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Langes Bangen - »Nachtzug D 106«

Nachtzug D 106Langes Bangen
»Nachtzug D 106«

Ein Zug zwischen Westberlin und Westdeutschland im Jahr 1964. An einer Baustelle, die sich auf DDR-Gebiet befindet, muss der Zug kurz halten. Ein junger DDR-Bürger nützt diese Gelegenheit und springt auf. Er hat keine Papiere, will nur weg aus dem diktatorischen Staat. Er bittet die Passagiere um Hilfe. Die Entscheidung, dem Mann zu helfen oder ihn den Behörden auszuliefern, stellt jeden einzelnen von ihnen vor eine persönliche Entscheidung, die stark von ihrem Charakter geprägt ist.

Nachtzug D 106Der Zug hat nur ca. eine Stunde bis er die deutsch-deutsche Grenze erreicht. Während einige Zugpassagiere dem Mann Hilfe anbieten, lehnen andere diese strikt ab, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu geraten. Die Zeit für eine Entscheidung wird kürzer und kürzer, bis man sich zu einem Plan entschließt. Doch kann der DDR-Grenzpolizist getäuscht werden? (1)

Eine Reise durch die Zone, allein mit der Bahn, bedeute in den Jahren der Existenz der DDR schon immer ein Abenteuer. Der Weg in die Zone war meistens kurz. Wer in Braunschweig los fuhr, fand sich wenige Minuten später in Helmstedt an der Zonengrenze wieder und tauchet in eine total gegensätzliche Welt ein. Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich noch höchst selbst an solche Reisen, die ihren Schrecken aber immer mehr verloren, je näher man dem Jahre 1989 kam.

Nachtzug D 106Dieser Film spielt allerdings noch in der düsteren Zeit dieser Epoche und macht einen Kurswagen zur Theaterbühne. Das Fernsehspiel wurde seinerzeit mit einfachen Mitteln für das ZDF gedreht. Autor der Geschichte war Herbert Reinecker, der allerdings im selben Jahr mit dem Edgar Wallace-Film "Der Hexer" eine weitaus unterhaltsamere Arbeit abgelegt hatte. Regisseur war Helmuth Ashley. Damit arbeiteten zwei zusammen, die auch später u.a. bei den Krimireihen Der Kommissar und Derrick wieder aufeinander treffen. Auch einige Darsteller dieses Stückes tauchen später in den genannten Reihen immer wieder als Gäste auf. Zu nennen sind da Klaus Schwarzkopf, Martin Benrath und Anaid Iplicjian. Auch Kameramann Rolf Kästel zählte später zeitweise zum Stab von Derrick.

Reinecker hat hier sein eigenes Theaterstück fürs Fernsehen adaptiert. Es war für die Aufklärung produziert und diente als Beitrag des ZDF zum Schwerpunkttag der "deutschen Einheit". Entsprechend wurde dies seinerzeit beachtet und ausgezeichnet.

Der spannende Plot wird leider durch Reinecker Hang zu ausschweifenden Philosophie-Dialogen zunichte gemacht. So zieht sich das Drama mit Thriller-Potenzial zäh dahin und findet kaum einen Höhepunkt.

Somit ist das lange Bangen des Flüchtlings hier für den Zuschauer wirklich lang im Sinne von langweilig.

Nachtzug D 106Nachtzug D 106
Personen und ihre Darsteller:

Schäkel (Martin Benrath), Vera Ludolf (Anaid Iplicjian), Brand (Hans Cossy),
Magnus (Walter Rilla), Frau Mangold (Margarethe Hagen), Zugkellner (Klaus Schwarzkopf), Triptichen (Wolfgang Weiser), Karin (Barbara Frey), Reinmann (Georg Hartmann), DDR-Flüchtling (Jos Hartmann), Billy (Berno von Cramm), Robert (Helmut Gentsch), Volkspolizist (Thomas Alder) und andere
Buch: Herbert Reinecker
Bau: Otto Pischinger
Kamera: Rolf Kästel
Regie: Helmuth Ashley
eine Produktion der Aurora im Auftrag des ZDF

(1)= Krimiserien.heim

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Kommentare  

#1 Falk 2021-07-19 16:31
Der oft etwas unterschätzte Regisseur Helmuth Ashley lebt übrigens noch. Er wird im September 102 Jahre alt.

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