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Autos, Klein- und Volkswagen und »Rennfahrer«

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf,wir sind bei W. K. und seiner Autoleidenschaft gelandet. Aber es gab noch andere »Rennfahrer«. Wir spitzen die Ohren...

Autos, Klein- und Volkswagen und »Rennfahrer«

Werner Kurt Giesa und seine Leidenschaft – große, schnelle und bequeme Autos. Da wollten wir diesmal weiter machen....

„Wer unter 220 fährt, der parkt", war einer seiner Sprüche, die er bis zum Schluss hatte. Schon deshalb hatte Werner immer schnelle und doch komfortable Wagen.  Er fuhr schnell und „zügig“ ohne dass es direkt wie „Rasen“ wirkte.

Man hatte bei W.K. Im Wagen nie das Gefühl, Angst haben zu müssen. Im Gegensatz zu Kurt Brand, der wirklich einen heißen Reifen fuhr. Da habe ich einige Male alle Sünden meines Lebens abgebüßt, wenn ich neben ihm saß und wir im James-Bond-Stil über die Pass-Straßen der Dolomiten bügelten.

 

Wer hinten saß, der nahm das alles gar nicht so wahr. Aber ich habe mit dem rechten Fuß fast das Bodenblech durchgetreten – ohne dass da eine Bremse gewesen wäre.

Die Fahrt in einer Achterbahn war eine Erholungsreise im Vergleich zu einer Fahrt mit Kurt Brand. Er fuhr immer einen BMW, bei dem die Tacho-Nadel auch nach 200 noch Platz bot. Und der Name seiner Wagen war grundsätzlich „Point of“ - ganz klar, der Name vom Super-Raumschiff seines Helden Ren Dhark musste das schon sein. Nach Kurts Tod hat Werner den Namen dann für seine BMWs übernommen.

Ach ja, eine „Promet“ gab es auch in unserer „Helleb-Flotte“. Das war der weiße Audi 80 von Hermann, den er eine ganze Zeit gefahren hat. Und auch Hermann gehörte seinerzeit zu den Rittern  vom durchgedrückten Gaspedal.

Ich weiß nicht mehr, wie lange die Zeit war, die Kurt Brand für die Strecke Kaltern-Kassel angegeben hat, die er am 3. Mai 1984 gefahren ist. Ich meine, er hat so von 6 Stunden geredet. Von Werner dann auf die Baustellen angesprochen, kam die typisch Brand'sche Antwort im rheinischen Dialekt: „Wat für Baustelle?“

Woher ich das Datum so genau weiß? Das war damals mein Polterabend, wo die ganze Tafelrunde komplett war. Später kamen noch Karin und Jürgen Gasmück dazu – womit wir noch eine „Rennfahrerin“ erwähnen können. Auch Karin Grasmück bügelte über alle Pisten und hatte gar keine Probleme,  auch bei einer Fahrt durch die Alpen  direkt hinter Kurt Brand zu bleiben.  Das hätte vermutlich nicht mal Werner geschafft. 

Wenn wir damals zu Cons gefahren sind, bin ich in Lippstadt immer bei Werner mit zugestiegen. Die Cons fanden damals alle im Westen der Bundesrepublik statt, weil es einige Kilometer weiter östlich von Kassel damals nicht so recht weiter ging. Was lag also näher als eine Fahrgemeinschaft. Das W.K. immer gefahren ist ,hatte den Grund, dass er eben echt leidenschaftlicher Fahrer war, während ich grundsätzlich nur dann mit dem Wagen fahre, wenn ich muss.

Wenn wir erst mal auf der Autobahn waren, gab er das Kommando: „Schlafende Energie frei!“ und dann heizte seine „Excalibur“ oder die „Charraua“ über die Piste.  Das waren die Namen der  Wagen Marke Opel-Commodore, die er seinerzeit hatte. Den großen, silbergrauen Daimler, genannt, „Imperator“  hat er erst danach bekommen, aber sehr selten gefahren, weil das wie damals meine „Glarelion“ ein echter Sprit-Fresser war.

Werner war damals absoluter Opel-Fan und mit seiner Theorie über „Volkswagen“ hat er manchmal die Leute zur Weißglut gebracht. Auf einer Busfahrt nach Italien haben ihm einige Leute deshalb sogar mal Prügel angedroht, weil er den ganzen Bus mit seinen Theorien über Autos unterhalten hat. Es gab ja seiner Meinung nach nur eine wirkliche „Auto“-Marke ...nämlich „Rolls Royce“.

