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Volkswagen, Kleinwagen und Autos

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, mal nach all dem Geplauder bei Gaisbauers mal wieder ein Blick zur Seite. Heute ist W.K.’s Todestag und du willst ein wenig über W.K. und eine seiner Leidenschaften erzählen: Autos. Wie auch immer. Der Tee ist serviert …

Volkswagen, Kleinwagen und Autos

Ich habe beim letzten Mal versprochen, etwas über Werners Autos zu berichten - obwohl man im ›giesa'schen Sinne‹ den Begriff ›Auto‹ so nicht stehen lassen kann. Werner Kurt Giesa unterschied zwischen ›Autos‹, ›Kleinwagen‹ und ›Volkswagen‹, wobei letztere für ihn die Parias unter der mit Verbrennungsmotor angetriebenen Fahrzeugen darstellten.


Und es war immer ein abendfüllendes Programm, wen er begann, das zu erklären.

Im Reisebus nach Italien hätten ihn die Mitreisenden fast mal verprügelt, weil W.K.G. mit seiner knarrenden Stimme seinen Theorien über Volks- und Kleinwagen im Verhältnis zu Autos und besonders jene der Marke Rolls Royce auch noch Mitten in der Nacht verbreitete, als nach dem letzten Halt in einem Rasthof alle Reisenden etwas schlafen wollten. Da wir ›Helleber‹ auf der letzten Bank natürlich schöne einen ›gelöffelt hatten‹ war Werner nicht zu bewegen den Mund zu halten. Bis irgendwann Hans Klipp im recht ordinär, aber bestimmt erklärte, wenn er nicht bald die Schnauze hielt, gäbe es im Bus Leute, die sie ihm so polieren würden, dass er seine Brötchen künftig aus der Schnabeltasse lutschen könnte. Da war dann Ruhe und wir konnten dann bis zum San Bernhardino-Pass pennen.

»Je größer, desto Auto!« war einer von W.K.s grundlegenden Lehrsätzen. Dass er später, wenn auch als Zweitwagen für seine Firma ›W.K.Design‹ einen VW-Passat fuhr, hat Werner in den Zeiten, von denen ich berichte, nicht ahnen können. Dass Werner - jedenfalls in unserer Zeit - grundsätzlich zwei Wagen fuhr, dürfte weitgehend bekannt sein. Es konnte ja einer mal in der Reparatur sein. Gelegentlich waren es auch mal drei Wagen. Das war in seiner ›Hochzeit‹ als man ihm - für seine Vorstellungen sehr günstig - einen Opel-Manta anbot. Das alte Modell.

Deshalb kam dann der ›Fenrir‹, sein grauer Kadett, an die dritte Stelle, nach der ›Wappen von Helleb‹, wie der Manta ›getauft‹ wurde. Den ›Fenrir‹ habe ich dann später für meine damalige Frau gekauft, die den Führerschein machen wollte. Nachdem wir die Anmeldung und alles andere bezahlt hatten, ging sie dann nicht zum theoretischen Unterricht. Fragen oder Vorhaltungen von mir, warum sie denn nicht mal anfangen würde, zum Unterricht zu gehen, wurden von ihr sehr ungnädig behandelt. Vermutlich hatte sie Angst, es nicht zu schaffen.

Jedenfalls erwies sich das mit dem Führerschein als eine der vielen ›Flirren‹ meiner damaligen Gattin und somit war auch dieses Geld - wie so vieles an Geld in der Zeit meiner Ehe - für nichts und wieder nichts zum Fenster raus geworfen. Gut es mir gelungen ist, den ›Fenrir‹ dann noch ›für eine Hand voll Dollar‹ zu verkaufen - er brachte, wenn ich mich recht erinnere, noch zwei oder dreihundert Mark und ist in Ahnatal noch einige Jahre gelaufen.

