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»Florance Bell und die Melodie der Maschinen« - Eine Alternativweltgeschichte mit ganz schön Dampf

Florance Bell und die Melodie der Maschinen»Florance Bell und die Melodie der Maschinen«
Eine Alternativweltgeschichte mit ganz schön Dampf

Ich greife gerne zu Abenteuerromanen, auch für Jugendliche, wenn mir Klassiker zu schwer sind und "Fastfood Romane" zu langweilig.

Man entdeckt in ihnen oft besondere Geschichten, die man nicht auf den Tischen der Starautoren findet, die einen aber sehr gut unterhalten und auch immer wieder überraschen.

Carsten SteenbergenEin sehr positives Buch in dem Genre der Abenteuerromane, die man außer Jugend auch gerne in Richtung All-Age schieben kann, ist „Florance Bell und die Melodie der Maschinen“ von Carsten Steenbergen aus dem Verlag Ueberreuter. Schon das Cover macht einen mit der Heldin des Buches bekannt: Florance Bell, die als rechte Hand eines Chefmechanikers bei einem wohlhabenden englischen Adeligen arbeitet. Also jede Menge Sprengstoff: Florance, eine Frau in einer Männerdomäne, noch dazu eine junge Frau mit einem außergewöhnlichen Talent für alles, was mit Maschinen, Dampf, Zahnrädern und Schrauben zu tun hat, eine Engländerin in einem Technikbereich, der nach der Besetzung Englands durch Napoleon eigentlich den Franzosen vorbehalten ist. Ein französischer Meistermechaniker, der das besondere Talent von Florance erkannt hat, sie ausbildet und protegiert.

Hat jemand bei dem letzten Absatz gezuckt (nein, nicht wegen der Grammatik, sondern wegen eines historischen Details)? Der Abenteuerroman von Carsten Steenbergen spielt in einer Welt mit einer alternativen Geschichte. "Alternate History" ist eine literarische und filmische Spielart, in der die Geschichte einen alternativen Verlauf nimmt/genommen hat. Kern ist die Frage "Was wäre wenn". Vermutlich das bekannteste Beispiel dieser veränderten Welten ist "The Man In The High Castle" von Philip K. Dick, mit einem der beliebtesten Themen dieser Alternativweltgeschichten: dem Dritten Reich und dem zweiten Weltkrieg.

Carsten Steenbergens Roman spielt in einem England, das seit der Besetzung durch Napoleon Bonaparte unter der Vorherrschaft der Franzosen steht. Im Großen und Ganzen hat man als Engländer nichts zu befürchten, wenn man nicht für Unabhängigkeit eintritt, die Augen vor den Taten der französischen Besatzungsmacht in einigen Bereich verschließt - oder sich zu sehr für technische Innovationen interessiert. Letzteres ist in französischer Hand.

Wenn man also wie Florance Bell Engländern ist und ein ausgesprochenes Händchen und eine Nase für Maschinen, deren Wehwehchen und seltsamen Knirschgeräusche hat, sind einem die Türen zu einer Karriere in diesem Bereich verschlossen. Wenn man dann auch noch versehentlich von englischen Rebellen entführt wird und sich in einer Verschwörung wiederfindet, braucht es eine Frau wie Florance, die dem Schicksal die Stirn bietet. Mehr vom Inhalt zu verraten würde dem Buch einiges an Spannung nehmen, deshalb bleibt es bei dem Zitat von Carsten: "Jede Menge Mut und klassischer Abenteuerroman, mit einer Verschwörung, Rebellen, einem König, den es zu befreien gibt, Luftschiffen und einer mutigen, jungen Frau, die sich nichts sagen lässt", so beschreibt Carsten seine Geschichte, die vom Verlag Ueberreuter ab 12 Jahren empfohlen wird.

Carsten SteenbergenIch war echt überrascht von der Geschichte - positiv. Es ist Carsten Steenbergen sehr gut gelungen, eine lange Geschichte zu erzählen und dabei Längen zu vermeiden. Mehrfach hatte ich das Gefühl "naaa, das geht doch jetzt aber aufs Ende zu" und ich merkte rasch, dass dem nicht so war, denn die Handlung hatte tatsächlich immer wieder einen kleinen "Twist", der Florance und ihre Begleiter weiter durch England jagte. Es passiert mir nicht oft, dass ich zurückblättere um eine kämpferische Auseinandersetzung nochmal zu lesen, da sie ausreichend sensibel geschrieben ist um für Jugendliche geeignet zu sein, aber gleichzeitig actionreich und spannend.

Und selbst nach dem Ende hat man das Gefühl, dass da noch was kommen kann, denn es gibt jede Menge Anknüpfungspunkte für eine Weiterentwicklung der Handlung. Ich hoffe auf eine Fortsetzung und empfehle das Buch für einen selbst oder für jemanden, dem man eine Freude machen will.

Kommentare  

#1 Cartwing 2022-05-29 21:05
Zitat:
Ich greife gerne zu Abenteuerromanen, auch für Jugendliche, wenn mir Klassiker zu schwer sind und "Fastfood Romane" zu langweilig.

Man entdeckt in ihnen oft besondere Geschichten, die man nicht auf den Tischen der Starautoren findet, die einen aber sehr gut unterhalten und auch immer wieder überraschen.
Ich finde es sowieso seltsam, dass man immer alles in Schubladen stecken muss. Jugend, All age usw.

Mark Twain hat mal gesagt, dass er seine Romane nie für die Jugend geschrieben hat und dass es ihm völlig egal war, was diese von seiner Schreibe hielten. Das merkt man seinem Werk an, denn es ist stilistisch unangepasst...

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