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Bedauern, Zamorra, Kellergeister und Cons

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, Mikes Abschied als Kolumnist wird Dir ein paar Worte wert sein und wieder ein paar Erinnerungen an den Zamorra hochgespült haben. Was gibt es da zu erzählen? Der Tee ist serviert ...

Bedauern, Zamorra, Kellergeister und Cons

Mit Bedauern habe ich zur Kenntnis genommen, dass Mike Rennicke seine Zamorra-Kolumne einstellen will. Nein, nicht weil er meine Romane und eingebrachten Ideen immer besonders hervorhebt (obwohl mir das natürlich wie Öl runterläuft ... hmmm ... mehr davon ... viel mehr ...), sondern weil er versucht hat, sich auch mit dem ›modernen Zamorra‹ auseinanderzusetzen.

 

Ob das Mike Rennicke gelungen ist, kann ich selbst nicht sagen, da ich die Serie nicht mehr verfolge. Der Zamorra ist in jeder Hinsicht nicht mehr die Art literarische Unterhaltung, die mich anspricht. Wobei ich bekanntlich mit wöchentlichen ›Unger-Western‹ und »Jerry Cotton« dem Romanheft treu bleibe. Doch der »Professor Zamorra« bot für mich schon, als Werner noch lebte, nicht mehr das, was ich mir innerlich zu lesen wünschte. Die Romane von Claudia Kern habe ich echt verschlungen. Aber was danach kam ... Mit der Spiegelwelt, in der Pater Aurelian als meine letzte Figur von der Platte genommen wurde, war dann endgültig Schluss. Aber das Konzept, von der Idee her wirklich gut und interessant gestaltet, ist ja von der Ausführung her bei den meisten Lesern nicht so gut angekommen.
 
Und so greife ich eben pro Woche nach meinen Western und Cotton – und den Zamorra lasse ich für andere Leser stehen. Aber ich gehöre ja auch zu den ›Dinosauriern‹, bei denen das ›Aussterben‹ nur noch eine Frage von Jahren ist. Dinosaurier, die ein ganz besonderes ›Lese-Futter‹ gewöhnt sind. Neue Leute bringen neue Ideen – auch wenn sie den mit alten Traditionen und Ideen verwurzelten Lesern nicht behagen. Und wenn das, was das neue Zamorra-Autoren-Team als Konzept verfolgt, nicht gut wäre, dann würde es auch nicht gekauft.

Ich gehe jedenfalls mal davon aus, dass die Verkaufsauflage vom Zamorra noch eine tragbare Höhe hat. Meine direkten Drähte in gewisse Zimmer des Bastei-Verlages sind inzwischen mehr oder weniger eingefroren oder abgebaut und so bin ich über die Wirtschaftlichkeit der Serie nicht mehr so recht informiert.

Aber wie ich immer noch hoffe, dass sich jemand von Werners Freunden seiner letzten zwanzig Jahre in Altenstadt meldet und Dinge von Werner erzählt, die nach ›unserer Zeit‹ gewesen sind, so hoffe ich, dass sich auch ein aktiver Freund von »Professor Zamorra« findet, der die Kolumne »Schicksalswächter« fortsetzt. Und zwar jemand, der vielleicht Werners letzte Kreativ-Phase als Autor noch miterlebt hat. Er sollte jedoch für das neue Konzept von Werner Kurt Giesas literarischen Erben nicht nur aufgeschlossen sein, sondern mit seinen Betrachtungen auch bewusst den ›neuen Weg‹ mitgehen. Auch auf diese Art kann die Serie vielleicht neue Leser bekommen – wenn vielleicht einige Konsumenten des Zauberspiegels dann doch mal neugierig werden, in den ›Zamorra‹ reinzulesen, sich festzulesen, und dann die Serie regelmäßig weiter verfolgen. Es kommt, wie man in der Politik so schön sagt, auf jede Stimme an ... hier kommt es auf jedes verkaufte Heft an. Die Messlatte liegt heute sehr tief, aber was dann noch daruntergeht, wird von den Kaufleuten des Verlages gnadenlos ausgezählt.

Dass ich hoffe, dass sich Leute finden, die Werner ab Beginn der Verlegung seines Wohnsitzes nach Altenstadt mehr oder weniger eng begleitet haben, liegt daran, dass ich hier in unserer Teestunde eben nur Dinge erzählen kann, bei denen ich selbst dabei war – oder die ich damals erzählt bekam und die Erzählungen von Werner betätigt wurden.

