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Die Hölle, ein wiederkehrender Asmodis, Engel und Beschwörungen

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, wie hatt sich denn die Hölle in Zamorra von der 08/15 Darstellung der frühen Tage zu der vielfältigen und interessanten Variante entwickelt, die heute noch den Zamorra prägt.

Die Hölle, ein wiederkehrender Asmodis, Engel und Beschwörungen

Die Hölle hat Werner, als er den „Professor Zamorra“ übernahm,  immer so geschildert, wie es der Herr Pfarrer von der Kanzel predigt. Da war irgendwo der Kaiser Luzifer und Asmodis saß auf einem Knochenthron. Hatten die Autoren vorher wahllos auch Machtdämonen wie Astaroth einfach eliminiert, so baute Werner den Asmodis als einen immer wieder kehrenden Gegner auf.

Ein Gegner, der natürlich am Schluss  verlor, aber sich selbst immer retten konnte. Und der nicht,  wie es in einem Geschäftsbetrieb unserer Welt nach so vielen Niederlagen gewesen wäre, sich in irgendeiner Aktenkammer wieder gefunden hätte. Nein, der Assi war immer wieder dabei – und mit voller Macht.

 

Im Gegensatz zu den früheren Autoren baute Werner die Figur des Asmodis weniger als Feind sondern als Gegner auf, der durchaus ritterlich-höfliche Eigenschaften entwickeln konnte und eine Niederlage eben anerkannte. Wie zwei Spieler in einer Pokerrunde, wo einer zwar am Schluss, ob mit Bluff oder nicht, die Partie gewinnt, aber genau weiß, dass die Revanche nicht fern ist. Dass Werner Asmodis dann zum Bruder Merlins machte ist aus der keltischen Mythologie und dem Sagenkreis um König Artus erklärbar. Den dort wird „Myrrdin Emrys“, also Merlin, als ein Kind des Teufels und einer Sterblichen bezeichnet.

Eins der wenigen Male, wo Werner eine alte Legende zur Grundlage genommen hat. Aber die alten Kelten waren für ihn auch eine gewisse Leidenschaft. Ich erzählte glaube ich schon mal, dass Werner für irisch-keltische Musik schwärmte. Er hat mich sogar mal zu einem Konzert der Kelto-Folkloregruppe „Clannad“ mitgenommen, die in Kassel ein Gastspiel gab – er hat das sogar damals bezahlt. Die Sängerin dieser Band ist heute als „Enya“ bekannt.

Werner hörte diese Art Musik, wenn er ruhige Passagen schrieb. Gab es Action, dann musste er Disco-Sound haben. So erzählte er jedenfalls damals. Dass er grundsätzlich in den Nachtstunden schrieb und den Tag fast verschlief ist ja allgemein bekannt. Ihn vor 14 Uhr anzurufen war unmöglich. Aber das war und ist bei vielen Autoren so. Im Finstern sind Mysterien zu Haus – heißt es bei Goethe.

Bei mir war das damals übrigens auch so, dass ich vornehmlich nachts schrieb. Nur legte ich mich, wenn ich vom Dienst nach Hause kam, drei oder vier Stunden schlafen und zog dann fünf Stunden oder so durch. Der Rest der Nacht wurde dann wieder geschlafen und um 6 Uhr klingelte der Wecker.

Heute ist das teilweise auch noch so – nur klingelt dann bei mir als Ruheständler kein Wecker mehr. Und – bei mir darf nicht wie bei Werner Musik oder so was spielen. Ich brauche absolute Grabesruhe – wobei jetzt natürlich manchmal Nachts die eine oder andere Katze vorbei kommt um sich Streicheleinheiten abzuholen. Bei Werner war das damals in Lippstadt auch so. Da kamen Lady und Nicky auch Nachts zur Visite, ob der Meister fleißig an der Arbeit war.
 
Wir sind aber eigentlich bei Asmodis und der Vorstellung der Hölle, wie Werner sie in seinen Romanen brachte.

