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TV-Klassiker - Die Kult-Ermittler am TATORT

TV-KlassikerKressin, Haferkamp, Schimanski und Co.
Die  Kult-Ermittler am TATORT
             
Der allererste Tatort-Krimi lief 1969. Damals allerdings noch nicht als TATORT, sondern als eigenständiger Fernsehfilm mit dem Titel „Exclusiv“.

Später wurde dieser Film als Tatort-Folge nachträglich eingefügt und lief 1971 als neunter TATORT. Von der Produktion her ist dies der Älteste TATORT.

Die reguläre erste Folge lief im November 1971 unter dem Titel „Taxi nach Leipzig“. Zu den ersten Ermittlern am TATORT gehörten Kommissar Trimmel, Zollfahnder Kressin, Kommissar Finke und Kommissar Lutz. Trimmel wurde von Walter Richter dargestellt und kam auf insgesamt 11 Tatort-Einsätze.

Für ein gespaltenes Fernsehpublikum sorgte Kressin, den Sieghard Rupp spielte. Er war so was wie der frühe Schimanski am TATORT und sorgte durch sein rüpelhaftes Vorgehen für Kritik, aber auch für Anerkennung. Oft war es eine eigenwillige und bizarre Regieführung, die dieser Figur nicht zur Ehre gereichten, und somit war für Kressin, der in verschiedenen Städten agierte, nach sieben Einsätzen Schluss.

Ein weiterer, sehr beliebter Ermittler war Finke, dargestellt von Klaus Schwarzkopf. Auch er gehörte zu den frühen Tatort-Kommissaren. Und er ermittelte viel auf dem Land, und hat somit Ähnlichkeit zu Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die es ebenfalls oft ins Ländliche verschlägt.

Finke brachte es auf sieben Einsätze, darunter die wohl berühmteste Tatort-Folge Reifezeugnis aus dem Jahr 1977. Insgesamt war dies der 73. TATORT und der vorletzte Fall für Finke.

Michael Harms ist unzufrieden. Seit einiger Zeit geht er nun schon mit Sina Wolf. Aber nichts läuft. Immer muss sie Schularbeiten machen, sagt sie. Sina ist nicht nur ungewöhnlich hübsch und reizvoll, auch ihre schulischen Leistungen sind für ihren Klassenlehrer Helmut Fichte ein Grund zur Freude.

Inge, Katrin und Gitte, Klassenkameradinnen von Sina, sind unglücklich, denn ihre Versetzung ist ernsthaft gefährdet. Da ergibt sich eine Gelegenheit. Michael Harms hat – völlig verstört – erzählt, er habe Sina und Fichte gesehen. In einer so genannten »verfänglichen Situation« am See . . .Einen Tag später ist Michael Harms tot.


Das Buch zu diesem sehr erfolgreichen TATORT mit der blutjungen Nastassja Kinski in der Rolle der Sina schrieb Herbert Lichtenfeld. Regie führte Wolfgang Petersen. Frau Kinskis Nacktauftritte hatten in diesem Film für Furore gesorgt. Sie sagte Jahre später, dass sie dies wohl besser nicht gemacht hätte – aus heutiger Sicht. Weitere Rollen in diesem Krimi wurden von Christian Quadflieg und Judy Winter besetzt.

Ein weiterer früher Kommissar ist Eugen Lutz. Er ermittelte von 1971 bis 1986 in insgesamt 17 Fällen. Werner Schuhmacher spielte den charismatischen Kommissar. Ihm zur Seite stand Werner Strecker als Kommissar Wagner.

Kommissar Lutz ermittelt nebenan

Unter seinen 17 Fällen befanden sich einige erfolgreiche Filme. Dazu gehörte die Folge „rot…rot…tot“, in der Curd Jürgens einen Serienmörder spielte. Curd Jürgens hatte eine ähnliche Rolle übrigens schon ein paar Jahre zuvor in der Derrick-Folge „Madeira“.

Curd Jürgen, Werner Strecker und Werner Schuhmacher Im vornehmsten Stadtviertel Stuttgarts werden innerhalb weniger Tage in einem Park zwei Frauen ermordet. Beide waren rothaarig. Kommissar Lutz (Werner Schuhmacher) sucht nach Verbindungslinien. Sie führen zu dem Mathematiker Konrad Pfandler (Curd Jürgens), der unter der Untreue seiner rot-haarigen Frau Julia (Renate Schroeter) leidet…

Dieser TATORT ist der insgesamt 83. und wurde 1978 ausgestrahlt. Es war der insgesamt achte Fall für Lutz. Zwei Fälle weiter, im insgesamt 108. TATORT geht es um einen Mord an einem Kind. Die Folge trägt den Titel „Kein Kinderspiel“ und interessant ist, dass hier auch der spätere Tatort-Kommissar Karl-Heinz von Hassel eine Hauptrolle spielt.