Denn damit hätte man dann wenigstens einen guten Teil vom Leben, Streben und Werk des Schriftstellers Werner Kurt Giesa für die Nachwelt bewahrt. Die alten Ägypter sagten, dass derjenige unsterblich ist, dessen Name geschrieben steht. Das ist einer der Gründe, warum aus dem ursprünglichen Interview mit dem Zauberspiegel die Kolumne "Teestunde" wurde. Natürlich bekommt, wer nahe am Licht ist, auch etwas vom Schein des Lichts ab. Und eigentlich bin ich ja seinerzeit immer in Werners Windschatten gesegelt. Wenn er mit Arbeit überlastet war, konnte ich mit meinen Romanen einspringen. Oder Manfred Weinland, obwohl der damals mit dem »Gespenster-Krimi«, »Damona King« und anderen Projekten auch ›ganz gut im Futter‹ war. Wenn ich mich recht erinnere, war Manfred Weinland damals auch noch in einem ›bürgerlichen Beruf‹ tätig.

Wenn mich Werner anrief, dann und dann brauche ich einen Roman von dir, dann wurde ich trotz meiner angeborenen Faulheit sehr schnell. Und das nicht nur wegen dem Honorar. Nur wegen dem Geld habe ich weder geschrieben noch Musik gemacht – ich wollte immer etwas Freude daran haben. Allerdings war es auch manchmal so, dass ich plötzlich eine Trilogie teilen oder ganz auseinanderreißen musste, weil Werner plötzlich Geld brauchte und seine Romane dazwischen schieben musste.

Meistens war ich bei den entsprechenden Romanen zwar schon in der Phase des ›Endkampfes‹, den ich immer so ca. 10 Seiten vor Schluss langsam eingeleitet habe, um nicht mit dem lapidaren Satz: »Das Amulett schlug zu« eine großartig aufgebaute Story abrupt in wenigen Sätzen zu Ende zu bringen. Und dann musste ich mir nur noch überlegen, wie ich meinen Helden rausnahm und für neue Abenteuer erst mal frei machte – und vor allen Dingen, wie ich ihn nach logischen Gesichtspunkten wieder ins Geschehen bringen konnte.

Extrem war das in den Bänden 320 »Verloren im Höllensumpf« und 321 »Herr der Ghouls«, als Werner plötzlich Geld brauchte und einige Bände dazwischen schieben musste, so dass mit Bd. 324 »Duell der Teuflischen« der lange eingeleitete Zyklus über Zeus und seine Rolle in der Dynastie der Amun-Re und seine Blutgötzen herrschten. Aber auch der ›Troja-Zyklus‹ ist ein Beispiel dafür. Pech für die Leute, die länger warten mussten, bis sie wussten, wie die Story weiterging.

Das ging eben nun mal nicht anders, und ich kam mir manchmal vor wie ein Schakal, der einem Tiger folgt, um noch etwas Fleisch an den abgenagten Knochen zu finden. Aber es ist immer gelungen, Verbindungen zwischen den Romanen zu schaffen, die der Leser nachvollziehen konnte. Da ich niemals wusste, welches Thema Werner plante, hatten wir mal die Absprache, dass wir Zamorra am Schluss von Bänden, nach denen das Werk eines anderen Autoren folgen würde, im Château Montagne absetzen. So wusste man dann genau, dass der eigene Roman mit dem berühmten Anruf in Château Montagne beginnen würde, bei dem der Meister des Übersinnlichen um Hilfe gebeten wurde.

Werner war zwar fast an jedem Wochenende meiner ›aktiven Zamorra-Zeit‹ in Kassel oder dann in Ahnatal, aber weil er seine Romane immer ganz spontan schrieb, wusste ich immer nur den groben Rahmen, in dem die Handlung ablief. Ich erinnere an den bereits geschilderten spontanen Einfall, als Werner das Wort »Leichenwind« auf einer Busfahrt nach Rom in den Sinn kam. Er hatte nur dieses eine Wort, notierte es sich und machte sich auch keine weiteren Gedanken darüber. Ja, und dann schrieb er eben den Roman und ließ sich was für die Handlung einfallen. Aus Gründen des ›Jugendschutzes‹ erschien der Roman dann als Band 214 unter dem Titel »Todeswind«. Leichenwind ... huhuhu ... wie gruselig ... so was kann sich verheerend auf jugendliche Gemüter auswirken ... ahem ... ja, so war das eben damals ... vor dreißig Jahren ...