Es tauchten zwar immer mal andere Macht-Dämonen bei Werner auf wie Nocturno- der Herrscher der Nacht oder Esch-schaton, der Endzeit-Dämon. Aber ansonsten war bei ihm die Hölle ein fiktives Gebilde, das man erahnen konnte, das aber nicht beschrieben wurde.

In meinen Büchern, die ich damals noch nicht im heutigen Umfang hatte, fanden sich nun diverse Schilderungen, wie es in der Hölle zugeht. Und wie im Reich der ewigen Flamme die Positionen und „Planstellen“ verteilt sind. Nämlich eigentlich genau wie in einer Behörde mit Bürgermeister, Stadträten, Amtsleitern, Abteilungsleitern, Sachgebietsleitern und dem Fußvolk – in diesem Fall die verdammten Seelen.

Wenn man es so will, kann man die Ebene, auf der Lucifuge Rofocale steht, den „Stadträten“ zurechnen während Asmodis den Rang eines Amtsleiters hat. Und auch im wahren Leben kann ein Amtsleiter über alle Vorschriften hinweg zum Bürgermeister vorgeladen werden und besondere Aufträge erhalten.

Mancher brave Bürger, der das Rathaus verlässt und stöhnt: „Das ist die Hölle und da sind die Teufel am Werk“ wird sich dann sicher am Ende des unteren Fahrstuhlschachtes richtig wohl fühlen. Denn es bringt ihm ja Allbekanntes.

Aber die Hölle, mit der man kleine Kinder mit dem Stecknadelstuhl schreckt, die sieht doch etwas anders aus.

Diese Hölle haben im Mittelalter einige brave Mönche, Priester und Theologen erschaffen, deren Namen höchstens Wissenschaftlern bekannt sind – wenn es denn die richtigen Namen waren. Damals gab man sich lateinische Pseudonyme, wie man heute eben zum besseren Verkauf englische Namen auf die Hefte schreibt.

Sollte in fünfhundert Jahren ein John-Sinclair-Heft gefunden werden, wird sich vermutlich niemand mehr dran erinnern, dass der Verfasser eigentlich einen ganz anderen Namen hatte. Und was das Mittelalter angeht – wenn jemand „Philipp Schwarzerde“ hieß, dann latinisierter er als gelehrter Mann seinen Namen und ging als Philip Melanchton als Mitarbeiter Martin Luthers in die Geschichte ein.

Genau gesehen ist die Hölle eigentlich nur das Gegenstück zum Himmel. Auch da gibt es die Struktur einer Behörde. Und sie gleichen sich tatsächlich in fast allen Bereichen.

Schon, dass der „Boߓ im Himmel wie bei der Konkurrenz jeweils aus drei Figuren besteht, die in sich eine Einheit bilden.

In der Hölle bildet sich durch Satanas Merkratik, dem Vater der Lüge, Beelzebub, dem Herrn der Fliegen und Put-Satanachia, auch Baphomet oder die Sabbath-Ziege genannt der Höllenkaiser Luzifer. gebildet Im Himmel sind es Gott Vater, Gott Sohn und der Heilige Geist, von denen die Personifizierung des „einzigen und ewigen Gottes“ als das Gegenstück gebildet wird. Der heiligen Dreifaltigkeit steht also die unheilige Trinitatis gegenüber. Wobei das Wort hier gewählte Trinitatis nur die Lateinische Form von Dreifaltigkeit ist.

Und wir lesen dann den Schriften der Bibel von den Thronen und Mächten, von Cherubim und Seraphinen, von Erzengeln und Engeln, den himmlischen Heerscharen, die unter der Dreifaltigkeit angesiedelt sind.

Das sind eigentlich alles andere Namen für die gleiche Rangordnung, die es auch in der Hölle gibt.

Direkt unter der „heiligen Trinitatis“ kommen die „Throne“ und dann die „Mächte“. Wer immer sich unter diesen Begriffen verbirgt, das sagt uns die Bibel nicht. Und die alten Grimorien, so nennt man diese Texte, in denen solche Pseudo-Theologien zu lesen sind, geben zwar jede Menge Namen irgendwelcher oberen Himmelsgeister an – aber sie sind nicht speziell auf die fiktiven Begriffe der „Throne“ und „Mächte“ bezogen.

