Heftromane in Comics - Vampira - Das Dorf hinter den Spiegeln
Heftromane in Comics
Vampira - Das Dorf hinter den Spiegeln
Vampira ist eine Heftromanserie, die die Abenteuer der Halbvampirin Lilith Eden erzählt. Die Tochter eines Menschen und einer Vampirin ist auf der Suche nach ihrer Bestimmung, die ein biblisches Ausmaß annimmt.
Manfred Weinland entwickelt den Charakter, dem unterschiedliche Serienkonzepte Pate stehen. Die Namensgleichheit und andere Parallelen zur Comicfigur Vampirella sind unübersehbar. Der Name Vampira kommt in den Romanen zwar nicht vor, aber trotzdem handelt es sich in beiden Fällen um knapp bekleidete Vampirinnen, die in fantastischen Abenteuern Jagd auf ihre Opfer machen. Sex und Gewalt sind lange Zeit im Heftroman nur dosiert vorhanden, will man eine Indizierung einer doch Serie vorbeugen. Lassiter und Jack Slade haben es im Western allerdings vorgemacht: Sex sells. Und so sind die Erotikeinlagen der Vampirin ein markanter Teil des Konzeptes und die Heldin wendet sich dabei ausgiebig beiden Geschlechtern zu. Vampire versprühen in der Literatur schon immer einen gewissen Grad an Erotik, so dass der Teil zumindest stimmig wirkt, auch wenn er mitunter recht plakativ daherkommt.
In den Jahren 1994 bis 1998 schreibt Weinland die Serie im Bastei Verlag unter seinem Pseudonym Adrian Doyle. Die ersten 50 Romane erscheinen als Heftromane und ab der Nummer 51 werden die Geschichten im Taschenheft fortgeführt und mit einer Nummer 1 neu gestartet. Mit der Nummer 60 wird die Serie im Jahr 2000 beendet.
In den Jahren 2000 bis 2003 nimmt sich der Zaubermond der Serie an und führt die Abenteuer Lilith Edens für 17 Hardcover-Bände unter dem Titel „Das Volk der Nacht“ weiter.
Darüber hinaus gibt es Versuche, die Serie in andere Medien zu übertragen. Ab dem Jahr 2006 erscheint eine kurzlebige Hörspielserie, die nach 8 Folgen im Jahr 2006 wieder eingestellt wird. Im Zuge der Adaption von Heftromanen in Comics erscheint im Jahr 2000 ein Vampira-Comic, der zunächst als Mehrteiler in den Nummern 1343 bis 1346 der Comicserie Gespenster Geschichten veröffentlicht wird. Daraufhin erscheint die Story komplett als Softcoveralbum in der Reihe Gespenster Geschichten Extra und als gesondertes Hardcover-Album, das auf 2000 Exemplare limitiert ist. Die Grundlage des Comics sind die Bände 10 (Das Dorf der Toten) und 11 (Hinter den Spiegeln) der Heftromanserie.
Vampira ist eine Serie, die zyklisch erzählt wird. Die Vernichtung des Monsters der Woche sucht man hier vergeblich. Der Comic trägt den Titel „Vampira, der Comic“ was darauf schließen lässt, dass es sich um einen einmaligen Ausflug in die Welt der bunten Bilder handelt. Da fällt die Auswahl nicht leicht, denn man möchte dem Leser eine halbwegs abgeschlossene Geschichte präsentieren, die ihm aber trotzdem den Kern des Serienkonzeptes nahe bringt.
So fällt die Auswahl auf den zugrunde liegenden Zweiteiler, der eine Spiegelweltgeschichte erzählt. Autor Bernd Frenz erzählt nicht einfach nur die Vorlage nach, sondern ergänzt die Handlung um einige Elemente um Liliths Herkunft. Die Geschichte basiert lose auf den beiden Bänden und ist daher streng genommen auch keine Adaption.
Lilith erfährt in einer Konfrontation mit einem Vampir über den Lilienkelch, der eine Verbindung zu ihrer Mutter Creanna aufweist. Ihr Weg führt sie zusammen mit ihrer Freundin Beth in das in Wales gelegene Llandrinwyth. Der Ort aber ist verschwunden und der Lilienkelch erscheint ihr in einem Spiegel. Lilith steigt durch den Spiegel und befindet sich in Llandrinwyth, das in eine Spiegelwelt versetzt wurde. Dort tyrannisiert eine Hexe die Bevölkerung und entführt ein Kind, das sie mit Unterstützung des Lilienkelches in einen Vampir wandelt. Als die Hexe das Kind mit ihrem Namen Creanna anspricht, erkennt Lilith, dass sie der Wandlung ihrer Mutter als Vampirin beiwohnt. Mit den Bewohnern des Dorfes nimmt sie den Kampf gegen die Hexe auf.
Spiegelweltgeschichten kommen in der Literatur zuhauf vor, so dass dieser Teil der Geschichte dem Leser nichts Neues bietet. Bernd Frenz reichert die Geschichte um den Lilienkelch und dem Origin Creannas an und legt eine unterhaltsame Geschichte vor, die über ein Mittelmaß aber nicht hinauskommt. Der Autor übernimmt einige Figuren aus der Romanvorlage und verzettelt sich vor allem in der Mitte der Story mit einigen belanglosen Handlungssträngen. Einige scheinen lediglich als Aufhänger zu dienen, um die Akteure wild miteinander kopulieren zu lassen. Das ist nicht immer spannend und wirkt zuweilen recht plakativ. Überhaupt besticht die Story durch einen hohen Trash-Faktor der aber wohl auch gewollt ist. Zumindest der Anteil an Erotik zeigt, dass sich das Leseverhalten der Menschen mit den Jahren verändert. 30 Jahre zuvor wäre eine Geschichte mit einem derart hohen Anteil an Sexszenen in den Gespenster Geschichten nicht möglich gewesen.
Positiv hervorzuheben sind die Zeichnungen von Bernhard Kolle. Der Künstler startet seine Karriere bei Bastei und zeichnet dort einige Episoden von Tom & Jerry. Bei dem US-Verlag Dark Horse kann er zudem internationale Erfahrungen sammeln und legt nun für Bastei den vorliegenden Band vor. Die Zeichnungen heben sich schon äußerlich von dem Einerlei der Gespenster Geschichten ab. Kolles Zeichnungen sind überaus lebendig und sprühen nur so vor Dynamik. Er hält sich selten an die klassische Panelaufteilung und schafft ein sehenswertes Kleinod.
Einen wesentlichen Anteil an der Klasse der Zeichnungen trägt der Kolorierer Tiko. Er verzichtet auf eine Computerkolorierung, die sich in diesen Jahren immer weiter in der Comiclandschaft durchsetzt. Er koloriert die Seiten mit der Hand, was den Zeichnungen eine ganz eigene Note verpasst.
04/2025
Kommentare
Der Name Bernd Frenz kommt mir bekannt vor.
War das nicht mal ein Maddrax Autor?
Die Blutorks hat er auch geschrieben.