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Ziemlich maue Filmsammlung - »Louis de Funès Collection«

Louis de Funès CollectionZiemlich maue Filmsammlung
»Louis de Funès Collection«

Vom Cover der neuen „Louis de Funès Collection“ grinst uns der bekannte französische Starkomiker in Polizeiuniform entgegen. Ein ziemlicher Etikettenschwindel angesichts der Tatsache, dass die drei hier versammelten Louis-de-Funès-Filme allesamt noch vor seinem Durchbruch zum Publikumsliebling entstanden und rein gar nichts mit seiner Paraderolle als „Gendarm von Saint Tropez“ zu tun haben.

Louis de Funès CollectionLouis de Funès (1914-1983) schlug sich zu Beginn seiner Filmkarriere mit bescheidenen Nebenrollen durch, die zumeist nur in wenigen Minuten der Filme präsent waren. Seit 1946 war er in über 120 Rollen zu sehen gewesen, bevor man ihm ab ca. 1963 erstmals Hauptrollen übertrug, die ihn dann zum Star werden ließen. Der älteste Film in dieser Zusammenstellung ist aus dem Jahr 1954 und lief in den Kinos unter dem Titel „Papa, Mama, Katrin und ich“, was dem Inhalt wesentlich gerechter wird als der jetzige DVD-Titel „Louis, der Schnatterkopf“ (übrigens nicht zu verwechseln mit „Louis, die Schnatterschnauze“ aus dem Jahr 1961!). Denn der Komiker taucht hier maximal fünf Minuten vor der Kamera auf, wieder einmal in einer liebenswerten, aber letztendlich unbedeutenden Nebenrolle. Die Handlung dreht sich um den jungen Anwalt Robert Langlois (Robert Lamoureux), der noch immer bei seinen Eltern Fernand (Fernand Ledoux) und Gabrielle (Gaby Morlay) im fünften Stock eines Mietshauses wohnt. Eine Etage höher ist die hübsche Catherine Liseray (Nicole Courcel) eingezogen, in die sich Robert schnell verliebt. Damit auch die Eltern in die Liaison einwilligen, überredet Robert Catherine, bei ihnen als neues Hausmädchen anzuheuern. So dürfte es der sympathischen Frau leichtfallen, die Herzen aller Langlois‘ im Sturm zu erobern. Eine altmodische französische Liebes- und Verwechslungskomödie, die einem auch heute noch amüsante bis leicht schmalzige Unterhaltung bietet. Die liebenswerten Figuren und der Schalk, der im Drehbuch steckt, sind ganz gut gealtert. Louis de Funès darf in einer herrlich chaotischen Szene auch hier schon wieder zur Schau stellen, was später zu seinem Markenzeichen wurde – hysterische Aktionen, die gut gemeint sind, die Lage aber meist wesentlich verschlimmern.

Louis de Funès CollectionSelbst beinharte de-Funès-Fans dürften wohl kaum schon einmal etwas von „Der Umstandskrämer“ gehört haben, der 1960 gedreht wurde. Obwohl der Komiker hier zusammen mit Jean Richard und Roger Pierre eine der Hauptrollen bekleidet, wurde der Film lediglich in den Kinos der DDR ausgewertet, wo er 1962 anlief. De Funès spielt hier den Insektenspray-Produzenten Émile Durand, dessen Sohn Gérard (Roger Pierre) sich in die Tochter des Bühnenschauspielers César Beauminet (Jean Richard) verliebt hat. Der resolute Vater ist von dieser Neuigkeit wenig begeistert, und das erste Treffen zwischen den Vätern läuft denkbar schief. Denn am gleichen Tag steht bei den Beauminets auch der Gerichtsvollzieher Bonfils (Max Elloy) vor der Tür, der von diesen irrtümlicherweise für Durand gehalten und exzellent bewirtet wird. Als Bonfils dank reichhaltigen Portweinausschanks im Land der Träume weilt, kreuzt der echte Durand auf, den die Beauminets nun für den Gerichtsvollzieher halten. Das heillose Chaos steigert sich im weiteren Verlauf des Films zusehends, wenn Gérard mit den Beauminets Reißaus nimmt und auf Gastspieltournee durch die Provinz zieht. Eine arg in die Jahre gekommene französische Burleskkomödie, die nur eine sehr bescheidene Gagdichte vorweist und sich zumeist in albern-naiven visuellen Pointen erschöpft. Regisseur Jean Bastia scheint auch kein wirkliches Konzept verfolgt zu haben, weswegen einzelne Szenen mitunter sehr hilflos wirken. Louis de Funès stellt für ein heutiges Publikum so ziemlich den einzigen Reiz dieses Films dar, und es ist schön, zu sehen, dass er bereits hier zu seinem eigenen Stil und seiner beliebten Grimassenkomik gefunden hatte.

