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Around the Corner: Story-Krise Japan? - Probleme einer kreativen Welt auf High-Output

Around the cornerStory-Krise Japan?
Probleme einer kreativen Welt
auf High-Output

Der folgende Artikel ist mehr ein Kommentar als ein direkter Bericht. Ein Interview  aus dem Spiegel aus dem Jahr 2011 mit James Cameron hat mich überlegen lassen. In dem Interview spricht Cameron von einer Story Krise in Hollywood, von einer Welt, die unter dem ständigen kreativen Druck zu zerbrechen scheint oder auch nicht mehr bereit ist etwas zu sagen.


Noch immer sehen wir in Hollywood viele Franchise Welten, doch haben auch viele Perlen und überraschenden Werke ihren Weg in die Kinos gefunden. Doch noch immer ist ersichtlich, dass der wirklich frische Wind im Geschichten erzählen fehlt, der der Welt etwas wirklich neues geben kann. Ich spreche dabei nicht von den zahlreichen alternativen Filmen und kleinen Produktionen, ich denke an die mittleren und großen Blockbuster, die noch immer mehr das visuelle im Sinn haben und dabei die Geschichte eher rudimentär zurück lassen. Nicht immer verkehrt, manchmal brauchen wir auch das einfache "Popcorn-Kino", aber weniger Plot-Löcher, während auch einmal erfrischend.

2Aber wie es geht einem Land, das noch mehr visuelle Geschichten produziert als es Hollywood tut. In einem Artikel hatte ich es bereits einmal kurz angesprochen. Pro Season (ca. drei Monate an Zeit) starten ungefähr um die 20 neue Serien, dazu werden bestehende, die über eine Season hinaus gehen, fortgeführt. Die Serien haben meistens eine Länge von ca. 12 bis 25 Episoden. Dazu kommen noch OVA Serien, Sonderproduktionen und Filme von teilweise über zwei Stunden Länge, die die Anzahl aller laufenden Produktionen nach oben treiben. Die genaue Anzahl der Werke schwankt dabei von Season zu Season mitunter sehr stark. Und auch die Qualität. So brachte die letzte Winterseason für mich persönlich nur zwei Serien hervor, die ich aktiv verfolgt habe. Die Zahl der Frühjahrsproduktionen liegt bei rund sechs.

Doch am Ende ist das ist nur der Anime-Markt. Wir haben da noch tausende Manga-Kapitel, die wöchentlich, zweiwöchentlich, monatlich oder in noch anderen Abständen erscheinen, einen ziemlichen großen Gamemarkt, der natürlich viele inländische Produktionen aufweist, die Datingsimulationen oder Kombatsimulationen. Und natürlich noch der normale Literaturbereich mit entsprechenden Light Novels und normalen Büchern.

Wie schafft man diesen dauerhaften kreativen Output und welche Grenzen sind zu sehen?

Man muss sagen, das viele der Arbeiten durch Adaptionen abgedeckt werden. Die Übersetzung von einem Medium in das nächste ist ein wichtiger Bestandteil für die Industrie und nimmt ein wenig den Druck aus dem Momentum ständig neue Werke kreieren zu müssen. Natürlich ist solche eine Transition nicht einfach und involviert wiederrum kreative Arbeit.

1Adaptionen sind keine schlechten Arbeiten. Es gibt Manga, die als Anime eine ganze neue Wirkung bekommen. So wie bei dem gerade erst gestarteten Shingeki no Kyojin/Attack on Titan (I.G. Production, Manga von Isayama Hajime). Eine sehr Action geladene Manga-Serie, mit schnellen Angriffen und großartigen Kämpfen, bei denen sich die Krieger viel in der Luft bewegen. Eine bekannte bemerkte richtige, das diese Kämpfe erst richtig in einer animierten Umsetzung zur Geltung kommen würden. Aber auch die Story ist sehr gut, erschreckend, grausam und verdammt spannend. Eine Perle.

Aber es ist der Manga der Ausbricht und dieses auch an den Anime weitergibt.

Neben den zahlreichen Adaptionen, die natürlich nur Manga umfassen, sondern auch Light Novel Serien und Games, gibt es relativ wenige Originale-Serien, wenn man den Anime-Markt alleine betrachtet.

Doch jede Manga-Serie, jedes Spiel, jede Light Novel, ist in den meisten Fällen ebenfalls ein Original. D.h., die Adaptionen kommen von Originalen. Doch bei diesen Geschichten hapert es. Stereotypen, generische Settings, Klischees, und gleiche Story-Elemente geben sich zu stark die Klinke in die Hand. Es trifft dabei jedes Genre.

Das sind die Grenzen, die man wohl erreichen kann. Es gibt eine generische Masse, die eine generische Masse am Ende bedient. Nicht alle Leser wollen etwas, das sie vollkommen überrascht oder vielleicht auch zum denken animiert. Sie wollen eine schnelle und kurzfristige Unterhaltung, die sie zwischendurch im Zug, der U-Bahn, auf dem Weg zur Arbeit, der Schule oder auch der Universität konsumieren können. Etwas, dass sie vielleicht für einen Moment aus ihrem stressigen und hochgradig anstrengenden Alltag herausnimmt und ihn so etwas wie ein anderes Leben vorgaukelt. Ein Leben, in dem sie die Welt retten oder auch den perfekten Partner finden. Und für den Augenblick funktioniert es.

3Doch es schleicht sich das Gefühl ein, das die wahren Perlen immer weniger werden. Sicherlich kann man einen Teil der Serien anschauen und lesen und man fühlt sich sehr gut unterhalten, aber sie stehen nicht mit einem. Nur noch wenige tun das wirklich. Wenn man aus einer Season, den wirklich größten Teil inzwischen heraus rechnen kann, ist das nicht wirklich ein Erfolg.

Weniger Studios scheinen im Moment bereit zu sein, ein Risiko einzugehen und beziehen sie weiter verstärkt auf ein bestimmtes Klientel, als mehr Menschen in der Maße zu erreichen. Es scheint eine Fokussierung auf leichte und schnelle Geschichten zu geben, die sich keine wirkliche Zeit mehr für einen Aufbau nehmen, während die schweren und nachdenklichen vermehrt in Richtung Manga wandern.

Aber vielleicht ist auch nur eine normale Wellenbewegung. Ein Flaute vor dem Sturm, es bleibt abzuwarten und zu hoffen.
 
Und nächstes Mal: 1001 Nacht ein wenig... anders - Magi

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