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# 30 Irren ist menschlich

As Time Goes By# 30: Irren ist menschlich

Wer erinnert sich noch an den Schülerexpress in 'ihrem' Zet Deh Eff? Wer erinnert sich noch an Ueberreuters Literaturwettbewerb aus dem Jahr 1982? Einer ganz bestimmt: Wolfgang Hohlbein. Denn er, der im Heftroman richtig Fuß gefasst hatte, als Henry Wolf der Serie Damona King ein neues Gesicht gegeben hatte und mit seinem Raven im Gespenster-Krimi reüssierte, setze alles auf eine Karte und schrieb‑  zusammen mit seiner Frau Heike‑  für eben jenen Literaturwettbewerb seinen Roman Märchenmond.

Hohlbein feierte seinen Durchbruch zum führenden deutschen Horror- und Fantasyautor. Dies kann und will ihm keiner nehmen, gleich was man von seinen Romanen hält. Er gewann den Wettbewerb, dem der Schülerexpress einen längeren Beitrag widmete und schon war Wolfgang Hohlbein in aller Munde. Märchenmond verkaufte sich wie geschnitten Brot, inzwischen ein Dauerzustand bei all seinen Romanen. Und auch mir haben einige davon gefallen.

Märchenmond ist ein Roman, der viele Vorbilder und viele Väter hat. Wer den Roman aufmerksam liest, kann das erkennen. Und so schrieb ein erboster Leser an den Autor und fügte eine Liste bei, wo das Ehepaar Hohlbein sich seiner Ansicht nach schamlos bedient habe. Hohlbein reagierte cool. Er sandte eine Liste zurück mit dem, was der Leser alles aufzulisten vergessen hatte.

Im Gegensatz zu Hohlbein existiert der Schülerexpress, eine der vielen (und vielleicht der gelungenste) Versuch des ZDF, eine Jugendsendung auf die Beine zu stellen, nur noch in der Erinnerung und ist längst ins Walhall der TV-Sendungen eingegangen. Ein Mitarbeiter aus der Redaktion war 1984 auf dem Con, wo Norbert auf "unser Hähnchen" wartete. Der ZDF-Mensch sollte überprüfen, ob ein Horrorcon kameratauglich sei. Aber signierende Autoren und redende und Hefte kaufende Fans reichten nicht aus, um das ZDF für einen Kurzbeitrag oder gar ein Feature im Rahmen des Schülerexpress anzulocken. Leider gab es noch nicht die Darbietungen von singenden Autoren, sich in Werwölfe verwandelnde Fans oder die Laienspielgruppe um Walter Appel und Uwe Schnabel. Wäre der Herr Hahn doch gekommen! Vielleicht hätte das die Bilder gebracht, die die Kameras auf folgende Events gelockt hätten. Aber es hat nicht sollen sein …

Aber das will ich eigentlich gar nicht erzählen (von Allwörden, sie faseln). Was ich erzählen wollte, war etwas über die weisen Kommentare einiger Kollegen aus dem Romanheftbereich von Wolfgang E. Hohlbein, über sein Engagement in Bezug auf Ueberreuters Preis. Da gab es Kollegen (ich lasse die Namen mal weg, denn ihr Geschwätz von gestern könnte ihnen dann doch peinlich sein), die konnten das nicht verstehen.

Nun, keiner von ihnen hat seit 1982 Hardcover mit einer Startauflage von siebzig- bis hunderttausend Exemplaren geschrieben und kassiert ‑ ich schätze mal grob und vielleicht zu tief ‑ 100.000,00 Euronen nicht rückzahlbaren Vorschuss pro Hardcover und dann noch mal einen ansehnlichen Betrag für die Taschenbuchausgaben, sondern quält sich mit dem doch eher mageren Honorar des Romanhefts. Aber wie sagte mal mein Freund Helmut W. Pesch über einen dieser "Lohnschreiber" und Sprücheklopfer in Sachen Hohlbein und Wettbewerb: "Wir haben beide unser Ziel erreicht. Er macht noch Hefte, ich nicht mehr." Auf Hohlbein bezogen könnte man sagen. Der Kritiker muss noch Hefte machen, Hohlbein nur noch, wenn er Lust hat.

Die Herren Autoren rechneten, dass dieses Hardcover etwa fünf Romanhefte lang wäre und er so auf einen erklecklichen Betrag verzichtete. Andere wiederum wiesen darauf hin, dass Hohlbein im Gespenster-Krimi Aufträge verlieren könnte und vielleicht von anderen verdrängt wurde. Alle zusammen meinten, dass das ein hohes Risiko für einen mehrfachen Familienvater wäre. "Kann er sich das leisten?" war eine Frage, die sich alle stellten. Immerhin stellten sie seine erzählerischen Fähigkeiten nicht in Frage. Aber sein kaufmännischer Sach- und gesunder Menschenverstand wurde erheblich angezweifelt.

Sie waren wie Fußballexperten, die einem Sonntag erklären, warum sie sich am Freitag in ihrer Vorschau so entsetzlich vertan haben. Jeder der Sabbelköppe von Kollegen verweist heute darauf, Hohlbein seinen Erfolg zu gönnen und es immer gewusst zu haben. Ich zitiere den ersten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland: "Was schert mich mein Geschwätz von gestern." QED

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