Louis de Funès CollectionDer dritte Film der Collection ist nicht nur der beste, sondern sicherlich durch zahlreiche Fernsehwiederholungen auch der bekannteste dieser Box. „Radieschen von unten“ wurde 1963 von Georges Lautner („Der Profi“) inszeniert und ist überaus prominent besetzt. Jockey-Jack (Louis de Funès) wettet leidenschaftlich gern bei Pferderennen. Als er in seinem Stamm-Bistro auf den gerade aus dem Gefängnis entlassenen „Pommes-Chips“ (Gianni Musy) trifft, mit dessen ehemaliger Freundin Rockie (Mireille Darc) Jack mittlerweile liiert ist, kommt es schnell zum großen Krach. Bei einem Handgemenge landet „Pommes-Chips“‘ Wurfmesser bei diesem selbst im Rücken, und der Gangster haucht sein Leben aus. Jack schmuggelt ihn in den Bassgeigenkasten seines Cousins Jérôme Martinet (Michel Serrault), der im Theater gerade seine letzte Vorstellung spielt. Die Leiche im Kasten und Jack in einem Tragekorb gelangen daraufhin unfreiwillig auf die Abschiedsparty von Martinets Kollegen Pierre Michon (Venantino Venantini), wo die Situation alsbald außer Kontrolle gerät. Zu Beginn hofft man noch, dass es nur Anlaufschwierigkeiten sind, die den Film so zähflüssig machen. In der Tat legt der groteske Humor in der zweiten Hälfte deutlich zu. Doch im Vergleich zu anderen Filmen mit Louis de Funès bleibt diese Burleske doch hinter den Erwartungen zurück. Das liegt vor allen Dingen daran, dass sich die Handlung im Verlauf viel zu sehr verzettelt und der Regisseur einige Figuren zu sehr vernachlässigt. Besser, man sieht sich noch einmal „Hasch mich, ich bin der Mörder“ an.  

Louis de Funès CollectionInsgesamt ist diese „Louis de Funès Collection“ also nur etwas für ausgesprochene Fans des Komikers, denn zu seinen besten Werken gehören alle drei Filme sicherlich nicht. Hier sind die zuvor in Einzelausgaben erschienenen Filme nun also im Dreierpack erhältlich, und alle auf einer einzigen (!) DVD versammelt. Die beiden ältesten Filme liegen im Vollbildformat 1,33:1 vor, „Radieschen von unten“ ist im Breitbildformat 1,78:1 aufgespielt, bei dem allerdings an den Rändern jeweils Teile des Bilds fehlen. Der Ton (jeweils wahlweise in Deutsch oder Französisch in Dolby Digital 2.0) ist lediglich bei „Louis, der Schnatterkopf“ nicht weiter zu beanstanden, hier hört man im Deutschen die zweite DDR-Synchronisation, die 1986 für eine Fernsehausstrahlung erstellt wurde. Bei „Der Umstandskrämer“ ist die deutsche Tonspur schlichtweg eine Zumutung. Insbesondere in den ersten zwanzig Minuten des Films kann man die Dialoge aufgrund ständiger mechanischer Klappergeräusche fast nicht verstehen. Auch danach bleibt es unglaublich blechern und oftmals schwer verständlich. Weite Strecken des Films liegen darüber hinaus lediglich in der französischen Originalversion vor. Die entsprechenden Stellen sind aber noch nicht einmal untertitelt! Auch bei „Radieschen von unten“ wurden Szenen wieder eingefügt, die bei der deutschen Kinoauswertung und den anschließenden Fernsehausstrahlungen herausgeschnitten worden waren. Diese elf zusätzlichen Minuten sind hier aber dankenswerterweise wenigstens deutsch untertitelt. Der deutsche Ton ist trotzdem auch hier nicht ideal, sondern reichlich dumpf ausgefallen. Also auch in technischer Hinsicht ist diese „Collection“ leider kein Ruhmesblatt für den Publisher.


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