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Der Heftroman - Cater Saint Clair und Mirakel

Der HeftromanCater Saint Clair, Dan Shocker und Mirakel

"Lieber Uwe,
beim aussortieren bin ich nun doch nun auf einige Papiere gestoßen, die Cater Saint Clair be­treffen. Diesen Rest schicke ich Dir gerne zu.

Meines Wissens verbarg sich seinerzeit einer gewisser Herr Pirker hinter diesem Pseudonym. Er machte gemeinsame Sache mit einer mir unbekannten Agentur, die den Namen des Autors und seine Anschrift niemals preisgab. Ich glaube jedoch, er lebte in Spanien oder auf Mallorca."

Diese Zeilen und die Papiere erhielt ich von Jürgen Grasmück. Ich möchte euch diese Papiere gern präsentieren.

Ich habe diese Seiten abgetippt, denn ihr werdet bei den Originalen kaum etwas lesen können (selbstverständlich habe ich sie als Kopien diesen Seiten beigefügt).

"An den Autoren Cater Saint Clair:

Inzwischen habe ich vom Zauberkreis-Verlag, die vier Textseiten Ihres neuen Romanes er­halten, der ein Mirakel-Thema zum Inhalt hat.

Dazu muß ich mich kritisch äußern: Mirakel ist trotz seines fantastischen Inhalts kein SF-Ro­man! Die Beschreibung Ihrer ADA und der New Yorker Umwelt erinnert mich an ein späteres Jahrhundert. Mirakel lebt in der gegenwärtigen Welt - da muß auch das New York der Jetzt­zeit beschrieben sein. Das utopisch anmutenden Hauptquartier siedeln in unmittelbarer Nähe des UN- Hauptqartiers an. Das kann jeder nachprüfen! Das nimmt uns niemand ab.

In Ihrem Text findet die Bezeichnung Eierkopf-Silo und Eierköpfe Niederschlag. Es in den Vereinigten Staaten eine Gruppe intelligenter Persönlichkeiten, die sogenannten ‘Egg-Heads’. Sie hat die Aufgabe, Zukunftsforschung zu betreiben. Solche Begriffe, die an andere Institu­tionen erinnern, müssen unterlassen werden. Überhaupt sollen Begriffe, mit denen wir bes. Institutionen und Vorkommnisse bezeichnen nur dann verwendet werden, wenn sie ausdrück­lich übereinstimmend benutzt werden. Solche Angaben finden sich dann im Rahmen- oder in den jeweiligen erklärenden Sonderexposés.

Bitte, halten Sie sich an das Exposé! Es ist unerläßlich, aber die Generallinie muß eingehalten werden, was Sie sicherlich verstehen werden. In dem Ihnen vorliegenden Exposé haben die D-Agenten noch nichts zu suchen. Ihre Einführung erfolgt schleichend. Man will erst näheres über Mirakel wissen, bevor man sich ihm anvertraut oder sich mit ihm einläßt! Lassen Sie solche Dinge bitte nicht außer acht. Im übrigen ist die Organisation, die ihm Rahmenexposé erwähnt wird, nicht so aufgebaut, wie Sie sie schildern.

Warum erfinden Sie nicht einfach eine Nebenhandlung, in die Sie Ereignisse und Personen nach Bedarf hineinpacken können - während die Haupthandlung (die schließlich in andere, zukünftige, anschließende Handlungen mündet) mitläuft? Hier haben Sie doch vollkommen freie Hand, hier können Sie munter Personen und Dinge mitmischen lassen, die später eben keine Bedeutung mehr haben.

Es ist unbedingt wichtig, die fantastischen Mirakel-Abenteuer in unsere gegenwärtige Welt einzubauen, denn so sind sie gedacht. Dann geht der Leser mit, dann nimmt er uns das ab. Es kann uns nicht darauf ankommen, mal eben einen Roman abzusetzen. Ich möchte es über­spitzt formulieren: wenn sich in einem Roman auch nur eine Aussage befindet, die den Leser die Nase rümpfen läßt, die ihm gegen den Strich geht - dann haben wir schon verloren. Mir kommt es darauf an, nicht eben mal einen Einmalleser zu haben - sondern einen Dauerkunden zu gewinnen.

