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Sieben gegen die Hölle - Thorsten Fischer (Teil 2)

Sieben gegen die HölleSieben gegen die Hölle

Thorsten Fischer (Teil 2)
"Seit diesem Tag bin ich auf der Hut vor ihm. Denn ich weiß: Er wird wiederkommen um IHN zu finden. Denn auch wenn ich ihm sagen würde, dass ich das Gesuchte nicht besitze, ER würde mir nicht glauben.

Aber auch wenn ich IHN hätte, ER dürfte IHN nie bekommen, denn sonst wird Midgard ein zweites Ragnarök erleben und ewige Schatten werden über uns fallen!"


Der Deutsche hatte sich auf den Felsboden gesetzt und die Urne mit der Asche seines Großvaters neben sich gestellt.

"Wen meinst du mit IHN?"

Olaf sah ihn lange an. Es war, als würden seine Augen, die wie die eines Lebenden wirkten, bis in seine Seele dringen.

"Folge mir, Thorstæin", Olaf, der Draugr wandte seinen Blick nicht von mir ab, "Es wird Zeit den Wunsch GunþaharjaRs zu erfüllen. Erst dann kann ich dir offenbaren, was ER damals wollte – und heute mehr denn je will!"

Eine Weile gingen sie schweigend durch die spärlich beleuchteten Gänge des Höhlenlabyrinths.

Endlich schienen sie am Ziel zu sein, denn der Untote blieb stehen.

Vor ihnen befand sich ein großes, mit vielen Runen übersätes Metalltor, das trotz der langen Zeit noch wie gerade geschmiedet aussah.

Olaf presste seine Hand auf eine Stelle des Tores, die sich plötzlich wie von Geisterhand öffnete.

Finsternis.

Eine Dunkelheit, wie Thorsten Fischer sie nie zuvor erblickt hatte, starrte ihm entgegen.

Nur weit entfernt schien ein kleines Licht zu leuchten, das der Finsternis trotzte.

***

Über dem Hohen Meißner ballten sich dunkle Wolken zusammen, die nichts Gutes verhießen.

Blitze zuckten und Donnergrollen rollte um den Gipfel des Berges, der in längst vergessenen Zeiten Wissner geheißen haben soll.

Doch es fiel kein einziger Tropfen Regen.  

Die wenigen Besucher hatten sich schon bei den ersten Anzeichen des Gewitters auf den Nachhauseweg gemacht.

Der Berg war bis auf den Besitzer des Gasthaus Schwalbenthal menschenleer.

Plötzlich fuhren zwei Blitze hinab, von denen einer in die Frauenstatur einschlug, die am Frau-Holle-Teich stand.

Doch wie durch ein Wunder blieb das hölzerne Abbild der Märchen- und Sagengestalt unversehrt.

Von einem Augenblick zum anderen begann das Wasser des sonst so stillen Teichs zu brodeln. Es war, als würde ein gigantischer, unsichtbarer Tauchsieder das Wasser erhitzen. Doch schon wenige Sekunden war der Spuk vorbei.

Ein alte Frau, mit langem, verworrenem schneeweißem Haar, einer langen Nase, sowie übergroßen langen Zähne, die an ein Pferdegebiss erinnerten, stand wie aus dem Boden gewachsen neben dem Teich und jedem, der dieser Frau im Dunkeln begegnet wäre, hätte ihr Anblick Schauer des Entsetzen über den Rücken gejagt.

"Ist die Zeit gekommen?", murmelte sie vor sich hin. Die Alte richtete ihren Blick gen Himmel. Ihre blauen, klaren Augen schienen zu leuchten, so als wolle sie die dunklen Wolken und die Finsternis durchdringen.

"Das ist dein Werk, Loki!" Ihre Stimme hallte laut durch den Wald, doch niemand würde sie hören können, außer dem, für den es bestimmt war. Doch sie erhielt keine Antwort.

"Ich spüre es. Der Mundus wird sich sehr bald öffnen. Wenn dies nicht verhindert wird, dann gibt es keine Rettung für diese Welt und alle anderen Welten!"

Die alte Frau schritt in das kalte Wasser des Teiches. Mit jedem Schritt schien sie jünger und jünger zu werden.

Hätte  ein zufälliger Wanderer einen Blick auf sie erhaschen können, so wäre ihm die frappierende Ähnlichkeit mit den Statur aus Ulmenholz aufgefallen, die hier an dem Stillgewässer stand.

Plötzlich begann es in der Mitte des Teiches zu leuchten.
Doch anstelle anzuhalten, ging die junge Frau weiter, bis sie in dem gleißenden Licht verschwand, das im gleichen Augenblick erlosch.

***

Das große Metalltor war wie durch Geisterhand aufgegangen. Dunkelheit sprang ihnen entgegen, wie Thorsten sie nie zuvor erblickt hatte.

"Dort müssen wir hin, Thorstæin." Olaf deutet auf ein kleines Licht, das weit entfernt aufleuchtetet und der Finsternis zu trotzen schien. "Und weiche nicht vom Pfad ab!"

Der Deutsche warf einen Blick hinter das Tor. Schwärze hüllte alles ein, so dass man nicht einmal einen Weg erkennen konnte, geschweige denn wie tief es hinab ging.

Obwohl, letzteres wollte er auch ganz und gar nicht wissen.

"Eile dich!", mahnte der untote Wikinger. In seiner Stimme glaubte er einen Hauch von Furcht zu hören.

Langsam folgte Fischer ihm in die Finsternis, den Blick immer auf den Rücken des lebenden Toten gerichtet.

Manchmal vermeinte er ein klagendes Rufen aus der Tiefe zu vernehmen, und es war, als würden unsichtbare Hände nach ihm greifen, die so kalt waren, dass alles Leben aus seinem Körper gezogen werden würde, falls diese Hände ihn auch nur kurz berührt hätten.

