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Die erste Staffel PRA – Ein Rückblick

Perry, Action und ichDie erste Staffel PRA –
Ein Rückblick
Diskussion zwischen einem Veteranen und einem Greenhorn

Das war sie nun, die erste Staffel PRA. Zwölf Hefte lang haben sich Christian Montillon, die PR-Redaktion und verschiedene Autoren alle Mühe gegeben, ihre Leser mit einem spannenden und vor allem actionreichen Zyklus zu unterhalten. Diverser negativer Kritiken (die sich wohl jedes Produkt gefallen lassen muss, und sei es noch so gut) zum Trotz ist ihnen das offensichtlich auch gelungen. Andernfalls dürften sich Fans des PR-Ablegers nun nicht auf die zweite Staffel freuen, die am 19. September von Frank Borsch mit dem Roman Die Trümmerwelt eingeleitet wird.

Doch noch ist das Zukunftsmusik. Bis der Kristallmond-Zyklus startet, dauert es wohl oder übel noch ein paar Tage. Zeit genug für Perry-Rhodan-Neuleser Jochen Adam und PR-Altleser Stefan Holzhauer, auf die erste Staffel zurückzublicken und diese aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln noch einmal Revue passieren zu lassen.

Perry Rhodan Action 1-6Jochen: Weißt du, Stefan, ich muss ganz ehrlich sagen: Die erste Staffel PRA hat mir richtig gut gefallen. Der Demetria-Zyklus hat eigentlich alles gehabt, was eine packende SF-Serie braucht: exotische Schauplätze, interessante Charaktere, fesselnde Storylines und natürlich jede Menge Action.

Besonders gefreut hat mich als Neuleser der Aspekt, dass ich mühelos in die Serie einsteigen konnte. Als PRA an den Start ging, waren ja bereits weit über 2400 Bände der Erstauflage erschienen, diverse Comics, Sonderhefte und sonstige Ableger nicht mitgerechnet. Da hatte ich zu Beginn von PRA doch schon so meine Zweifel, ob ich von Anfang an alles verstehen würde. Doch die Sorge erwies sich glücklicherweise als unbegründet, und ich hatte, trotz einer Menge mir unbekannter Personen, keinerlei Probleme, die Serie von Beginn an zu verfolgen und zu verstehen.

Storymäßig gibt es, meiner Ansicht nach, nichts zu meckern. Okay, der Plot von PRA hätte zweifellos origineller sein können – die Story von der alten Macht, die lange Zeit im Verborgenen lauert und nur auf eine Chance wartet, Rache an alten Feinden zu üben, wurde ja schon des öfteren aufgegriffen. Wirklich gestört hat das allerdings nicht. Montillon und Co haben es geschafft, den Handlungsbogen um die Magadonen und ihr erneutes Streben nach der Macht spannend und abwechslungsreich zu präsentieren. Dazu ein paar überraschende Wendungen, ein wenig Humor und jede Menge packender Action – ich kann ohne zu lügen sagen, dass ich alle zwei Wochen eineinhalb Stunden lang bestens unterhalten wurde.

Stefan: Tja, ich muss zugeben, dass ich von der zweiten Hälfte PRA etwas enttäuscht bin, denn sie hat für mich nicht ganz das gehalten, was die erste versprochen hat. Damit will ich auf keinen Fall sagen, dass die zweite Hälfte schlecht daher kam, denn ich wurde durchaus gut unterhalten und habe die Hefte gleich nach Erscheinen innerhalb der bereits von Dir genannten anderthalb Stunden weggefräst. Mich hat allerdings etwas gestört, dass nach der fulminanten Eröffnung in den ersten Heften mit ihrer straffen Action im späteren Verlauf in der Hinsicht etwas die Luft raus war.

Üblicherweise strebt man ja beim Verfassen einer Handlung einen Spannungsbogen an, der zum Ende hin einem Höhepunkt zustrebt. In diesem Fall hatte ich den Eindruck, dass der Höhepunkt bereits am Anfang zu finden war und der Spannungsbogen danach eher zu einer Spannungsgeraden mutierte. Ich bin mir nicht sicher, woran das lag und ob es nicht ganz einfach in meinem Fall daran liegt, dass sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellte. Auf der anderen Seite sollte ich nicht vorschnell urteilen, denn Band 12 steht ja noch aus.