Mit Klauen und Schuleschwänzen reagiert die zehnjährige Stephanie (Julia Hainzl) auf ihre verhaßte Stiefmutter Roswitha (Angelika Bender). Als sie eines Tages weder in der Schule noch zu Hause auftaucht, ist Kommissar Lutz zunächst nicht ernsthaft beunruhigt. Dabei hätte er allen Grund dazu: Wenig später wird die Leiche des kleinen Mädchens gefunden und Stadtstreicher Aulich mit Stephanies Schulranzen aufgegriffen. Bei den Ermittlungen erfährt Lutz auch, daß Roswitha vorbestraft ist…

Der TATORT erreichte eine Einschaltquote von 53% und gilt als Klassiker. In der Auflösung ist der Mord am Ende gar ein Selbstmord.Im Fall „Blinde Wut“ bekommt es Lutz mit einem Familiendrama zutun.

Nach einer lautstarken Auseinandersetzung sind Schüsse aus der Wohnung von Familie Däubler zu hören. Besorgte Nachbarn informieren die Polizei, die Frau Däubler tot auffindet. Ihr angeschossenes Kind stirbt im Krankenhaus. Nur Herr Däubler überlebt die Tat schwer verletzt. Zunächst sieht alles nach Raubmord aus, doch dann wird deutlich, daß der Vater die Morde zu verantworten hat. Kommissar Lutz (Werner Schumacher) kann aber kein Motiv erkennen…  
      

Krimi-Routinier Theo Mezger gelang mit dieser «Tatort»-Folge ein beklemmendes Psychodrama.
Hier spielen neben Rüdiger Kirschstein noch Grete Wurm und Volker Eckstein. Es ist die 132 Folge des TATORT, Einschaltquote 54%. Auch der letzte Lutz-Fall „Einer sah den Mörder“ ist sehr interessant. Hier gerät der Kommissar selbst in Verdacht.

Lisa Kern, 43, wurde erschossen. Ein Zeuge meint, Kommissar Lutz (Werner Schumacher) sei am Tag des Verbrechens am Tatort gewesen. Tatsächlich war Lutz vor Jahren einmal mit Lisa liiert. Aber ein Kommissar ist doch kein Mörder! Oder doch? Lutz und seinem Assistenten Wagner (Frank Strecker) gelingt es nicht, den Verdacht auszuräumen. Dem Polizeibeamten wird der Fall entzogen. Er verstrickt sich beim Verhör in Widersprüche. Der Verhaftung entzieht er sich einstweilen durch Flucht…

Die Lutz-Fälle zählen zu den markantesten am TATORT. Stil und Aufbau der Geschichten waren stets von einem eigenen Charakter. Die Probleme verschiedener sozialer Schichten wurden thematisiert. Die Filme waren zeitgemäß und realistisch umgesetzt. Eine Machart wie man sie heute schwerlich im Fernsehkrimi findet.

Für den Österreicher TATORT (ORF) ging 1971 Fritz Eckhard an den Start. Er verkörperte den Ermittler Victor Marek mit Wiener Charme, war jedoch in der Rolle des Kommissars wenig überzeugend. Dies ist jedoch nur meine persönliche Meinung. Schließlich erreichten einige seiner Fälle bis zu 68% Marktanteil. Marek schied 1983 aus. Nach 13 Einsätzen. 1987 kehrte nochmals als Kommissar in Pension für eine Folge zurück.

In insgesamt 15 Fällen ermittelte Gustl Bayerhammer als Veigl für den Münchner TATORT. Seine Amtszeit dauerte von 1972 bis 1981. Er wurde dann von seinem Assistenten Lenz (Helmut Fischer) abgelöst. Dieser brachte es dann nur auf sieben Fälle.

Der wohl herausragenste Ermittler ist (jedenfalls für mich) Hansjörg Felmy als Haferkamp. Seine Fälle hatten stetes etwas Besonderes. Sie waren geprägt von den großen und kleinen Verbrechen. Große Haie und kleine Fische und es gab mitunter die perfidesten Morde und am besten ausgeklügelten Verbrechen. Zu den besten Folgen zählt die Folge „Zweikampf“ von 1974. Es war der 43. TATORT.