Diese Namen in den Grimoiren sind teilweise aus den Namenslisten des Alten Testaments abgekupfert – oder sicher gut erfunden. Auf jeden Fall hören sie sich gut an, wenn man sie mit Donnerstimme in einer Beschwörung ruft.

Und so einige „Beschwörungen“ aus Büchern habe ich ja im „Original“ gelegentlich in den Zamorra übernommen. Beispielsweise im PZ 325 „Die Loge der Henker“ das Ritual mit den Anrufungen des Wolfsgeistes Lykon, um ein Werwolf zu werden.

Kommen wir nach den fiktiven „Thronen“ und „Mächten“ zur etwas greifbareren Kategorie der Engel. Hier haben wir zuerst einmal Cherubim und Seraphine. Wobei die Seraphine in der Rangordnung höher stehen.

Aber – wie sehen diese Himmelswesen aus? Wie müssen wir uns dieser „Über-“Engel vorstellen. Wobei wir sie mal eigenständige Engelsgruppierungen sein lassen und sie nicht nicht mit den Erzengeln identisch sein lassen, wie manche christliche Theologien es auch lehren.

Grundsätzlich kommen diese Bezeichnungen der Engelsgruppierungen „Cherubim“ und „Seraphin“ aus dem Alten Testament. Aber bei ihrer „körperlichen“ Erscheinungsform müssen wir immer die christliche Lehre und Ansicht zu dem Unterscheiden, wie sie im Alten Testament beschrieben werden. Wobei ich bei unseren Betrachtungen den auf dem Alten Testament basierenden Koran und den Talmud mal nicht mit ins Spiel bringen will.

Problematisch wird es schon mal, rein theologisch betrachtet, mit den „Seraphinen“. Den „Seraphis“ war auch die griechische Form der ägyptischen Verschmelzung zweier Götter. Nämlich Osiris mit dem heiligen Apis-Stier. Dies ist zwar eine später auftauchende Gottheit mit Funktionen als Heilgott oder Herr eines Orakels – aber auch eine Art Universal-Gott.

Der Haupttempel des Seraphis war das Serapheum in Alexandria – und die Gräber der heiligen Apis-Stiere kann man heute im „Serapheum“ von Sakkara zu besichtigen. Das ist südlich von Kairo in der Gegend der alten Hauptstadt Memphis, wo die Stufenpyramide des Djoser steht. Ich kann wirklich jedem empfehlen, da mal hinunter zu steigen und sich die großen Sarkophage anzusehen.

Da wir ja inzwischen wissen, dass die Juden in der Zeit vor der babylonischen Gefangenschaft außer dem „Einen“ noch einige andere Untergötter hatten wie z.B. auch eine Art Mutter-Göttin, ist es verständlich, dass sich irgendwie in die Theologie auch ägyptische Namen eingeschlichen haben.

Das Alte Testament in seiner heutigen Form ist ja erst nach der Rückkehr der Juden aus Babylon in seiner heutigen Fassung aufgeschrieben worden. Und deshalb kann man auch vermuten, dass sich die Namen diverser früherer Untergottheiten in die Ränge von Engeln und sonstigen himmlischen Hilfstruppen gerettet haben.

Im Zamorra spielten Engel außer bei gewissen Einzelfällen, die Werner als eigene Erfindung mit reingebracht hat, keine Rolle. Von dieser Theologie, die ich hier grob anreiße, wollte Werner nichts wissen und hatte auch wenig bis keine Ahnung davon. Das lag sicher auch daran, dass er sich nicht mit der Kirche anlegen wollte, wenn er die Grundlagen für Engel aus der Bibel entnommen hätte.

Wobei die Bibel vom Text her da eigentlich wenig hergibt. Nicht mal die Rebellion Luzifers gegen Gott, seinen Kampf gegen den Erzengel Michael und seinen Sturz in die Tiefe sind konkret in den „Testamenten“ geschildert. Der Höllensturz des „Lichtträgers“ wird immer nur in Passagen erwähnt und die Sache als dem Leser bekannt voraus gesetzt.