Ich möchte Ihnen und mir unnötige Arbeit ersparen. Dazu ist es einfach unerläßlich, daß wir miteinander korrespondieren. Beim Aufarbeiten eines Exposés tauchten immer Fragen auf. Ein Exposé kann - so detailliert es auch sein mag - niemals alles bringen. Das soll es auch nicht.. Ich habe Ihnen meine Telefonnummer angegeben. Sie können mich jederzeit erreichen. Auch ich wahre eine gewisse Anonymität dem Leser gegenüber - aber dies ist eben nicht da angebracht, wo Menschen zusammenarbeiten müssen. Das Schreiben an einer Exposé-Serie erfordert viel Arbeit und Einfühlungsvermögen - und hin und wieder ein persönliches Ge­spräch. Da das letztere sich schlecht realisieren läßt, fällt das Exposé umso genauer aus und erfordert eben nur von Mal zu Mal eine kurze Rückfrage.

Ich will Ihnen gern helfen. Was Sie bisher über die ADA gesagt haben - kann als Einzelfall (allerdings abgeändert!) bleiben. Lösen Sie das auf den Seiten 5 - 7 Geschilderte in einem Dialog auf, den meinetwegen Morell mit einem angeblichen Mitarbeiter oder dem Chef der ADA führt. Hier kann zum Ausdruck kommen daß man ‘etwas über Morell weiß, daß man ihn als Helfen anheuern will...’ Diese Geschichte aber sollte dann so ausgehen, daß die ADA - die in dieser Form übrigens nicht mit den D-Agenten der UNO zu tun hat - Morell in die Irre führte. Dämonen oder Außerirdische - die wiederum etwas über Rha-Ta-N’my wissen - sind hier aktiv geworden. Dies darf allerdings nicht allein im Raum stehen. Hier wieder muß eine Querverbindung zu Mysterion in der unterseeischen Kammer geben. Vielleicht ahnt oder weiß man von seinem Wiedererwachen...? Hier bieten sich unendlich viele Möglichkeiten an, eine neue Nebenhandlung aufzurollen.

Zum Schluß dann muß herauskommen, daß die ADA nicht existiert, daß die Mitarbeiter keine Menschen waren, daß es auch das Hauptquartier nicht gab, das meinetwegen in einer alten Schule oder einem stillgelegten Fabrikgebäude oder auch in der Privatwohnung einer der han­delnden Personen untergebracht war. Zum Schluß - Blendwerk, meinetwegen eine Ruine, in der Morell zu sich kommt.... Das ist eine Möglichkeit von vielen. Aber wenn Sie sich schon für eine Organsation namens ADA entscheiden - müssen Sie konsequenterweise die D-Agen­ten der UNO außer acht lassen, denn das eine hat mit dem andern nichts zu tun.

Ich darf Sie nachträglich nochmals bitten, nicht die Generallinie zu sprengen. Dann funktio­niert die Koordination nicht mehr. Trimmen Sie Ihren Roman auf Spannung und sorgen Sie für dramatische Effekte. Das Mysterion-Exposé bietet Ihnen hierfür die denkbar besten Vor­aussetzungen.

Lassen Sie vor allen Dingen auch jene Worte und Begriffe weg, wie Laser-Bannstrahl, Mul­tispektralfotografie, vielschichtige Erdabtastung, Holografie etc.. Dieses Vokabular hat in SF-Romane seine Berechtigung - hier ist es fehl am Platze. In der weiteren Entwicklung kommt es vielleicht dazu. Das aber läßt sich jetzt noch nicht übersehen...

 

Was den D-Agenten bis jetzt an Technik zur Verfügung steht, ist minimal. Der Geist macht’s! Vor allen Dingen wird es auch kein neunstöckiges Hauptquartier aus Aluminium und Glas in Sichtweite des UNO-Gebäude geben. Es wird ein ganz verschwiegener Ort sein, unscheinbar, nicht für jeden erreichbar.

Die Fehler lassen sich noch gut ausbügeln. Lesen Sie vor allen Dingen auch die Macabros-Bände Nr. 35 und 38, damit die Materie für Sie geläufig wird. Ziehen Sie auch immer das Rahmenexposé zu Rate. Da ist genau vermerkt, was jetzt und hier gesagt werden kann und soll - und was nicht. In dem Ihnen vorliegenden Exposé über Mysterion ist übrigens auch vermerkt, daß Frank Morell - im Gegensatz zu Ihrer Aussage auf Seite 7 - kein Konstruk­tionsbüro hat, sondern Angestellter der Firma ‘Gering und Krollmann’ in Frankfurt ist.

Ich bin sicher, daß Sie sich in die Materie einfühlen und einlesen werden, wenn Sie die an­fänglichen Schwierigkeiten wirklich zu meistern versuchen.