Fünf Millionen Mark kostet die Freiheit von Marion Mezger. Mit verbundenen Augen an einen Stuhl gefesselt, wird sie in einer Wohnung gefangen gehalten. Marions wohlhabender Ehemann zahlt die Summe, und sie kommt wieder frei. Oberkommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy) vermutet den krisengeschüttelten Unternehmer Degenhardt (Heinz Baumann) als Drahtzieher. Doch er kann ihm nichts nachweisen…

Heutzutage werben die TV-Sender für jede größere Produktion mit dem Slogan Event-Film. Was ein wahrer Event ist, zeigten die Felmy-"Tatorte" in den 70ern. Etwa 72 Prozent aller TV-Haushalte schalteten die Mörderjagd ein.

Um die Komplexität von Haferkamps Fällen zu untermauern, hier noch die Handlung zur Folge „Zwei Leben“.

Franz Scheller (Heinz Bennent) hat vor Jahren in den USA als Kronzeuge gegen die Mafia ausgesagt. Danach hat sich der deutschstämmige Amerikaner in die Bundesrepublik abgesetzt, um der Rache der Mafia zu entgehen. Das FBI hat ihn mit Pässen und Urkunden versorgt, hat ihm eine neue Identität aufgebaut.

Scheller lebt als Fotohändler in Essen, er hat geheiratet und wäre wahrscheinlich für immer von der Bildfläche verschwunden, wenn es da nicht eine Frau gäbe, Vivian Hamilton, mit der er als Mafioso in den Staaten verheiratet war. Vivian weiß, dass Scheller eine Leidenschaft hat, die ihn nicht loslässt: Er ist Spieler. Systematisch lässt sie alle Orte durchforschen, an denen um hohe Summen gepokert wird. Vivian entdeckt Scheller.

Sie weiß, dass sie ihn nur dann bekommen kann, wenn sie ihn zur Flucht zwingt. Aber Scheller wird sein bürgerliches Leben nicht aufgeben, es sei denn aus Todesangst. Vivian sorgt dafür, dass ein Anwalt der Mafia Scheller entdeckt und dies seinen Bossen meldet. Für Scheller beginnt ein Kampf auf Leben und Tod. Er muss den Mann, der ihn identifiziert hat, umbringen.

Kommissar Haferkamp steht vor einer schwierigen Situation: Er hat einen Fall zu lösen, der weit über die alltägliche Arbeit der Essener Polizei hinausgeht. Erst als die Situation sich zuspitzt, als ein weiterer Mord geschieht und Scheller bereit scheint, mit Vivian ins Ausland zu fliehen, kann Haferkamp zugreifen.


In der Folge „Lockruf“, der insgesamt 89. Tatort-Folge, geht es um einen Mord, der ein Irrtum war.

Hansjörg Felmy in LockrufIm Wald stirbt die junge Sabine Knoop durch einen Schuss aus einem Jagdgewehr. Haferkamp (Hansjörg Felmy) findet die Tatwaffe in einem nahe gelegenen Wochenendhaus. Sein Verdacht fällt auf den Sohn der Besitzer. Plötzlich nimmt der Vater alle Schuld auf sich, obwohl er ein perfektes Alibi hatte…


In „Die Kugel im Leib“ kommt es wieder zu einem Zweikampf zwischen Täter und Haferkamp. Diese Thematik wurde oft in den Haferkamp-Fällen praktiziert. Die Anlehnung an den US-amerikanischen Columbo, war somit nicht zu übersehen.
Allerdings war der Colombo mehr ein Krimi mit Augenzwinkern, während es bei Haferkamp doch eher um die ernsthafteren Fälle ging.
Der nüchterne Hansjörg Felmy war in den 70er-Jahren der bestbezahlte TV-Polizist Deutschlands.

Angesichts seiner finanziellen Not überfällt Motorrad-Artist Reiner Mettmann (Klaus Löwitsch) eine Bank. Dabei tötet er einen Polizisten und kriegt selbst eine Kugel ab. Durch eben diese Kugel wäre es für Kommissar Haferkamp (Hansjörg Felmy) ein Leichtes, den Täter zu überführen, doch der denkt vorerst nicht an eine Operation…

Dass Haferkamp gerne Frikadellen aß, machte ihm zum Mythos. Doch die speisenden Ermittler sind keine Seltenheit im TATORT. Mit Vorliebe verköstigen Ballauf und Schenk heute ihre Currywurst.

