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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Coco und der Magier

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherCoco und der Magier

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Coco und der MagierCoco und der Magier
von Neal Davenport
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 31
Originalausgabe
Juli 1977

Der Roman:
In London hängt Lydia Zamis bei der jungen Vampirin Rebecca herum. Sie hilft der schwachen Dämonin dabei, einen Mörder in eine Falle zu locken. Rebecca verwandelt ihn in eine Vampirfledermaus und Diener.

In Wien sitzt Coco Zamis zu Hause und büffelt Magie und Sprachen. Das Leben ist öde, sie hat keine Freunde. Da erhält die Familie einen Erpresserbrief. Man hat Lydia entführt. Soll sie überleben, sollen die Zamis den Erpresser gegen Asmodi unterstützen. Als Beweis ihrer Zustimmung soll Coco nach London kommen.

Die Zamis' informieren den Schiedsrichter der Schwarzen Familie Toth über den Fall, um nicht bei Asmodi anzuecken. Coco freut sich über die Reise. Ihre Schwester ist ihr eigentlich ziemlich egal, aber es schön, mal rauszukommen.

Coco entdeckt sofort, dass Rebecca ihr ähnlich ist. Beide sind sie Außenseiter und halten nicht viel von der Grausamkeit der Dämonen. Rebecca ernährt sich nur von Mördern, die sie in Fledermäuse verwandelt. Sie spürt sofort, wenn sie einem Mörder begegnet.

Der Entführer setzt sich mit Coco in Verbindung. Auf Bodiam Castle treffen sich Abgesandte mehrerer unbedeutender Dämonensippen. Darunter ist auch der knackige Ben Elkin, der für Coco sofort interessant ist, weil ihn ihre Schwester als Schwächling aussortiert hat. Der Erpresser tritt auf und entpuppt sich als unbekannter Dämon von unglaublicher Stärke. Insgesamt hat er zwanzig Geiseln genommen. In die Runde hat sich Alex d'Arcy eingeschlichen, ein starker Dämon, der Asmodi treu ergeben ist. Er greift an, aber der Unbekannte siegt. Er gibt den Versammelten den Auftrag, Asmodi zum Rücktritt zu bewegen. Coco, die sich verstellt, versetzt sich in den schnelleren Zeitablauf und klaut dem Unbekannten ein paar Haare, um ein Druckmittel zu haben.

Auf Schloss Lethian grübelt Asmodi darüber nach, wann er seine Söhne in die Familie holen soll. Sie sind alle gut geraten, bis auf Dorian Hunter. Der wird ihm noch Ärger machen. Nachdem Toth ihn über die Ereignisse auf Bodiam Castle informiert hat, reist er missmutig nach London. Er hat keine Ahnung, wer sein Herausforderer ist.

Die Zamis' finden dank der Haare mittels einer Beschwörung heraus, dass der Unbekannte der Zauberer Merlin ist. Oder jemand, der seine Schriften gefunden haben könnte. Außerdem spüren sie Lydias Aufenthaltsort auf. Georg Zamis reist nach London. Er will die Geiseln befreien. Coco ist gegen den Plan, muss sich aber fügen. Natürlich geht alles schief, die Geiseln sind weg, Rebecca wird ebenfalls entführt. Asmodi trifft mit Alex d'Arcy und Red Jong ein. Er beschuldigt die Zamis', die Sache versaut zu haben und will sie zu Freaks machen, aber da stellen sich seine Verbündeten quer. Schließlich haben die Zamis' nur Befehle ausgeführt. Sie dürfen gehen.

Georg ist zufrieden über den Verlauf der Ereignisse, geht doch alles nach Plan. Coco ist empört, dass sie Rebecca in Gefahr brachten. Tatsächlich wird die Vampirin von dem Entführer verhört, der sich selbst Atma nennt. Georgs Plan beruht darauf, dass die Vampirsklaven ihre Herrin aufspüren werden und sie dann das Versteck des Angreifers kennen.

Da kommt Ben Elkin zu Besuch. Da Dämonen sofort wissen, ob ihnen etwas an einem anderen liegt und Coco nach kurzem Kontakt in den attraktiven Jungen verschossen ist, machen die beiden auf der Stelle rum. Coco ist stinksauer, als ihr Bruder sie mittels Zeitzauber unterbricht. Aber Georg beweist ihr, dass Ben ihr Zigarettenstummeln und Haare stibitzt hat, um sie magisch beeinflussen zu können. Coco hat einfach kein Glück mit den Männern. Tief enttäuscht knöpft sie die Bluse wieder zu und fügt sich ihrem Bruder, der dem smarten Ben die Haare und Zigarettenstummel einer anderen Frau unterschiebt, die er von der Straße aufliest. Dann wird der junge Dämon heraus komplimentiert.