Ich hoffe, Ihnen hiermit gedient zu haben und höre gern über den weiteren Fortgang Ihrer Ar­beit."

Soweit Jürgen Grasmück.

 

Für Pirker-Cater Sanit Clair waren Jürgens Anmerkungen ein Tiefschlag in sein Autoren­dasein. Hier könnt ihr jetzt lesen, was er an seine Agentin Frau Holst schrieb: 

„Nun zu meiner eben fertig gewordenen Mirakel-Arbeit: ‘Großhirnwesen aus der Tiefe’... Ich habe mich bei der Konzipierung an folgenden Satz im Rahmenexpose gehalten: ‘In Mirakel sollen okkulte, magische und fantastische Abenteuer im Mittel­punkt stehen. Abwechslungsreichtum und das Interesse des Lesers werden wir nur erhalten können, wenn wir die Thematik und den Spielraum nicht eng be­grenzen, sondern der Serie im Laufe ihrer Entwicklung einen kosmischen Rahmen geben...’ (Wie um alles in der Welt, will Herr Grasmück das ohne SF zuwege brin­gen?...)

Ich habe mich an den obigen Satz gehalten und mich sehr genau und ausführlich präpariert, um einen lesenswerten Roman, allerdings nach meinen Vorstellungen herunterzustricken, weil ich eine eigene Idee als Alternative zu dem Expose des Macabros-Autors für besser halte und ich finde, daß der Verlag für sein Geld ein Anrecht auf die bessere Arbeit hat. Jetzt, da der Roman fertig ist, schicken Sie mir die Stellungnahme des Autors zu und ich muß wieder einmal feststellen, daß auch diese Arbeit für die Katz geschrieben ist, sie unweigerlich zurückkäme, würde ich das Manuskript, so wie es ist, über Sie dem Verlag einreichen. Ich wundere mich ein wenig, weil Herr Grasmück einen gewissen Provinzialismus erkennen läßt und ihm logische Denkfehler (siehe oben), unterlaufen. Besitzt der obige Satz für ihn keine Gültigkeit mehr? Meine generellen Einwände sollten Sie wissen, Frau Holst. Zunächst haftet der MIRAKEL-Konzeption Küchenmief an. (Frankfurt, Konstruk­tionsbüro, BMW und die Alltagskabbeleien zwischen den Angestellten. Man riecht förmlich das Klo nebenan.) Jeder erfahrene Redakteur - Sie und ich kennen einige, Frau Holst - vermeidet so etwas und strebt nach Weltweite und Offenheit, wissend, daß die Sehnsüchte der Leser ‘draußen’ liegen. Diese Metier sollte man dem Ekel Alfred überlassen. Dann hat der Autor eine Alexandra Becker als Morells Mitarbei­terin erfunden. Weiß er nicht, daß es ein Autorenteam Rolf und Alexandra Becker gibt, die übrigens auch gute Filmemacher sind, und sich eines Tages über die Ver­wendung ihres Namen beschweren können? Glaubt der Autor nicht, daß eine UNO-Einrichtung aus Wissenschaftlern folgerichtig nicht über die modernsten und besten Hilfsmittel verfügen würde, wie Holografie? Erdbeobachtungen von Satelliten aus? Holografie und der Dinge gleichen mehr gibt es doch schon, wieso werden sie von Grasmück als SF bezeichnet. Der MIRAKEL-Stern ist da viel eher SF. Abgesehen da­von, daß der Kristall sehr an Professor Zamorras Amulett erinnert, (Bastei), wäh­rend der ‘fliegende Mensch’ mit seinem Dress einer bekannten Comic-Serie ent­lehnt zu sein scheint. Auch halte ich es für absolut falsch, ‘Das Bermuda-Dreieck’ nun als Vorlage anzusehen... Sehr geehrte Frau Holst. Ich habe schon für einige Verlage und Serien gearbeitet, und zwar lediglich nach Rahmenexposes. Ich hatte irrtümlich angenommen, daß das Expose des Autoren Grasmück lediglich zur An­schauungen dienen sollte. Nach dieser neuerlichen Fehlleistung meinerseits habe ich festgestellt, daß mir diese Coca-Cola-Schreiberei (man schickt mir den Extrakt zu und ich mache das Gebräuch) nicht liegt. Davon abgesehen, möchte ich auch nicht den Ghostwriter für irgendeinen anderen Autoren machen. Auch wenn mir dessen Arbeiten sehr gut gefallen. So leid es mir tut, muß ich deshalb Arbeiten an anderen Serien anderer Autoren ablehnen. Ich bin auch nicht für ständige Herum­telefoniererer mit anderen Autoren oder Verlagen. Deshalb bin ich ja zu Ihnen ge­kommen, damit sie mir diesen Ärger, der meine Arbeitsmoral untergräbt, vom Halse halten. Ich bin bisher mit meiner Agentin sehr zufrieden, und so soll es auch bleiben.

