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Die Sad-Puppies-Position - Die HUGO-Frage, Teil 1

The Hugo IssueDie Sad-Puppies-Position
Die HUGO-Frage, Teil 1

to the English originalWir haben jetzt, während ich dies schreibe, den 12. August, und es gibt bereits zahllose Meinungsäußerungen zur Vergabe der Hugo Awards auf der 73. World Science Fiction Convention.

Einige dieser Äußerungen waren beifällig, andere kritisch. Fast alle von ihnen befassten sich mit der „Sad-Puppies“-Initiative, die ich in diesem Jahr mit organisiert habe.


Brad TorgersenZum dritten Mal hat Sad Puppies beschlossen, zahlreiche Geschichten, Künstler, Herausgeber, Bücher und andere Werke zu nominieren, um einen Ausgleich für einige der Vorurteile und blinden Flecken zu bieten, die für die Endnominierungslisten in den letzten Jahren typisch waren. Viele haben sich gewundert, warum Andy Weirs The Martian nach seinem ersten Erscheinen nicht auf einer Hugo-Nominierungsliste auftauchte. Die Antwort lautet, weil die Hugo-Wählerschaft immer noch dazu neigt, Bücher zu ignorieren, die nicht von einem regulären Verlag veröffentlicht werden. Ebenso neigte sie dazu, Autoren von Büchern zu Filmen oder Games zu ignorieren. Es spielte dabei keine Rolle, ob diese Self-Publishing-Autoren oder Autoren von Tie-Ins gute Geschichten geschrieben haben. Sie wurden aufgrund eines weit verbreiteten Vorurteils einfach übergangen.
 
Da die Hugo-Wahl ein demokratischer Prozess ist, ist es eindeutig die beste Methode, um solch einem verbreiteten Vorurteil entgegenzuwirken, wenn man Menschen ermutigt, sich daran zu beteiligen. Kampagnen dieser Art sind in der Geschichte des prestigeträchtigsten Preises der Science Fiction nicht neu, aber es hat wahrscheinlich nie eine solch konzertierte Aktion gegeben, Leute, die von der Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben, nichts wussten oder das Gefühl hatten, ihre Stimme würde eh nichts bewirken, dazu zu bewegen, sich an der Nominierung und der eigentlichen Abstimmung zu beteiligen.

Das hat offensichtlich einige andere Leute sehr unglücklich gemacht. Es gibt Autoren und Verlage, die sehr von einem verkleinerten Stimmenpool profitiert haben; denn wenn die Stimmenzahl klein ist, braucht es nicht mehr als ein paar Dutzend Stimmberechtigte, um zu gewährleisten, dass ein bestimmter Name oder Werktitel auf der Nominierungsliste auftaucht. Das garantiert zwar noch keinen Gewinner, aber für die meisten, die ein aktives Interesse an den Hugos haben, hat die Zusammenstellung der Nominierungsliste entscheidendes Gewicht.

Und weil Sad Puppies in diesem Jahr die Zusammenstellung wesentlich beeinflusst hat, haben viele Aktivisten in ihren Blogs den Untergang der Hugos heraufziehen sehen. Einige sind dabei so weit gegangen, Vergleiche mit der Sensationspresse mit ihren getürkten Anschuldigungen politischer, sozialer und juristischer Skandale heranzuziehen. Dies brachte natürlich auch Medien aus der anderen Richtung – die Gegenmedien zu den etablierten Medien – auf den Plan, und so erhielten Sad Puppies und die Hugos eine gewaltige Menge Publicity, im Guten wie im Schlechten.

Wenn man aber die Rhetorik und den erhobenen Zeigefinger beiseitelässt, war das letztendliche Ziel von Sad Puppies, Menschen dazu zu bewegen, sich an einer Abstimmung zu beteiligen. Der Hugo Award ist nur dann aussagekräftig, wenn er repräsentativ für eine größere Menge von Verbraucher- und Fan-Meinungen und -Geschmäckern ist. Die letzten zehn Jahre repräsentierte der Hugo allenfalls die Interessen und Geschmäcker einer relativ kleinen Gruppe von Individuen. In diesem Jahr ist die Beteiligung am Hugo so groß wie nie, und die Vorhersagbarkeit von Ergebnissen – die typisch für die letzten Jahre war – besteht nicht mehr.

Mit anderen Worten, die Hugos folgen jetzt nicht mehr dem Drehbuch.

Das ist letztlich ein Gewinn für den Preis, sofern die Beteiligung in künftigen Jahren weiter ansteigt. Es ist zu hoffen, dass die Menschen auch ohne den ganzen Aufstand den Hugo genug wertschätzen werden, um ihm ihre Stimme geben zu wollen, sowohl bei der Nominierung als auch bei der Endabstimmung. Es gibt auf der ganzen Welt Millionen von Science-Fiction- und Fantasy-Fans. Bis jetzt hatte fast keiner von ihnen beim Hugo ein Wort mitzureden.

Es ist zu hoffen, dass Sad Puppies dazu beigetragen hat, diesen Zustand zu ändern.

Übersetzung: Dr. Helmut W. Pesch

To Wayne Boreans editorial -  The overview on the aritcles and addional material on »The Hugo Issue«

Kommentare - wenn möglich - in Englisch unter der Originalversion des Beitrags.

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