Ballauf und Schenk sind übrigens indirekte Nachfolger von Kommissar Haferkamp. Der ermittelte in Essen, Ballauf in Köln. Beide für den WDR.Haferkamp gab den TATORT 1980 nach 20 Fällen auf. Er überwarf sich immer häufiger mit den Produzenten, weil ihm die Drehbücher nicht mehr gefielen. Der Krimi wurde auf Kosten der Realität zu stark modernisiert. Die neuen Autoren und Regisseure fanden nicht die Zustimmung des Hauptdarstellers. Das Drehbuch „Geburtstagsgrüße“ lehnte er völlig ab. Einige Jahre später wurde es umgeschrieben und Kommissar Schäfermann vom Saarländischen Rundfunk durfte den Fall lösen.

Der direkte Nachfolger von Hansjörg Felmy war dann 1981 Götz George als Horst Schimanski.

Von Haferkamp zu Schimanski - Der krasse Unterschied

Er war auch der Beweis dafür, in welche moderne Richtung der TATORT beim WDR gehen sollte. Es durfte experimentiert werden. Und das Experiment Schimanski war gelungen. Obwohl das Fernsehpublikum zunächst gespalten war, erzielten die Schimmi-Folgen Quoten von bis zu 48%. Keine Zahl natürlich gegen einen Haferkamp–Tatort, aber für die Kontroversen um diese Figur, ein sehr erfreuliches Ergebnis.

Schimanski war schnell als Rüpel-Kommissar in aller Munde, und teilte sich diesen Ruf von nun an mit einen seiner frühen Vorgänger Sieghard Rupp als Kressin. Beide Ermittler lösten ihre Fälle mit einen Augenzwinkern. Es waren Krimikomödien (Götz George sagt das übrigens selbst), nur man merkt ihnen das nicht unbedingt sofort an. Trotz dieses unfreiwilligen Komödienstils gab es beachtliche uns spannende Schimanski-Fälle. So entstand mit „Das Mädchen auf der Treppe“ der erste wirklich gute Schimanski, obwohl dies bereits sein vierter Fall war.

Dass ihm Frauen die Bude einrennen, ist Horst Schimanski (Götz George) ja durchaus gewohnt. Doch als die 17jährige Katja (Anja Jaenicke) unverhofft auf der Treppe seines Mietshauses sitzt, ist auch der Duisburger Proll-Bulle mit seinem Latein am Ende. Katjas Mutter ist erschossen worden, und nun sind die Gangster auch hinter dem Mädchen her. Sofort beginnt "Ersatzpapa" Schimanski mit den Ermittlungen, die ins Drogenmilieu führen. Ein Spezialitätenrestaurant, in dem Katjas Mutter als Geschäftsführerin arbeitete, entpuppt sich als Großumschlagplatz für Rauschgift. Der Besitzer des Gourmettempels (Günter Lamprecht) scheint der Drahtzieher zu sein, doch seine Überführung erweist sich als problematisch.

Der Regisseur Peter Adam verwirklichte auch den sehr gelungenen Schimanski „Das Haus im Wald“. Hier spielt auch er spätere Tatort-Kommissar Domenik Raake eine Nebenrolle.

Götz George, Chrsitine Lemm in Das Haus im WaldWährend seiner Recherchen über die dubiosen Geschäfte eines Busunternehmers verschwindet ein Enthüllungsjournalist plötzlich spurlos. Seine besorgte Lebensgefährtin Ulla (Christiane Lemm) schaltet Kommissar Schimanski (Götz George) ein und bittet ihn in ihr Haus im Wald, das von Einbrechern kräftig durchforstet wurde. Als beide gemeinsam zurück in die Stadt fahren, eröffnet ein Schütze das Feuer auf Schimmi. Hat Ulla den Beamten etwa in einen Hinterhalt gelockt?

Mit „Zahn um Zahn“ entstand 1987 zum ersten Mal die Kinofassung eines TATORTS. Der Erfolg wurde 1990 mit „Zabou“ erneuert. Beides waren actionbetonte Krimis, die für die Kinofassung handlungstechnisch und bildlich aufgemotzt wurden. Der Charakter des Fernseh- Schimanskis blieb dabei ein bisschen auf der Strecke. Götz George beendete seine Tatort-Ära 1991 nach 29 Einsätzen.