Dass ich Engelsnamen schon im „Krakengötzen“ in einer Beschwörung verwendet habe, lag ganz einfach daran, dass diese Beschwörungen der himmlischen Kräfte. in verschiedenen Büchern über Magie zu finden sind.

Bevor ein Magier mit dem „Höllenzwang“ beginnt, also dem Teufel den Befehl gibt, einen Befehl auszuführen, versichert man sich erst der Hilfe des Himmels in einer besonderen Anrufung der himmlischen Mächte.

 Erst wann man sicher ist, dass die „Konkurrenz“ in den Startlöchern steht, um notfalls wie die US—Kavallerie in letzter Sekunde einzugreifen und dem Teufel die schon sicher geglaubte Seele des Magiers wegschnappt, kann man es wagen, die Hölle anzurufen.

Wenn es um Beschwörungen des Bösen geht, gibt es keine guten oder schlechten Magier. Wer versagt, den dürfen die Dämonen mitnehmen. Also bleiben nur die guten Magier übrig.

So einfach ist das. Ausnahmen gibt es im Heftroman, wenn der Teufel der Meinung ist, dass er diesen „Magier“ noch gebrauchen kann. So wie die „Sachbücher“ jedoch Dämonenbeschwörungen beschreiben, kann man das mit einem Gang in den Tigerkäfig vergleichen. Wer sich auskennt und weiß, was er im Extremfall machen muss, der kommt lebendig auf beiden Beinen wieder raus. Die anderen trägt man raus, jedenfalls das, was dann noch übrig ist.

Schon das so genannte „sechste Buch Mosis“ ist eine wahre Fundgrube für Freunde von Höllenzwängen und Beschwörungen. Aber, außer diesem recht bekannten „Werk aus dem Mittelalter“ da gibt es noch viel mehr. Die „Magia Naturalis“ des Doktor Faust, die „Werke des Agrippa von Nettesheim“ sind voll von Engels- und Dämonen-Namen. Und natürlich voll von Beschwörungen.

Aber das sind alles Bücher, die im späten Mittelalter von Studenten geschrieben wurden, die Geld brauchten. Und wer das „Sechste und Siebte Buch Moses“ liest der stellt schnell fest, dass hier ein jüdischer Moses aus dem Mittelalter gemeint war. Denn den Juden sagte man in dieser Zeit ja alle Arten von schwarzer Magie und Teufelsbeschwörung nach.

So ein Buch ist rasch geschrieben, wenn man etwas theologische Vorbildung hat. Ein wenig Hokus-Pokus ist schnell erfunden. Man muss nur dafür sorgen, dass diesen Hokus-Pokus niemand ausführen kann. Denn ansonsten würde es sich schnell rum sprechen, dass diese Bücher nicht den auch heute noch gesalzenen Preis wert sind, der dafür verlangt wird.

Deshalb sind schon die Vorbereitungen für einen Höllenzwang so kompliziert, dass es kaum möglich ist, sie alle so auszuführen, wie sie geschrieben stehen. Und wenn nicht peinlich genau eingehalten wird, was da geschrieben steht, dann hat sie Beschwörung keinen Erfolg.

Hier einmal ein einiges Beispiel. Die Herstellung des notwendigen Zauberstabes. Den kann man nämlich nicht in der Winkelgasse kaufen, den muss man sich nach den Vorschriften der alten Grimorien selbst basteln.

Geht einfach in den Wald und beschafft mal zu einem bestimmten Stand der Gestirne zu einer bestimmten Tageszeit einen Stab von einem Haselnuss-Strauch, der v o r n und h i n t e n gespalten ist. Das wird nämlich, gemäß dem Sechsten Buch Mosis, der Zauberstab. Und ohne den läuft gar nichts. Wenn du da Teil nicht hast und es auch nicht zur passenden Tageszeit und dem Stand der Gestirne abschneidest und zu Recht machst, kannst du alles andere vergessen.