Absolutes Highlight der zweiten Hälfte war für mich »Der Zündermutant« von Marc A. Herren, der hat mir ausgesprochen gut gefallen, insbesondere aufgrund der Charakterisierung von Iwan Iwanowitsch Goratschin. So hat den noch keiner beschrieben. Brillant!

Alles in allem freut mich auch der starke Mutantenanteil in der Handlung, das ist ja etwas, was man sich in der Erstauflage weitestgehend spart, was ich sehr schade finde. Mutanten waren immer das Salz in der Suppe und wenn sie nicht speziell für eine Aufgabe in die Serie geschrieben wurden, dann gab es sowohl starke Figuren, wie auch starke Auftritte. In PRA fühlt man sich wirklich »wie in alten Zeiten«, was die Parabegabten angeht.

Jochen: Was die Sache mit der Action angeht, muss ich dir Recht geben. Zu Beginn von PRA hat es deutlich öfter gekracht als in den späteren Heften. Gerade in den ersten zwei, drei Bänden ging es ja richtig heftig zur Sache. In letzter Zeit hat sich das ein wenig gelegt. Ob das nun gut oder schlecht war, darüber bin ich geteilter Meinung. Einerseits war das rasante Actionfeuerwerk der ersten Romane tatsächlich ungeheure mitreißend und spannungsgeladen. Ein wenig habe ich dies später vermisst. Andererseits hat die Miniserie in der zweiten Hälfte storymäßig stark angezogen, was meines Erachtens auch daran gelegen hat, dass die Autoren sich weniger auf die Action konzentriert haben. Und da mir insbesondere die Handlungsstränge auf Falkan gut gefallen haben (von wegen Politik und Intrigen als neue Storyelemente), will ich mich nicht darüber beschweren, dass PRA etwas ruhiger geworden ist.

Manchmal muss man sich halt für eine Sache entscheiden...

Um auf die Mutanten zu sprechen zu kommen: Ich würde jetzt natürlich gerne auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen und etwas über den Einsatz von Mutanten im Laufe der Jahre in der Erstauflage sagen, aber aus verständlichen Gründen ist mir das nicht möglich. In einer Sache kann ich dir allerdings zustimmen: Mutanten üben einen unbestreitbaren Reiz aus. Nicht nur, dass sie für jede Menge Action und spannender Abenteuer gut sind. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Mutanten, die im Laufe von PRA aufgetaucht sind, hat man die Handlung aus einer Menge unterschiedlicher Blickwinkel präsentiert bekommen. Das hat für Abwechslung gesorgt und jede Menge Leben in die Bude gebracht, wie man so schön sagt. PRA ohne Mutanten? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Ohne Kakuta, Gucky und Co würde die Serie nur halb so viel Spaß machen.

Doch mal ein anderes Thema. Ich lese seit einiger Zeit ja auch die Erstauflage, und musste feststellen, dass der Rhodan, der da beschrieben wird, ein anderer ist als der, den man in PRA zu Gesicht bekommt. Der Rhodan aus der Miniserie wirkt deutlich energischer und entschlossener, als es der aus der Mutterserie tut. Kommt das nur mir so vor oder siehst du das genauso? Und, falls du es zufällig weißt, passt die Charakterisierung Perrys in PRA zu derjenigen, die ihm die Autoren in früheren Zeiten angedeihen ließen, sprich um Handlungszeit herum, zu der der Demetria-Zyklus spielt?

