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Erleichterungstrinker mit Grübelzwang - »Macky Pancake«

Macky PancakeErleichterungstrinker mit Grübelzwang
»Macky Pancake«

Wolfgang Neuss (1923-1989) war ein echtes Original, das in den 50er und 60er Jahren zu den beliebtesten und berühmtesten Komikern in Deutschland gehörte.

Nicht nur im Team mit Wolfgang Müller in Filmen wie „Das Wirtshaus im Spessart“ hatte er sich einen Namen gemacht, sondern auch als Solokünstler, als „Mann mit der Pauke“ und auf den Kabarettbühnen in West-Berlin.

Macky PancakeWie viele seiner Berliner Kollegen war er mit der berühmten Schnodderschnauze gesegnet, nahm kein Blatt vor den Mund und teilte oft gehörig in alle Richtungen aus. Um 1960 herum war in der Bundesrepublik der Kriminalfilm en vogue. In den Kinos hatte spätestens 1959 die Edgar-Wallace-Verfilmung „Der Frosch mit der Maske“ einen wahren Boom ausgelöst, der den Zuschauern alle paar Monate eine neue Kriminalgeschichte nach den Romanen des Engländers in die Lichtspielhäuser spülte. Ungefähr zeitgleich hatte das deutsche Fernsehen einen weiteren englischen Kriminalschriftsteller für sich entdeckt. Die Francis-Durbridge-Verfilmungen „Der Andere“ und „Es ist soweit“ hatten sich 1959/60 zu wahren Straßenfegern entwickelt und die Bundesbürger über mehrere Abende hinweg vor die Flimmerkiste gebannt, um bei der Entlarvung des Mörders mitzuknobeln. Wolfgang Neuss ging dieser Hype gewaltig auf die Nerven, weswegen er 1962 am Tag vor der Ausstrahlung des letzten Teils der Durbridge-Verfilmung „Das Halstuch“ bereits den Mörder in einer Zeitungsanzeige verriet – und die Leser stattdessen zum Besuch seines neuen Kinofilms aufforderte. Stattdessen hagelte es erboste Leserbriefe und sogar Morddrohungen. Im Jahr zuvor hatte Neuss sich bereits auf satirische Weise über den Wallace-Boom lustig gemacht, indem er die Hauptrolle in der dreiteiligen Miniserie „Macky Pancake“ übernahm.

Macky PancakeJener Macky Pancake (Wolfgang Neuss) ist zwar Inspektor bei der Polizei und von seinem Können voll und ganz überzeugt, trägt in Wirklichkeit jedoch meist relativ wenig zur Aufklärung eines Verbrechens bei. Stattdessen greift er oftmals viel lieber zu einer guten Flasche Whisky, weswegen ihn seine Mitarbeiter als „Erleichterungstrinker mit Grübelzwang“ bezeichnen. Sein cleverer Assistent heißt Timotheus Wumme (Jo Herbst), und selbst die Sekretärin Elsbeth Pimpinelle (Inge Wolffberg) ist durch ihr Hobby Kreuzworträtseln dermaßen geschult, dass sie eher auf die richtige Lösung kommt als Pancake selbst. Komplettiert wird das ungleiche Gespann durch den Kriminalreporter Jack Schmidt (Wolfgang Gruner), der stets vor Ort ist, um ein Verbrechen oder dessen Auflösung für die Leser der Morgenpost festzuhalten, dabei aber ebenfalls auf Zusammenhänge und Indizien stößt, die der vermeintlich so schlaue Macky Pancake zuvor übersehen hatte.

Macky Pancake„Macky Pancake – Die Abenteuer eines Unwahrscheinlichen“, so der komplette Titel der Miniserie, entstand 1961 in drei Teilen für den Sender Freies Berlin. In den Haupt- und auch einigen Gastrollen glänzten etliche Schauspieler, die auch für das Berliner Kabarett „Die Stachelschweine“ auf der Bühne gestanden hatten. Dementsprechend scharfzüngig und satirisch-parodistisch sind hier zumeist die Dialoge angelegt, die häufig von den Darstellern auch direkt in die Kamera ans Fernsehpublikum gesprochen werden. Das Berliner Schnodderdeutsch, das später von Synchronautoren wie Franz-Otto Krüger (hier in der Folge „Es geschah im Nebel“ auch mit von der Partie) oder Rainer Brandt („Die Zwei“) populär gemacht werden sollte, ist hier bereits fester Bestandteil und stilbildendes Mittel im ironischen Geschehen. Spannung ist freilich nicht zu erwarten (stattdessen heißt es im Vorspann „Vorsicht! Überspannung!“), da sich das Geschehen der kurzen Episoden zumeist auf den Dialogabtausch zwischen den Verdächtigen und den Ermittlern beschränkt, dafür kann der rasante und liebenswerte Humor auch heute noch überzeugen. Die DVD-Erstveröffentlichung präsentiert alle drei Episoden (Gesamtlaufzeit: 63 Minuten) in einem sehr guten Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1), der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist gelegentlich ein wenig dumpf ausgefallen, insgesamt aber ebenfalls in Ordnung. Bonusmaterial ist nicht vorhanden.

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