Also, geht mal in den Wald und sucht an einem Haselstrauch nur so einen Stab. Und dann beschäftigt euch mit Astronomie und rechnet aus, wann der bestimmte Stand der Gestirne genau auf die Mittagsstunde fällt. Das kann nämlich evtl. Jahrzehnte und mehr dauern.

Begreift ihr, was ich meine. Und die anderen Vorbereitungen sind auch nicht gerade einfach zu machen bzw. die notwendigen Sachen dafür zu bekommen. Von dem wochenlangen Fasten mal ganz abgesehen.

Aber selbst, wen dir als glücklicher Eigner des „Sechsten Buches Mosis“ alles gelingt und du alle Gerätschaften zu deiner Beschwörung hast – den Erfolg hast du noch lange nicht.

Gewiss, für die Beschwörungen der himmlischen Kräfte finden sich alle Namen. Aber die stehen ja auch nur als Hilfstruppen bereit und müssen nicht, weil sie eben die „Guten“ sind, zum Einsatz gezwungen werden.

Aber die Dämonen, die kommen nicht so einfach, wenn man sie ruft. Die muss man dreimal rufen. Und dann kann man sie auch quälen und damit zwingen zu erscheinen, indem man den Zauberstab ins Feuer stößt.

Aber – einige Dämonen können echt was ab. Die kommen auch dann nicht. Was also gilt es für den Magier zu tun? Er muss die Hölle unter sein Gebot zwingen – eben der „Höllenzwang“.

Was macht man, wenn man bei einer Behörde beim Sachbearbeiter keinen Erfolg hat? Man wendet sich an dessen Vorgesetzten. Und hat man da keinen Erfolg geht man eine Tür weiter.

Im „Sechsten Buch Mosis“ ist dies der Höllenkaiser Luzifer selbst, der beschworen wird. Und – wenn er nicht gehorcht, genau wie die anderen Dämonen mit dem in die Flammen gestoßenen Zauberstab gequält wird.

Da aber Old Luzi nicht so einfach beschworen werden kann, hat man in diesem Büchlein schlauerweise für einige Namen nur die Anfangsbuchstaben eingesetzt mit der Bemerkung, den wahren Weisen und Magiern wären diese Namen natürlich bekannt.

Fazit – weil man den Ober-Deibel nicht zwingen kann, sein Personal ins Kreuz zu treten, dass es antrabt um für den Beschwörer irgendwelche Jobs zu erledigen, ist diese ganze Beschwörung schlussendlich für die Katze.           

Also, es gibt kaum eine Chance, nach den „klassischen Zauberbüchern“ den Teufel samt seiner Großmutter herauf zu beschwören. Aber wir sind ja derzeit auch thematisch bei der Konkurrenz. In diesem Fall immer noch bei den Seraphinen. Und denen wollen wir uns jetzt auch wieder widmen.  

Sie gehören auf jeden Fall zu den Himmelswesen, die man im Hebräischen „Mala'aak“ (Bote) und im lateinischen Angelus nennt – also Engel. Über denen stehen noch die „Mala'aak ha-Mawet, auch Archangoli oder Erzengel genannt. Die sind Anklage- und Strafengel oder auch Gerichts- und Todesengel für die Bösen. Für die Guten aber Schutz- und Fürsprecheengel.

Unter den nicht zu definierenden und sichtbar machenden Begriffen der Dreifaltigkeit, der Throne und Mächte kommen wir also hier bei den Engeln der verschiedenen Kategorien zu Himmelswesen, die eine Gestalt haben, in einen sie uns erscheinen können – oder wenigstens (angeblich) Propheten und Heiligen erschienen sind.

Die oberste Kategorie der Seraphinen hat im Hebräischen nach der Vision des Propheten Jesaisas einen menschlichen Körper mit drei Flügelpaaren. Ein Paar Flügel bedecken jeweils Gesicht und Füße, mit dem dritten Flügelpaar fliegen sie. In der christlichen Theologie sind die Seraphine Mischwesen aus Menschen und Schlange (Gesicht, Hände und Füße sind von Menschen) mit Flügeln. Das schlangenhafte Wesen mag davon kommen, dass Saaraaf im Hebräischen „Schlange“ bedeutet.