Perry Rhodan Action 7 - 12Stefan: Da hast Du natürlich vollkommen recht. Und das soll und muss auch so sein, denn der Perry aus PRA ist gerade mal seit 200 Jahren ein Teil der galaktischen Bühne und ihm fehlen ganz einfach die Erfahrungen und die Erfahrung, die den späteren Perry aus der Erstauflage (kurz: EA) auszeichnen. Um mal ein paar Hausnummern zu nennen, ein kurzer Exkurs:

Rhodan wurde 1936 AD geboren, als er 1971 auf dem Mond auf die Arkoniden traf (zum Start der Serie), hatte er somit ein Alter von 35 Jahren. Kurz darauf wurde sein biologischer Alterungsprozess gestoppt, erst durch die Zelldusche, dann durch einen Zellaktivator. Demnach ist er im Jahr 2166 230 Jahre alt und mischt bislang ausnahmlos in der eigenen Galaxis im Spiel der Kräfte mit.

Die Handlung der Erstauflage spielt im Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht 4933 nach Christus. Davon ziehen wir 695 Jahre in einem Stasisfeld ab: Somit hat Perry Rhodan ein relatives Alter von 2302 Jahren erreicht, das ist  wahrhaft biblisch zu nennen. ;o)

Und in diesem Zeitraum hat er Dinge erlebt und gesehen, die von wahrlich kosmischem Ausmaß sind, hat Superintelligenzen, die im evolutionären Zwiebelschalenmodell des Perryversums auf einer höheren Ebene angesiedelt sind, kommen und vergehen sehen, war sogar an der Entstehung und beim Tod von solchen beteiligt. Zusätzlich bekam er Einblick in die grundlegende Funktion unseres Kosmos – Kosmonukleotide und die daraus gebildeten Kosmogene – und sogar darin, dass unser Universum nur eins von vielen in einem Multiversum ist. Musste erkennen, dass unfassbar weiter entwickelte Wesenheiten – die Kosmokraten und Chaotarchen – versuchen, diese Multiversen nach ihrem Gusto zu manipulieren. Ich denke mal, wenn man an diesen wahrhaft kosmischen Erfahrungen nicht den Verstand verliert, dann wächst man daran. Von der verweigerten Antwort auf die Dritte Ultimate Frage am Berg der Schöpfung wollen wir mal gar nicht sprechen...

Aufgrund all dieser Erfahrungen wäre es in keinster Weise nachvollziehbar, würde sich der vergleichsweise junge PRA-Perry ebenso benehmen wie jener der Erstauflage. Mit Alter und Erfahrung stellen sich Abgeklärtheit und die Fähigkeit zum Überlegen und Reflektieren ein, ohne gleich zum Blaster zu greifen. Insbesondere im Negasphäre-Zyklus hängen von seinen Entscheidungen ja potentiell Milliarden von Leben und die Existenz der gesamten lokalen Galaxiengruppe ab. Das ist eine etwas andere Dimension, als für einen Einsatztrupp verantwortlich zu sein.

Tatsächlich bin ich der Ansicht, dass der Rhodan aus den Anfangstagen der Serie im Vergleich zu Perry Action sogar noch draufgängerischer war. Allerdings werden Geschichten heute halt nicht mehr im Stil von damals geschrieben und das ist auch wirklich gut so.

In der EA gibt es eine Gewaltenteilung, was die Aufgaben angeht. Die Draufgänger sind eigentlich eher Atlan, obwohl der sich natürlich aufgrund seines weitaus höheren Alters auch auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz stützen kann, und Bully (aber auch für ihn gilt das natürlich, denn er ist zwei Jahre nach PR geboren). Dennoch bemüht man sich in den letzten Jahren verstärkt, den Focus auf den Namensgeber der Serie zu legen, was ja auch ein guter Plan ist.

Mir ist klar, dass Du nach den wenigen Ausgaben der Erstauflagen-Romane noch nicht wirklich eine Wertung abgeben kannst, aber ich frage trotzdem mal: Welcher Perry gefällt Dir nach dem vergleichsweise kurzen EA-Einblick besser?

Jochen: Hmm... Gute Frage... Bislang ist mir, denke ich, der Rhodan aus PRA lieber als der aus der EA (mit Ausnahme vielleicht von Band elf, wo er mir ein wenig zu locker rüberkam). Der etwas aggressivere, dynamischer erscheinende Perry spricht mich stärker an als der aus dem aktuellen Zyklus der Mutterserie. Hier hält sich Rhodan, wie ich finde, ein wenig zu stark im Hintergrund. Das mag aber auch daran liegen, dass ich  PRA vor PR gelesen habe, weshalb ich in gewisser Hinsicht „vorbelastet“ bin, und dass ich mich in der EA, trotz aller Erkenntnisse und Einblicke, die ich bisher gewinnen konnte, immer noch in der Eingewöhnungsphase befinde. Die dortige Handlung ist ja auch um einiges schwerer zu verdauen als die des Demetria-Zyklusses.

