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Bezwinger der Innenillustrationen

Making of InfininautenBezwinger der Innenillustrationen

Im elften Artikel der Making-Of-Reihe zur Sciencefiction-Serie INFININAUTEN will ich kurz erläutern, welchen Sinn und Zweck und welchen Stellenwert die Innenillustrationen in den Heften haben werden.

Persönlich war ich immer schon ein riesiger Fan von Innenillustrationen in Büchern. In früheren Zeiten waren diese in Form von Kupferstichen noch wesentlich zahlreicher als heutzutage, wo praktisch kein Buch mehr illustriert daherkommt. Auch in Heftromanen sind jene Serien, die welche beinhalten, eher die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt – und diese Regel ist leider Unillustriertheit. Dabei kann eine einzige Zeichnung ein Heft schon so unglaublich bereichern, vom Potenzial mehrerer Zeichnungen ganz zu schweigen...

Jeder Leser der ehemaligen Bastei-Reihe Dämonen-Land wird sich an die wunderbaren Tuschezeichnungen von Thorsten Krächan und später auch Fabian Fröhlich erinnern. Auch Professor Zamorra beinhielt grob zu jener Zeit gelegentliche Illustrationen des Letztgenannten. Diese Zeichnungen gehörten für mich als Leser zum Dämonen-Land einfach mit dazu, unterstrichen die Düsterheit der dargereichten Geschichten, gleich wie die gezeichneten Kapitelzeichen das Gesamtbild eines Hefts damals bereicherten und in einem gesamtästhetischen Mehrwert resultierten.

Auch bei Perry Rhodan kann man sich die Illustration gar nicht mehr wegdenken. Das erste, das mir zum Beispiel beim Durchblättern von Band 1 des Perry Rhodan Action Spin-Offs aufgefallen war, war eben genau die Abwesenheit einer Innenillustration – ich habe sie regelrecht gesucht, fast wie beim durchgehen einer Checklist.

Auch die Fantasy-Serien, die es im Heft gab, waren geprägt von Illustrationen, etwa Mythor mit seinen vier ganzseitigen Zeichnungen pro Band. Und das waren nur die echten Illustrationen, hinzu kamen noch Landkarten, oder bei Rhodan natürlich die Risszeichnungen.

Für mich war von vornherein klar, dass auch Infininauten nicht ohne Illustrationen auskommen könnte. Jeder Band wird mindestens zwei Zeichnungen beinhalten. Reserviert ist jedenfalls der Platz von zwei ganzen Seiten pro Ausgabe, wobei das nicht zwingend zwei ganzseitige Zeichnungen sein brauchen. Auch etwa vier je halbseitige wären möglich und denkbar. Gezeichnet von mir selbst, obgleich ich alles, nur kein großer Künstler bin.

Aber mach ich mich nicht lächerlich mit meinen Kritzeleien? Ist es nicht als „unprofessionell“ verpönt, wenn jemand etwas sowohl schreibt als auch selbst illustriert? Für mich ist da die Antwort ein klares Nein!

Erstens glaube ich, die absoluten Grundlagen des Zeichnens auf einem Fan-Level dann doch zu beherrschen (und um es manchem in Erinnerung zu rufen: Infininauten ist ja im Prinzip nix anderes als ein klassisches Ego-Zine, nur halt im Heftromanumfang und über BoD professionell gedruckt). Außerdem finde ich es als Autor des Ganzen höchst interessant, meine eigene Vorstellung (etwa von den Figuren) dem Leser nicht nur als Beschreibung verbal zu vermitteln, sondern gleich als Zeichnung auch bildlich präsentieren zu können.

Dabei werde ich versuchen, mit den Zeichnungen das Geschriebene nicht bloß 1:1 zu illustrieren, sondern den Informationsgehalt des Ganzen dadurch zu erhöhen, dass die Zeichnungen das Geschriebene bereichern.

Ich könnte in geschriebenen Sätzen auf den Zentimeter genau nennen, wie groß etwa der Roboter Leetus und der Empath Urgru sind, dennoch wären das nur abstrakte Zahlenangaben; eine Zeichnung mit beiden Figuren nebeneinander vermittelt dem Leser (Betrachter) auf einen Blick diese Information. So deutlich und unmissverständlich, dass ich etwa ganz im Gegenteil auf das geschriebene Nennen der Körpergrößen auch komplett verzichten könnte. Gäbe es keine Illus, wäre mir so ein Verzicht nicht möglich.

Oder, anderes Beispiel: Der allerletzte Abschnitt im Auftaktroman meiner Serie featured Urgru alleine in seiner frisch bezogenen Kajüte an Bord der EXTRABALL. In der dazugehörigen Zeichnung sieht man ihn weinend in seiner Gravi-Koje sitzen, wobei im Text selbst in keinster Weise direkt erwähnt wird, dass er traurig ist. Es ist die Summe der Information aus Text und dazugehöriger Illustration, die erst das wirkliche Verständnis jener Szene ermöglicht.