Der Name der Cherubim kommt vermutlich aus dem Hebräischen „Karuubu“ (Beter oder Fürbitter). In der Vision des Propheten Ezechiel (auch als Hesekiel bekannt) sind es geflügelte Geisterwesen mit menschlicher Gestalt und Flügeln, jedoch hat jeder von ihnen vier Gesichter.

Und zwar sind die Gesichter des Cherubim das eines Menschen, eines Löwen, eines Stieres und eines Adlers. Daher die christlichen Symbole für die Evangelisten : Mensch für Matthäus – Löwe für Markus – Stier für Lukas und Adler für Johannes – wobei hier die christliche Deutung auch auf die Anfänge der jeweiligen Evangelien hinweist. Aber das alle zu erklären würde hier zu weit führen.

Was die Engel angeht, redet die Theologie von den neun Engelschören, denen jeweils ein Erzengel vorsteht. Uns geläufig sind nur die drei „klassischen Erzengel“ Gabriel, Raphael und Michael.

Man achte auf die letzte Silbe „El“, weil dieses „El“ gleichzeitig auch eine der Bezeichnungen für das Gottwesen ist.

Dieses „El“ bedeutet so viel wie „Starker“, Mächtiger“ „Oberhaupt“ oder „Erster“ und ist nicht nur die west-semitische Bezeichnung für Gott sondern auch gleichzeitig der syrisch-phönikische Fruchtbarkeitsgott.

Ich erzähle das hier nur um aufzuzeigen, wie viel die großen Weltreligionen aus dem antiken Heidentum übernommen haben. Und selbst Jesus hat am Kreuz gerufen: „Eli, Eli, lama sabaktani!“ - Mein Gott, mein Gott! Warum hast du mich verlassen“. Also hatte sich der Namen eines alten Heidengottes schon tief mit dem damaligen Denken verbunden.

Wobei es aber auch daran liegen kann, dass dieses „El“ nicht zum Hebräischen gehört – und Jesus ja bekanntlich Aramäisch gesprochen hat – in der dieses Wort eben „Gott“ bedeutete.  

Außer den drei bekannten Erzengeln gibt es natürlich noch mehr, weil es neun Engelschöre gibt. Mir fallen aber nur Uriel ein, auch Ariel genannt, der über die Winde gebietet und Azrael, der Engel des Todes. Ich bin mir sicher, auch irgendwo die anderen Namen der restlichen Erzengel zu finden, aber das ist nicht von Bedeutung. Wer sie wissen will, dem schlage ich vor, Theologie zu studieren.

Ja, vom Erzengel Raphael wissen wir ja, dass er der Amtsbote des lieben Gottes ist und der Erzengel Michael so was wie sein Feldherr, der den Abtrünnigen Engel des Lichtes, nämlich Luzifer, mit seinem Flammenschwert vom Himmel hinab gestürzt hat – und sein ganzes Gefolge mit ihm.

Also sind die Dämonenfürsten wie Lucifuge Rofocale oder auch Asmodis nichts anderes gefallene Engel, die seinerzeit bei der großen Revolution an der Seite des herrlichsten Engels, des „Licht-Trägers“, von Gott abfielen.

Aber dann schlug das „regierende Establishment“ zu und die himmlischen Revoluzzer wurden verbannt. Nach heutiger christlicher Theologie ist die Hölle nur deshalb für die Insassen die schrecklich, weil sie gewiss sein dürfen, niemals das Antlitz Gottes zu schauen.

Also Schwefel, Pech, Feuer und der Stecknadelstuhl einer mittelalterlichen Folterkammer haben eigentlich schon ausgedient. Dennoch – in Beschreibungen der Hölle im Horror-Roman sind die unverzichtbare Zutaten.