Diese große Handlung der Serie »Professor Zamorra« – also die gigantische Theaterkulisse – bauten Werner und ich zusammen innerhalb der sogenannten ›Bier-Konferenzen‹ auf, von denen nur Hermann als Zeitzeuge mal eine miterlebt hat. Die Drehbücher für die ›Handlung der Schauspieler‹, also die Einzelhandlung der Romane, machte jeder selbst – samt den Helden. Natürlich ›borgte‹ man sich die eine oder andere Figur mal aus – besonders in so ›großen Opern‹ wie dem Dynastie-Zyklus. Aber ansonsten hatte jeder seine eigenen Figuren - mit einer Ausnahme:

Asmodis! Aber bei dem hatten wir auch ungefähr die gleichen Vorstellungen der Entwicklung – damals. Und es ist nicht verwunderlich, dass Werner unbedingt die Rolle des Asmodis übernehmen wollte, als wir darangehen wollten, den Zamorra-Film »Satans Todes-Schwadron« zu drehen und das erste Konzept dazu machten. Mit den dunklen Haaren hätte die Rolle des Asmodis auch gut zu Werner gepasst. Aber ich war der Meinung, dass er als der ›eigentliche‹ Robert Lamont auch die Figur des Titelhelden spielen sollte. Wie bekannt habe ich dann im Film den Asmodis gespielt. Ja, nur wird ihn das heutige Fandom nun nicht mehr zu sehen bekommen ...

Ansonsten waren Werner und ich damals auf den Cons so was wie ›Lamont mal zwei‹ oder die ›Lamont-Brothers‹, wie man so sagte. Manchmal sind wir in einem Monat auf mehreren Cons gewesen. Waren sie im ›Westen‹, also im Ruhrgebiet oder noch etwas weiter, bin ich bis Lippstadt gefahren und habe meinen Wagen da abgestellt. Werner war bekanntlich leidenschaftlicher Autofahrer und ich ließ mich immer gern kutschieren und zahlte anstandslos einen Betrag fürs Benzin, obwohl mich Werner nie dazu aufforderte.

Nach dem Con, von dem ich das letzte Mal berichtet habe, war das Fandom aufmerksam geworden, dass da noch ein zweiter ›Roberto Alimento‹ war. Die Cons waren meistens sehr gut besucht und hundert, zweihundert oder auch mehr Besucher eines Cons waren keine Seltenheit. Damals waren noch nicht so viele Händler von antiquarischen Heften und anderen für echte Fans lebensnotwendigen Sachen bei den Cons. Es wurde mehr geredet – und auch mehr getrunken als heute.

Ich erinnere mich da einen Club, der sich vermutlich speziell für einen Con neu gegründet hatte, und sich »Keller-Geister« nannte. Ich weiß nicht, ob es diesen damals sehr populären Wein-Verschnitt namens ›Keller-Geister‹ heute noch gibt. Das vermutlich aus allen Weinsorten der Welt zusammengeschüttete Zeug war süß, süffig und perlend – und hätte für einen Weinkenner vermutlich den siebten Grad der ›hochnotpeinlichen Befragung‹ ersetzt.

Natürlich machte dieser neue Club auf einem Con auf sich aufmerksam und sammelte neue Mitglieder zuhauf. Die mussten natürlich mindestens ein Glas ›Keller-Geister‹ trinken, was aber damals niemandem Probleme bereitete. Nur Walter Appel als strikter Anti-Alkoholiker wurde von diesem ›Genuss‹ suspendiert. Ansonsten aber war der »Horror-Club Keller-Geister« so etwas wie die Blume ›Königin der Nacht‹, die nur eine Nacht blüht. Soweit ich mich erinnere, hat der Club den Con nicht lange überlebt.

Wer sich das damals mit den ›Keller-Geistern‹ hat einfallen lassen, weiß ich heute nicht mehr. Wenn ich mich recht erinnere, müssen das Clubleiter anderer Clubs gewesen sein, die sich mal besuchten und dabei eben diesen gemeinsamen Club gründeten. Und ich bin sicher, dass im Rahmen dieser Gründung die ›Keller-Geister‹ nicht nur aus Gläsern, sondern vielleicht gleich aus Flaschen getrunken wurden. Denn das Zeug war absolut billig und man konnte davon schon einiges in sich reinschütten, bevor sich eine Wirkung zeigte.

