Zeichner Levin Kurio reduziert die Geschichte auf das wesentliche, um auf den Handlungstwist vorzubereiten. Der Fokus der Geschichte liegt allein auf dem Gangsterboss Schröder und dessen Tod. Der Leser kommt gar nicht erst in die Versuchung, sich mit dem Opfer Zille zu identifizieren, denn der sagt, bis auf einen kurzen Satz, kein Wort.

Der tote Zille wird dem Leser auf einem größeren Bild präsentiert. Das Gesicht und die aufgerissenen Augen lassen vermuten, dass Zille vielleicht gleich als Zombie wiederauferstehen könnte. Eine Vermutung, die nahe liegt, denn schließlich lesen wir hier eine Horrorgeschichte. Kurio lockt uns so  schön auf eine falsche Fährte, denn der Tod Schröders tritt durch die Wespenstiche auf eine relativ natürliche Weise ein.

Eine schöne, fiese, kleine Geschichte.

Niniwes FluchNiniwes Fluch
Der Archäologe Edgar ist bei seinem Freund Leonard zu Besuch. Leonard ist ein wohlhabender Mann, der auf illegalem Wege verschiedenste Altertümer zusammengetragen und sie in seinem Keller in einem geheimen Raum versteckt hat.

Leonards neueste Errungenschaft ist ein mit Metallbändern verschlossener Sarkophag, der über und über mit alten Schriftzeichen versehen ist. Leonard möchte, dass Edgar die Schriftzeichen für ihn entziffert.

In seinem Büro macht Edgar sich an der Übersetzung zu schaffen und erfährt über Geschehnisse aus längst vergangener Zeit. Der Priesterschüler Hammar berichtet, dass ein Attentäter den König eines vorbabylonischen Reiches ermorden wollte. Der überwältigte Attentäter allerdings wirkt nicht gerade so, als sei er eben erst beim Attentatsversuch gestorben, sondern schon lange vorher. Der Rat der Ältesten erkennt einen Zusammenhang mit Berichten aus dem nördlichen Kurduk und entsendet den Priestermeister und den Schüler Hammar dorthin, um Informationen einzuholen. Von dem Priestermeister erfährt Hammar über die Totengöttin Niniwe, die die Menschheit unter Mithilfe ihrer Untoten unterjochen wollte. Niniwe wurde zwar vor langer gebannt, der Priestermeister aber vermutet ihre Auferstehung. Die Beiden erreichen Kurduk und werden von Untoten angegriffen, die den Priestermeister überwältigen und schließlich mit sich nehmen.

Hammar schleicht sich in die Stadt und muss erkennen, dass ein ganzes Heer Untoter Kurduk bevölkert. Mitten unter Ihnen erhebt sich ein Thron, auf dem die Totengöttin über ihre Untertanen wacht. Hammar erkennt, dass er allein nicht gegen die Masse an Toten bestehen kann und kehrt in sein Königreich zurück. Dort wird ein Heer zusammengestellt, dass sich auf dem Weg nach Kurduk macht.

Es entbrennt eine Schlacht, die die Menschen für sich entscheiden können und in deren Folge die Totengöttin geköpft wird. Niniwes Kopf allerdings lebt weiter und wird daher in den Sarkophag eingekerkert, der nun in Leonards Keller liegt.

Edgar bekommt Besuch von der Polizei, die Leonard und seiner heimlichen Sammlung auf der Spur ist. Edgar hüllt sich in Schweigen und fährt zu Leonard, um der Öffnung des Sarkophags beizuwohnen. Edgar empfiehlt, den Sarg nicht zu öffnen. Leonard hingegen ist neugierig und öffnet ihn. Darin befindet sich nur Staub, in dem Leonards anwesende Freundin zu wühlen beginnt. Plötzlich erwacht die Totengöttin in dem Körper der jungen Frau und erwürgt Leonard. Edgar kann den Raum noch fluchtartig verlassen und verschließt den Raum mit der schweren Panzertür.

Oben in den Wohnräumen erwartet ihn die soeben eingetroffene Polizei. Edgar berichtet von den Vorkommnissen, aber niemand glaubt ihm. Im letzten Panel fordern sie ihn auf, mit Ihnen in den Keller zu gehen und Ihnen die Tür zu zeigen.

Fazit
Autor und Zeichner Levin Kurio hat eine schöne, klassische Gruselgeschichte zu Papier gebracht. Man ist unweigerlich an die Pulps der 30er und 40er Jahre erinnert. Er spielt mit den typischen Stereotypien jener Zeit: Ein Archäologie-Professor, ein Sarkophag, Untote und eine halbnackte Totengöttin mit dicken Brüsten. Langeweile kommt da nicht eine Sekunde auf.


