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Schlitzohr trifft auf Schlitzauge - »Ein Schlitzohr außer Rand und Band«

Ein Schlitzohr außer Rand und BandSchlitzohr trifft auf Schlitzauge
»Ein Schlitzohr außer Rand und Band«

Wer in den 1970er und 1980er Jahren aufgewachsen ist, hat vermutlich das europäische Genrekino kennen- und lieben gelernt. Filme mit Louis de Funès, Jean-Paul Belmondo, Bud Spencer und Terence Hill haben ganze Generationen geprägt – bis hin zu den markigen Sprüchen, die in den entsprechenden deutschen Synchronfassungen abgesondert wurden. Das gilt auch für die so genannten „Superbullen“-Filme, die in den Jahren 1976 bis 1984 in Italien mit dem Exil-Kubaner Tomas Milian in der Hauptrolle entstanden.

Ein Schlitzohr außer Rand und BandAngefangen hatte alles mit „Squadra antiscippo“, einem harten Polizeifilm, der in Deutschland unter mehreren Titeln vermarktet wurde, u.a. als „Die Bullen auf den heißen Feuerstühlen“, „Der Superbulle mit der Strickmütze“ oder einfach nur „Die Strickmütze“. Unter dem eigentümlichen Bekleidungsaccessoire verbarg sich Tomas Milian in der Rolle des ehemaligen Gauners und jetzigen Polizeiinspektors Nico Giraldi. Mit „Hippie Nico von der Kripo“ folgte ebenfalls noch 1976 bereits die erste Fortsetzung, bevor 1977 in „Der Superbulle schlägt wieder zu“ dann auch der einprägsame deutsche Spitzname der Figur erfunden wurde. In den überwiegend von Arne Elsholtz erstellten deutschen Blödelsynchros wurde Giraldi übrigens in Tony Marroni umbenannt, ein weiteres Zugeständnis zu der Tatsache, dass die Reihe im Laufe der Jahre immer weniger (harte) kriminalistische Elemente enthielt und sich immer mehr der Slapstick-Komik öffnete. In der Spätphase der Filmserie wurde aus dem „Superbullen“ dann gelegentlich das „Schlitzohr“, wobei der nun erstmals in Deutschland auf DVD und BluRay erschienene achte Film eigentlich passender „Ein Schlitzauge außer Rand und Band“ hätte betitelt werden müssen.

Ein Schlitzohr außer Rand und BandInspektor Nico Giraldi (Tomas Milian) ist gerade dabei, für seine kleine Familie um Frau Angela (Olimpia Di Nardo) und den kleinen Sohnemann Rocky (Alessio Mereo) illegal ein Haus im Grünen zu bauen, als sein bester Kumpel, der Kleinkriminelle Bombolo (Bombolo) mal wieder in Schwierigkeiten gerät. Derzeit arbeitet er als Mädchen für alles in einem Chinarestaurant, in dem Vincenzo (Enzo Cannavale) als Oberkellner fungiert. Der Besitzer (John Chan) ist geschäftlich nach China gereist, und als Vertretung hat er den Mongolen Ciù Ci Ciao (ebenfalls Tomas Milian) angeheuert. Als eines Abends an einem der Restauranttische eine Leiche entdeckt wird, entschließen sich Bombolo und Ciù Ci Ciao dazu, den Verstorbenen in seine Wohnung zurückzubringen. Giraldi übernimmt den Fall und kommt schnell dahinter, was sich tatsächlich zugetragen hat. Der Gast starb an einer Arsenvergiftung, und nun muss Giraldi herausfinden, wer ihm das Gift in den Bambussprossensalat gemischt hat und aus welchem Grund. Außerdem gilt es, seine Freunde vom falschen Verdacht der Mittäterschaft reinzuwaschen.

Man muss die herrlich infantilen „Superbullen“-Filme schon mögen, um an „Ein Schlitzohr außer Rand und Band“ Gefallen zu finden. Das wie üblich von Bruno Corbucci inszenierte Werk gehört zu den späten Filmen der Serie, die ihren Schwerpunkt nun ohnehin bereits sehr deutlich auf alberne Slapstickgags gelegt hatten. Die Sprüche in der deutschen Synchronisation halten sich hier in Grenzen, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass dieser Film für seine deutsche Videopremiere 1988 mit einer Hamburger Synchronisation versehen wurde.

Ein Schlitzohr außer Rand und BandDass Tomas Milian hier aber gleich zwei Rollen verkörpern und dabei dem Affen so richtig Zucker geben darf, macht den Film sicherlich zu einem der gelungensten dieser zweiten Phase. Auch das Mitwirken von Bud Spencers neapolitanischem Kumpel aus den „Plattfuß“-Filmen, Enzo Cannavale, kommt dem Gesamtergebnis zugute.

Die digitale Erstveröffentlichung hierzulande erfolgt als limitiertes Mediabook (in zwei verschiedenen Cover-Varianten à 250 respektive 150 Exemplaren), das eine BluRay, eine DVD und ein 24seitiges Booklet mit einem Hintergrundtext von Christoph N. Kellerbach enthält. Die Bildqualität (Widescreen-Format 1,85:1) ist schlichtweg grandios, mehr hätte man aus dem Ausgangsmaterial wohl nicht herausholen können. Neben einer gestochenen Schärfe überzeugen vor allen Dingen die kräftigen, aber doch natürlichen Farben. Der Ton (Deutsch und Italienisch in Dolby Digital 2.0 Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist ebenfalls nicht zu beanstanden. Neben dem Booklet bietet das Bonusmaterial zwei kleine Interviews mit dem Milian-Biografen Giorgio Navarro (7 und 5 Minuten), eine kleine animierte Bildergalerie sowie den neuen BluRay-Trailer zum Film.

Kommentare  

#1 Cartwing 2021-05-23 13:04
Diese Superbullen Filme sind letzte Woche erst bei Netflix erschienen. Zusammen mit unzähligen anderen italienischen Filmen aus den 60ern und 70ern. Wer es mag...
#2 Frank Brenner 2021-05-23 15:23
zitiere Cartwing:
Diese Superbullen Filme sind letzte Woche erst bei Netflix erschienen. Zusammen mit unzähligen anderen italienischen Filmen aus den 60ern und 70ern. Wer es mag...

Das stimmt, allerdings nur in italienischer Sprachfassung (mit optionalen Untertiteln), was bei diesen Filmen meiner Meinung nach für deutsche Konsumenten nicht wirklich empfehlenswert ist.
#3 Cartwing 2021-05-23 21:17
absolut. Ich würde sogar sagen, das ist völlig sinnfrei, zumal wenn man bedenkt, wieviele gute Filme und Serien da täglich entfernt werden...

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