Obwohl er die Nase voll hatte vom Schimanski kehrte er 1997 als Privatermittler in dieser Rolle auf den Bildschirm zurück – übrigens mit mäßigem Erfolg, und mit weit weniger Beachtung, als das noch in der 80er Jahren innerhalb des TATORT der Fall war. Die Zeiten ändern sich halt, und so ein Schimanski lockt heute niemanden mehr, hinter dem Ofen vor. Schimanskis Nachfolger wurde das Team Flemming, Ballauf, Koch. Martin Lüttge spielte den Flemming. Ballauf wurde von Klaus J. Behrendt dargestellt, und Miriam Koch von Roswitha Schreiner. Leider habe ich nur eine wirklich gute Folge in Erinnerung: „Der Spezialist“ vom 1996.

Karl Ammond (Rolf Hoppe), Hauptkommissar in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität, verdient sich durch krumme Geschäfte mit Spediteur Schubert (Rainer Pigulla) etwas Kleingeld dazu. Als ihn ein Angestellter der Spedition erpressen will, kommt es zum Kampf, in dessen Verlauf Ammond seinen Angreifer vom Dach stürzt. Die Düsseldorfer Kripo beauftragt Kommissar Flemming (Martin Lüttge) mit dem Fall. Der merkt schnell, daß sein hochangesehener Kollege in die Sache verwickelt ist…

Die Rückkehr des Kommissar Ballauf


Alle anderen Folgen waren eher mittelmäßig. Behrendt schied nach acht Folgen aus um sich seiner SAT 1-Krimiserie A.S. zu widmen. Einige Jahre später kehrte er als Ermittler an den TATORT zurück. Wieder als Ballauf ermittelt er nun zusammen mit Freddy Schenk (Dietmar Bär) als direkter Nachfolger seines ehemaligen Chefs Flemming. Er ist einer der beliebtesten aktuellen TATORT- Kommissare. Die Fälle reichen von harmlos bis spektakulär. Insgesamt kommt das Duo auf mittlerweile 42 Tatort-Fälle. Für Ballauf sind es sogar fünfzig, da noch die acht Flemming-Filme dazukommen.

Die dienstälteste Tatort-Ermittlerin ist jedoch Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), die in 20 Jahren, seit 1989, 47 Fälle gelöst hat. Die burschikose Kommissarin ermittelt häufig im sozialen Milieu und somit sind ihre Fälle besonders reizvoll. 

Eine späte Nachfolgerin von Finke ist Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die häufig auf dem Land ermittelt, aber auch in der Stadt. Hannover und Umgebung sind die Einsatzorte der drahtigen Kommissarin. Ihre Fälle sind spektakulär, aber selten wirklich spannend.

Sie gehört mittlerweile zu den vielen Damen am TATORT. Im Gegensatz zum WDR hatte der SFB schwierige Zeiten am TATORT. Kein Kommissar konnte sich so richtig festbeißen. 6 Folgen lang ermittelte Kommissar Walther (Volker Brandt).  Die Redaktion entschied jedoch zu einem Wechsel. Später folgte Heinz Drache als Kommissar Bülow. Auch er durfte nur sechs Fälle klären, und einmal entkam der Täter sogar. In der Folge „Die kleine Kanaille“ spielten Herbert Herrmann und Anja Jaenicke.

Heinz Drache und Anaj JaenickeBirgit (Anja Jaenicke) ist 16, liebt Kitschromane und lebt im Kinderheim eines Berliner Villenviertels. Zufällig beobachtet sie, wie im Pool nebenan die reiche Pelzhändlerin ertrinkt, derweil ihr Gatte Theo (Herbert Herrmann) tatenlos am Beckenrand steht. Gegenüber Kommissar Bülow prahlt Birgit mit ihrem Wissen, hintenrum erpresst sie den Witwer…

Trotz der ersten vier  sehr guten Folgen, fand der Austern schlürfende Kommissar keinen Anklang beim Publikum. Außerdem wollte Heinz Drache bei den Drehbüchern mitreden, was am Ende zu Kontroversen führte. Günther Lamprecht blieb als Markowitz vier Jahre am TATORT, kam aber auch nur auf acht Fälle. Relativ sicher im Sattel, sitzen seit einiger Zeit Ritter (Dominik Raacke) und sein Kollege Stark (Boris Aljonivic) .