Allerdings sei gesagt, dass es, was Bier und sonstige Alkoholika betraf, bei den Cons ganz anders zur Sache ging als heute. Ein Con war eben nicht nur ein Treffen, wo man Gleichgesinnte traf, mit denen man stundenlang über John Sinclair, Larry Brent, Tony Ballard, Macabros und natürlich auch Professor Zamorra reden konnte und sich dabei das eine oder andere Bierchen über den Knorpel laufen ließ. Viele Fans hatten keine Autos, mussten mit dem Zug fahren und brauchten sich daher, was Promille anging, nicht zu kasteien. Und wenn man mit dem Auto gekommen war, dann hatte man meist auf der Strecke andere Fans eingesammelt, weil das Benzin auch damals schon echtes Geld kostete und man für etwas Spritgeld dankbar war. Die Fahrer der Benzin-Kutschen hatten natürlich die A-Karte gezogen und saßen missmutig vor Cola oder Mineralwasser, während die Freunde es sich bei gut gekühltem Hopfenblütentee wohl sein ließen.

So wurde jeder Con in gewisser Weise auch eine Art Fest unter Freunden, alte wie neue – wobei neue Freunde sehr schnell zu alten Freunden wurden. Und Werner und ich waren mittendrin – mit den berühmten zwei Seelen in der Brust. Einerseits waren wir die Autoren einer Serie, die zwar nicht im Mindesten an den Erfolg von ›John Sinclair‹ heranreichte, andererseits machte gerade die Zamorra-Serie damals immer mehr von sich reden als ›anspruchsvolle Phantastik‹. Es wurde gesagt, dass Kids, die so mit 11 oder 12 keine Comics mehr, sondern ›Erwachsenen-Bücher‹ mit Horror lesen wollten, mit John Sinclair als ›Einstiegs-Droge‹ anfangen - und so mit 16 zu Zamorra oder Larry Brent überlaufen. Doch dann ist für Sinclair bereits eine neue Generation nachgewachsen und so bleiben die Zahlen der Verkaufs-Auflage konstant.

Wie es seinerzeit Anfang der 60er unter den Beat-Fans wahre Rivalitäten zwischen Fans der ›Beatles‹ und der ›Rolling Stones‹ gab, so gab es natürlich auch Rivalitäten unter Sinclair- und Zamorra-Fans. Die Fans der Romane von Dan Shocker berührte das nicht, und Tony Ballard oder Damona King und später der Hexer wurden zwar gelesen, hatten aber kein solches ›Hard-Core-Publikum‹.

So gut es ging, haben Werner und ich versucht, da die Wogen auf Cons zu glätten, wenn die Diskussionen so heiß wurden, dass das Kesselchen der Vernunft überkochen wollte und die Streithähne meinten, wir müssten unbedingt Stellung beziehen. Immerhin war Helmut ›Jason Dark‹ Rellergerd unser Zamorra-Redakteur, genau so wie Dan Shocker unser Agent war. Jeder hat sein Publikum, das er bedient – obwohl er vielleicht anders kann.

Das ist bei der Schreibe wie bei der Musik, wo Heino vielleicht heimlich ganz für sich in der Kellerbar mit einer E-Gitarre losrockt, während Peter Maffay vielleicht auf der Gitarre irgendeinen Alm-Dudler übt. Sicher hätte auch Jason Dark anders schreiben können. Aber dann hätte er seine Stammleser verloren – wie die Leute aus der Halle gingen, wenn Heino heute einen ›Volkstümlichen Abend‹ mit einer Bon-Jovi-Nummer beginnen würde oder Peter Maffay mit seiner Band den ›Stern, der deinen Namen trägt‹ intonieren würde.

Jason Dark und auch A. F. Morland gingen mit ›John Sinclair‹ und »Tony Ballard« breit angelegte Wege und gut ausgetretene Pfade. Werner und ich waren mit dem Zamorra immer am experimentieren und wollten Sachen bringen, auf die eben noch kein anderer gekommen war. Natürlich immer mit dem Hintergrund einer Horror-Grusel-Story. Ich sagte schon oft, die unendliche Geschichte, die wir immer wieder hörten, lautete: »Der ›Professor Zamorra‹ ist eine Grusel-Serie«.