Aber das ist ein anderes Thema. Ich denke, es wird Zeit für ein Fazit.

Was kann ich über die erste Staffel PRA sagen? Meiner Meinung nach ist sie der ideale Einstieg für einen Neuleser ins Universum von Perry Rhodan. Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich und bereitet, wie gesagt, erheblich weniger Probleme als die Story der EA. Die auftauchenden Charaktere sind durchweg interessant, viele sogar sehr sympathisch, und angenehmer Weise bekam man hier nicht nur eine Ein-Mann-Show geboten, sondern durfte sich über ein breites Spektrum überzeugender Figuren freuen.

In Sachen Action hat die Serie ihrem Namen gerade in der ersten Hälfte alle Ehre gemacht. In der zweiten Hälfte war es dann ruhiger, aber zwischendurch hat es glücklicherweise immer mal wieder ordentlich geknallt. Großes Lob übrigens an die beteiligten Autoren: Sie haben es geschafft, die Actionszenen packend umzusetzen, und auch in den ruhigeren Momenten haben sie, meiner Ansicht nach, dafür gesorgt, dass beim Lesen keine Langeweile aufkam.

Der Vorwurf: Zu viel Action, zu wenig Story? Fand ich nicht. Die Serie hat genau den richtigen Mix aus Actionszenen, Charaktermomenten und Storylines, die sich ganz auf die Fortführung der Handlung konzentrierten, gehabt, um sie durchgängig spannend und mitreißend zu gestalten. Eine klasse erste Staffel, die mit wenigen Ausnahmen ein echter Volltreffer war. Da freue ich mich natürlich umso mehr auf die Fortsetzung...

Und dein Fazit?

Stefan: Ich werde PRA weiter die Treue halten, denn allein mit den Mutanten als Protagonisten hat Christian Montillon mich allemal sofort in seiner Fankurve. Schön fände ich, wenn beim nächsten Mal Action und Story ein klein wenig ausgeglichener über den gesamten Zwölferblock verteilt wäre, statt beim letzten Mal auf die ersten respektive die letzten sechs Hefte fokussiert.

Ich kann die Kritik, „zu viel Action“, die ja aus den Reihen der PR-Fans kam, ebenfalls in der Form nicht nachvollziehen. Die Serie ist mit dem Thema Action angetreten, dann soll auch welche drin sein. Und es wurde auch Action geboten, allerdings im qualitativ hochwertigen Stil der Mutterserie.

Auch ich bin der Ansicht, dass PRA das ideale Material ist, um Neuleser anzufixen. Die mögen dann eventuell etwas enttäuscht sein, wenn sie frohen Mutes in der Erstauflage ankommen und  feststellen müssen, dass es dort deutlich gemächlicher aber für Neulinge auch erheblich unverständlicher vonstatten geht, aber da muss und kann man durch, wie Du selbst festgestellt hast. Jedenfalls ist die Miniserie ist ein hervorragender Einstieg für den ersten Schritt ins vergleichsweise gigantische Perryversum.

Ich bin auf alle Fälle beim Kristallweizen... äh... Kristallmond-Zyklus wieder dabei. :o)

So weit, liebe Leser, unsere Rückschau zum Ende der ersten Staffel des gelungenen Experiments Perry Rhodan Action. Selbstverständlich werden wir auch zum zweiten Zwölferpack unsere Finger nicht von der Tastatur lassen können und euch mit Kommentaren sowie Rezensionen behelligen.

Jochens abschließende Bemerkungen zum letzten PRA-Roman des Demetria-Zyklus' namens „Die Robotgarde“ könnt ihr (am 6. September) an anderer Stelle hier im Zauberspiegel goutieren.

Wir lesen uns!

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