Zurück zu Werners Definierung des Wortes ›Auto‹. Ein ›Auto‹ war für W.K.G. nicht etwa ausschließlich ein "Mercedes", wie jeder Daimler-Fahrer im Brustton der Überzeugung behaupten wird. Schließlich dauerte es ja auch einige Jahre, bis er sich mit seinem silbergrauen ›Imperator‹ in die Reihen der Daimler-Fahrer eingefügt hatte. Das war so die Zeit, als Werner geheiratet hat und ich vom Mercedes (die ›Glarelion‹ - auch genannt die ›Bonzen-Schleuder‹) auf eine roten Fiat-Uno umgestiegen bin. Weil das nun von der Größe her ein ›Hobbit‹ war, bekam der Uno den Namen ›Frodo‹ - von Werner auch ›das feuerrote Spielmobil‹ genannt. Aber ich konnte Werner beweisen, dass man sogar mit einem Stetson im Fiat sitzen konnte. Dazu kam eben für mich der geringe Verbrauch des Uno an Diesel - was Werner, damals auf dem Höhepunkt seiner Macht, als Unerheblich ansah. Einige Monate später sah die Lage ganz anders aus, wenn wir schrieben das Jahr 1986.

Ich habe Werner und Heike damals mit dem ›Imperator‹ zum Standesamt und von da zum ›Schloss‹ gefahren, wo nicht nur Marlos-Cons stattfanden sondern auch Werners Hochzeit. Eigentlich war das mehr das Hauptgebäude eines Gutshofes - aber doch schon recht herrschaftlich. Dennoch war ich froh, dass Werner den ›Imperator‹ dann selbst heimwärts lenkte. Ich war nie mit Automatik gefahren. Und auch wenn die die Dimensionen eines Daimler noch im Gefühl hatte, es ist immer so eine Sache, einen fremden Wagen zu fahren, den man nicht mit der Schaltung unter Kontrolle hat.

Werner hat den ›Imperator‹ dann nach den Ereignissen des Jahres 1986 nicht mehr viel fahren können - schon aus Gründen nicht, die damals wohl bekannt waren, die ich aber hier verschweigen möchte. Irgendwann hatte sich das gute Stück in der Garage kaputt gestanden und auch zwei KFZ.-Mechaniker aus der alten Helleber Truppe, die Werner vom Zelten in Wallenstein kannte, konnten nicht mehr helfen. Was danach mit dem Prunkstück geschah (ein Mercedes 450, wenn ich mich recht erinnere) entzieht sich meiner Kenntnis. Auch nicht, was aus dem Manta wurde - wenn, dann fuhr Werner in den Jahren nach 1986 meist den Passat.

Was den Manta angeht - da gab es noch eine Bemerkung von Werner, die damals lustig klang und heute tragisch wirkt. Er fuhr ja sonst seines aufgemotzten Wagen vom Typ ›Opel Diplomat‹. »Aber zum Finanzamt fahre ich ganz ärmlich mit dem Manta vor!« sagte W.K.Giesa damals. Und so war es auch. Hatte Werner Geld, hat er es mit vollen Händen für Dinge, die er haben wollte, ausgegeben.

Die Familie Giesa war zwar nicht unbegütert und hatte neben dem Haus außerhalb von Lippstadt in einer sehr reizvollen Gegend auch vom Vater her ein gutes und geregeltes Einkommen. Aber wenn man als Student eben täglich zur Uni Paderborn fahren muss - dann kostet das Geld. Und auch Terra-Press war nichts, wo man mit verdienen konnte, auch da wird wohl mancher Groschen aus dem Taschengeld hingeflossen sein.

Also musste Werner zwar nicht so ganz knapp leben - aber für Träume und Wünsche war eben kein Geld da. Er hatte in dieser Zeit mehrere Wagen, von denen mit nur der ›Sokrates‹ in Erinnerung geblieben ist, wenngleich ich auch nicht mehr weiß, was das für eine Marke war. Ich hatte ja mit der ›Stardust‹, einem blauen VW-Variant und später mit der ›Stormbringer‹, einem gelben Opel-Kadett, auch nicht gerade Wagen, mit denen ich prahlen konnte. Erst als die Geschäfte mit der Musik so richtig Geld abwarfen, konnte ich mir die ›Solaris‹ leisten, ein Opel-Olympia der alten Form, grün-metallic mit Lederdach. Der wurde dann durch die ›Glarelion‹ abgelöst, einen sandfarbenen Mercedes 200, den man im Fandom damals kannte. Und der hatte eben den Fiat-Uno als Nachfolger, weil ich dann als Ehemann und ›Freiberufler‹ im Jahr 1986 gezwungen war, mit dem Geld etwas zu rechnen. So viel zu meinen Wagen - jetzt fahre ich mit der ›Antares‹ einen schwarzen VW-Golf und ich denke, das wird wohl mein letzter Wagen sein.

