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Von minus sechs bis vierunddreißig: CM* und der Horror-Heftroman

Das Grauen wird 40Von minus sechs bis vierunddreißig: CM* und der Horror-Heftroman


Christian Montillon* C(hristian) M(ontillon)

Als der erste Horror-Heftroman (X-RAY-3 lässt grüßen) erschien, war ich gerade einmal minus sechs Jahre alt, hatte also noch kein Interesse am Lesen. Verständlicherweise, würde ich sagen. Da habe ich mich noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Ha!

Als die »Larry Brent«-Serie aber viel-viel später endete, da war ich längst dabei.

Und angefangen hat es für mich ... hm ... NICHT mit einem Horror-Heftroman. Genauso wie ich heute (obwohl ich es eine Zeitlang dachte) eigentlich keine Horror-Heftromane schreibe.

Warum sollte ich also überhaupt diesen Artikel tippen? Ganz klar – weil es genug gibt, das mich mit diesem Genre verbindet.

Und jetzt Schluss mit dieser dunkelblau formatierten Einleitung ... und: KLICKEN! Ja, genau, auf "Weiter".

Für mich begann es mit einer "John Sinclair"-Hörspielkassette, natürlich Tonstudio Braun. Das Nonplusultra J. Gekauft im Karstadt (der inzwischen auch Geschichte ist)

Bald entdeckte ich dann, dass es John Sinclair-Heftchen im Ständer des kleinen Supermarkts (inzwischen auch Geschichte) gab!

Wow!

Zweitauflage, Bände um 150. Irre. Gekauft! Genau wie der Sammelband der legendären 100er-Trilogie! Was der "Wertiger" aus der Vorschau meines ersten Sinclair-Heftes sein sollte, kapierte ich nicht. Mir mangelte die Erfahrung, aus einem "Wer-wolf" auf einen "Wer-tiger" zu schließen, und ich dachte, das sei ein Wertiger, erste Silbe unbetont, gesprochen mit Doppel-g. Dann kommt da nur Kappes raus (ja, zugegeben, wie bei manchem Horror-Heftroman).

Es folgten für mich die Sinclair-Jahre, die übergingen in die sonstige-Bastei-Horror-Serien-Jahre (Ballard, Zamorra). Bis ich die etwas härtere Linie entdeckte – den Dämonenkiller! Boah!! Das war anders. Für zwischendurch. Bastei blieb ich aber treu. Und dann ... tja dann ... geschah es! Ich zog mal ein PERRY RHODAN-Heftchen raus, und der Autor war Ernst Vlcek. Den kannte ich vom Dämonenkiller. Da war er super.

Und dann kam der Rhodan-Wahn. Nicht zu verwechseln mit "Macabros" Ursen-Wahn. Ach ja – Macabros und Larry Brent waren immer BESSER, immer gesammelt, immer mal als Highlight gelesen, aber ich musste doch Bastei treu bleiben. Die Hörspiele von Mac und Larry (Europa) waren aber DER Hit. Die sind immer noch klasse. Und werden aktuell glaub ich getoppt oder doch erreicht von den neuen "Dorian-Hunter"-Produktionen bei Zaubermond. Ich hab sie alle schon gehört, ätsch!

Und dann ... tja dann ... NIX mehr. Ich trennte mich vom Heftroman.

Bis eines Tages "Dragon" bei Weltbild neu aufgelegt wurde und ich der Werbung der alten Zeiten nicht widerstehen konnte. Dann landete ich bei "Rhodan" und war sofort wieder gefesselt. Es folgte die ganze Palette von damals wieder neu: Sinclair (alt), Ballard, Zamorra, Macabros, Larry Brent, Dämonenkiller etc.etc.etc. Wäre billiger gewesen, ich hätte alles noch auf dem Speicher gehabt.