Während nun die Schutzengel auf ihren zugeteilten Menschen aufpassen müssen, ist es Sache der gefallenen Engel, diese Menschen auf die Gegenseite zu ziehen. Fällt der Mensch in Sünde ist er für die himmlischen Heerscharen unbrauchbar – und verstärkt also die Heere der Hölle. Also muss man als braver Gefolgsmann Satans dafür sogen, das der Mensch stets mit einer Todsünde auf der Seele stirbt. Den die wird nicht so einfach vergeben, es sei denn durch den Beicht-Ritus der katholischen Kirche mit der Lossprechung im Namen Gottes durch den Priester als Gottes Bodenpersonal.

Wenn aber ein Mensch durch Dämonen stirbt oder ein Ereignis, das von Dämonen herauf beschworen wird, kann er vom Himmel besondere Gnade und Vergebung erwarten. Deshalb hatte ich dann beim Zamorra mal immer mit eingefügt, dass die Hölle nach Möglichkeiten vermeiden will, dass Menschen sterben. Denn wer tot ist, der kann ja nicht mehr zur Sünde verführt werden – und verstärkt also dann als Engel die Gegenseite.

Das war damals natürlich eine theologische Spitzfindigkeit – aber gut für die damals immer wache Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Es kamen keine Menschenleben zu Schaden – auch wenn hier de facto die Bösen die Aufgabe haben, Gutes zu tun. Womit wir übrigens schon wieder beim Ausgleich der Schicksalswaage wären. Wie ihr seht – damals spielte beim Zamorra irgendwie alles ineinander.

Es gibt übrigens auch gefallene Engel und Dämonenfürsten, die nach den alten Grimorien damit rechnen können, nach Verbüßung ihrer Strafe in der Hölle irgendwann wieder als Engel in den Himmel aufgenommen zu werden. So einer ist der öfters als Wahrsagegeist im Zamorra auftauchende Vassago. In seinem Spiegel, einer mit Wasser gefüllten Schüssel, sagt Vassago die Zukunft voraus.

Ja, der Himmel hat also die gleiche Struktur wie die Hölle – und ist eigentlich nur eine Art Abziehbild. Nur dass eben die Engel in dieser Form wenn überhaupt dann nur selten in das Geschehen eines Horror-Heftromans eingreifen und die ihnen zum Schutz zugeteilten Menschen raushauen.

Aber – wie ja die christliche Echschatologie, d. h. die Lehre von den letzten Dingen sagt, befinden wir uns ja schon in jener Endzeit, die in der Geheimen Offenbarung des Johannes beschrieben ist. Der Jüngste Tag rückt also heran. Die Heere der Engel sammeln sich und auch die Hölle stellt ihre Heere auf. Es gab zwar noch keine Schlachten, aber diverse Kommando-Einheiten sind schon von beiden Seiten unterwegs, um auf ihre Art den Angriff vorzubereiten.

Von Extrem-religiösen Gruppen wird die Verschwörungstheorie um den Anschlag auf das World-Trade-Center und das Pentagon als Werk des Teufels und der Dämonen dargestellt. Es gibt sogar Foto mit aus den Gebäuden aufsteigende Rauchfahnen, in denen mit mit sehr viel Phantasie eine Teufelsfratze erkennen kann.

Ich räume ein, im Heftroman wäre so was eine Thematik gewesen. Oder eben im Action-Film. Als ich damals im Autoradio auf der Rückfahrt von der Arbeit nach Hause von den Anschlägen hörte dachte ich zuerst an den Anfang eines neuen James-Bond-Filmes oder eines Action-Streifens mit Arnold Schwarzenegger. Richtig geglaubt habe ich es erst, als ich dann die Bilder im Fernsehen sah.

Da der Fall „Zamorra“ ja für mich erledigt ist kann ich ja sagen, dass ein Szenatio des Kampfes zwischen Engeln und Teufeln einen gewissen Teil meines angedachten Neukonzeptes ausmachte. Wobei das für mich eine Art literarischer Seiltanz geworden wäre – wenn auch ein sehr interessanter.