Natürlich wird der erfahrene Leser auch hier zu Beginn der Geschichte erahnen, dass sich im Sarkophag etwas befindet, was sich am Ende gegen die Protagonisten richten wird. So wird denn auch in Rückblenden erzählt, was dazu führt, dass Niniwe in den Sarkophag gesperrt wird. Die Handlung in der Vergangenheit ist spannend angelegt. Der Leser kann den Weg Hammars ausgehend vom Attentat auf den König bis hin zur finalen Schlacht mit den Untoten nachverfolgen.

Ganz Handlungsstränge und Dialoge finden sich zuweilen in einem oder zwei Panels wieder, so dass auch diese Geschichte sich formal wieder an die Erzählweise alter Comicgeschichten anlehnt. Es ist daher ganz schön viel drin in dieser Story über gerade mal 14 Seiten. Autoren heutiger Comics hätten da zum Teil ganze Mehrteiler draus gemacht. Leser, die Geschichten mit wenig Text und viel Erzählfluss durch Bilder gewohnt sind, werden dieser Art von Comics wahrscheinlich nicht viel abgewinnen können. Aber für diejenigen sind sie ja auch nicht gemacht.

Das Ende der Geschichte ist offengelassen. Die Polizei fordert Edgar auf, sie in den Keller zu begleiten. Dort werden sie wahrscheinlich die Tür öffnen und Niniwe wäre befreit. Nun reiht sich auch diese Story in die Geschichten des Horror Schocker ein, in denen es für die Protagonisten nicht gut ausgeht.

Im Tal des DrachenIm Tal des Drachen
Der Ritter Friedrich von Craun wird von einer alten Frau gewarnt, der Schönheit des Tales, in dem sie sich gerade befinden, nicht zu trauen. In dieser Gegend würde ein Drache hausen, der schon viele tapfere Ritter getötet habe.

Von Craun schlägt die Warnung in den Wind und erreicht auf seinem weiteren Weg einen Talabschnitt, in dem die Landschaft zusehends karger wird. Als er von seinem Pferd steigt bemerkt er unzählige Leichen, die auf dem Boden verteilt sind. Wabernde Bodennebel beginnen die Sicht zu verkürzen und ein unheimlicher Gestank liegt in der Luft, der das Atmen zunehmend schwieriger macht.

Als der Nebel immer dichter wird, kann er eine große Gestalt im Nebel erkennen. Das muss der Drache sein, der mit seinem feurigen Atem die Männer vor ihm allesamt getötet hat. Von Craun zieht sein Schwert und sticht auf den Drachen ein. Übermannt von dem Gefühl, den Drachen getötet zu haben, sinkt der Ritter tot zusammen. Der Atem des Drachen hat dafür gesorgt, dass nun auch von Craun sein Leben lassen muss.

Als der Nebel sich verzieht, wird ein Tümpel sichtbar. Aus Ihnen steigt der Dampf aus, der zum Tode von Crauns geführt hat. Nicht weit davon entfernt steht ein mächtiger Baum, in dem das Schwert von Friedrich von Craun steckt.

Fazit

Eine sehr gemeine und lustige Geschichte. Wir begleiten Friedrich von Craun in das Tal, der sich schon in den ersten Sätzen als unheimlicher Aufschneider entpuppt. Wie er in dem Glauben, einen Drachen zu bekämpfen, dann auf einen Baum einsticht, erinnert unweigerlich an Don Quijote. Bis kurz vor Ende glaubt der Leser noch, dass wir es hier mit einem Monster oder ähnlichem zu tun haben könnten. Aber in Wirklichkeit ist da rein gar nichts. Manchmal sind die Dinge eben doch nicht so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.

Als Leser begleiten wir die Geschehnisse bis zum Tode von Crauns aus dessen Perspektive. Das lässt uns natürlich mitfiebern und auch bedauern, dass der Held am Ende im Kampfe seinen Verletzungen erliegt. Für die letzten beiden Panels dürfen wir die Perspektive unseres tapferen Ritters verlassen und wechseln in die übergeordnete Ebene und betrachten das ganze Malheur. Der angebliche Drache ist einfach nur ein Baum, den von Craun im Nebel verkannt hat. Und der Nebel ist auch nicht der feurige Atem des Drachen. Es sind tödliche Dämpfe, die aus einem stinkenden Tümpel aus der Erde emporsteigen.

Autor und Zeichner Levin Kurio hat hier wieder die Tuschezeichnungen Rainer F. Engel überlassen. Eine gute Wahl, denn insbesondere die Szenen im aufkommenden Nebel sind aufgrund der Tuschezeichnungen sehr gelungen.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.