Endlich, nach eine halben Ewigkeit, erreichten sie das Ende  des Weges.

Ein tönerne Schale, in der ein kleines Feuer brannte, stand auf einem grob behauenen Felsen vor ihnen.

"Du musst die Asche GunþaharjaRs in die Flamme schütten!"

"Erlischt sie dann nicht?" Thorsten Fischer zögerte, denn sollte die Flamme erlöschen, würde all das aus der Finsternis aufsteigen, was besser dort blieb, wo es war.

"Tu es!" Olafs Stimme war leise, aber bestimmend.

Mit zitternden Fingern öffnete er die Urne seines Großvaters und schüttete den Inhalt in die lodernde Flamme.

Der Draugr schien etwas vor sich hin zu murmeln.

Der Deutsche verstand nur einige Worte, ahnte jedoch, dass es ein Gebet zu den Göttern sein sollte. Ein Gebet, das seinem Großvater eine sichere Reise nach Walhall sichern sollte.

Kaum hatte das letzte Staubkorn die Flamme berührt, als diese wie eine Stichflamme nach oben schoss.

"Danke, Thorsten!", flüsterte eine Stimme.

Über der Flamme hatte sich ein Gesicht gebildet, dass Fischer trotz des jugendlichen Aussehens erkannte, denn er hatte es auf den alten vergilbten Bildern gesehen, die nach dem zweiten Weltkrieg gemacht worden waren.

Großvater.

"Gut gemacht!", wiederholte seine Stimme noch einmal. "Doch nun lastet das Erbe auf dir!"

"Welches Erbe?", rief Thosten lauter als gewollt.

"Das Erbe das auf dir und sechs anderen lastet, die das 'alte Blut' in sich tragen." Das Gesicht Gunnar Fischers wurde immer undeutlicher, seine Stimme klang zerhackt.

"Dein Erbe ist ... Mundus muss beschützt ... Berg ... Hulda!"

Dann war alles vorbei. Gunnar Fischer war aufgestiegen.

***

Da waren sie wieder, diese unerträglichen Schmerzen, die sein Blut zum Kochen brachten. Seit einigen Tagen hatte er diese Symptome, doch kein Arzt konnte ihm sagen, was es war, und woher sie kamen.

Bournout-Syndrom und Stress hatte sein Hausarzt diagnostiziert und ihm empfohlen mal richtig Urlaub zu machen.

Urlaub.

Thomas Meier kannte das Wort gar nicht mehr. Seit Jahren hatte der Call-Center-Mitarbeiter, der trotz Vollzeitbeschäftigung noch Harz IV beziehen musste, keinen richtigen Urlaub gemacht. Wenn andere nach Mallorca flogen, saß er zu Hause und starrte in die Röhre. Der fünfundzwanzigjährige Deutsche konnte froh sein, dass es gerade mal so für die Miete und sich etwas zum Essen reichte.

Nun war er hier am Hohen Meißner und starrte zum Gipfel, über dem sich ein Gewitter bildete.

Thomas hatte diesem zwanghaften Gefühl, das ihn hier her getrieben hatten, nicht widerstehen können. Doch nun fragte er sich, welcher Teufel ihn geritten hatte hier her zu kommen?

Plötzlich zuckten zwei Blitze vom Himmel.

Der junge Mann sank leblos zu Boden, als der Blitz ihn traf.

Urplötzlich stand ein junger, seltsam gekleideter Mann neben dem leblosen Körper des Deutschen und blickte mit einem zynischen Lächeln auf ihn herab.

"Schlafe, Sterblicher. Wenn du erwachst, ist die Verwandlung vollendet und du wirst wissen was deine Aufgabe ist!"

Der Unbekannte, der durch ein verdammt gutes Aussehen auffiel, wandte sich ab.

"Sieben werden kommen. Sieben werden bringen, was verborgen war. Sieben werden binden die Macht der Unterwelt! So lautet Allvaters Weissagung. Doch ich bin vorbereitet!"

Mit diesen Worten verschwand der Fremde von einem Wimpernschlag zum anderen wie Nebel in der Sonne.

Zurück blieb der noch immer leblose Thomas Meier.

***

"Wir müssen gehen, Thorstæin!" Olaf, der Draugr drängte plötzlich zur Eile.

Ihm graute bei dem Gedanken, diesen unsichtbaren Weg durch die Dunkelheit erneut beschreiten zu müssen, doch der Untote beruhigte den Deutschen.

"Hinaus führt ein anderer Weg. Doch ob er für Sterbliche ungefährlicher ist als der Dunkelpfad, vermag ich nicht zu sagen!"

"Lass uns gehen!", erwiderte Thorsten mit belegter Stimme, denn vor seinem geistigen Auge war plötzlich ein großes Schild mit 'Drachenhöhle! Betreten verboten! Eltern haften für ihre Kinder!' erschienen.

"Gut, Thorstæin", sein Führer nickte. "Folge mir, weiche nicht von meiner Spur ab. Und vor allem: fasse nichts, rein gar nichts an, was du siehst!"

Nun bekam der Deutsche wirklich Angst!

Ende Teil 2/7

Kommentare  

#1 Larandil 2013-11-14 08:13
Das ist jetzt unglücklich, dass die beiden GROSSGESCHRIEBENEN ER (=Loki) und ER (wasauchimmer der Zombiewikinger da hüten sollte, aber nicht kriegte) im selben Satz auftauchen. "Aber auch wenn ich IHN hätte, ER dürfte IHN nie bekommen"?
#2 Kerstin 2013-11-14 09:24
Stimmt. Das verwirrt einen beim Lesen.

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