Prompt wird die junge Frau aus der Ferne beeinflusst und will die Georg töten, bevor sie Selbstmord begeht. Wie sich herausstellt, ist Atma Ben Elkins Vater, der Merlins Aufzeichnungen gefunden hat. Kilian Elkin will nun der Herr der Schwarzen Familie werden. Ben begehrt auf, als er mitbekommt, dass seine geliebte Coco sterben soll, aber sein Vater lähmt ihn kurzerhand.

Coco und George dringen in die Burg der Elkins ein, während Asmodi verständigt wird. Coco befreit Ben von der Lähmung und erkennt nach einem Blick auf Merlins Manuskripte sofort, dass Atma ihnen allen überlegen ist. Dann stößt sie auf die Formel, wie man Merlin zu Hilfe ruft. Gesagt, getan.

Während Elkin sich mit Asmodi duelliert und der Herr der Schwarzen Familie prompt zu verlieren droht, beendet Coco die Merlin-Beschwörung. Der hat gerade nichts Besseres zu tun und erscheint. Mit einem Fingerschnippen verbrennt er seine Aufzeichnung und warnt Kilian ausdrücklich, die Füße stillzuhalten. Aber natürlich will der kämpfen und stirbt, weil sein auf Merlin geworfener Zauber auf ihn zurückfällt. Merlin bescheinigt Asmodi, dass er auch ihn mühelos auslöschen könnte, aber gerade keine Lust hat und seine Tage sowieso gezählt sind. Dann findet er noch ein paar ermunternde Worte für Coco, ihren Kurs zu halten, und verschwindet wieder.

Unter dem Druck der versammelten Dämonensippen, die von allem Zeuge waren, muss sich der im Ansehen ramponierte Asmodi bei der Familie Zamis zähneknirschend für seine Rettung bedanken. Und Coco überlegt, ob sie dem süßen Ben noch eine Chance geben soll.

Kurt LuifBewertung:
Nachdem wenige Monate zuvor Paul Wolf mit der Nr. 28 das erste Coco Zamis-Tb schrieb, legt nun Neal Davenport alias Kurt Luif nach. Zum Erscheinungstag dürften auch die letzten Leser mittlerweile mitbekommen haben, dass es ihre Serie nicht mehr gab, weil die Indizierung zugeschlagen hatte. Die Taschenbuchserie war davon ausgenommen, weil sie rechtlich gesehen ein anderes Objekt darstellte.

Wie Kurt Luif im Interview mal sagte, war für ihn der ganze Baphomet-Zyklus bereits die DK-Dämmerung.

"Da stimmte gar nichts mehr", war sein Urteil, und man mag ihm nicht widersprechen. Betrachtet man das vor dem Hintergrund der Auflagen, die die Serie redaktionell in den letzten Jahren hatte, die inhaltliche Entwicklung und die stetig steigende Entschärfung des Inhalts, ist sein Taschenbuch in dieser Hinsicht deutlich das Kind zweier Welten. Einerseits schwelgt es in der Seriengeschichte und bemüht sich, ein Prequel der Heftromanserie zu sein, auch wenn man das damals noch nicht so nannte. Andererseits ist es schwer bemüht, keinerlei Angriffsflächen zu bieten und das Wörtchen Blut zu vermeiden. Was die Beschreibung der Ereignisse und der magischen Duelle angeht, hatte selbst Disneys Jungendserie "Die Zauberer vom Waverly Place" in den späteren Staffeln mehr Biss. Hier kommt eigentlich niemand zu schaden, die Dämonen bleiben unter sich. Es geht gesittet zu, man schleudert Blitze und stößt alberne Drohungen aus. "Bleib stehen, du Memme!", ruft da Atma beim Schlusskampf dem Herrn der Finsternis zu. Autsch. Das saß bestimmt. Da fehlen nur noch die fliegenden Torten.

Um es wenigstens ein bisschen authentisch klingen zu lassen, bemüht der Autor ein paar lateinische Zaubersprüche. Worüber man aber auch nicht wirklich nachdenken darf: Wieso beginnt eine Beschwörung Merlins ausgerechnet mit den Worten "Der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser" aus dem Ersten Buch Mose? Erst recht, wenn man bedenkt, dass das eine Dämonin ausspricht. Aber das grundliegende Konzept der Coco-Serie sollte man sowieso keiner zu genauen inhaltlichen Prüfung unterziehen.

Denn um als positive Heldin aufgebaut zu werden, muss man sich Coco und ihr Umfeld halt zurechtbiegen. Besonders witzig ist das bei Rebecca1. Sie ist nun mal eine Vampirin und braucht alle drei Monate ein Opfer, wenn sie nicht sterben will. Dilemma, Dilemma. Im Gegensatz zu den "bösen" Vampiren muss sie aber eine "gute" Vampirin sein, also bringt sie nur Mörder um. Warum es das besser machen soll, erschließt sich einem nicht wirklich, rechnet man das mal hoch, hätte sie in zehn Jahren jeden Serienmörder überflügelt. Genug Stoff für zwei Ethikseminare, aber es illustriert auch deutlich die Problematik und Verlogenheit der aufgezwungenen Selbstzensur. Fragwürdige Stammtischmoral ist okay, solange man sie nicht mit Gewalt und Blut garniert. Es sind schon seltsame Hürden, über die der Heftroman zu springen hatte – und hat.