Bei Werner Kurt Giesa änderte sich alles, als die ersten Honorare für verkaufte Heftromane eingingen. Wenn ich mich recht erinnere, hat er sich die ›Veronique‹ von seinem zweiten Honorar gekauft. Ein Opel-Admiral, wesentlich größer wie die beiden ›Diplomaten‹, die er später gefahren hat.

Ob der Wagen schon schwarz war, wage ich zu bezweifeln - er sah damals so aus, als sei er neu gespritzt worden - und nicht gerade mit Glanz-Lack. Alles, was sonst aus Chrom war - Stoßstangen etc. - war mit irgendwelcher Goldfarbe übermalt. Die ›Veronique‹ konnte sich von der Größe her mit jedem Straßenkreuzer der Ami-Klasse messen und kein Pfau hätte auffälliger sein können.

Die ›Veronique‹, das war der Anfang, als W.K.Giesa seine ›Träume‹ verwirklichte und zu "Professor Zamorra" wurde. Noch mehr allerdings sah er sich in Gryf, was wahrscheinlich seine ›erste Identität‹ war. Danach wurde W.K.Giesa innerlich zu Ted Ewigk und später zu Robert Tendyke. Wer Werner so genau kennt wie ich ihn damals kannte, der findet immer wieder Parallelen zwischen ihm und diesen Figuren - jedenfalls bis ungefähr 1988.

Dass Ted Ewigk dann der ›Erhabene‹ der Dynastie wurde, war ein Einfall von mir. Denn eigentlich war die Figur innerhalb der Serie und der Vielzahl von Zamorras Mitarbeiter so uninteressant geworden, das ich ursprünglich vor schlug, ihn genau so wie Balder Odinsson oder den Dämon Sanguinus ›von der Platte‹ zu nehmen. Aber weil Werner eben diese seine Existenz nicht aufgeben wollte, die er vom Gespenster-Krimi in den Zamorra gezogen hatte, damit sie weiter leben konnte, musste man die Figur aufwerten. Und die Variation, den ›Erhabenen‹ der Dynastie bereits unbekannt als der geheimnisvolle Verbrecherkönig ›Patriarch‹ auf der Erde zu haben brachte mich auf den Einfall, dass es ja nicht der ›Erhabene‹ alleine sein musste, der auf unserer Erde weilte. Und wo wurde aus einer eigentlich langweiligen Figur, die auf der Abschiebeliste stand, einer der großen und starken Spielsteine einer neuen Handlung.

Robert Tendyke kam später. Der konnte sich so entwickeln, wie Werner es wollte - oder wie er sich als Idealbild gern gesehen hat. Ein Abenteurer, der durch die Welt zieht und finanziell durch seine weltweiten wirtschaftlichen Unternehmungen keine Probleme hat. Korrekt gesehen ist Robert Tendyke eine Fortsetzung der Figur des ›Roy de Voss‹, besser bekannt als »Der Magier« der gleichnamigen Serie.

Wenn ich mich recht erinnere, wollte Werner diesen Robert Tendyke auch in diese Serie mit reinbringen. Daher auch der holländisch klingende Name. Nun, im Zamorra konnte Werner alle seine Ideen recykeln. Denn schon bei Yan Munro und anderen Terra-Press-Serien hatte Werner immer Figuren mit holländisch klingenden Namen. Wie z.B. ›Professor de Vert‹ - weshalb der ›Magier‹ ursprünglich auch ›Roy de Vert‹ hieß - aber als ›Roy de Voss‹ - was wie ›der Fuchs‹ klänge, gefiel er Dan Shocker besser. Der war Redakteur und Lektor der Serie - also war dann der Name des ›Magiers‹ Roy de Voss. Es ist doch alles so einfach...