Werner hätte auch fast mal einen „Rolli“ gehabt. Das war so die Zeit, als ich gerade so beim Zamorra richtig rein kam. Werner rief mich an, er habe einen Rolls für 25 Tausend Mark angeboten bekommen. Naja, das ist auch schon mal Geld und für mich damals trotz der Musiker-Gagen nicht zu schaffen. Aber Werner schien das Geld beschaffen zu können.

Doch mit des Geschickes Mächten  ist kein ew'ger Bund zu flechten.... und Werner hatte Glück, dass ihn jener freundliche Behördenbrief erreichte, bevor er den Kaufvertrag für den  Rolls- Royce unterschrieben hatte. Der Brief war nämlich vom lieben Finanzamt und betraf eine recht beträchtliche Steuerzahlung.

Wie, warum, wieso und weshalb – weiß ich nicht, auch wenn ich mir manches denken kann. Jedenfalls war Werner finanziell in der Lage, seinen Frieden mit dem Fiskus zu machen – blieb aber dann weiter Opel-Fahrer.  

Auch wenn ich viele kostspielige Verrücktheiten, die Werner später hatte ,wie z.B., die Western-Kleidung, mitgemacht habe, den Daimler hatte ich dann auch so, weil ihn der damalige Bassist meiner Band verkaufte und ich unbedingt einen Mercedes haben wollte. Warum? Nun, als ich mir den Opel-Rekord kaufte und richtig stolz drauf war, einen so großen Wagen zu fahren, war der Kommentar meiner Mutter: „Aber das Auto geht erst bei Mercedes los!“ Ein Satz, der hätte von Werner stammen können und wie Drachengift in mir kochte, bis ich den Daimler eben bekommen konnte. Was ich für meinen Rekord bekommen habe, war kaum der Rede wert und das ärgert mich heute noch, dass ich diesen Wagen abgegeben habe.

Natürlich habe ich mich Werners Meinung angeschlossen, dass man als Schriftsteller auch den passenden Wagen braucht. Das Umdenken setzte ein, als ich dann Walter Appel kennen lernte, der damals, wenn ich mich nicht irre, einen roten Polo fuhr. Da stellte ich fest, dass es eben auch so ging. Und damit waren für mich die großen Wagen erledigt. Ich wusste schon  damals, dass ich danach den fahrbaren Untersatz drei bei vier Nummern kleiner nehmen würde.

Die Umstände, dass erst ich und etwa zwei Jahre später Werner geheiratet hat, sorgte schon dafür, dass ich nicht mehr unbedingt „ein Auto im giesa'schen Sinne“ haben musste. Das ich heute einen von ihm damals  ach so gehassten Volkswagen fahre (die ANTARES), ist eine ganz andere Sache. Aber als ich ihm das mitteilte, hat er es mit Humor genommen. Zumal er ja auch selbst teilweise unter die VW-Fahrer gegangen war... jedenfalls als Zweitwagen.

Ich bin ja im Jahr 1986 vom Daimler auf den roten Fiat-Uno umgestiegen (Frodo) und Werner hat seinen damaligen Manta gegen einen VW-Variant ausgewechselt, weil er kurzfristig nach seiner Hochzeit mit „WK-Design“ eine Art Event-Management und Werbefirma  aufgezogen hat. Doch das waren alles schon die Zeiten in Altenstadt, wo Werner und Heike sich einen anderen Freundeskreis schufen.

W.K.Giesa und Autos, das ist ein ganz besonderer Fall und ich verrate hier sicher kein Geheimnis, wenn ich erzähle, dass er immer den Spruch drauf hatte, der Sprit müsste fünf Mark pro Liter kosten, damit nur noch die schnellen Wagen unterwegs sein könnten.

Von der Fahrt, wo mal zwei VW-Käfer auf einer zweispurigen Autobahn vor ihm lang fuhren und dicht machten, habe ich schon erzählt. Ich habe Werner nur einmal ernsthaft böse erlebt, und das war da, als er gezwungen war, seine Geschwindigkeit um die Hälfte zurück zu nehmen, weil die beiden Käfer mit rasanten 100 Knoten auf der BAB Wagenrennen fuhren.  Es nützte weder die akustische, noch die Lichthupe und wäre Werner eine Heldenfigur à la James Bond gewesen, dann hätten wohl zwei Maschinengewehre, Panzerfäuste, Pump-Guns oder was man als Held in einer solchen Situation dabei haben sollte, die Straße frei gemacht.