Denn wie die Hölle Menschenleben schützen muss, um sie noch verführen zu können haben die Engel die Möglichkeit, wie die US-Marines ohne Rücksicht auf Verluste loszuschlagen. Wenn Menschen bei ihren Einsätzen sterben – macht nichts, die werden der göttlichen Gnade teilhaftig, kommen in die ewige Seligkeit, werden Engel und damit sofort als neue Hilfstruppen rekrutiert.

Und schon hat der Wächter der Schicksalswaage wieder Arbeit, weil dann auch mal das Böse unterstützt werden muss. Aber die Hölle hat auch noch eine „fünfte Kolonne“, nämlich die Dämonenfürsten, die hoffen können, dass ihnen vergeben wird und damit natürlich alles, was die Hölle angeht, sabotieren.

Und dazwischen - Asmodis, der 007-Luzifers mit der Lizenz zum Töten. Der Einzige, auf den sich Luzifer verlassen kann – hofft er jedenfalls.

Aber das ist ja alles Makulatur – und es sind auch nur Teile der Grundideen des Konzepts, das ich „Die Schatten von Armageddon“ genannt habe. Und auf diesem Konzept sitze ich eben drauf und betrachte interessiert, wie die heutigen Autoren den Zamorra entwickeln.

Es gibt ja so viele Wege und warum sollte nicht auch dieser, den die heutigen Autoren gehen, der Richtige sein. Jeder denkt nur in seinen Bahnen – und bei mir lagen eben immer alte Überlieferungen zugrunde. Mir nur was einfallen zu lassen und was zu erfinden – das wäre mit zu einfach gewesen. Aber Werner hat ja gezeigt, dass es auch so geht. Immerhin hat er den Zamorra auf die Art fast 20 Jahre mehr oder weniger alleine am Leben gehalten.  

Doch ich stelle eben fest, wir sind schon wieder am Ende. Der Tee ist getrunken und diesen Original-Ausschnitt aus dem alten Zamorra müssen wir uns für die nächste Woche aufheben.

Es lebe Sherezade – die das Beispiel gab – und ihre Geschichten immer dann, wenn es spannend wurde, abgebrochen hat.

 

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2010-02-22 08:32
Zitat:
Aber selbst, wen dir als glücklicher Eigner des ?Sechsten Buches Mosis? alles gelingt und du alle Gerätschaften zu deiner Beschwörung hast ? den Erfolg hast du noch lange nicht.
Außerdem sollte über dem sechsten (soll es nicht gar 13 geben?) Buch Moses eine heilige Messe (da das vor der Reformation war, 'ne katholische wohl) gelesen werden. Dazu brachte der Wissende das Buch mit in die Kirche. Angeblich legte man es unter das Altartuch - dies soll auch der Grund sein warum der Priester mit den Händen über das Tuch streicht... damit es glatt ist und nichts drunter liegt. Dieses Verfahren kam erst auf nachdem häufiger "Sachen" unter dem Altartuch versteckt wurden. (soweit ich es mal gelesen habe)
#2 Laurin 2010-02-22 17:22
:lol: Was sagt der Priester wenn er was schönes unter dem Altartuch findet, Mikail_the_Bard?
"Wer was findet, der darf das auch behalten!"
#3 Mikail_the_Bard 2010-02-23 22:22
zitiere Laurin:
:lol: Was sagt der Priester wenn er was schönes unter dem Altartuch findet, Mikail_the_Bard?
"Wer was findet, der darf das auch behalten!"


:D

Aber das mit dem "Streichen übers Altartuch" ist wirklich aus diesem Grund aufgekommen. Ich habe mal wieder im meinem Bücherschrank ein altes Buch gefunden, das sich mit Sagen und Legenden aus meiner Gegend beschäftigt. Also von Aufhockern über die "Weiße Frau" und den "Wilden Jäger Maldix" bis hin zum "Hexen für den Heimgebrauch". Dort sind auch solche Berichte eingetragen, die die Alten (das Buich ist kurz nach dem 2.Weltkrieg geschrieben worden) noch wussten.

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