Betrachtet man den Roman aus der Sicht des Fans, bemüht sich Luif hier, auch in der entschärften Dämonenfassung etwas zu bieten. Es treten viele bekannte Figuren auf und verbreiten Nostalgiegefühle. Amüsant ist der kurze Auftritt von Gräfin Anastasia von Lethian, die sich Sorgen über ihren Sprössling Dorian Hunter macht, der so gar keine Lust hat, ein böser Junge zu werden. Auch die Hexe Irene Reuchlin vom Kollegium Isacaaron darf mit Asmodi postkoitale Gespräche führen – die Darstellung von Dämonenliebe wäre dann doch unangebracht gewesen -, bevor der sich wieder um die lästigen Staatsgeschäfte kümmern muss. Und Coco rekapituliert kurz ihre Geschichte und ihre Jugend, indem sie sie ihrer neuen besten Freundin anvertraut. Und die Vampirin Rebecca – ist so langweilig wie immer.  Daran kann auch Luif nichts ändern.

Aber er bemüht sich um eine in sich stimmige Geschichte und bekommt sie auch halbwegs hin. Das ist routiniert und größtenteils spannend erzählt, auch wenn der Plot nicht unbedingt begeistern kann. Am wenigsten überzeugend und wirklich lahm ist allerdings sein Merlin. Es ist in Ordnung, dass er für seinen Druiden nicht die Wickerman-Version nimmt, sondern die weichgespülte Asterix entsprungene Version. Die hat schließlich so gut wie jeder deutsche Heftautor gewählt. Also stellt er ihn als Mann mit Kutte und Birkenstocksandalen dar, aber der gute Magier ist ein derart plumper Deus ex machina, dass das überhastete Ende des Romans einen ziemlichen Antihöhepunkt darstellt.

Das sollte dann für die nächste Zeit der letzte Roman aus dem Dämonenkiller-Universum gewesen sein. Der Leser durfte sich laut Vorschau in der nächsten Ausgabe auf die Story-Sammlung "Morden aus der Finsternis" freuen. Der Titel stimmt nicht ganz, ist aber fast schon besser als das tatsächliche Produkt.

1 Ich gebe es gern zu. Ich konnte diese Figur schon 1977 nicht ausstehen und fand sie den mit Abstand langweiligsten und überflüssigsten Neuzugang im Ensemble, nachdem  man Luguri innerhalb von zwei Romanen notgedrungen vom "schrecklichsten Dämon aller Zeiten" in eine Kasperlfigur verwandelte. Obwohl, verglichen mit Zicci, dem "luschtigen" Hausgeist,  der uns Lesern erspart blieb, hatte sie fast schon so etwas wie Potential.

Life on Mars
Zwar bezeichnet Kurt Luif Coco hier als Achtzehnjährige, was natürlich der Serienkontinuität entspricht, aber wie sein Kollege Vlcek ignoriert er bewusst die Epoche. Zwar zeigt Rebecca ihrem Gast ein paar von Londons Sehenswürdigkeiten und zum Frühstück gibt es ein "Full English Breakfast", dafür gibt es vom "Swinging London" mit Beatles und Miniröcken keine Spur.

Das Titelbild
Das Bild wird Lutohin zugeschrieben, aber ich bin da skeptisch. Es ist nicht bunt genug und die Figurenzeichnung ist subtiler.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Schnabel 2016-04-23 17:45
Ich hatte das Vergnügen das Manuskript schon im Juni 1977 von Kurt Luif bei meinem Wien-Besuch zum Lesen zu erhalten und mir hat das Coco-Zamis-Jugend-Abenteuer sehr gut gefallen.
#2 Advok 2016-04-25 00:16
Mit dem Begriff "Selbstzensur" bringst Du es auf den Punkt. Bei aller Kritik an dem Jugendschutz darf man nicht vergessen: Es hat immer gute Heftromane gegeben. Wenn Dämonenkiller also Schwierigkeiten mit dem Jugendschutz hatte (bzw. es sich selbst schwer machte), muss man es in allererster Linie den Autoren & der Redaktion ankreiden, die Gegebenheiten nicht richt erfasst zu haben.
Bei Ronco haben die Autoren es besser hingebracht und gezeigt, dass einiges möglich ist - vorausgesetzt, die Handlung ist stimmig und bietet Raum für härtere Szenen.
#3 Toni 2016-04-25 21:08
Die Intrigen und Kleinkriege innerhalb der Schwarzen-Familie waren teilweise schon recht heftig. Die Dämonen und andere Schattenwesen haben sich untereinander nichts geschenkt und hatten dadurch kaum noch Zeit, der Menschheit an den Kragen zu gehen.

Danke für die Auffrischung in Sachen Coco-Taschenbücher.

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