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Spannendes Psychodrama - »Der Mieter«

Der MieterSpannendes Psychodrama
»Der Mieter«

Im viktorianischen London geht unter den Damen des leichten Gewerbes die Angst um. Ein Unbekannter mordet immer bei Vollmond und hinterlässt am Tatort stets eine Art Visitenkarte, auf der „Todesengel“ steht. Die Geschehnisse lassen niemanden kalt, so auch nicht Ellen Bunting (Eva Zilcher), die seit einiger Zeit ein Zimmer an einen korrekten, zuverlässig zahlenden Mann vermietet hat. Eines Tages jedoch keimt in ihr ein furchtbarer Verdacht:

Der MieterHat ihr Untermieter Mr. Quill (Pinkas Braun) etwas mit den Morden zu tun? (Verlagstext)

Das deutsche TV schickte sich besonders in den 50er und zu Beginn der 60er Jahre an, berühmte und erfolgreiche Stoffe aus den USA zu adaptieren. U.a. auch Hitchcock-Stoffe wie "Bei Anruf Mord". Man kam deswegen an "Der Mieter" nicht vorbei. Ein psychologisches Drama und ein Thriller mit Gruselelementen. Diese scheinbar sehr profan angelegte Geschichte bietet allein durch die Personen-Konstellation eine Menge Dynamik. Der neue Mieter ist für Ellen Bunting eine Abwechslung und eine Wohltat. Er stellt die Familie finanziell wieder auf die Beine und für Ellen ist er sowas wie ein ideal, ein Vorbild und wahrer Mann. Ihre Verehrung ihm gegenüber verschleiert ihren Blick ein wenig und führt schnell zum inneren Konflikt. Ist er der berüchtigte Frauenmörder "Ripper" der in London sein Unwesen treibt? Ellen glaubt es nicht, trotz des immer weiter nagenden Verdachtes in ihr. Dabei scheint sie die Einzige zu sein, die diesen Verdacht hegt. Sie weiß um die nächtlichen Ausgänge ihres neuen Mieters, die immer dann stattfinden, wenn wieder ein Mord geschehen ist. Was sie anfangs noch als Zufall abtut wird bald zur Ungewissheit. Der neue Mieter verschanzt sich tagsüber immer in seinem Zimmer, nimmt nicht an gemeinsamen Mahlzeiten teil und niemand weiß woher der Mann kommt und was er so treibt. Er nennt sich Mister Quill. Ob der Name stimmt ist auch nebensächlich für Ellen, denn er zahlt pünktlich die nicht unerhebliche Miete. Erst als Ellens Steiftochter anreist, sieht sie die Gefahr.

Der MieterDer Frauenmörder könnte auch in ihr ein Opfer sehen. Und wenn der fremde Mann im Haus wirklich der Täter ist, dann ist das hübsche Mädchen in akuter Gefahr. Was Hitchcock bereits 1927 gut umsetzte, hat mit dieser deutschen Produktion eine würdige deutsche Adaption gefunden. Leider gibt es ein paar Wehmutstropfen bei der im Pidax-Programm erschienenen DVD. Die Bildqualität ist recht schwach und trotz der bestmöglichen Restauration sicher nicht mehr zu retten gewesen. Obwohl der Film von 1967 stammt. Einer Zeit also, in der selbst Fernsehfilme schon eine ansehnliche Qualität hatten. Allein aus diesem Grunde wirkt der Film antiquiert und älter als er tatsächlich ist. Auch die Darsteller sind weitestgehend unbekannt. Das macht jedoch nichts, wirkt aber befremdlich. Dennoch hat man wenigstens einen prominenten Darsteller, der die Titelrolle spielt. Pinkas Braun war in den 60er-Jahren ein bekannter Film- und Kinostar (u.a. Edgar Wallace). Er spielt den dämonischen Mieter perfekt. Man hat ihn aber in anderen Rollen schon besser gesehen. Hier sind seine Dialoge eher mager und die wenigen die er hat führt er mit Ellen, der er fast nur schmeichelt.

Deswegen kommt seine Kaltschnäuzigkeit, die man aus den Wallace-Filmen kennt, hier kaum zum Tragen. Er hat es auch schwer mit der Rolle. Er muss einen über jeden Zweifel erhabenen Mann spielen, der bei seiner Vermieterin charmant und dennoch unheimlich auffällt und erst am Schluss darf er sein wahres Gesicht zeigen. Dabei ist dem Zuschauer von Anfang klar, dass er der Mörder ist. Und Pidax verhehlt dies auch nicht auf dem Cover wo steht "Pinkas Braun als Jack the Ripper". Weitere bekannte Darsteller sind Joachim Bissmeier und Fritz Schmiedel. Der Rest besteht aus unbekannteren Namen. Nur wenige Szenen spielen im Freien, z.B. einen Park und engen Londoner Gassen. Man sieht dem Film aber am, dass es sich um Atelieraufnahmen handelt. Zu unecht wirken die Kulissen. Auch das Haus der Buntings ist recht übersichtlich gestaltet und die Ähnlichkeiten zu einer Theaterbühne sind deutlich. Insofern funktioniert die Geschichte auch als Bühnenstück, was bei älteren Stoffen nicht unüblich ist, da sie oftmals meist für das Theater geschrieben wurden. So war auch das Stück von Marie Adelaide Elizabeth Rayner Lowndes als Oper aufgeführt worden.

Fazit: Ein spannendes, wenn auch sehr altbacken wirkendes Psychodrama mit mittelmäßig bis guten Darstellern .

Der MieterDer Mieter
mit Pinkas Braun, Fritz Schmiedel, Eva Zilcher, Linde Fulda, Joachim Bissmeier, Walter Simmerl, Karl Trefny, Gerhard Karner

Drehbuch: Anthony Skene, Hans Krendlesberger (nach dem Roman „The Lodger“ von Marie Belloc Lowndes)
Kamera: Franz Kabelka, Heinz Sturm
Schnitt: Peter Hohl
Musik: Paul Stockmeier
Kostüme: Edith Almoslino
Szenenbild: Robert Hofer-Ach
Produktion: Florian Kalbeck
Regie: Wolf Dietrich

1 DVD in einem Amaray-Case mit Wende-Inlay (inwendig ohne FSK-Logo)
Laufzeit: ca. 112 Min.
Bildformat: PAL 4:3 s/w
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch
Ländercode: 2 (Europa)
FSK: freigegeben ab 16 Jahren

Österreich 1967

1) Klappentext

 

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