Zurück von dieser kleinen Exkursion zu unserem Thema: ›Werner Kurt Giesa und seine Vorstellungen von Autos und sonstigen Fahrzeugen im heutigen Straßenverkehr auf vier Rädern.‹

Seit dem W.K.Giesa die ›Veronique‹ hatte, galt der Begriff ›Auto‹ also für die Wagen, die er selbst fuhr. Vornehmlich Opel und neben dem ›Admiral‹ hatte er zwei ›Diplomat‹ (›Charraua‹ und ›Excalibur‹) - um von da auf Mercedes (Imperator) umzusteigen.

Den Rolls-Royce, den Werner fast gekauft hätte, machte ihm ja das Finanzamt mit einer Steuernachforderung kaputt - darüber habe ich schon in der Teestunde berichtet. Für fünfundzwanzigtausend hätte er dieses Prunkstück Made in Great Britain kaufen können - doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten.

Es war auch in Werners Anfangszeit als Schriftsteller - so nach drei Jahren ungefähr. Vermutlich hat er bis dahin immer nur den Mindestsatz an Steuern gezahlt, den des Finanzamt forderte. Und ihm sind die Augen übergegangen, was der Fiskus dann bei der ersten Prüfung so für sich raus rechnete.

Von da ab schrieb Werner nach seinen eigenen Angaben jeden dritten Roman fürs Finanzamt. Ein Blick auf meine Gehaltsabrechnung mit Vergleich zeigte an, dass dies den realistische Anforderungen entsprach, die der Fiskus an uns alle hat. Werner redete ja auch immer von ›seinem Finanzbeamten‹ den er ›mit seinem Honorar bezahlen würde‹.

Eigentlich war ich der Meinung, die Thema ›W.K.Giesa und seinen Auto-Tick‹ in einer Teestunde abhandeln zu können. Aber da ist noch viel mehr zu erzählen - auch von Werners sonstigen ›Flirren‹, die sich aller irgendwie immer verzahnen und ihn als Autoren des Heft-Romans zu einer Art ›Paradies-Vogel‹ werden ließen, wie es in jener Zeit keinen gab. Ich denke, mir werden noch sehr viele Episoden einfallen, die damals passiert sind und die es sicher wert sind, auf diese Art der Nachwelt erhalten zu werden.

Wie ich schon mal sagte - ›Enthüllungen‹ sind das keine, denn das ganze Fandom war damals ja Zeuge und wenn Werner auf einen Con kam, wusste sofort jeder, wer er war. Seine Auftritte mit Hut und Western-Kleidung sind sicher nur in früheren Zeiten von Buffallo-Bill, Roy Rodgers oder Hoppalong-Cassidy getoppt worden. Ich habe jedenfalls keinen Western-Autoren kennen gelernt, der mit mir Stetson begegnet wäre - und mit einem Outfit wie ein Rodeo-Star.

So - genau so, ist mit Werner Kurt Giesa im Gedächtnis. Und heute - nicht jetzt, wo ich es schreibe, aber an den Tag, wann ihr es lest - vor fünf Jahren ist er von uns gegangen.

Ich hoffe für meinen toten Freund, dass er in den Gefilden der Seligen seine Heike wieder gefunden hat. Denn auch, wenn er als Atheist an all diese Dinge nicht geglaubt hat - oder nicht geglaubt haben will, wie ich das aus Gesprächen mit ihm heraus erkennen konnte - in seinen letzten Telefonaten sagte er immer, er wolle nur noch dahin, wo Heike wäre.

Und so wünsche ich ihm, dass sie sich da wieder gefunden haben und nun auf der Asphodelos-Wiese wandeln - wie ich ja mit Kerstin vereinbart habe, dass wir uns in Walhall treffen, nachdem wir vorher am Ende des Regenbogens unsere Freunde mit den vier Pfoten, Hufen oder Flügeln wieder gefunden haben.
 
Aber ich denke, bis dahin werde ich noch etwas Zeit haben. Schon um mit euch noch die eine oder andere Tee-Plauderei zu haben.

Also, beim nächsten Mal geht es weiter mit Werners Autos. Wir waren ja erst bei der ›Veronique‹. Bis in einer Woche also.

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