Eine weitere Marotte Werners dieser Zeit war, das Auto mit allen Arten von Zierleisten und Aufklebern besonders auffällig zu machen. Selbstverständlich hatte er an seiner Tür sein eigenes Wappen als Baron von Helleb mit Fledermaus, Schwert und Schreibfeder angebracht, während auf der anderen Seite das Reichswappen von Helleb angebracht war. Und dazu eben die dünnen Zierleisten, mit denen man echte Muster machen konnte.

Übrigens habe ich das an meiner „Glarelion“ (d.h. am Daimler) auch gehabt. Allerdings hat Werner das gemacht, weil der da eine wesentlich künstlerische Ader hatte.  Bei mir hat es gerade immer nur gereicht, den Namen meiner Band aus Klebefolie zu schneiden und auf das Rückfenster zu kleben, so dass man noch durchsehen konnte. Man muss ja auch was für die Werbung tun, wenn man als Musiker Geld verdienen will...

Also unsere „Schiffe“ waren schon recht auffällig, wenn Werner und ich irgendwo auf Cons oder sonstigen Veranstaltungen aufliefen. Wobei allerdings, wie ich schon gesagt habe, meist Werner gefahren ist, weil  ich neben meiner persönlichen  Bequemlichkeit auch etwas umweltbewusst gedacht habe. Reden wir nicht davon, dass der Sprit ja auch noch Geld kostet. Und ganz so locker, wie bei Werner die Kohle in der Tasche saß, war sie bei mir nicht.

Werner jedoch liebte es, Auto zu fahren und möglichst in höchsten Geschwindigkeiten über die Pisten zu bügeln. Auf den Fahrten nach Kaltern waren Geschwindigkeiten zwischen 180 und 200 durchaus normal. Ich weiß es, weil ich oft genug daneben saß. Wir fuhren im Allgemeinen nachts, weil Werner es ohnehin gewöhnt war, nachts zu arbeiten (d.h. zu schreiben) und wenn wir so Abends gegen 23 Uhr los fuhren, dann waren wir meist zum Frühstück in Kaltern. Oft genug erwartete uns Kurt schon im „Schwarzen Adler“, wo wie immer logieren und hatte schon das Begrüßungs-Bier zur Hand. Aber von den Fahrten mit Werner nach Kaltern, nach Rom oder dem sonstigen Italien erzähle ich später.

Nicht von Carsten Möbius (also von mir) stammt der Spruch, dass Laufen gesundheitsschädlich ist, sondern von Werner.  Und ein weiterer Spruch war, dass Werner  der Ansicht war, dass Gott in seiner weisen Voraussicht den Fuß des Menschen nach dem Gaspedal geformt habe. Über Werners Beziehungen zu dem Begriff „Gott“ habe ich ja schon früher geschrieben.

Meistens saß dann noch Willibald im Auto. Entweder vorn oder auch hinten. Natürlich angeschnallt und auch bekleidet. Für die bei der Teestunde neu hinzu Gekommenen sei gesagt, dass Willibald ein Skelett war, wie man es zur Anschauung in Kliniken etc. findet. Werner hat das Gerippe als Deko-Gegenstand in Ostfriesland in einer Buchhandlung gesehen. Es war ziemlich am Anfang von Werners Schriftsteller-Karriere und es war ihm damals schon klar, dass er etwas aus der auf Cons recht bieder und farblos erscheinenden Gruppe der angereisten Kollegen hervor stechen musste.

Der „Deko-Gegenstand“ sollte erst gar nicht verkauft werden. Das Skelett saß im Schaufenster mit einem Buch. Aber wenn sich  Werner was in den Kopf gesetzt hatte und es haben wollte, dann ging er mit dem Kopf durch die Wand. Und so gab es eine Situation wie im Micky-Maus-Heft mit Onkel Dagobert.  Jedenfalls so, wie es mir Werner berichtet hat.

„Was kostet das Skelett im Schaufenster?“   - „Tausend Mark!“  - „Gut, ich kaufe es!“  Scheck ausgefüllt und das Skelett eingepackt. Der eigentliche Preis, so habe ich später mal gehört, lag so um 300 bis 400 Mark. Aber so kam Werner eben an Willibald – und damit an den Grund für viele Episoden, von denen ich sicher im Verlauf der Teestunden noch einige  zum Besten gebe.

