40 Jahre Tatort - KOMMISSAR BÜLOW
KOMMISSAR BÜLOW
Doch nach dem dritten Bülow-Tatort legte Heinz Drache erst einmal eine Kreativpause ein. Während dieser Zeit knisterte es im Hintergrund. Denn Drache kritisierte die geringe Qualität, der ihm angebotenen Drehbücher und bescheinigte dem SFB, keine vernünftigen TATORTe drehen zu können.
Danach lehnte Drache allerdings das Drehbuch zu Der Tod hat hitzefrei, geschrieben von Irene Rodrian, zum geplanten fünften Bülow-Tatort, ab.
Der Stoff wurde später als Taschenbuch veröffentlicht.
Auch ein Drehbuch von Herbert Lichtenfeld traf Draches Ablehnung, der davon gar nicht überzeugt war und es mangels Spannung schlichtweg abwinkte.
So kam es, wie es kommen musste. Am 30. Juli 1989 war Heinz Drache in ALLES THEATER zum letzten Mal als Kommissar Bülow zu sehen.
Aufgrund mangelhafter Drehbücher beendete der Schauspieler danach die Zusammenarbeit mit der ARD.
TATORT-FILMOGRAPHIE
© by Ingo Löchel
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Kommentare
Die Ausstrahlung dieses Mannes ist so charisma-tisch, seine Präsenz vor der Kamera so unglaublich überlegen.
Physische Attraktivität und distinguiertes Auftreten
verbinden sich bei ihm zu einer unwiderstehlichen Kombination - komplettiert durch einen wundervoll sonoren Bariton, der von eisiger Kälte bis zu
einschmeichelnder Wärme alles modulieren kann.
Im ?Tatort? ?Keine Tricks, Herr Bülow? etwa verhört Kriminalhauptkommissar Hans Georg Bülow die Schwester eines Entführungsopfers und reagiert laut und heftig, als er mit seinen zuvor sanft gestellten Fragen nicht weiterkommt. Auf das
Schluchzen der Frau hin tröstet er sie zunächst unendlich leise, um sie kurz darauf wieder heftig anzufahren, bis sie endlich aussagt.
Die Rolle des Hans-Georg Bülow soll damals eigens für Heinz Drache kreiert worden sein - ein anderer Darsteller wäre dafür auch völlig undenkbar.
Und so kleidet sich dieser Gentleman mit erlesener Eleganz und bewegt sich auch so.
Der ?Kavalier alter Schule?, wie ihn seine Freundin Sonja Bach völlig zurecht nennt, ist ein Charmeur, ein Gourmet und dennoch ein energischer Ermittler. Wenn er die Szene betritt, dann beherrscht er sie.
Dieser Charakter war von Anfang an heiß umstrit-ten. Während die eher konservativen Zeitungen Lobeshymnen auf Heinz Drache für seine Darstellung
verfaßten, verrissen ihn eher liberal orientierte Magazine wie ?Der Spiegel? regelmäßig.
Nach diversen Streitigkeiten mit dem Drehbuch-autor Herbert Lichtenfeld, die ein intensives Rauschen im Blätterwald der deutschen Zeitungen verursachten, gab Heinz Drache nach sechs Fällen seinen Ausstand beim ?Tatort?.
Sicher war er der Meinung, sich nach seinen bisherigen Erfolgen nicht mehr alles antuen zu müssen.
Es ist höchst bedauerlich, dass man Heinz Drache keine besseren Drehbücher geschrieben hat, aber sein Charisma überstrahlt alle Unebenheiten der Drehbücher.
Ich hätte gern noch viel mehr von ihm gesehen als nur diese sechs Filme.
Ebenso schade finde ich, dass diese Filme überaus selten wiederholt werden und bisher lediglich "Keine Tricks, Herr Bülow" auf DVD veröffentlicht wurde.