Als Fan der alten Sachen kommt man am Zaubermond-Verlag nicht vorbei --- was dann folgte, weiß jeder, der mich kennt. Korrekturlesen ... lektorieren ... selbst schreiben: Schon wieder der Dämonenkiller.

Bald standen persönliche Treffen mit den Giganten auf der Palette: Dan Shocker! A. F. Morland!

Ich habe dann Bastei-Romane veröffentlicht (ja, die Treue zahlte sich aus! Ha!). Und schließlich der Sprung zum Perry Rhodan-Teamautor. Das war der Hammer. Und die Arbeit dort ist so zahlreich, dass ich ...

... tja, dass ich ...

... heute keine Horror-Heftromane mehr schreibe. Oder nur noch ganz vereinzelt. Stattdessen bleibe ich den Hardcover-Ausgaben der Heftromane durchaus treu. Das lasse ich mir nicht nehmen, aus vielerlei Gründen. Ich schreibe "Macabros" – wow!! Die Serie, die mich faszinierte wie keine andere (außer "Rhodan", und den schreib ich auch). In diesem Sinne hab ich mir meine Bubenträume erfüllt. Ist das nicht super?

Ja, aber auch einsames Tippen. Aktuell mit 9 Fingern – einer liegt schachmatt in einem dicken Verband und schwebt über der Tastatur. Seufz.

40 Jahre ... eine gigantische Zeit. Ich habe nur die zweite Hälfte mitgemacht, kenne aber auch die erste als "Nachgeborener". Und ich habe mein eigenes Schärflein dazu beigetragen, tue es immer noch. Auf meine Weise.

Ansonsten gehöre ich nicht zu den Unkenrufern ("Der Heftroman ist tot!"), aber zu den Realisten ... auf die eine oder andere Weise wird der Heftroman überleben. Ein Phänomen wie "Perry Rhodan" wird nicht in den nächsten Jahren sterben.

Wie?

Was?

Perry ist kein Horror-Heftroman? Okay. Schauen wir mal.

Die Hörspiele nach Heftromanen boomen (in allerlei Qualität ... von grottig bis genial, meiner Meinung nach, von unhörbar bis top-Qualität) ...

... die Liebhaber- und Sammlerszene lebt (wenn auch ganz anders als noch vor Jahren) ...

... es wird immer mehr eine Nischenexistenz. Seien wir doch realistisch – John Sinclair (Soft-Grusel) und Zamorra (Mystery) ist alles, was vom Horror-Heftroman noch geblieben ist ......... der die Erscheinungsform und das Medium längst wechselt oder gewechselt hat: Hörspiel und Buchausgaben.

Hier liegt die Zukunft. ODER: Liegt hier die Zukunft?

Kommentare erbeten Laughing

Kommentare  

#1 Olsen 2008-07-23 20:50
Ich lach mich tot!!! Das ist ja der Hammer, dass du bei dem Wertiger genau die selbe stümperhafte Betonung (und dadurch Unverständlichmachung) betrieben hast wie ich!
Ich dachte sogar so etwas Kurioses wie: Gibt's da nicht ein Stück das so heißt? Die Leiden des jungen Wertiger? :oops:
#2 Didi 2008-07-23 21:34
Brillantes Stück. Sehr amüsant zu lesen.
Herr Montillion (mit oder ohne "g"?) hier beweisen Sie mal wieder echte Klasse.

Wenns etwas mit einer Leinwand zu tun hätte, würde ich sagen: Ganz großes Kino :lol:
#3 G. Walt 2008-07-24 00:49
Mit dem Wertiger ging es mir ähnlich. Tja, das ist eben Jason Dark.
#4 benfi 2008-07-24 08:26
Über den Wertiger ist wohl jeder gestolpert! Als Unwissender fragte ich doch tatsächlich meine Oma, da ich die nach Heftkauf besuchte: 'Junge, die Leute heißen 'Wärter'! war ihre Antwort. Sie war etwas schwerhörig - und ich verwirrt!

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