Jedenfalls sorgte Willibald immer dafür, dass sein  Herr und Meister gebührend auffiel. Schon von Anfang an baute Werner seine eigene Legende. Nicht nur im Fandom, sondern überall.  Und natürlich auch in Lippstadt.

Irgendwann sah die verblüffte Bevölkerung dieses Städtchens mal einen sandfarbenen Opel-Commodore, der eigentlich schon wegen der Menge Zierbändern und Wappen auf den Türen auffiel, durch ihre Stadt kreuzen. Am Steuer saß jedoch ein Skelett im dunklen Anzug mit weißem Hemd, Schlips und  der Schirmmütze eines Chauffeurs.

Der Schönheitsfehler war, dass der hohe Herr und Gebieter nicht hinten saß, wie es sich in einem solchen Fall gehört, sondern daneben. Ganz klar. Werner fuhr damals grundsätzlich nur Automatik-Wagen. Er hatte die Hand unten am Lenkrad während die Skeletthände oben mit durchsichtigem Perlonfaden festgemacht waren und bediente Gaspedal und Bremse mit dem  linken Fuß, den er quer rüber in den Fahrerraum schob.

Ich war selbst nicht dabei, aber Werner hat mir die Sache mehrfach erzählt. Er liebte es, die Leute auf diese Art zu verblüffen. Robert Lamont, wie er leibt und lebt. Es entstehen Legenden. Und ich bin mir auch sicher, dass Werner die Sache so durchgezogen hat, weil sie ja auch technisch möglich war. Jedenfalls so lange kein Polizist in der Nähe war.

Soweit ich weiß, hatte Werner bei dieser Aktion auch seinen  ersten weißen   Anzug an und den weißen Zylinder mit Glitzerstaub , den er immer bei diversen Festumzügen in Kassel trug, wenn wir ihn mit dabei hatten – wovon noch berichtet wird.

Als ich ihn kennen lernte und die Jahre danach vor seinem Einstieg ins Profi-Geschäft war Werner immer wie ein Sartre-Jünger vollständig in Schwarz gekleidet.  Aber so liefen damals viele Leute rum, ich auch, jedenfalls einige Jahre früher. In den Zeiten vor Zamorra dominieren bei mir Jeans-Hemden und karierte Flanell-Hemden, was so einen Country-Touch gibt. Zu diesem Stil zwischen „Marlboro“ und „Camel“ bin ich schon  vor Jahren wieder zurück gekehrt.

Irgendwann kam Werner dann mal mit einem weißen Anzug an, zu dem er meist ein Hemd in Farben wie rot oder orange trug. Gelegentlich mit schwarzer Fliege.

Das war dann in den Anfängen vom Zamorra sein Stil, während ich in der Anfangszeit immer in meinen etwas vergammelten Jeans-Klamotten mit fuhr. Nachdem mir mal ein Mädchen gesagt hatte, dass ich in den für teures Geld angeschafften Popper-Klamotten lächerlich aussähe und ein Typ mit Vollbart auch nicht das ist, was dazu passt, wurde die alte „Kluft“ aus den Tagen als Rock-Musiker wieder raus geholt.

Und dann kam Werner mit seinem neuen Trend.. der Western- Kleidung.
Doch davon erzähle ich in der nächsten Teestunde.

Also dann bis dannemann....

Kommentare  

#1 Cartwing 2010-07-29 08:08
Absolut köstlich, der autofahrende Willibald. :lol:
Wenn man das liest, wird einem wieder bewusst, wie sehr man den Werner immer noch vermisst.
Lese gerade die 800er Zamorra-Bände und habe jetzt zum ersten Mal Bilder von ihm auf der LKS gesehen, als er schon sehr krank war. Habe ihn kaum wiedererkannt.
Da tut es gut, solche kleinen Geschichten zu lesen, aus einer Zeit, als es ihm noch gut ging.
#2 Kaffee-Charly 2010-07-30 16:16
Die Geschichte mit dem autofahrenden Willibald kann ich bestätigen. Ich war nämlich in Lippstadt dabei.
Werner fuhr mit seiner Kiste (mit Willibald) vorneweg und wir anderen folgten ihm mit unseren eigenen Autos. Einer hat davon ein Video gedreht, das aber leider verschollen ist.
#3 Cartwing 2010-07-30 19:48
Schade. Aber ich kriege schon Lachanfälle, wenn ich mir das nur vorstelle. Das Skelett am Steuer und ein grinsender Giesa aufm Beifahrersitz... :lol:

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