Genau das meine ich, wenn ich davon spreche, dass Illustrationen einen Roman „bereichern“ können. Ich meine nicht bloß ihre (natürlich dennoch positive) Eigenschaft als Auflockerung und Verzierung des Romans.

Ein weiterer Gesichtspunkt bei der Sache ist natürlich, dass ich absolute Kontrolle darüber habe, was genau denn illustriert wird. Als Leser passiert es mir manchmal, dass ich eine Illustration „vorgesetzt“ bekomme, die sich nun so gar nicht mit meiner eigenen Vorstellung vom Illustrierten decken will.

In meinem Fall kann ich bestimmen, welche Vorgaben der Leser bezüglich seiner visuellen Phantasie bekommt, und – schwerwiegender – wo ich absichtlich dem Leser und seiner Vorstellungskraft nicht mit einer eigenen Illustration einschränkend und wegweisend entgegentreten möchte.

Die Zeichnungen für meine Serie werden als Graustufenbilder gescannt und in einer Auflösung von mindestens 600dpi an BoD übermittelt. Im Original sind die Zeichnungen bis zu viermal so groß, wie sie im Heft abgedruckt sein werden. Das ermöglicht auch sehr feine Details erkennbar abzudrucken, die mir beim Zeichnen im Größenverhältnis 1:1 gegenüber dem Abdruck im Heft nie möglich wären. Zu berücksichtigen habe ich dabei vor allem den Umstand, dass ich mich ja für die nicht rein weiße sondern etwas beige Papierfarbe entschieden habe, dadurch werde ich bei den ganz hellen Schattierungen etwas vorsichtig sein müssen.

Um ehrlich zu sein, ist das Abdrucken der Zeichnungen der Punkt an dem ganzen Projekt, wo ich herstellungstechnisch am meisten Bauchweh habe. Zwar kenne ich BoD-Bücher und deren Qualität des Illustrationsabdrucks, weiß ich mit Bildbearbeitung und –formatierung umzugehen und habe ich alle nötigen Leitfäden betreffs Illustrationen bei BoD gelesen, aber dennoch glaube ich ans Gelingen erst dann, wenn ich den gedruckten Band 1 in Händen halte. Spätestens für Band 2 wäre ich dann diesbezüglich schlauer...

Nächstes Mal, im letzten „regulären“ Artikel dieser Making-of-Serie vor Erscheinen von Band 1 der Infininauten, möchte ich darüber schreiben, welche Erfahrungen ich beim Upload der Dateien bei und Auftragserteilung an BoD gemacht habe. Wie ich deren Interface empfand, und ob ich überfordert war oder nicht... Smile

Bis dahin verbleibe ich mit infiniten Grüßen!

Wolfgang 

Kommentare  

#1 Gabriel Adams 2008-07-16 17:46
Illustrationen bei einem Roman sind eine klasse Sache, da geb ich dir hundertprozentig recht. Ein Matthew-Reilly-Roman ohne Skizzen und Karten? Nicht vorstellbar!
Ein paar Probleme hab ich allerdings mit dem von dir vorgestellten Ansatz, dass diese Illustrationen nicht nur ergänzend und helfend, sondern gewissermaßen auch elementar für die Story sind. Ich beziehe mich da auf das Beispiel mit dem weinenden Urgru. Wenn ich so ein Zeichnung sehe, bin ich immer irritiert und wundere mich, was der Zeichner da eigentlich zu Papier gebracht hat, denn schließlich wird eine solche Szene mit keinem Wort im Text erwähnt. Daher finde ich derartige Illus eher störend als hilfreich, und das, was da abgebildet ist, ignoriere ich schlichtweg.
Aber gut, das mag daran liegen, dass ich es einfach nicht gewohnt bin, Romane mit Zeichnungen zu lesen (so lange es sich nicht um Comics und Mangas handelt... :-) )
#2 Wolfgang Trubshaw 2008-07-17 10:24
Interessante Sichtweise. Im konkreten Fall der angesprochenen Szene macht auch der Text allein Sinn in sich. Wenn ein Leser dann also die Illustration "ignorieren" will, ergibt das dennoch Sinn für ihn.
Irgendwann mal möchte ich ein Projekt machen (keine Serie, eher ein abgeschlossener Roman), wo wirklich Unmengen an Zeichnungen drin sind. Ich denke da von der Machart an Urshurak von den Hildebrandt-Brüdern, falls das noch irgendwem was sagt. Als Kind hatte ich mal ein großes Hardcover irgendeines Kleinverlags, in welchem ein Flash Gordon Roman mit Unmengen Originalzeichnungen versehen war. Da war wirklich auf jeder Doppelseite mindestens eine Illustration abgebildet, und das für wohl 250 Seiten lang. Das Buch war einfach nur großartig.
Abgesehen vom Umstand, dass Infininauten für mich "schriftstellerische Fingerübung" ist, sehe ich auch die Illustrationen dazu als regelmäßiges Üben und Verbessern meiner diesbezüglichen Fähigkeiten. Wenn ich es bis vierzig (also noch knapp 9 Jahre) nicht zum bezahlten Autor schaffe, vielleicht ja dann wenigstens zum unbezahlten Illustrator. Oder so...

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