Seien Sie versichert, sehr geehrte Frau Holst, daß ich gern bereit bin für den Z-Verlag Cater Saint Clair- und John T. Hawker-Romane zu schreiben, die Herr Villin­ger zu schätzen weiß. Es soll mir auch nicht darauf ankommen einen SF oder einen anderen Roman wenn gewünscht einzureichen, wie ich auch bemüht sein werde bei Vertragsverlängerung die entstandenen Rückstände nach und nach aufzuarbeiten. Sollte der Verlag auf meine Mitarbeit verzichten, weil ich mein vorschnelles Ein­verständnis zur Mitarbeit an anderen Serien aufkündige, so kann ich es auch nicht ändern und eigentlich nur bedauern. Sie lassen es mich jedenfalls wissen, und ich sorge dafür, daß Honorarvorschüsse erstattet oder durch Manuskripte abgedeckt werden. Überlegen Sie bitte mit mir, was mit dem obigen Roman ‘Großhirnwesen aus der Tiefe’ geschehen soll. Soll ich einen Cater Saint Clair daraus machen, oder ihn für ein anderes Haus umarbeiten? Ihn für MIRAKEL umzuschreiben, würde be­deuten, ihn Seite für Seite neu konzipieren und schreiben zu müssen, worüber wie­der drei Wochen ins Land gehen würden.

Zum Schluß kommen danke ich Ihnen für Ihre unablässigen Bemühungen, meine Arbeiten zu vermitteln. Für heute verbleibe ich mit den besten Gruß

Ihr
 

                                                                  Cater Saint Clair"

Als 1976/77 die Macabros-Ableger-Serie Mirakel geplant wurde, kam man von Seiten des Zauberkreis-Verlages auf unserem speziellen Freund Pirker zu, der als Krimi-Autor John T. Hawker  im Silber-Spionage-Krimi und als Cater Saint Clair im Silber-Grusel-Krimi  tätig war. Aus der geplanten Zusammenarbeit zwischen Pirker und Grasmück wurde nichts. Pir­ker-Clairs Problem war nämlich, daß sein Mirakel-Manuskript auf die Ablehnung von Dan Shocker stieß und  aus Rache hat er dann die beiden Larry Brent-Romanes abgeklupfert. Seine Weigerung das Mirakel-Manuskrpt umzuarbeiten, brachte ihm ZK-Verlag wohl auch keine Freunde, denn im Silber-Grusel-Krimi legte er zwischen SGK 175(1978)  und und Band 304 (1980)  wohl eine Zwangspause ein.

 Seine Rascasse-Serie war  1981 für die Zauberkreis-Taschenbuch-Reihe geplant. (siehe Hin­weise in ZK-TB Nr. 51, 55 + 60) Nachdem aber herauskam, daß Pirker zwei Dan Shocker-Romane überwiegend abgeschrieben hatte, war er im Verlag zur Unperson geworden.

Die Rascasse-Krimis mit dem nach einen Raubfisch des Mittelmeeres benannten EURO­DETEKTIV Nr. 1 Norman Kraiger erlebten dann erst 1983 im neuen Silber-Krimi als Band 58 - 62 das Leben der Romangeschichte. Schließlich hatte man die Manuskripte wohl schon bezahlt und man konnte die Texte im neuen Silber-Krimi als Lückenfüller brauchen.

© by Uwe Schnabel 2008

Kommentare  

#1 benfi 2008-07-23 16:08
Hochinteressante Zeitdokumente! Herr Pirker mochte wohl keinerlei Kritik und in seinem Schreiben lässt er ja echt raushängen, dass er den Job ausschließlich der Knete wegen machte...
#2 Didi 2008-07-23 21:19
Also ich glaube gekränkte Eitelkeit ist kein guter Co-Autor.
Die Antwort von Herrn Priker zeigt aber, dass eben diese hgier zum Zuge kam.

Fazit: Sehr interessanter Beitrag!
#3 Sarkana 2011-04-30 20:13
Wobei sich ja festhalten läßt, das der gute Mann letztlich Recht behielt. Seine anfängliche Kritik hat Hand und Fuß. Mirakel war denn auch kein langes Leben beschert.

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