Dass wir dennoch mehr draus gemacht haben – ja, das lag sicher nicht nur daran, dass unser Redakteur seinerzeit mit einem Heft pro Woche und einem Taschenbuch pro Monat zu viel zu tun hatte, um sich unsere Zamorra-Romane noch durchzulesen. Es lag ganz sicher auch an den Fans, die Leserbriefe an den Verlag schrieben, ohne die Chance zu haben, ihre Briefe mit ihrem Namen auf einer Leserkontaktseite abgedruckt zu sehen. Auch die vielen Fanzines, die damals aus dem Boden schossen wie die Pilze im Wald im Oktober und in denen immer wieder positive Artikel über den Zamorra standen, haben mitgeholfen, dass man Werner – und damit auch mir - vom Verlag her nicht auf die Finger klopfte und daran erinnerte, dass eben hier eine Art ›Einheits-Schreibe‹ verlangt wurde.

Doch die Fans schickten natürlich ihre Zines, wie gut oder wie schlecht sie immer waren, an die Verlage und sie wurden dort nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern auch mehr oder weniger sorgfältig gelesen. Denn eins ist klar: Wäre der Professor Zamorra damals von der aktiven Leserschaft nicht so positiv bewertet worden, dann hätte Werner vielleicht eine oder auch zwei Abmahnungen erhalten. Und hätte er sich dann nicht einer ›verlagskonformen Schreibe‹ befleißigt, wie wir das nannten, dann wäre sehr schnell ein anderer Autor sehr glücklich geworden – weil er alle zwei Wochen einen Roman fest abgesetzt hätte. Und Werner hätte dann in Paderborn weiterstudieren können, um irgendwann einmal die lieben Kinderlein zu unterrichten.

Schon aus diesem Grund mussten Werner und ich natürlich zu den Cons fahren – wenn auch nur zu den großen Gemeinschafts-Cons, weil es an fast jedem Wochenende mehrere Cons überall in Deutschland gab. Man hätte Regenbogenblumen pflanzen müssen, um sie alle zu besuchen. Natürlich waren die Veranstalter eines Cons immer sehr daran interessiert, dass möglichst viele Autoren kamen – am besten die ›Hoch-Karäter‹ wie Dan Shocker oder Jason Dark. W. K. und ich standen, wenn einer von ihnen tatsächlich kam, in der zweiten Reihe. Aber nach dem offiziellen Programm, was es damals auch schon gab, wurden auch wir von Fans umringt. Wenn auch nicht von den Massen, die sich um Helmut oder Jürgen drängten.

Übrigens – es war nicht Werner, der Jason Dark ein Bier brachte, als er sich den Signier-Stift glühend schrieb. Das war ich. Allerdings hätte Werner das auch getan. Nur – wer mehr Romane schreibt, der schreibt auch mehr Autogramme. Und so durfte W. K. also immer sein ›Gesegnete Alpträume – Werner K. Giesa‹ schreiben. Bei mir war das nicht so viel, und so konnte ich unseren Redakteur damals vor dem Verschmachten retten.

Ja, von Fans und Cons könnte ich noch viel schreiben und werde es auch tun – so lange die Erinnerungen mal wieder sprudeln. Leider werden diese Ereignisse recht zusammenhanglos geschildert werden müssen. Immerhin sind sie fast dreißig Jahre her, und ich hatte schon damals mit meinem mehr als miserablen Personengedächtnis Probleme, von einem auf den anderen Con Leute wieder zu erkennen und einzuordnen.

Aber an Fakten erinnere ich mich immer wieder – und wenn die Erinnerungen kommen, dann kann ich auch diese Dinge erzählen. Und irgendwann, wenn mal jemand über den Autoren Werner Kurt Giesa eine Biographie schreiben will – dann hat er in den Teestunden-Fragmenten genug Material für seine Anfangszeit als Schriftsteller.

Natürlich hat Heike ihren Ehemann Werner bei seiner Arbeit unterstützt – bei Ideen und bei seiner Korrespondenz mit Fans. Auch wie dies ablief und in welchem Rahmen, wäre sicher nicht nur für Alt-Fans interessant. Aber es müssen sich eben Leute finden, die diese Zeiten erlebt haben.

Ich kann eben nur aus der Zeit bis maximal 1987 berichten. Und das mache ich nächste Woche weiter – von Fans, von Cons und von Autoren. Alsdann – man liest sich ...

Kommentare  

#1 Schnabel 2011-11-10 11:21
Für mich ist die "Teestunde mit Rolf" eine Pflichtlektüre, denn er weckt mit seinen Berichten über die "glorreiche Zeit" des Grusel-Fandoms und Werner Kurt Giesa in mir Erinnerungen an jene Jahre, wo man im Fandom aktiv gewesen ist...
#2 Mikail_the_Bard 2011-11-10 23:27
dito. Wir sind halt Oldies but Goldies! :-)

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