Der bekannteste Kommissar des Hessischen Rundfunks war ohne jeden Zweifel Karl-Heinz von Hassel als Edgar Brinkmann. Mit der typischen Fliege war er wohl der markanteste und vergesslichste Tatort-Kommissar vom Outfit. Seine Fälle waren kurios und spielten stets im Bereich Drama und Eifersucht. Es gab meistens 2 Tote pro Folge. Mindestens.

Zu den berühmtesten NDR-Ermittlern gehören sicher Manfred Krug als Stoever und Charles Brauer als Brockmöller. Sie lösten insgesamt 41 Fälle und gingen als singende Kommissare in die Analen des TATORT ein.

Man kann bei weit mehr als 700 Folgen nicht alle Figuren aufzählen. Es gab viele Geschichten und Anekdoten, und es gab die TATORT-Folgen, die aufgrund öffentlicher Aufschreie in den Giftschrank verschwanden.

Folgen aus dem Giftschrank



In der Folge „Wem Ehre gebührt“ vom NDR mit Maria Furtwängler ging es 2007 um die Aleviten. Einer Minderheitengruppe im türkischen Volk. Man warf dem NDR hier Vorurteile vor. Der SWF fand seinen eigenen TATORT „Der gelbe Unterrock“ 1972 selbst so schlecht, dass sie ihn nie wieder zeigen wollte. Die Folge „Drei Schlingen“ mit Hansjörg Felmy war 25 Jahre im Giftschrank, weil dort Epileptiker als generell gewalttätig dargestellt wurden. Und in der Folge „Mit nackten Füßen“ wurde eine Zeugin nach einem Alibi gefragt, und sie gab immer wieder an, sie hätte „Ein Fall für Zwei“ im TV gesehen. Sowohl „Mit nackten Füßen“, als auch die Serie „Ein Fall für zwei“ stammten aus der Feder von Karl-Heinz-Willschrei. Nur lief 1980 „Ein Fall für zwei“ noch nicht, aber es standen schon Drehbücher. Offensichtlich hatte Willschrei die Folge dem WDR schon früher einmal angeboten, und nachher umgeschrieben. Einst sollte es eine Haferkamp-Folge sein, nun wurde ein anderer Ermittler hineingeschrieben.

Es gab noch einige andere Folgen, die im Giftschrank verschwanden, und nie wieder ausgestrahlt wurden. „Drei Schlingen“ jedoch, fand unterdessen wieder ins Programm zurück. Mittlerweile begeistert selten einmal ein TATORT. Manche sind unterhaltsam und spannend, aber wirklich herausragend ist da gar nichts mehr. Das liegt an den Geschichten und Drehbüchern. Wenn der Mord immer in den ersten zehn Minuten passieren muss, dann bleibt kaum noch für die Geschichte. Die Geschichte, die sich entwickelt – vor dem Mord. Die Ermittler tauchen schon in den ersten Sendeminuten auf und zerstören die Atmosphäre des Krimis, indem sie bohrend nachfragend in die Geschichten der Figuren eingreifen, ohne dass sich der Zuschauer zuvor ein Bild von Ihnen machen konnte. Somit bleiben die Ermittler im Vordergrund und nicht die Geschichte. Sehr schade.

Kommentare  

#1 Torshavn 2009-08-07 10:48
Ein schöner Überblicksartikel, Walt. Für jeden Tatort- Freund ein Genuß. Obwohl das Thema eigentlich eine Serie wert wäre. Die grossen Kommissare zumindestens.
Auch wenn ich einiges anders sehe als Du, gerade in der Bewertung der "neuen" Tatorte, hat der Artikel Spaß gemacht. Danke.
#2 G. Walt 2009-08-07 16:26
Natürlich fliesst da immer eine persönliche Meinung mit ein. Geschmäcker sind ja verschieden.

Es freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
Eine Serie über die großen TATORT-Kommissare. Lass das ja nicht den Horst hören. Der gibt mir doch gleich den Auftrag dazu :lol:
Aber vielleicht...
#3 Harantor 2009-08-07 20:01
Zitat:
Eine Serie über die großen TATORT-Kommissare.
Zu spät. Wartet bis Montag. Da geht es los. Und ich brauchte keinen Auftrag erteilen. Es war Eigeninitiative...
#4 G. Walt 2009-08-07 20:06
Siehste, da war schon einer schneller. Nichts ist unmöglich beim Zauberspiegel.

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